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Kernkraftwerk Ōi

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Kernkraftwerk Ōi
Standort
Land Flag of Japan.svg Japan
Präfektur Fukui
Ort Ōi
Koordinaten 35° 32′ 30″ N, 135° 39′ 13″ OTerra globe icon light.png 35° 32′ 30″ N, 135° 39′ 13″ O
Reaktordaten
Eigentümer Kansai Electric Power Company
Betreiber Kansai Electric Power Company
Vertragsjahr 1972
Betriebsaufnahme 1977
Im Betrieb 2 (2360 MW)
Stillgelegt 2 (2350 MW)
Einspeisung
Eingespeiste Energie im Jahr 2011 20779 GWh
Eingespeiste Energie seit 1977 758710 GWh
Zusatzfunktion Wasserentsalzung
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Ōi (japanisch 大飯原子力発電所, Ōi genshiryoku hatsudensho) steht nahe der Stadt Ōi in der Präfektur Fukui. Die am Japanischen Meer gelegene Anlage ist das zweitgrößte Kernkraftwerk Japans. Die von der Kansai Electric Power Company betriebene Anlage kam insbesondere nach dem Nuklearunfall von Fukushima-Daiichi in die Schlagzeilen, als die Reaktoren als erste nach dem danach angeordneten Stresstest wieder ans Netz gingen.

Geschichte

Im Jahr 1968 gab die Kansai Electric Power Company bekannt ihr drittes Kernkraftwerk in Takahama zu errichten, rund 80 Kilometer vom ersten Werk in Miahama entfernt. Takahama sollte das Rohmodell für das vierte Kernkraftwerk sein, dass das Unternehmen an der Wakasa-Bucht auf der Halbinsel Oshima errichten möchte.[1] Da das Unternehmen plante einen Reaktor aus den Vereinigten Staaten von Amerika zu erwerben, genehmigte noch im gleichen Jahr die Export-Import Bank der USA die entsprechenden Kredite für das Kernkraftwerk Ōi an der Wakasa-Bucht über 183 Millionen Dollar, wobei der Kredit neben den zwei Reaktoren für Ōi auch die finanziellen Mittel für einen zweiten Block in Takahama umfasste.[2]

Block 1 & 2

Im Jahr 1970 gab die Kansai Electric Power Company eine Kaufabsicht für einen 1000 MW starken Druckwasserreaktor bei Westinghouse in New York ab, der bis 1976 am Netz sein sollte.[3] Noch im gleichen Jahr wurde die Kaufabsicht zugunsten eines zweiten, baugleichen Reaktors abgeändert und die Leistung beider Anlagen auf 1175 MW korrigiert.[4] In der Kaufabsicht war die Lieferung von zwei Eiskondensatoren sowie des Brennstoffs durch Westinghouse enthalten. Die Kosten für die beiden Blöcke beliefen sich auf 1,8 Milliarden deutsche Mark.[5] Obwohl der Handel und Kontakt schnell mit Westinghouse aufgenommen wurde, lag bis 1971 weder eine Baulizenz für das Werk vor, noch ein Vertrag mit Westinghouse.[6] Erst am vierten Juli 1972 lag die Baugenehmigung für das Werk vor, sodass ein Vertrag mit Westinghouse unterzeichnet werden konnte.[7]

Obwohl die Stadtverwaltung für das Werk war, insbesondere der Bürgermeister der Stadt Ōi, formierte sich im Februar 1972 eine Gruppierung gegen das Werk. Außergewöhnlich in diesem Fall war, dass sich selbst einige Arbeiter aus der Elektrizitätswirtschaft an diesen Protesten beteiligten. Ein Grund hierfür war unter anderem, dass damals der Stand der Radioaktivitätsüberwachung sehr schlecht war, und die bisherigen Werke nur schlechte Betriebsergebnisse lieferten. Die Nachrichten über die Proteste dominierten Zeitweise die japanischen Medien. Bereits vor diesen aktiven Gegenmaßnahmen gegen das Werk blockierten die oppositionellen Parteien lange Zeit die Baugenehmigung des Werkes, bis die Regierung entsprechende Mittel zur Kompensation etwaiger Schäden an die lokalen Fischer von Ōi auszahlte. Die Wakasa-Bucht war in den 1960ern und 1970ern eine der größten Fischereizentren Japans.[8]

