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Kernkraftwerk Greenwood

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Kernkraftwerk Greenwood
ORNL Greenwood site plan.png
Standort
Land Flag of the United States.svg Vereinigte Staaten
Bundesstaat Michigan
Ort Fargo
Koordinaten 43° 6′ 45″ N, 82° 41′ 51″ WTerra globe icon light.png 43° 6′ 45″ N, 82° 41′ 51″ W
Reaktordaten
Eigentümer Detroit Edison Co.
Betreiber Detroit Edison Co.
Planungen storniert 1980
Pläne storniert 2 (2572 MW)
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Greenwood (englisch Greenwood Nuclear Power Plant, eigentlich Greenwood 2 und 3) ist ein Teil des Greenwood Energiezentrums (englisch Greenwood Energy Center) und steht nahe Fargo im US-Bundesstaat Michigan. Die Anlage wurde in den 1970ern geplant, jedoch Anfang der 1980er storniert. Die Entfernung zu den nächsten größeren Städten beträgt nach Yale acht Kilometer, nach Sarnia, Marysville und Imlay je rund 30 Kilometer.

Geschichte

In den frühen 1970er Jahren gab Detroit Edison die Pläne für ein Energiezentrum im Greenwood-Township bekannt. Geplant war bisher nur ein 800 MW-Block, der ölbefeuert sein sollte.[1] Im April 1972 bat Detroit Edison allerdings darum, die Landnutzung des Energiezentrums abzuändern, um eine zukünftige Erweiterung zu ermöglichen.[2] Im gleichen Jahr erhielt der Reaktorbauer Babcock & Wilcox einen Auftrag für zwei Kernreaktoren für das Energiezentrum in Greenwood, die eine Leistung von 3427 MW thermisch und 1230 MW elektrisch erreichen sollten. Die Produktion der Reaktordruckbehälter sollte je Block mit Kosten in Höhe von 85 Millionen Dollar aufschlagen. Die Betriebsaufnahme beider Reaktoren sollte in den frühen 1980ern erfolgen.[3] Seitens der Bevölkerung wurde die Erweiterung mit Kernreaktoren nicht gerade positiv bewertet, zumal es das erste Kernkraftwerk in Michigan gewesen wäre, dass nicht an einem Binnengewässer oder Meer positioniert wäre, sondern zehn Meilen im Land, abseits von jeglichen größeren Gewässern, die als Kühlmöglichkeit infrage kamen.[4] Die Auftragnehmer für die Anlage waren Babcock & Wilcox für den nuklearen Teil, und General Electric für den konventionellen Teil. Die Planung erfolgt durch Bechtel.[5]

Da die Anlage weitab von jedem natürlichen Kühlsystem liegen sollte, kam nun ein geschlossenes Kühlsystem ohne Kühltürme infrage, bestehend aus Kanälen und zwei Seen. Außen herum sollten Wanderwege und Wälder entstehen, um zusammen mit den Sümpfen der Umgebung ein künstliches Naturreservat zu schaffen, in dem seltene Vögel und andere Tierarten beheimatet werden sollten. Dazu sollte ein Forschungszentrum entstehen mit einem Naturinformationszentrum, um die Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt zu beobachten. Detroit Edison investierte für dieses Projekt 17.000 Dollar, dass vom Audubon's Nature Center geleitet wurde. In der Machbarkeitsstudie wurden Kosten von 766.000 Dollar kalkuliert, die für Verbesserung des Landes und der Gebäude in der Umgebung benötigt würden, sowie eine jährliche Abgabe von 159.000 Dollar aus dem operativen Gewinn der Kraftwerke. Die Kosten wurden in das Kraftwerksprojekt integriert, dass selbst Kosten in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar verursachen würde. Der Präsident von Detroit Edison, William G. Meese, unterstützte das Projekt und sprach zusätzliche Investitionen seitens der Gesellschaft zu. Grund hierfür war, dass Meese selbst zusammen mit dem Sierra Club bereits gegen „thermische Verschmutzung“ durch zwei Kernkraftwerke an natürlichen Gewässern, dem See Erie, gekämpft hatte. Greenwood sollte eine Art Modellprojekt für die geschlossene Abfuhr von Abwärme werden und eine Art Lobbyobjekt, dass die Umweltverträglichkeit der Kernenergienutzung unterstreichen sollte. Durch Umweltschützer wurde dieses Projekt deshalb stark kritisiert.[4]

Kostenstudien für die beiden Blöcke in Greenwood, zusammen mit Block 2 des Kernkraftwerks Fermi, hatten im Anschluss tatsächlich ergeben, dass auch bei einer Minimierung der Umwelteinflüsse die Kernenergie die niedrigsten Erzeugungskosten erreichte.[6] Im Jahre 1973 kündigte Detroit Edison den Bau einer 765 kV-Hochspannungsleitung zum Standort an, um die Energie aus den Ölblock und den beiden Reaktorblöcken abzuleiten. Leitungen mit solcher Spannung kamen erst mit dem Bau von Kernkraftwerken infrage. Die Mindesthöhe der Kabel über dem Erdboden muss 40 Fuß (12,2 m) betragen, mit einem Durchmesser der Leitungen von mindestens 1,425 Zoll (ca. 36 mm). Nachdem sich jedoch aus irrationaler Angst vor „Elektrosmog“ Protest gegen die Trasse richtete, schlug Detroit Edison vor, die ganze Leitung höher zu verlegen, genauer gesagt auf 55 Fuß (16,8 m) über dem Erdboden.[7] Nach Abschluss des Preliminary Safety Analysis Report (PSAR) für das gesamte Energiezentrum wurden Unstimmigkeiten für Block 2 und 3 gefunden. Deshalb wurde vorgegeben die Bauressourcen zwischen die beiden Blöcke zu verlagern. So war nicht ersichtlich, weshalb zwischen dem Baubeginn für Block 2 und 3 ein ungenutztes Jahr liegen sollte. Da die beiden Blöcke vollkommen baugleich sind, so die Empfehlung, könnte für beide Reaktoren eine Lizenz beantragt werden, sodass die Fundamentarbeiten zur gleichen Zeit organisiert und begonnen werden könnten. Allerdings würde auch die herkömmliche Lizenzpraxis – eine für jeden Block – ebenfalls dazu führen, dass das freie Jahr nicht vollkommen für den Bau Block 3 genutzt werken könnte, da die Arbeitskräfte und Ressourcen in dieser Zeit für die Errichtung des anderen Blocks verwendet werden müssten.[8]

