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Kernkraftwerk Kecerovce

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Kernkraftwerk Kecerovce
Standort
Land Flag of Slovakia.svg Slowakei
Landschaftsverband Košice
Ort Kecerovce
Koordinaten 48° 50′ 5″ N, 21° 22′ 40″ OTerra globe icon light.png 48° 50′ 5″ N, 21° 22′ 40″ O
Reaktordaten
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Kecerovce (slowakisch Elektrárne Kecerovce) sollte nahe der gleichnamigen slowakischen Gemeinde Kecerovce im Landschaftsverband Košice entstehen. Aufgrund der Samtenen Revolution 1989 wurde das Projekt beendet. Seit 2008 ist der Standort wieder für ein Kernkraftwerk im Gespräch. Die Entfernungen zu den nächsten größeren Städten beträgt nach Košice 15 Kilometer und nach Prešov 20 Kilometer.

Geschichte

In den 1970ern wurde in den Planungen für den Ausbau der tschechoslowakischen Kernenergienutzung neue Standorte vorgeschlagen, darunter auch einige in der Ostslowakei,[1] wie Žehňa in der Region Prešovský und im 12 Kilometer südlich gelegenen Kecerovce in der angrenzenden Region Košice.[2] Am 30. April 1986 wurde erstmals begonnen, die Umgebung um den geplanten Standort an 17 Stellen langfristig zu überwachen. Bezüglich der Gammastrahlung stellte sich dies aufgrund des Reaktorunfalls von Tschernobyl vom 26. April allerdings als schwierig heraus.[3] Bis 1987 wurden die Planungen für ein Kernkraftwerk in der Umgebung der Gemeinde Kecerovce in der Region Košice konkreter, sodass das Wassermanagement planen konnte, wie man für vier 1000 MW-Reaktoren in der Region das für die Kühlung benötigte Wasser beschaffen könnte. Als einzige Möglichkeit sah man den Bau von sieben Wasserkraftwerken bei Drienov am Fluss Torysa, bei Ružín an dem Fluss Hornád und bei Kysak am Hornád, damit eine Verbindung vom Hornád zum Torysa geschaffen werden konnte. Ein weiteres Kraftwerk bei Plavek am Poprad sollte ebenfalls dazu dienen, Wasser in den Torysa zu leiten. Zusätzlich sollte ein Kraftwerk bei Obišovce entstehen, um die Lage zu stabilisieren. Die Gesamtleistung aller Anlagen hätte bei 67,4 MW liegen sollen.[4] Die Planungen des Kraftwerks fanden analog zu den beiden Kernkraftwerken in Ostböhmen bei Opatovice und Nordmähren bei Blahutovice statt.[5]

Aufgrund der Tatsache, dass zukünftig nur noch Anlagen mit Leistungen zwischen 2000 und 4000 MW entstehen sollten, wurde die Suche nach weiteren Standorten eingeschränkt. Bis 1988 standen fünf Varianten zur Verfügung, welche der Reihe nach abgearbeitet werden sollten. Die Bauvarianten und die ehemals festgelegte Reihenfolge war:[6]

  • V(1) - Neubau Opatovice 2000 MW
  • V(2) - Neubau Blahutovice 2000 MW
  • V(3) - Ausbau Blahutovice 4000 MW
  • V(4) - Neubau Kecerovce 2000 MW
  • V(5) - Ausbau Temelín 4000 MW

Bis 1989 änderte sich allerdings die Reihenfolge. Während Opatovice ganz wegfiel, wurde der Bau von Kecerovce dem Bau von Blahutovice vorgezogen. Die Investitionspläne für diese beiden Anlagen waren bis 1989 komplett. Allerdings gab es zeitgleich Probleme mit der Finanzierung und dem Baufortschritt am Kernkraftwerk Mochovce.[7] Etwa zeitgleich wurden im März die Arbeiten an der Langzeitüberwachung des Standortes abgeschlossen.[3] Als Folge der Samtenen Revolution 1989 änderten sich die Interessen der Stromwirtschaft: Statt der bisher möglichen Standorte in Kecerovce, Blahutovice und dem später hinzugekommenen Standort Tetov in Mittelböhmen wurde nun eher das Gebiet in Nordböhmen für ein neues Kernkraftwerk ins Auge gefasst.[8] So wurde 1990 der Standort Počerady in Nordmähren ebenfalls zu den geplanten Standorten für ein Kernkraftwerk hinzugefügt.[9] Nachdem Öko-Aktivisten den Bau des Kernkraftwerks Temelín gebremst hatten, verschob man den Bau des Kernkraftwerks Kecerovce, zumal erneute Probleme am Kernkraftwerk Bohunice auftraten.[10] Nach 1991 kamen für Kecerovce erstmals westliche Reaktormodelle infrage, allerdings ebenso für Tetov, Blahutovice und Temelín.[11] Die Pläne für das Kernkraftwerk wurden jedoch unvollendet aufgegeben.[12]