Bau

Block eins und zwei im Bau im Jahr 1975

Am 26. Oktober 1972 ging der erste Block in Bau, am achten Dezember 1972 der Zweite.[9] Bis 1973 schritten die Arbeiten langsamen voran, sodass Block 1 gegen Ende des Jahres zu 13 Prozent und Block 2 zu 3 Prozent errichtet war.[7] Die Arbeiten wurden so organisiert, dass der erste Block dem Zweiten immer rund sechs Monate im Bau voraus war. Bis 1975 befand sich der Zu- und Rücklaufkanal des Werkes im Bau, im Juli konnte bereits die Stahlstruktur der Turbinenhalle am ersten Block vollendet werden, am Zweiten im Dezember 1975. Zeitgleich gingen die Arbeiten an den Strahlcontainments sowie den Hilfs- und Nebenanlagengebäude voran. Aufgrund des schnellen Vollzugs verzögerten sich die Arbeiten allerdings etwas, da Westinghouse und Mitsubishi, die Hauptlieferanten des Werkes, auf das hohe Bautempo nicht vorbereitet waren. Noch 1975 konnte mit der Installation der ersten Leitungen in der Turbinenhalle des ersten Blocks begonnen werden.[10] Neben den eigentlichen Einrichtungen erhielt das Kernkraftwerk eine Meerwasserentsalzungsanlage, die erste für ein japanisches Kernkraftwerk. Geliefert wurde sie von Hitachi, jeweils eine für jeden Block, die gemeinsam eine Entsalzungskapazität von 2600 Tonnen Meerwasser pro Stunde haben. Das aufbereitete Wasser diente den Prozesssystemen im Kernkraftwerk als Frischwasser.[11] Die Entsalzungsanlage ist heute die Größte die von einem Kernkraftwerk mit Dampf versorgt wird; bis 1999 war es die Entsalzungsanlage im kasachischen Aqtau, die durch das Kernkraftwerk Aqtau mit Dampf versorgt wurde.[9] Die beiden Blöcke sollten die letzten aus Übersee importierte Druckwasserreaktoren sein. Durch Technologieübernahme seitens Mitsubishi Heavy Industries sollten die folgenden Reaktoren japanische Eigenproduktionen werden, auf Basis der aus Übersee importierten Werke.[12]

Betrieb

Block 1 (rechts) und 2 (links) im Jahr 2012

Nach den Planungen aus dem Jahr 1970 sollte der erste Block im Juli 1976 und der zweite Block im Januar 1977 in Betrieb gehen.[4] 1973 rechnete man mit der Inbetriebnahme des ersten Blocks im April 1977, mit dem Zweiten im Oktober 1977.[7] Aufgrund eines Bauverzugs erwartete man 1975 den ersten Block erst 1977, gerade rechtzeitig zur Deckung der Stromlasten während des Sommers.[10] Am 23. Dezember 1977[9] um 14:00 Uhr nach JST ging der Block mit einer Generatorleistung von 70 MW erstmals ans Netz. Im Laufe des Tages wurde der Block auf eine Leistung von 120 MW weiter angefahren.[12] Mit Überschreiten der Leistung von 1000 MW war der Block der erste Reaktor in Asien, der die 1000 MW-Marke überschritt. Mit seiner installierten Leistung von 1175 MW war er bei der Inbetriebnahme der leistungsstärkste Reaktorblock im asiatischen Raum.[13] Am 11. Oktober 1978 ging der zweite Block zehn Monate nach Block 1 erstmals ans Netz. Am 27. März 1979 ging der erste Block in den kommerziellen Betrieb.[9] Am folgenden Tag kam es im Kernkraftwerk Three Mile Island in den Vereinigten Staaten von Amerika zu einem Unfall bei dem der Reaktorkern zerstört wurde. In der Folge wurde einige Tage später zur Sicherheit Block 1 und 2 vom Netz genommen, um Sicherheitsprüfungen am Kernnotkühlsystem zu tätigen. Nach Abschluss der Analyse gingen die Reaktoren am 24. Mai 1979 wieder ans Netz.[14] Am fünften Dezember 1979 ging Block 2 in den kommerziellen Betrieb über.[9]

Zwischen dem 16. Dezember 1985 und dem 16. Februar 1986 stellte Block 2 einen Laufzeitrekord für japanische Kernreaktoren auf, mit einem 427 Tage andauernden Vollastbetrieb ohne Unterbrechung.[15] Allerdings machten die Dampferzeuger des Werkes Probleme. Um Korrosion durch Schlammablagerungen zu vermeiden wurde im ersten Block eine chemische Wasseraufbereitung von der Kraftwerk Union AG eingebaut, wie sie in europäischen Kernkraftwerk vermehrt und deutschen Anlagen standardmäßig eingebaut ist.[16] Zwischen 1996 und 2001 erhielten die beiden Reaktoren neue Reaktordruckbehälterdeckel.[17]

Infolge der Katastrophe von Fukushima-Daiichi am elften März 2011 mussten alle Reaktoren, die sich zur einer routinemäßigen Wartung abgeschaltet befanden, erst einen Stresstest bestehen, bevor sie wieder ans Netz gehen dürfen. Block 1 war Anfang Juli 2011 noch im Testbetrieb für das Anfahren nach der Revision.[18] Allerdings kam es am 15. Juli zu einem plötzlichen Druckverlust im Borsäurebehälter, weshalb die Kansai Electric Power Company den Block vom Netz nehmen musste, da er bei Unfällen zur Injektion von Borsäure unter Druck zur Verfügung stehen muss. Die Folge war eine Verschärfung des Versorgungsengpasses aufgrund der zahlreich abgeschalteten Reaktoren. Durch die Abschaltung von Block 1 waren nur noch 18 Kernkraftwerke am Netz. Die Stromversorger riefen die Bevölkerung zu Stromsparmaßnahmen auf.[19] Block 2 ging am 16. Dezember 2011 vom Netz für eine viermonatige Wartung.[20]

Stilllegung

Am 22. Dezember 2017 gab die Kansai Electric Power Company bekannt keine neue Betriebsgenehmigung für die Blöcke bei der Nuclear Regulatory Authority anzufragen, da die Kosten für die Nachrüstungen die Blöcke wohl unprofitabel gemacht hätten.[21] Am 1. März 2018 wurde die Stilllegung der Blöcke vollzogen.[9]

Block 3 & 4

Block 3 (rechts) und 4 (links) im Jahr 2012

Im Jahr 1985 gab es seitens der Kansai Electric Power Company den Plan das Kernkraftwerk um zwei Blöcke mit je 1200 MW Leistung zu erweitern. Noch im gleichen Jahr erhielt das Unternehmen seitens der japanischen Regierung die Zustimmung hierfür.[22] Am 14. Februar 1987 wurde durch die nukleare Aufsichtsbehörde Japans die Baugenehmigung für die beiden neuen je 1180 MW starken Reaktoren erteilt.[15] Ehemals sah man vor zwei baugleiche Anlagen zu Block 1 & 2 zu verwenden, ebenfalls mit Eiskondensatoren im Containment. Allerdings entschied man sich gegen diese Bauweise und griff auf herkömmliche Spannbetoncontainments zurück, die größer waren und mehr Platz für Wartungen und Verbesserungen boten als solche mit Eiskondensatoren.[23] Die Bauweise von Block 3 & 4 sind das Referenzmodell für Block 3 & 4 des Kernkraftwerks Genkai.[24]

Bau

Mit dem Bau von Block 3 wurde am dritten Oktober 1987 begonnen, gefolgt von Block 4 am 13. Juni 1988.[9] Am 22. Dezember 1989 konnte der Reaktordruckbehälter in Block 3 installiert werden. Der Behälter hat eine Höhe von 12,9 Metern und einen Durchmesser von 4,4 Metern. Gefertigt wurde der Reaktordruckbehälter beim Hauptauftragnehmer Mitsubishi Heavy Industries in Kobe. Bis Frühjahr 1990 sollte die Installation weiterer Komponenten des Primärsystems vorgenommen werden. Der Fertigstellungsgrad von Block 4 betrug Ende April 1991 rund 55 %.[25] Zwischen dem ersten und fünften April 1991 begann die Kansai Electric Power Company mit der Beladung des dritten Blocks. Bereits zu dieser Zeit waren die Blöcke die modernsten in Japan, da es die ersten Reaktoren waren die ein voll digitalisiertes Leittechniksystem hatten und die Automatisierung sehr weit fortgeschritten war.[23] Wie auch Block 1 & 2 erhielten Block 3 & 4 eine Meerwasserentsalzungsanlage für den Eigenbedarf, allerdings einer anderen Technologie.[26]

Betrieb

Bereits 1985, als die erste Projektion des Werkes entworfen wurde, plante man die Anlagen 1991 und 1992 in Betrieb zunehmen.[27] An diesem Termin wurde auch 1987 festgehalten und der Termin auf August 1991 und Juni 1992 gelegt.[15] Am 7. Juni 1991 wurde der dritte Block erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert, sodass die Anlage am 18. Dezember 1991[9] um 15:00 Uhr in den kommerziellen Betrieb gehen konnte. Die Zeit zwischen der Errichtung erster Strukturen vom Fundamentbett bis hin zur kommerziellen Inbetriebnahme lag bei 52 Monaten.[28] Am 19. Juni 1992 ging Block 4 ans Netz und wurde am 2. Februar 1993 in den kommerziellen Betrieb überführt.[9] Mit der Inbetriebnahme des vierten Blocks wurde das Kernkraftwerk zum Leistungsstärksten in Japan.[29]

Am 4. Mai 2004 wurde im dritten Block bei einer visuellen Inspektion eine Ablagerung von weißem Puder an einer der Bohrungen für den Steuerstab 47 am Reaktordruckbehälterdeckel entdeckt. Man stellte fest, dass es sich hierbei um Borsäure handelte, die auf ein Leck an dieser Öffnung hindeutete. Solch ein Problem war bisher in Japan nicht vorgekommen, besonders nicht nach einer solch kurzen Betriebsdauer von 100000 Stunden. Ähnliche Probleme waren bisher nur an den französischen Kernkraftwerken vom Typ Framatome M310 vorgekommen, sowie im Kernkraftwerks Davis Besse und Kernkraftwerk Tsuruga. Die Kansai Electric Power Company befürchtete nun solche Schäden auch an ihren Reaktoren vorzufinden, da diese den gleichen Werkstoff benutzen, Inconel 600, mit dem es nachweislich mehr Probleme hinsichtlich Leckagen an den Bohrungen der Steuerstäbe sowie den Thermoelementen gab als mit anderen Werkstoffen. Zwischen 1996 und 2001 tauschte das Unternehmen die Deckel in den Blöcken Mihama 1–3, Takahama 1 & 2 sowie im ersten und zweiten Block von Ōi gegen neue aus Inconel 690 aus. Die Deckel von Ōi 3 und 4, sowie Block 3 und 4 in Takahama wurden nicht getauscht. Nur einen Tag danach, am 5. Mai, wurde im gleichen Block des Kernkraftwerks Ōi eine weitere Leckage an der Bohrung 67 eines Thermoelementes entdeckt. Nach dem Leck entschied man sich trotzdem gegen einen Austausch der Deckel. Als Maßnahme gegen weitere Leckagen an den Bohrungen sollte die Betriebstemperatur des Reaktors verringert werden,[17] die erst 1997 eigentlich von 289 °C auf 310 °C erhöht wurde.[30] Man ging hier zumindest von einem Zusammenhang aus.[17] Im Jahr 2007 wurde der defekte Deckel durch einen Neuen aus Inconel 690 ersetzt.[30]

Am 22. März 2006 brach zwischen dem zweiten und dritten Block des Werkes im nicht nuklearen Bereich an einer Abfallverbrennungsanlage ein Feuer aus. Innerhalb von vier Stunden war das Feuer unter Kontrolle, sodass keine weiteren Räume und Anlagen betroffen waren. Zwei Feuerwehrleute erlitten hierbei eine Rachgasvergiftung, waren aber nicht in einem gesundheitlich kritischen Zustand.[31]

Infolge der Katastrophe von Fukushima-Daiichi am 11. März 2011 mussten alle Reaktoren, die sich zur einer routinemäßigen Wartung abgeschaltet befanden, erst einen Stresstest bestehen, bevor sie wieder ans Netz gehen durften. Block 3 befand sich seit dem 18. März in der Revision[32], Block 4 ging am 22. Juli für routinemäßige Arbeiten vom Netz.[33] Die Reaktoren 3 & 4 von Ōi waren die ersten Anlagen, die mit den Stresstest zum erneuten Anfahren begannen. Bis Ende Oktober wurde der erste Teil des Stresstest absolviert, in denen die Anlagen auf ihre Auslegung im Bezug auf Erdbebenstandfestigkeit und Tsunamistandfestigkeit untersucht wurden. Der Block 3 von Ōi bestand diese Analyse, ansonsten hätte der Block endgültig stillgelegt oder nachgerüstet werden müssen. Der zweite Teil des Stresstest sollte ähnlich wie der innerhalb der Europäischen Union durchgeführt werden, und die Sicherheitssysteme und das Verhalten der Anlage bei Unfällen feststellen.[34] Auch der baugleiche Block 4 bestand den ersten Stresstest, der durch eine Regierungskommission überprüft werden sollte.[35] Seitens der IAEA wurde auf Anfrage der japanischen Aufsichtsbehörde ein Team nach Japan geschickt, um die Ergebnisse ein zweites Mal zu prüfen.[36]

