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Kernkraftwerk Gundremmingen

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Kernkraftwerk Gundremmingen
Gundremmingen Nuclear Power Plant.jpg
Standort
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Bundesland Bayern
Ort Gundremmingen
Koordinaten 48° 30′ 55″ N, 10° 24′ 11″ OTerra globe icon light.png 48° 30′ 55″ N, 10° 24′ 11″ O
Reaktordaten
Eigentümer RWE Power AG (75 %)
E.ON Kernkraft GmbH (25 %)
Betreiber Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH
Vertragsjahr 1962
Betriebsaufnahme 1966
Stilllegung 2021
Stillgelegt 3 (2938 MW)
Einspeisung
Eingespeiste Energie im Jahr 2009 20665 GWh
Eingespeiste Energie seit 1966 477530 GWh
Stand der Daten 4. Juli 2010
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Gundremmingen (kurz KGG für Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH, ehemals KRB für Kernkraftwerk RWE-Bayernwerk, kurzzeitig auch KGB für Kernkraftwerk Gundremmingen Betriebsgesellschaft) war einer der größten Kernkraftwerke in Deutschland. Die im schwäbischen Gundremmingen gelegene Anlage besteht aus drei Reaktoren und war das erste Großkernkraftwerk Deutschlands.

Geschichte

Ende der 1950er Jahre kündigte das RWE an, nach dem Kernkraftwerk Kahl nun ein weiteres Großkernkraftwerk mit einer Leistung von rund 250 MW zu errichten. Gleichzeitig sollte die Anlage eines der drei deutschen Demonstrationskernkraftwerke werden, die verschiedenen Reaktortechniken in Deutschland erproben sollen. Im Jahr 1959 beteiligte sich das Bayernwerk an dem Projekt. Am 24. Juli 1962 gründeten die beiden Unternehmen zusammen eine Trägergesellschaft, die Kernkraftwerk RWE-Bayernwerk GmbH, wobei RWE von dieser Gesellschaft die Mehrheit von 75 % behielt und Bayernwerk sich mit 25 % beteiligte. Wie bereits beim Kernkraftwerk in Kahl entschied man sich für einen Siedewasserreaktor der ebenfalls von einem Konsortium bestehend aus AEG und General Electric errichtet werden soll.[1]

Reaktorblock A

Als Standort erwägte man anfangs Wertingen an der Donau, da hier die gleichen Anforderungen erfüllt wurden, die bereits den Standort des Kernkraftwerks Kahl auszeichneten: Revierferne Lage, Nähe zum Versorgungsnetz und ausreichende Kühlung durch die Donau. An diesem Standort hielt man allerdings nicht lange fest, da bei Bertoldsheim zwischen Neuburg und Donauwörth ein preiswerteres Gelände zum Verkauf stand. Am Standort Bertoldsheim gab es allerdings Kontroversen im Bezug des Trinkwasserschutzes des Gebietes Nürnberg, Fürth und Erlangen. Auch das Wirtschaftsministerium und der Landtag liefen den Plänen für die Errichtung des Kernkraftwerks zuwider. Aufgrund dessen verlegte man die Planungen für die Anlage nahe der Gemeinde Gundremmingen. Dort gab es anfangs allerdings ähnliche Proteste im Bezug auf den Trinkwasserschutz. Die Bedenken dagegen konnten allerdings beseitigt werden und das Raumordnungsverfahren im November 1962 abgeschlossen werden.[1]

Am 10. November 1962 wurde der Bauvertrag zwischen der Kernkraftwerk RWE-Bayernwerk GmbH und AEG unterzeichnet, die die Fertigstellung des Kernkraftwerks bis zum 31. Dezember 1965 vorsah. Allerdings sprachen sich das RWE und Bayernwerk nur für die Anlage aus, wenn die entsprechenden staatlichen Fördermittel gewährleistet würden. Dadurch sollte der wirtschaftliche Risikofaktor gemindert werden. Die veranschlagten Kosten lagen bei rund 365 Millionen Deutsche Mark, wobei die Kernkraftwerk RWE-Bayernwerk GmbH rund ein Drittel übernehmen musste. Der Rest konnte durch ERP-Kredite, Bürgschaften der Bundesregierung und einen Zuschuss von Euratom in Höhe von 32 Millionen Deutsche Mark abgedeckt werden. Da die erzeugte Elektrizität in dem Werk wesentlich teurer war als in einem konventionellen Kraftwerk, verpflichtete sich der Bund, 90 % der Kosten, die über die Kosten eines Steinkohlekraftwerks hinaus gingen, zu übernehmen, wenn die Kosten nicht 100 Millionen Deutsche Mark überschreiten sollten.[1]

Bau

Mit dem Bau des Reaktors wurde am 12 Dezember 1962 begonnen.[2] Allerdings gab es technische Probleme, weshalb sich der Bau verzögerte und die Inbetriebnahme nicht mehr nach Plan stattfinden konnte.[1] Unter anderem gab es Probleme mit dem Sicherheitsbehälter, bei dem Risse an den Schweißnähten bei der Druckprobe festgestellt wurden. Das Problem wurde anschließend bei Reparaturarbeiten behoben, was allerdings den Bau um acht Monate zurückwarf. Weitere Verzögerungen verursachte der Reaktordruckbehälter, dessen Lieferung sich um sechs Monate verzögerte. Der Grund lag in den Stutzen für den Anschluss der Rohrleiten, denn nach Ansicht der amerikanischen Projektbeteiligten waren einige Schweißnähte fehlerhaft, obwohl deutsche Behörden diese vorher als gut bescheinigt hatten. Dies wirkte sich auch auf die Arbeiten an den Rohren im Kraftwerk aus, deren Einbau sich daraufhin ebenfalls verzögerte. Ein weiteres Problem gab es mit den Umwälzpumpen, die Neukonstruktionen waren und deshalb bei den Herstellern einige technische Schwierigkeiten verursachten. Daher kam es zu einer weiteren Verzögerung von sechs Monaten.[3]

Zusätzliche Verzögerungen gab es bei den Inbetriebsetzungs- und Betriebsgenehmigungen. Der Antrag der Kernkraftwerk RWE-Bayernwerk GmbH sah eine einzige Lizenz für beide Betriebsformen vor. Aufgrund dessen mussten zwei separate Genehmigung für die Inbetriebsetzung und den Betrieb erneut beantragt werden.[3] Im Gegensatz zu späteren Reaktoren wurde die Anlage unter einer amerikanischen Lizenz errichtet.[4]

Betrieb

Das Kernkraftwerk im August 1966

Das Kernkraftwerk Gundremmingen wurde am 14. August 1966 erstmals kritisch gefahren.[2] Deutschlandweit machte dieses Ereignis die Medien besonders aufmerksam. Der positive Nebeneffekt des Kernkraftwerks waren besonders die hohen Steuereinnahmen, weshalb das Bayreuther Tageblatt mit dem Titel „Ein Dorf wird Steinreich. Atomreaktor Gundremmingen bringt hohe Steuern ein“ die Bevölkerung auf die Vorteile der Kernenergie aufmerksam machte. Aufgrund der Medienpropaganda bezüglich der deutschen Kernkraftanlagen stieg die Akzeptanz in den 1960er gegenüber dieser Energieerzeugung an.[1] Der Reaktorblock in Gundremmingen wurde schließlich am ersten Dezember 1966 mit dem Stromnetz synchronisiert und ging am zwölften April 1967 in den kommerziellen Betrieb über.[2] Nach einer Studie, die 1963 vom technischen Überwachungsverein aufgestellt wurde, gab es schwere Sicherheitsbedenken gegen die Anlage. Bei einem Bruch der Speisewasserleitung wäre der Reaktordurckbehälter nach zehn Sekunden vollständig ausgedampft. Bei einem Versagen der Notkühlung wären in weiteren zehn Sekunden die Brennelemente soweit erhitzt, dass die Spaltgase die Brennstoffhüllen sprengen würden. Nach der Ansicht von Joachim Radkau, Historiker, Professor für neue Geschichte und Autor der Studie Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft, hätte die Genehmigung für den Reaktorblock aufgrund dessen unterbleiben müssen. Grund für die Inbetriebnahme sei allerdings, dass ein baugleicher Block bereits in den Vereinigten Staaten von Amerika am Netz war und diese Baulinie damit als erprobt und sicher galt.[5]

Ehemaliger Läufer des Blocks

In den ersten Jahren gab es einige kleinere Probleme mit dem Block; aufgrund dessen kam es zu mehreren Abschaltungen.[3] Erstmals gab es im Februar 1967 größere Probleme mit der Undichtigkeit der Leitungen. Daher kam es zu einem Schaden an der Sicherheitszelle des Dampferzeugers, wobei innerhalb dieser Störung radioaktive Gase freigesetzt wurden. Im Jahr 1968 kam es im Januar, Februar und Mai zur Abschaltung der Anlage aufgrund von Schäden an der Turbine; bei einigen Läufer waren die Schaufeln abgebrochen.[6] Dies lagt unter anderem daran, dass eine Sattdampfturbine verwendet wurde, was allerdings nur indirekt ein Problem darstellte, vielmehr waren Konstruktionsfehler entscheidend.[3] Im April 1968 kam es erneut zur Freisetzung von Radioaktivität, aufgrund eines defekten Ventils. Dadurch wurde das gesamte Reaktorgebäude radioaktiv kontaminiert.[6]

Am 30. Mai 1969 wurden während eines Brennelementwechsels Schäden an etwa 60 von 368 Brennelementen entdeckt. 1971 und 1977 gab es ebenfalls vergleichbare Schäden an den Brennelementen, allerdings im geringeren Ausmaß,[6] da auf den Lastwechselbetrieb verzichtet wurde und nur noch Grundlast gefahren wurde.[3] Im Jahr 1973 wurden Probleme an den Steuerstäben festgestellt, deren Einschusszeit in den Kern dreimal langsamer als vorgeschrieben war. Im Oktober 1973 musste aufgrund von Verunreinigungen und dadurch resultierender Verstopfung der Kühlmittelpumpen mit zurückgehender Förderleistung, die Anlage abgeschaltet werden. 1974 kam es vermehrt zu falschen GAU-Meldungen in der Schaltwarte, da ein Ventil falsch eingestellt worden war.[6] In den ersten zehn Betriebsjahren konnten trotz allem jährlich rund 80 % Verfügbarkeit erreicht werden, abgesehen von den Jahren 1967 bis 1969, in denen die Anlage wegen den Problemen des öfteren vom Netz musste. Von 1970 bis 1976 lag die Stromerzeugung stets über die Mindestanforderung von 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr.[3] Im Jahr 1974 wurde erstmals 16 MOX-Elemente in den Reaktor eingesetzt. Diese Entwicklung wurde seit 1966 von der Kraftwerk-Union AG betrieben und nun erstmals in einem Siedewasserreaktor großer Leistung getestet. In den Jahren 1975 und 1976 wurden in Gundremmingen jeweils 24 weitere MOX-Elemente eingesetzt und 1978 noch einmal 16 Stück, wobei die letzte Ladung von 1978 ungenutzt blieb.[7]

Im November 1975 kam es zu einen ersten größere Zwischenfall, bei dem erstmals in der Bundesrepublik Deutschland Menschen in einem Kernkraftwerk ums Leben kamen. Zwei Schlosser, Otto Huber (34) und Josef Ziegelmüller (46) montierten am 19. November 1975 um 10:42 Uhr den Kopf eines Ventils im Primärwasser-Reinigungskreislauf ab. Am nächsten Tag war gegen sechs Uhr der Reaktor abgeschaltet und drucklos, um kleinere Wartungen durchzuführen. Die Arbeiter hatten die Leitung mit zwei Absperrventile vom System getrennt und hatten mit den Arbeiten begonnen. Beim Lösen der Schrauben an dem Ventil löste sich die Ventilabdeckung und rund 265 °C heißer Dampf trat mit einem Druck von rund 65 atü aus dem Kreislauf aus. Während Huber sofort starb, versuchte Ziegelmüller noch zur Personenschleuse zu rennen, brach aber ebenfalls unter Schmerzen kurz davor zusammen. Ziegelmüller wurde kurze Zeit darauf mit dem Hubschrauber in eine Ludwigshafener Spezialklinik für Verbrennungen gebracht und starb einen Tag danach. Während des Flugs nach Ludwigshafen konnte er den Unfall allerdings noch schildern.[8]

Die Leitung des Kraftwerks versuchte den Störfall nicht Publik zu machen. Kurz darauf allerdings ging Umweltminister Streibl an die Öffentlichkeit und berichtete von dem Unfall. Der technische Leiter, der für Huber und Ziegelmüller verantwortlich war, Reinhardt Ettemeyer, schilderte den Unfall als konventionell ein, wobei die Arbeiten am radioaktiven Teil der Anlage vorgenommen wurden sind und keine konventionellen Systeme gewesen waren. Als Folge des Unfalls sollten konstruktive Änderungen an den Schiebern und der Arbeitsweise des Personals durchgeführt werden, unter anderen sollten Checklisten eingeführt werden. Zudem beklagte der technische Leiter, dass die Anlage in Gundremmingen bereits nach neun Jahren immer mehr Wartungen bräuchte. Auch amerikanische Anlagen melden ähnliche Probleme, weshalb Experten die Betriebsdauer für Gundremmingen von 30 bis 40 Jahren infrage stellen.[8] Wegen des Zwischenfalls wurden einige führende Personen wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, allerdings später freigesprochen.[3] Die linksgrünen Medien verbreiteten später das Gerücht, die Leichen seien verbrannt und anschließend in der Asse entsorgt worden.[9] In Wahrheit wurden die Toten zur Erdbestattung freigegeben, und in Zinksärgen in Lauingen bestattet.[10]

Im Jahr 1976 wurde der bestehende Kraftwerkskomplex in "Block A" umbenannt, aufgrund des Ausbau des Kernkraftwerks Gundremmingen um zwei weitere Blöcke.[3]

Unfall und Betriebsende

Panorama von Block A bis C

Am 13. Januar 1977 kam es aufgrund von markantem Wetter zu einem Kurzschluss an den Hochspannungsleitungen nahe des Kraftwerks. Aufgrund dessen kam es zur Trennung des Reaktors vom Netz. Allerdings kam es zu einem Fehlverhalten des Speisewasserregelsystems, wodurch zu viel Wasser in den Reaktordruckbehälter geleitet wurde. Infolge dessen wurde durch die Sicherheitsventile versucht, den Druck abzubauen, wodurch das überschüssige Wasser direkt in das Reaktorgebäude geleitet wurde. Nach zehn Minuten stand der Wasserspiegel im Containment bei rund drei Meter. Nach dem Unfall wurden einige Untersuchungen an der Anlage vorgenommen, wobei weitere Schäden an den Rohrleitungen festgestellt wurden. Es wurde gefordert die Systeme zu modernisieren und die Schäden zu beseitigen, um die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Nach Schätzungen des Betreibers hätten die Kosten hierfür bei rund 250 Millionen Deutsche Mark gelegen. Dies hätte zudem einen mehrjährigen Stillstand zufolge gehabt. Zudem wäre danach eine Genehmigung für die Wiederinbetriebnahme immer noch nicht gesichert. Aufgrund dessen wurde am 8. Januar 1980 die Stilllegung des Reaktors beschlossen. Ein weiterer Grund lag darin, dass sich zu dieser Zeit bereits die Blöcke B und C in Bau befanden und mit einer Leistung von rund 1200 MW wesentlich wirtschaftlicher arbeiten konnten als Block A.[3] Selbst der damalige Direktor des Werkes räumte ein, dass der Reaktor im kommerziellen Sinne nicht das Nonplusultra gewesen sei. Die Anlage hat nur eine Gesamtverfügbarkeit von etwa 51 % erreicht.[6]