Ein weiterer Grund für den Verzug war die Bauzeit, die bei Greenwood 2 auf fünfeinhalb Jahre veranschlagt wurde, bei Block 3 jedoch auf sieben Jahre.[8] Aufgrund von Verzögerungen beim Projekt wurde mit der Betriebsaufnahme der Reaktoren erst im Jahre 1989 und 1991 gerechnet.[9] Grund war die Lizenzierung, die bis auf weiteres ausgesetzt wurde.[10] Anschließend stornierte Detroit Edision die beiden Blöcke, um sie eventuell später in den 1990er zu errichten.[11] Dies geschah auch unter dem Eindruck des Unfalls im Kernkraftwerk Three Mile Island, woraufhin Babcock & Wilcox keine Kernkraftwerke mehr errichtete.[12] Offiziell wurden die beiden Reaktoren im März 1980 storniert.[13][14] Im Jahr 1979 ging während der Ölkrise der ölbefeuerte Block 1 in Betrieb, blieb aber aufgrund von Problemen bis auf Weiteres vom Netz.[11] Im Jahre 1991 wurde der Block von Öl auf Gas umgerüstet.[15]

Technische Details

Die beiden Blöcke sollten mit Druckwasserreaktoren von Babcock & Wilcox ausgestattet werden, die eine elektrische Bruttoleistung von 1286 MW erreichen sollten, wovon netto 1208 MW in das Netz gespeist werden sollten.[13][14] Im Gegensatz zu anderen Leichtwasserreaktoren sollten die Blöcke eine höhere elektrische Leistung bei geringerer thermischer Leistung erreichen, was auf den Aufbau der Turbine zurückzuführen ist, die von Detroit Edision selbst geplant wurde.[3] Die Kühlung des gesamten Komplexes sollte künstlich, durch in einem geschlossenen System angelegten Kanälen erfolgen, mit zwei künstlichen Seen zu je 40 acres (16,18 ha) und 200 acres (80,9 ha), um den Bau von Kühltürmen zu umgehen.[4] Der kleine See mit einem 9000 Fuß (2743 m) langen Kanal gehört zu Block 1. Block 2 und 3 sollten zusammen einen 15.000 Fuß (4572 m) langen Kanal verwenden, gekoppelt mit dem großen See. Insgesamt sollten mehr als 600 Sprühmodule in den Kanälen untergebracht werden, um die Kühlung zu ermöglichen.[16]

Daten der Reaktorblöcke

Reaktorblock
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. Electrical world: a review of current progress in electricity and its practical applications, Band 181,Ausgaben 7-12. W.J. Johnston, 1974.
  2. Aware, Ausgaben 28-51. Community Performance Publications, Inc., 1975.
  3. a b Air Pollution Control Association: Journal of the Air Pollution Control Association, Band 22. The Association, 1972.
  4. a b c Business week, Teil 3. McGraw-Hill, 1973.
  5. American Nuclear Society: Nuclear news, Band 22,Teil 1. American Nuclear Society, 1979.
  6. Michigan. Legislature. House of Representatives. Marine Affairs Committee. Subcommittee to Study the Effects of Nuclear Power Plants on the Environment: Public hearings, Benton Harbor, Oct. 7, Detroit, Oct. 16, Lansing, Oct. 24, 1974. 1974.
  7. Louise B. Young: Power over people. In: Band 413 von Galaxy Book. Oxford University Press, 1974.
  8. a b Cyrus K. Motlagh: Structuring uncertainties in long-range power planning. In: MSU public utilities papers. Division of Research, Graduate School of Business Administration, Michigan State University, 1976. ISBN 0877441332.
  9. Michigan. Dept. of Natural Resources: The Michigan natural resources magazine, Bände 48-49. Michigan Dept. of Natural Resources, 1979.
  10. Atomic Industrial Forum: Nuclear industry, Band 26. Atomic Industrial Forum, 1979.
  11. a b Mark R. Berg, u.a.: Jobs and energy in Michigan: the next twenty years. Center for Research on Utilization of Scientific Knowledge, Institute for Social Research, University of Michigan, 1981. ISBN 0879442646.
  12. Daniel F. Ford: Three Mile Island: thirty minutes to meltdown. Viking Press, 1982. ISBN 0670708593.
  13. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - GREENWOOD-2“ (englisch)
  14. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - GREENWOOD-3“ (englisch)
  15. Voluntary Reporting of Greenhouse Gases 2000. DIANE Publishing. ISBN 1422348938.
  16. Aware, Ausgaben 28-51. Community Performance Publications, Inc., 1975.
  17. a b Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  18. a b International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch