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Kernkraftwerk Hamm

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Disambig-yellow.svg Dieser Artikel behandelt das 1971 geplante Kernkraftwerk Hamm. Für andere Kraftwerke am Standort Westfalen siehe Kraftwerksstandort Westfalen.
Kernkraftwerk Hamm
Standort
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Ort Hamm
Koordinaten 51° 40′ 37″ N, 7° 58′ 23″ OTerra globe icon light.png 51° 40′ 37″ N, 7° 58′ 23″ O
Reaktordaten
Eigentümer Kernkraftwerk Lippe GmbH
Betreiber Kernkraftwerk Lippe GmbH
Pläne storniert 1 (1301 MW)
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Hamm (kurz KKH) sollte nahe der Stadt Hamm im Ort Schmehausen entstehen. Das Projekt wurde gestoppt. Auf dem Gelände stehen heute weitere Blöcke des anliegenden Kraftwerks Westfalen. Ebenso neben dem einst geplanten Kernkraftwerk steht der THTR-300.

Geschichte

Nachdem das VEW bereits 1969 einen Druckwasserreaktorblock mit 600 MW im Kraftwerk Westfalen geplant hatte, das Kernkraftwerk Schmehausen, erteilte die Kernkraftwerk Hamm GmbH (KKH), ein Tochterunternehmen der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen, am 23. Juni 1975 den Auftrag für die Lieferung eines 1301-MW-Druckwasserreaktors an die Kraftwerk Union AG.[1] Einen Bauantrag für das Kernkraftwerk Hamm wurde erstmals 1976 gestellt. Als Alternativstandort war noch Lingen in Niedersachsen zur Diskussion gestanden, an dessen Standort bereits das Kernkraftwerk Lingen steht. Analog zum Kernkraftwerk Hamm stellte man 1978 auch einen Antrag für diesen Standort, für einen weiteren Reaktor, das Kernkraftwerk Emsland. Während 1982 dieses Projekt problemlos genehmigt wurde,[2] streckte sich die Genehmigung für Hamm in die Länge. Bereits im Juni 1976 sollte die Anlage genehmigt sein.[1] Der Grund, weshalb Emsland wesentlich schneller genehmigt wurde, ist auf den Kurs der damaligen Landesregierungen zurückzuführen. Während man in Niedersachsen aktiv die Kernenergie förderte, gab es in Nordrhein-Westfalen eine aktive Förderung der Kohleverstromung.[2]

Im November 1980 gab die Genehmigungsbehörde in einem schriftlichen Schreiben an die Kernkraftwerk Hamm GmbH bekannt, dass man zu erneuten Aufnahme der Planungen bereit sei. Aufgrund des inzwischen begonnenen Konvoi-Verfahrens für die schnellere Genehmigung von Kernkraftwerken, wurden die Dokumente am 5. August 1981 mit den neuen Planungsdaten auf der Basis der KWU-Baulinie '80 aktualisiert. Ende 1982 ging die Kernkraftwerk Hamm GmbH, verantwortlich für die Planung des Kernkraftwerks Hamm, mit der Kernkraftwerk Emsland GmbH (KKE), verantwortlich für die Planung des Kernkraftwerks Emsland, in der Kernkraftwerk Lippe-Ems GmbH (KLE) auf.[1] Die Kernkraftwerk Lippe-Ems GmbH verfolgte einen anderen Kurs als vorher festgelegt. So sprach man sich dafür aus, erst ein Projekt zu verwirklichen, in diesem Fall zugunsten des Kernkraftwerks Emsland, das bereits eine Baugenehmigung besaß und Juli/August 1982 in Bau gehen soll. Aufgrund dessen wurde die Kernkraftwerk Lippe GmbH (KKL) gegründet, die das Projekt in Hamm weiterhin verwalten sollte. Die Gesellschaft war eine Tochter der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalens. Die Gesellschaft nahm am 29. November 1982 ihre Tätigkeiten auf.[1]