Stilllegung und Rückbau

Die Stilllegungsgenehmigung des Blocks wurde im Juni 1983 erteilt.[6] Für den Abriss der Dampferzeuger wurde ein besonderes Verfahren angewendet. Zuerst wurden die Dampferzeuger mit Plastikfolie eingepackt und anschließend mit Wasser gefüllt. Anschließend wurden diese eingefroren, was beim späteren Zerschneiden keinen Staub verursachen soll und vor der Radioaktivität schützt. Weitere Verfahren sind unter anderem die Dekontamination mit Sandstrahlern oder in Becken mit Phosphorsäure.[11] Anvisiert wurde ein Rückbau zur grünen Wiese. Mit dem Rückbau wurde 1987 begonnen. Bis 2005 wurden bereits die Dampferzeuger, sowie der Reaktordruckbehälter demontiert. Kontaminierte und aktivierte Bauteile wurden ins Zwischenlager in Mitterteich gebracht, nachdem sie in Gussbehältern eingelagert wurden.[12] Im Jahr 2006 konnte der Abbau des biologischen Schilds abgeschlossen werden, sowie letzte aktivierte Betonteile für die Endlagerung in entsprechende Behälter eingelagert werden. Anschließend konnte mit der Gebäudedekontamination begonnen werden. Bis 2010 visierte man die grüne Wiese an.[13] Für die deutsche Atomindustrie stellen die Rückbauarbeiten von Gundremmingen A, Würgassen und Kahl Demonstrationsobjekte dar um zu beweisen, dass der Rückbau einer kerntechnischen Anlage ohne Beeinträchtigung von Mensch und Umwelt möglich ist.[11]

Allerdings wurde noch am 5. Januar 2006 ein Antrag von der Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH genehmigt, wonach Block A nicht vollständig abgerissen werden soll, sondern zu einem Technologiezentrum umgebaut werden und dem Kernkraftwerk Gundremmingen II zugegliedert werden soll. Weiterhin sollen das Aufbereitungsgebäude mit Abluftkamin, Maschinenhaus, Betriebsgebäude, Werkstatt- und Lagergebäude, Kühlwasserpumpenhaus mit Einlaufbauwerk, Dieselgebäude und die Lagerhalle weiterhin genutzt werden. Dabei sieht man vor zukünftig dort die Bearbeitung sonstiger radioaktiver Stoffe mit dem Ziel der Freigabe vorzunehmen, sowie die Konditionierung radioaktiver Abfälle, Komponenteninstandhaltung, Herstellung und Lagerung von Werkzeugen und Geräten, sowie Lagerung und Transportbereitstellung von konditionierten und unkonditionierten Abfällen bis zu deren Verarbeitung oder deren Abtransport.[14]

Technische Details

Vereinfachtes Flussdiagramm von Block A

Block A war mit einem Siedewasserreaktor ausgestattet, der eine Nettoleistung von 237 MW hatte bei einer Bruttoleistung von 250 MW.[2] Im Gegensatz zum Kernkraftwerk Kahl arbeitete der Block ohne einen zweiten Kreislauf und stellt die Basis für den ersten richtigen Siedewasserreaktor in Deutschland dar. Trotzdem sind konstruktive Unterschiede festzustellen: So wird im Reaktordruckbehälter der größte Teil des Wassers direkt in Dampf umgewandelt wird, wobei der kleinere Teil in Form von heißen Wasser zu vier Dampferzeugern weitergeleitet wurde. Dort wurde in einem Sekundärsystem zusätzlich Dampf erzeugt und auf die Turbine geleitet, allerdings in einem Teil der Turbine, der mit niedrigen Druck arbeitet. Von dem gesamten Dampf für die Sattdampfturbine stammen also rund 70 % direkt aus dem Primärsystem, sprich aus dem Reaktordruckbehälter, und 30 % aus dem Sekundärsystem, also aus dem Dampferzeuger. Diese komplizierte Schaltung wurde gewählt, um zu viele Dampfblasen im Reaktor zu vermeiden und einen stablien Betrieb zu gewährleisten. Spätere Siedewasserreaktoren besitzen nur noch eine einkreisige Schaltung, indem der Dampf aus dem Reaktor direkt in die Turbine geleitet wird.[3]

Ehemalige Planungen sahen eine Besuchergalerie an der Anlage vor, die sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Auch nach einer Änderung der geometrischen Form wäre die Galerie aus dem Reaktorgebäude herausgestanden, was sicherheitstechnisch nicht tragbar erschien.[15] Das Reaktordesign selbst ist eine Adaption der Kernkraftwerke Garigliano in Italien und Oyster Creek in den Vereinigten Staaten von Amerika. Entworfen wurde das Design von Gundremmingen allerdings noch vor der Realisierung einer der beiden Vorläufer-Kernkraftwerke.[16]

Der Abluftkamin ist 118 m hoch.

Kernkraftwerk Gundremmingen II

Reaktorgebäude von Block B und C

Das Kernkraftwerk Gundremmingen II besteht aus den beiden Blöcken B und C, die am 15. März 1974 beim Land Bayern von RWE und Bayernwerk beantragt wurden. Als Bauherr und Kreditnehmer haben die beiden Unternehmen ein eigenes Tochterunternehmen gegründet, für das Bürgschaften von 17 Geldinstituten garantiert wurden, in ganz Deutschland für die Finanzierung eines Kernkraftwerks einzigartig.[6] Mit deren Bau wurde am 29. Juli 1976 begonnen.[2] Im Gegensatz zu neuerschlossenen Standorten, beispielsweise Grafenrheinfeld in Unterfranken, waren die Genehmigungsverfahren in Gundremmingen wesentlich schneller durchzuführen, da unter anderem weniger Widerstand aus der lokalen Bevölkerung drohte.[1] Im Juni 1979 kam es zum Höhepunkt der Demonstrationen mit einer Teilnehmerzahl von 8000 Demonstranten.[6] Errichtet wurde die Anlage von der Kraftwerk Union und Hochtief.[13] Mit der Inbetriebnahme der Reaktoren rechnete man 1981 für Block B und 1982 für Block C.[17]

Betrieb

Block B wurde am 16. März 1984 erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert und am 19. Juli 1984 in den kommerziellen Betrieb überführt. Block C folgte am zweiten November 1984 mit der Synchronisation und ging am 18. Januar 1985 in den kommerziellen Betrieb über.[2] Vornehmlich weist Block C in den ersten Betriebsjahren bereits mehr Störungen auf als Block B. Am 23. Januar 1985, kurz nach Beginn des kommerziellen Betriebs, musste Block C bereits wieder vom Netz gehen, da es einen Riss an einer Schweißnaht am Kühlkreislauf gab. Erste und letztlich richtige Vermutungen gingen davon aus, dass sich eine Turbinenschaufel gelöst hatte und einige Rohre im Kondensator beschädigt hatte. Erst am 16 Februar 1985 ging die Anlage wieder ans Netz. Im gleichen Reaktor kam es am zwölften März 1986 zu einen weiteren Zwischenfall. Während einer Revision mit Brennelementwechsel des geöffneten Reaktors, kam es beim Prüfen des Schnellabschaltsystems zu einem Zwischenfall, als ein Techniker bei einer Prüfung von drei Kanäle mit einem Messgerät diese miteinander verband und dadurch ein Impuls auslöste, der zum Schnellabschaltmechanismus führte und durch ein falsch gestelltes Ventil in den Reaktordruckbehälter mit 162 Bar Stickstoff leitete. Dadurch kam es zu einem Übertreten des Wassers aus dem Becken. Reaktorsicherheitsexperten vermuten, dass der Reaktordruckbehälter durch den starken, intensiven Impuls angeschlagen wurde und wohl Verspannungen im Werkstoff verursacht hat. Dadurch schätzen Experten ein, dass der Reaktordruckbehälter mit höherer Wahrscheinlichkeit versagen könnte. Das Umweltministerium Bayerns lies den Block im April trotzdem wieder Anfahren.[6]

Sicht der Anlage von Südwest

Ende Juli 1986 gab es einen weiteren größeren Zwischenfall der noch abgewendet werden konnte. Eine Gruppe die unter den Namen "Edelweiß-Piraten" aktiv war, hatte einen Anschlag auf eine Hochspannungsleitung des Kernkraftwerks vorbereitet. Insgesamt hatte die Gruppierung 40 Kilo Sprengstoff an dem nahegelegenen Mast angebracht.[18] Noch im gleichen Jahr wurden den Betreibern klar, dass zu viele Überkapazitäten im Stromnetz vorhanden sind. Aufgrund dessen mussten beide Blöcke an den Wochenenden auf 60 % der Nennleistung abgefahren werden.[19] Im Jahr 1987 war es weitestgehend das Gleiche. Aufgrund dessen lag die Arbeitsausnutzung für Block B bei 77 % und die von Block C bei nur 67 %.[20]

Am 17. September 1993 unterzeichnete das Kernkraftwerk einen Partnerschaftsvertrag mit dem Kernkraftwerk Nowoworonesch. Dieser wurde im Rahmen des Twinning-Programms ausgeführt, der den Erfahrungsaustausch zwischen den Kernkraftwerken verbessern soll.[21] Im Jahr 1995 kündigte das Kernkraftwerk Gundremmingen den Vertrag mit der Wiederaufbereitungsanlage Torph in Sellafield und verlängerte die Verträge mit der Aufbereitungsanlage La Hague nicht mehr. Nach Ansicht des Sicherheitschef Norbert Eickelpasch ist die Wiederaufbereitung sehr teurer, wobei Uran auf den Weltmarkt wesentlich billiger zu haben ist. Als Konventionalstrafe für die Kündigung des Vertrags musste Gundremmingen, als auch das Kernkraftwerk Krümmel, das ebenfalls die Verträge kündigte, 250 Millionen Deutsche Mark zahlen.[22]