Im Jahre 2008 wurde der Standort im Energiesicherungsplan für einen 1200 MW-Reaktor wieder ins Gespräch gebracht. Das Budget war auf rund 3,8 Milliarden Euro festgesetzt worden. Grund hierfür ist, dass Kecerovce nach der Abschaltung von Bohunice V2 die weggefallenen Kapazitäten ersetzen soll.[13]

Technische Details

Ehemals sollte die Anlage mit vier WWER-1000 ausgestattet werden,[14] in der Bauform des AES-92.[15] Die Kühlung sollte durch Kühltürme erfolgen.[14] Vorerst sollten allerdings nur zwei Reaktoren errichtet werden.[6]

Standorteigenschaften

Der Standort des Kernkraftwerks befindet sich in einer milden und warmen Region, in der jedoch sehr harte Winter auftreten. Die Durchschnittstemperatur über das Jahr hinweg liegt bei 8 °C bei einem Niederschlag von 620 mm im Jahr. Die Gegend um die Anlage ist eine Mischung aus Flachland und Hügelland, dessen Boden hauptsächlich aus vollgesättigter Braunerde besteht.[16] Radiologisch geht von den umliegenden Gebirge wenig Strahlung aus. Durch den Reaktorunfall von Tschernobyl wurde der Standort jedoch kontaminiert, und weist eine um 60 % höhere Strahlenbelastung als zuvor auf. Während sich Jod und Ruthenium in der Zeit der Feststellung verringerten, stieg jedoch die Cäsiumkonzentration weiter an. Der Gesamttrend ist jedoch fallend gewesen.[3]

Einzelnachweise

  1. Matthew R. Auer: Restoring Cursed Earth: Appraising Environmental Policy Reforms in Eastern Europe and Russia. In: Rowman & Littlefield, 2005 ISBN 0742529169
  2. United States. Department of Energy, u.a.: Energy Research Abstracts. Technical Information Center, U.S. Department of Energy, 1987. Seite 4513.
  3. a b c Institute of Radioecology and Applied Nuclear Techniques, Garbiarska 2, 040 61 Košíce: Proceedings of the Conference on Radiology, High Tatras, 11-15 December 1989. (Online-Version, Seite 80, englisch)
  4. United States. Dept. of Energy. Technical Information Center: Energy research abstracts, Band 12,Ausgaben 19890-22082. Technical Information Center, U. S. Dept. of Energy, 1987.
  5. Nuclear power: status and trends, Band 4. International Atomic Energy Agency, 1987.
  6. a b Mervyn Richardson: QR code for Risk assessment of chemicals in the environment. Royal Society of Chemistry, 1988. ISBN 0851861180.
  7. Modern power systems, Band 9. Miller Freeman Publications, 1989.
  8. Nuclear engineering international, Band 35,Ausgaben 426-437. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1990.
  9. Profil, Band 21. Wirtschafts-trend Zeitschriftenverlag, 1990.
  10. 1990 Minerals yearbook. University of Michigan, 1990. ISBN 0160381800.
  11. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 36. Handelsblatt GmbH, 1991.
  12. Carlo Carraro, u.a.: Environmental management in a transition to market economy: a challenge to governments and business : proceedings of the international conference held at the University of Geneva, January 6-8, 1993. Editions TECHNIP, 1994. ISBN 2710806800.
  13. World Nuclear Association: Nuclear Power in Slovakia. (Internetpräsenz)
  14. a b L.A. Nieves, u.a.: Evaluation of Radioactive Scrap Metal Recycling. Argonne National Laboratory, 1995. (Online.Version)
  15. Atomic Industrial Forum: Nuclear industry, Bände 35-38. Atomic Industrial Forum, 1988. Seite 48.
  16. Isotopenpraxis, Band 25. Akademie-Verlag, 1989.