Im Jahr 1983 gab es aufgrund des geringer als erwartet gestiegenen Stromverbrauchs die Option, die Planungen bis auf weiteres nur sporadisch fortzuführen. Nach Schätzungen der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalens würde das Kernkraftwerk Hamm erst 1994 benötigt werden, aber auch nur dann, wenn der Verbrauchszuwachs bei jährlich drei Prozent lag. Allerdings lohne sich das Projekt mit jedem Jahr, mit dem sich die Erteilung der ersten Teilerrichtungsgenehmigung verschiebt, nicht mehr. Seitens der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalens gab es in diesem Fall den Alternativplan, in Hamm einen zweiten Hochtemperaturreaktor mit 500 MW zu errichten. Ein Bau beider Reaktoren zur gleichen Zeit wurde hingegen als unwahrscheinlich eingeschätzt.[3] Im selben Jahr gab es seitens der nordrhein-westfälischen Landesregierung schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitsgutachten für neue Kernkraftwerke des Rheinisch-Westfälischen Technischen Überwachungsvereins. Grund waren die Kosten für das Sicherheitsgutachten des Kernkraftwerks Hamm, die Kosten in Höhe von 1.834.840 DM verursachten. Das erste Gutachten für 2,4 Millionen DM wurde nicht akzeptiert. Die Landesregierung akzeptierte das Gutachten aufgrund dieses Preises nicht. Die Genehmigungsbehörde forderte eine neue Fassung des 419 Seiten langen Berichts an und wollte keine Aufträge mehr an die Arbeitsgemeinschaft Kerntechnik West beteiligen, bis das Zustandekommen des Preises für das Gutachten des Kernkraftwerks Hamm eindeutig nachgewiesen wurde. Bemängelt wurde zudem, dass das Kernkraftwerk Hamm in den zu begutachtenden Abschnitten nahezu baugleich war mit den bereits begutachteten Kernkraftwerken Biblis C, Emsland und Isar 2. Eigentlich sollte die KWU-Baulinie '80 genau diese Verfahren verkürzen, weshalb diese langen Verfahren als eine Art Boykott des Konvoi-Verfahrens verstanden wurden.[4]

Im August 1986 verabschiedete die SPD aufgrund der Katastrophe von Tschernobyl auf dem Parteitag in Nürnberg einen parteiinternen Ausstiegsbeschluss aus der Nutzung der Kernenergie. Neun Monate nach dem Beschluss strich die SPD-geführte Nordrhein-Westfälische Landesregierung als erste SPD-Landesregierung die vier Reaktorprojekte in Vahnum, Hamm und den in Kalkar geplanten SNR-2 aus den Verwaltungsakten des Landes. Allerdings waren diese Reaktoren von den Betreiber selbst nicht mehr gewollt gewesen.[5] Die Planungen für die Anlage sind seither gestoppt.[6] Die Errichtung für den anliegenden THTR-300 war von der SPD-Landesregierung jedoch weiterhin gewollt.[5]

Technische Daten

Das Kernkraftwerk Hamm sollte mit einem Druckwasserreaktor der KWU-Baulinie '80 ausgestattet werden. Die elektrische Leistung sollte bei 1301 MW brutto liegen und 1231 MW netto in das Netz speisen.[6] Die thermische Leistung sollte 3765 MWth betragen. Mit der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks rechnete man 70 Monate nach Baubeginn.[1]

Daten des Reaktorblocks

Reaktorblock
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. a b c d e Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 32. Handelsblatt GmbH, 1987.
  2. a b Germany. Reichsamt für Landesaufnahme. Abteilung für Landeskunde, u.a.: Berichte zur deutschen Landeskunde, Band 60. Anton Hain, 1986.
  3. Deutscher Städtetag: Der Städtetag, Band 37,Ausgaben 1-6. der Städtetag., 1984.
  4. Kernkraft: Goldene Eier. In: DER SPIEGEL 15/1983. (Online-Version)
  5. a b Jutta Ditfurth, Manfred Zieran: Träumen, Kämpfen, Verwirklichen. Kiepenheuer & Witsch, 1988. ISBN 3462019031.
  6. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - HAMM (KKH)“ (englisch)
  7. Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  8. International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch

Icon NuclearPowerPlant-green.svg Portal Kernkraftwerk