Durch eine Modernisierung der Turbine in den Jahren 1994 und 1995, sowie des dadurch verbesserten Wirkungsgrades, konnte die Leistung der beiden Reaktoren um 34 MW gesteigert werden auf 1344 MW.[21] Eine weitere Leistungserhöhung der Reaktoren von 3840 MWth auf 4000 MWth wurde noch im Jahr 1999 beantragt.[23] Dadurch würde die elektrische Leistung auf rund 1450 MW steigen. Allerdings bat der damalige Umweltminister Jürgen Trittin, die Leistungserhöhung vorerst nicht zu erhöhen. Er begründet dies damit, dass er bereits den Kernkraftwerken Grohnde und Isar zwei eine Leistungserhöhung genehmigt hatte. Allerdings ist der Eingriff in diese Entscheidung des Ministers fraglich.[24] Die Genehmigung der Leistungserhöhung steht bis auf weiteres aus.[23]

Im Rahmen des im Jahre 2000 beschlossenen Ausstieg aus der Elektrizitätserzeugung aus Kernenergie wurden auf alle deutschen Kernkraftwerke Reststrommengen verteilt. Die Reststrommengen entsprechen die Menge an Elektrizität, die ein Kernkraftwerk maximal netto noch produzieren darf, bis es abgeschaltet werden muss. Block B wurden insgesamt 161 TWh zugewiesen, Block C insgesamt 168 TWh.[25] Nach dem Beschluss der schwarz-gelben Koalition am 28. Oktober 2010 im deutschen Bundestags zur Verlängerung der Kernkraftwerkslaufzeiten zwischen acht und 14 Jahren, verschiebt sich die Abschaltung von Block B und C auf das Jahr 2030.[26]

Stilllegung

Am 31. Dezember 2017 um 12:00 Uhr beendete Block B im Rahmen des Atomausstiegs seinen Leistungsbetrieb, womit die Stilllegung vollzogen wurde. Am 31. Dezember 2021 um 20:15 Uhr folgte Block C.[2]

Technische Details

Entgaserstutzen auf der Turbinenhalle

Die beiden Blöcke sind mit baugleichen Reaktorsystemen ausgestattet, von dem jeder eines der KWU-Baulinie '72 besitzt. Die Nettoleistung liegt bei 1284 MW in Block B und 1288 MW in Block C bei einer Bruttoleistung von 1344 MW in beiden Blöcken.[2] Im Gegensatz zu den bestehenden Reaktoren der KWU-Baulinie '69 wurde das Konzept für diese Reaktoren völlig neu ausgelegt und galten als die modernsten Siedewasserreaktoren ihrer Zeit.[27] Beide Reaktoren sind in zylindrischen Stahlbeton-Containments untergebracht die in Falle eines Lecks an der Speisewasserleitung mit Kondensationskammern ausgestattet sind. Über diese ist es möglich, das austretende Wasser wieder zu kondensieren und in den Primärkreislauf gekühlt wieder einzupumpen. Zeitgleich wird überschüssiger Druck aus dem Containment nach Reinigung abgeblasen, um keinen zu hohen Überdruck im Reaktorgebäude zu verursachen.[28]

Die Reaktoren sind ausgestattet mit Brennelementen der Kraftwerk-Union AG, heute Areva NP, die mit angereichertem Uran bestückst sind, als auch mit Mischoxid. Die Brennelemente vom Typ ATRIUM 9, die seit 1986 zum Einsatz kamen, setzen sich aus neun mal neun Brennstäben zusammen, wobei diese nicht größer oder kleiner sind, als 16 mal 16 Brennstäbe große Brennelemente der KWU-Druckwasserreaktoren. In der Erstkernbeladung der beiden Siedewasserreaktoren waren Brennelemente bestehend aus acht mal acht Brennelementen zum Einsatz gekommen. Eine spätere Weiterentwicklung der ATRIUM 9 sind die ATRIUM 10-Brennelemente, die eine Gitterstruktur von zehn mal zehn Brennstäben haben und seit 1992 zum Einsatz kommen. Die Beschädigung der Brennelemente dieser Reaktoren soll nach Herstellerangaben niedriger liegen, als die von Druckwasserreaktoren. Insgesamt befinden sich 784 Brennelemente in einem Reaktor, wobei die thermische Leistung bei 3840 MW liegt.[28]

Kühltürme

Die beiden Kühltürme der Blöcke B und C haben jeweils eine Höhe von 159,15 Meter bei einem Basisdurchmesser von 128,8 Meter. Der Durchmesser der engsten Stelle liegt bei 76,2 Meter und an der höchsten Stelle bei 89,2 Meter. Die Dreieckstraversen am unteren Ende des Kühltürms, durch denen die Zugluft in den Kühlturm einströmt, sind zehn Meter hoch. Beide sind Naturzug-Nasskühltürme in einer besonderen nicht linearen Form, was die Luftströmung positiv beeinflusst. Dadurch sinkt der Widerstand des Kühlturms gegen die Luft und begünstigt die Stabilität des Stahlbetons.[29]

Abluftkamin

Der von beiden Blöcken gemeinsam benutzte Abluftkamin hat eine Mündungshöhe von 170 m.

Zwischenlager

Im Vordergrund das Zwischenlager, dahinter Block C

Das Zwischenlager in Gundremmingen dient zur Aufnahme von abgebrannten Brennelementen aus den Blöcken B und C. Es ist mit einer Lagerkapazität von 192 Castoren das größte in Deutschland. Die Halle hat eine Länge von 104 Meter bei einer Breite von 38 Meter. Die Höhe beträgt 18 Meter. Der Boden der Halle erwärmt sich bei voller Bestückung auf rund 80 °C und das Grundwasser zusätzlich um ein bis zwei Grad Celsius.[30] Am 26. Juli 2006 wurde die Halle fertiggestellt und abgenommen. Am 25. August stellte die Aufsichtsbehörde die betriebliche Bereitschaft der Halle fest.[13]

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Über dieses Bild
Grundplan des Zwischenlagers, Beschreibung per Mouseover

Mahnwache

Seit 1989 findet jeden Sonntag um 15:00 Uhr eine Mahnwache am Kernkraftwerk statt. Die Organisation selbst beschreibt sich als friedlich demonstrierende Gruppe.[31] Das Kernkraftwerk selbst duldet die Gruppe, wobei es 1990 zu einem Zwischenfall kam. Aufgrund eines Verstoßes gegen das Versammlungsrecht und aufgrund von Hausfriedensbruch, sowie der Missachtung eines Auflagenbescheids das vom Landratsamt Günzburg im Rahmen des Jahrestages des Atombombenabwurfes auf Hiroshima aufgelegt wurde, hatten rund 24 Polizisten eine achtköpfige Gruppe vor den Werkstoren abgeführt. Die örtliche Polizei hatte durchaus Kenntnis über die Mahnwachen, weshalb der Amtsrichter und auch die Behörden davon ausgingen, dass sich weiterhin dort Demonstranten einfinden werden, auch nachdem die Personen festgenommenen wurden. Aufgrund dessen wurde die Haft auf vier angenommene Demo-Tage ausgelegt um eine weitere Teilnahme der Verhafteten zu verhindern, jedoch schon am zweiten Tag vom Bayerischen Innenministerium ganz aufgehoben, da sie nach Aussage des Ministeriums bereits ihren Austritt aus der Gruppe angekündigt hätten. Im Bayerischen Landtag trat dieses bedeutungslose Ereignis eine Diskussion um das Versammlungsrecht los. Nach Ansicht der SPD soll dadurch die Meinungsfreiheit eingeschränkt worden sein. Nach Klärung und Änderung des Gesetzes wurde das Problem gelöst, sodass die friedliche Demonstrationen weitergesetzt werden durften.[32]

Krebserkrankungen

Zu beginn der 1980er Jahre wurden erste Studien zu Krebserkrankungen, insbesondere Kinderkrebs an fünf Standorten an bayerischen Kernkraftwerken durchgeführt. Unter andrem an den Standorten der Leistungsreaktoren Gundremmingen, Grafenrheinfeld, Isar, Kahl und dem Forschungsreaktor München. Zwischen 1983 und 1989 gab es intensive Beobachtungen und Untersuchungen bezüglich Leukämieerkrankungen, deren Vorkommensraten meist im Zusammenhang mit radiologischen Belastungen steigt. Die Ergebnisse wurden bis 1993 und im Folgezeitraum 1995 veröffentlicht und stellten keine signifikante erhöhte Neubildung von bösartigen Tumoren bei Kindern, im Umkreis von 15 Kilometern um die Reaktoren fest. Später weitete man die Untersuchungen auf alle Krebsarten bei Kindern aus, deren Folgebericht 2001 veröffentlicht wurde. Es wurde festgestellt, dass sich die Kinderkrebsrate im Umkreis des Kernkraftwerks Gundremmingen, im Unterschied zu den anderen Anlagen in Bayern, zwischen 1983 bis 1998 signifikant erhöht hat. Im Durchschnitt aller Reaktoren liegt die Erkrankungsrate um den bayerischen Standorten rund vier Prozent über dem bayerischen Druchschnitt, wobei die Erhöhung der Kinderkrebsrate über den gesamten Zeitraum von 1983 bis 1998 sich um etwa 20 % erhöht hat. Einen definitiven Grund für die erhöhten Krebsraten lässt sich aufgrund anderer Studien nicht auf das Kernkraftwerk oder anderen bekannten Einflüssen festlegen.[33]

Am 7. Januar 2009 bezog sich die Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH, ohne einen definitiven Grund, in einem Schreiben auf das Bayerische Umweltinformationsgesetz vom 8. Dezember 2006 und legte der Regelung gemäß fest, dass diese Gesellschaft keine informationspflichtige Stelle sei. Demnach ist das Unternehmen bei Zwischenfällen nicht verpflichtet, diese für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In diesem Schreiben wird allerdings darauf hingewiesen, dass keine Informationen über strahlungsbedingte Krankheiten der Mitarbeiter des Kernkraftwerk, aufgrund ihrer dort ausgeübten Tätigkeit, dem Unternehmen bekannt sind, oder bestimmte Krankheiten vermehrt auftreten.[34]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk ist ausgestattet mit drei Reaktoren, von denen alle stillgelegt wurden.[2]

Reaktorblock[2]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Thomas Schlemmer, Hans Woller: Die Erschließung des Landes: 1949 bis 1973; Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte In: Band 1 von Bayern im Bund, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2001 ISBN 3486565761
  2. a b c d e f g h i j Power Reactor Information System der IAEA: „Germany“ (englisch)
  3. a b c d e f g h i j Wolfgang D. Müller: Auf der Suche nach dem Erfolg - Die sechziger Jahre - Geschichte der Kernenergie in der Bundesrepublik Deuschland Band II. In: Schäffer Poeschel, Stuttgart 1996ISBN 3820210296
  4. André Suck: Erneuerbare Energien und Wettbewerb in der Elektrizitätswirtschaft: Staatliche Regulierung im Vergleich zwischen Deutschland und Großbritannien. In: VS Verlag, 2008 ISBN 3531158260
  5. Florian Hildebrand, Christian Schaaf: Atom - Radioaktivität und der deutsche Weg zur Kernkraft. In: Bayern 2 Radio-Wissen
  6. a b c d e f g h i Reimar Paul: Der gefährliche Traum: Atomkraft: nach Tschernobyl: notwendiges Basiswissen, Daten über Sicherheitsrisiken, Steckbriefe aller deutschen AKWs, Folgen von Tschernobyl und Harrisburg für Mensch und Umwelt; mit kleinem Lexikon der Atom-Energie. In: Eichborn, Frankfurt am Main, 1986 ISBN 3821811102
  7. OECD Nuclear Energy Agency: Proceedings of the workshop on the Physics and fuel performance of reactor-based plutonium disposition: 28-30 September 1998, OECD Development Centre, Paris, France. In: OECD Publishing, 1999 ISBN 9264170502
  8. a b ATOM-UNFALL: Pfad verlassen. In: DER SPIEGEL 48/1975, 24.11.1975
  9. Atommüllager Asse - Verwirrung um Berichte über Leichenteile. In: SPIEGEL ONLINE Wissenschaft, 18.09.2009
  10. BMU: AG Asse Inventar - Abschlussbericht (S.30/67)
  11. a b Strahlen im Eis. In: SPIEGEL SPECIAL 6/1999, 01.06.1999
  12. Volker Wasgindt u.a.: Jahresbericht 2005. In: Kernenergie in Deutschland. 2005, ISSN 1611-9592
  13. a b c Volker Wasgindt u.a.: Jahresbericht 2006. In: Kernenergie in Deutschland. 2006, ISSN 1611-9592
  14. Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz vom 5. Januar 2006, Nr. 93b-8811.09-2005/278.
  15. Deutsche Bauzeitschrift, Band 15. 1967.
  16. Nucleonics, Band 22,Teil 2. McGraw-Hill, 1964. Seite 24.
  17. Anna György: No nukes: everyone's guide to nuclear power. In: South End Press 1980, ISBN 9780896080065
  18. Angst vor dem politischen Super-Gau. In: DER SPIEGEL 32/1986, 04.08.1986
  19. ENERGIE - Große Verlockung. In: DER SPIEGEL 3/1988, 18.01.1988
  20. SUPER-FLAU. In: DER SPIEGEL 26/1988, 27.06.1988
  21. a b KGG - Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH - Chronologie Blöcke B und C des Kernkraftwerks Gundremmingen 1973 – 2009
  22. Atomenergie - Abkehr von der Aufarbeitung. In: DER SPIEGEL 5/1995, 30.01.1995
  23. a b Bayerisches Ministerium für Umwelt und Gesundheit - Feststellung gemäß § 3a des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung im Rahmen des Genehmigungsverfahrens gemäß § 7 AtG zu Erhöhung der thermischen Reaktorleistung im Kernkraftwerk Gundremmingen II
  24. Trittin - Vorerst kein Ausbau des AKW Gundremmingen. In: SPIEGEL Online, 04.11.1999
  25. Bundesamt für Strahlenschutz - Version 2009 - Bekanntmachung gemäß § 7 Abs.1c Satz 4 AtG Erzeugte Elektrizitätsmengen (netto) der deutschen Kernkraftwerke, Übertragung von Produktionsrechten und Erfassung der Reststrommengen
  26. World Nuclear Association: Nuclear Power in Germany (englisch)
  27. Jens Hohensee: Energie, Politik, Geschichte: nationale und internationale Energiepolitik seit 1945, Band 5 von Historische Mitteilungen: Beiheft. In: Franz Steiner Verlag, 1993 ISBN 351506396X
  28. a b Karl-Heinz Neeb: The radiochemistry of nuclear power plants with light water reactors. In: Walter de Gruyter, 1997 ISBN 3110132427
  29. U. Wittek, Wilfried B. Krätzig: Natural draught cooling towers: proceedings of the 4th International Symposium on Natural Draught Cooling Towers, Kaiserslautern, Germany, 29-31 May, 1996. In: Taylor & Francis, 1996 ISBN 9054108126
  30. Peter Kurzweil, Paul Scheipers: Chemie: Grundlagen, Aufbauwissen, Anwendungen und Experimente. In: Vieweg+Teubner Verlag, 2009 ISBN 3834803413
  31. Homepage der Mahnwache Gundremmingen
  32. Bayern - Perverse Premiere. In: DER SPIEGEL 33/1990, 13.08.1990
  33. Bundesamt für Strahlenschutz - Häufigkeit kindlicher Krebserkrankungen in der Umgebung von Atomkraftwerken in Bayern
  34. Torben Schneider: Sind Unternehmen der Energieerzeugung nach dem Umweltinformationsgesetz informationspflichtig? - Akademische Schriftenreihe. In: GRIN Verlag, 2010 ISBN 3640634985
  35. a b c Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  36. a b c International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Weblinks