Block 3 im Jahr 2012

Das Team der IAEA hörte sich am ersten Tag in einer Konferenz mit der Aufsichtsbehörde und dem Betreiber von Ōi die Ergebnisse des Stresstests von Block 3 an. Die Ergebnisse wurden mit den am 11. Juli 2011 vom Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie, dem Minister für Wiederherstellung und Schutz vor nuklearen Katastrophen und dem Chefsekretär des Kabinetts erlassenen neuen Bestätigung der Sicherheit der Kernkraftwerke in Japan verglichen, die einen Entwurf für neue und strengere Vorgaben für Kernkraftwerke beinhalten. Neben diesem Gespräch fuhren die von der IAEA geschickten Experten auf einen Besuch in das Kernkraftwerk Ōi, sowie in einige Orte an der Obama-Bucht.[37] Am 13. Februar 2012 gab die Behörde für nukleare und industrielle Sicherheit bekannt, dass Block 3 die beiden Stresstest bestanden hat und die Kansai Electric Power Company die richtigen Schritte unternommen hat, um einen Unfall wie in Fukushima-Daiichi zu verhindern. Mit bestehen des Stresstests von Block 3 durfte auch Block 4 wieder ans Netz, da beide Anlagen baugleich sind. Der Block war der erste, der den Stresstest in Japan bestanden hat.[38] Zum Anfahren benötigte die Kansai Electric Power Company jedoch eine Bestätigung seitens der Präfektur Fukui.[39]

Auch in der Staatsregierung diskutierte man am 6. April 2012 über den Neustart der Reaktoren. Man spekulierte darauf die Reaktoren wirklich erst dann wieder ans Netz zunehmen, wenn weitere Maßnahmen die seitens der Kansai Electric Power Company vorgeschlagen wurden umgesetzt waren. Diese Maßnahmen würden rund vier Jahre in ihrer Umsetzung in Anspruch nehmen. Auch lokal um das Kernkraftwerk gibt es Kritik, dass die Kansai Electric Power Company ihre Reaktoren als erste wieder am Netz haben möchte, obwohl die Region einer der energieintensivsten in Japan ist, aufgrund der Großbetriebe von Mitsubishi, Panasonic, Honda, Kawasaki, Fujitsu oder Toshiba.[40] Nach einem Treffen zwischen dem Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie und dem Premierminister Noda gab es am 16. Juni die Nachricht, dass die Präfektur Fukui dem Anfahren der beiden Reaktoren 3 und 4 zustimmt. Die Kansai Electric Power Company gab bekannt, dass Ende Juli beide Blöcke wieder mit Volllast am Netz sein könnten um die Sommerlasten weitestgehend zu decken.[32] Am ersten Juli wurde der dritte Rektor wieder in den kritischen Zustand gefahren, sodass am fünften Juli zum Beginn des Tages um 7:00 Uhr der Block wieder mit dem Stromnetz synchronisiert werden konnte. Zwischen dem 9. und 10. Juli sollte der Block wieder Volllast erreichen.[41] In den frühen Morgenstunden des 9. Juli erreichte der Block seine volle Leistung. Der Kabinettsvorsitzende Osama Fujimura gab an diesem Tag bekannt, dass die Energieeinsparungen von 15 % auf 10 % infolge der verfügbaren Leistung von Ōi verringert werden.[42] Am 19. Juli wurde Reaktor 4 wieder kritisch gefahren. Am 25. Juli erreichte der Block seine volle Leistung.[43]

Bereits im Vorfeld zur Inbetriebnahme des Werkes gab es Proteste aus der Bevölkerung heraus, die gegen die Wiederinbetriebnahme demonstrierten.[44] Im Bezug auf die Sicherheitsprüfungen zur Wiederinbetriebnahme der anderen japanischen Reaktoren erklärte die Nuclear Regulatory Authority im Juli 2013, dass für Ōi-3 und 4 keine Sicherheitsprüfung erfolgen werden und der Betrieb nach der Revision im September 2013 normal fortlaufen werde. Erst wenn Ergebnisse der Untersuchungen im Bezug auf die unter den Blöcken liegende Verwerfung feststehen, wird über den Betrieb der Blöcke weiter entschieden.[45]

Gegen die erneute Wiederinbetriebnahme und gegen den zuvor genehmigten Betrieb der Blöcke nach dem Unfall reichten 189 Anwohner bereits im Jahr 2012 eine Klage am Bezirksgericht[46] der Präfektur Fukui ein. Das Gericht entschied zugunsten der Kläger und verbietet damit der Kansai Electric Power Company das erneute Anfahren der Blöcke. Die Kansai Electric Power Company erklärte, dass sie das Ergebnis nicht nachvollziehen könne und daher am obersten Gerichtshof das Urteil anfechten werden.[47] Tatsächlich entschied kurz zuvor das Gericht in Osaka anders und lehnte die Klage gegen eine Wiederinbetriebnahme ab, da das Gericht es für nicht angemessen hielt den Betrieb der Anlage zu blockieren, bevor die Nuclear Regulatory Authority eine Entscheidung gefällt habe.[46][47]

Am 14. März 2018 wurde Block 3 wieder kritisch gefahren[48] und ging am 16. März wieder ans Netz.[49] Am Abend des 19. März fuhr der Block wieder mit seiner Nennleitung unter Volllast.[50]

Standortdetails

Technik Block 1 & 2

Block 1 & 2 sind mit Druckwasserreakoren vom Typ Westinghouse M412 ausgestattet, mit Eiskondensatoren im Containment. Jeder der beiden Blöcke erreicht eine Bruttoleistung von 1175 MW, von denen 1120 MW in das Elektrizitätsnetz gespeist werden.[9]

Technik Block 3 & 4

Block 3 & 4 sind mit jeweils einem Druckwasserreaktor vom Typ Mitsubishi 4-loop ausgestattet, die auf dem Westinghouse M412 basieren. Jeder der Blöcke erreicht eine Leistung von 1180 MW brutto und speist davon 1127 MW in das Elektrizitätsnetz.[9] Die beiden Blöcke haben erstmals neben visuellen Stör- und Meldesystemen eine Sprachausgabe, welche entsprechende Probleme am Werk nicht nur visuell, sondern auch akustisch in Form von Worten statt durch Signaltöne anzeigt.[51]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Ōi besteht aus vier Blöcken, von denen sich zwei in Betrieb befinden, sowie zwei weitere stillgelegt wurden.

Reaktorblock[9]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. Nihon Genshiryoku Sangyō Kaigi: Atoms in Japan, Band 13. Japan Atomic Industrial Forum., 1969. Seite 30.
  2. Export-Import Bank of the United States: Annual report. Seite 1970. Seite 86.
  3. Kerntechnik, Band 13. K. Thiemig., 1971.
  4. a b Electrical world: a review of current progress in electricity and its practical applications, Band 175,Ausgaben 7-12. W.J. Johnston, 1971. Seite 114.
  5. Kerntechnische Gesellschaft [Hrsg.]: Atomwirtschaft-Atomtechnik, Band 16,Teil 1. Handelsblatt., 1965. Seite 103.
  6. Atomic Industrial Forum: Nuclear industry, Band 19. Atomic Industrial Forum, 1972.
  7. a b c Nuclear engineering international, Band 19. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1974. Seite 154.
  8. Daniel P. Aldrich: Site Fights: Divisive Facilities and Civil Society in Japan and the West. Cornell University Press, 2008. ISBN 0801446198. Seite 133.
  9. a b c d e f g h i j k l Power Reactor Information System der IAEA: „Japan“ (englisch)
  10. a b Nuclear engineering international, Band 20. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1975. Seite 355.
  11. Technocracy, inc: Technocrat, Band 8. Technocracy, Incorporated, 1975. Seite 35.
  12. a b Institution of Nuclear Engineers (Great Britain): Journal of the Institution of Nuclear Engineers, Bände 18-20. Institution of Nuclear Engineers, 1977. Seite 103.
  13. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 23. Handelsblatt GmbH, 1978. Seite 99.
  14. Warren H. Donnelly, u.a.: Impact abroad of the accident at the Three Mile Island Nuclear Power Plant: March-September 1979, Band 4. U.S. Govt. Print. Off., 1980. Seite 114.
  15. a b c Nuclear Engineering International: Nuclear engineering international, Band 32,Ausgaben 390-401. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1987. Seite 16.
  16. Operating Experience with Steam Generators, Seite 552. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  17. a b c Philosophy and social action, Band 30,Ausgaben 1-4. Sharma, 2004. Seite 53, 54.
  18. World Nuclear News: Two-step stress tests for Japanese plants, 11.07.2011. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  19. Der Spiegel Online: Japan nimmt weiteren Atomreaktor vom Netz, 15.07.2011. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  20. Earthquake Report - JAIF. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  21. Nikkei Asian Review: Kansai Electric set for unprecedented nuclear decommissioning, 22.12.2017. Abgerufen am 22.12.2017. (Archivierte Version bei WebCite)
  22. Schweizerischer Verein für Schweisstechnik: Technica, Band 34. Birkhäuser., 1985. Seite 7.
  23. a b Nuclear engineering international, Band 36,Ausgaben 438-449. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1991. Seite 8.
  24. Nuclear Engineering International: Nuclear engineering international, Band 38,Ausgaben 462-473. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1993. Seite 7.
  25. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 36. Handelsblatt GmbH, 1991. Seite 303.
  26. International Atomic Energy Agency: Introduction of nuclear desalination: a guidebook. International Atomic Energy Agency, 2000. Seite 90.
  27. Nuclear engineering international, Band 30. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1985. Seite 10.
  28. Nuclear Engineering International: Nuclear engineering international, Band 37,Ausgaben 450-461. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1992. Seite 8.
  29. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 38. Handelsblatt GmbH, 1993. Seite 173.
  30. a b International Atomic Energy Agency: Stress Corrosion Cracking in Light Water Reactors: Good Practices and Lessons Learned, Seite 25, 26. International Atomic Energy Agency, 2011. ISBN 9789201172105. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  31. American Nuclear Society: Nuclear news, Band 49,Ausgaben 1-6. American Nuclear Society, 2006. Seite 17.
  32. a b World Nuclear News: Ohi reactors cleared for restart, 18.06.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  33. Earthquake Report - JAIF. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  34. World Nuclear News: Ohi 3 completes initial stress test, 31.10.2011. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  35. World Nuclear News: Japanese reactors await restart approvals, 16.01.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  36. World Nuclear News: IAEA double-checks Japanese tests, 24.01.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  37. World Nuclear News: IAEA reviews Japan's nuclear restart process, 31.01.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  38. World Nuclear News: Japanese stress test results approved, 13.02.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  39. World Nuclear News: New Japanese regulatory regime as restarts approach, 26.03.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  40. World Nuclear News: Restart decisions rest with politicians, 10.04.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  41. World Nuclear News: Ohi producing power again, 05.07.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  42. World Nuclear News: Ohi restart gives Japan breathing space, 09.07.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  43. Nuklearforum Schweiz: Ohi-4 in Japan produziert wieder Strom, 25.07.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  44. Welt Online: Proteste gegen Wiederinbetriebnahme von japanischem Atomkraftwerk, 01.07.2012. Abgerufen am 25.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  45. World Nuclear News: Japan revising fuel cycle safety rules, 25.07.2013. Abgerufen am 25.07.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  46. a b Der Spiegel: Drei Jahre nach Fukushima: Gericht in Japan verbietet Betrieb von Kernkraftwerk, 21.05.2014. Abgerufen am 22.05.2014. (Archivierte Version bei WebCite)
  47. a b World Nuclear News: Court rules against restart of Ohi reactors, 21.05.2014. Abgerufen am 22.05.2014. (Archivierte Version bei WebCite)
  48. Kansai Electric Power Company: Announcement of Ohi Unit No.3 Criticality, 15.03.2018. Abgerufen am 21.03.2018. (Archivierte Version bei PDF Archive)
  49. Kansai Electric Power Company: Start of Power Generation at Ohi Unit No. 3, 16.03.2018. Abgerufen am 21.03.2018. (Archivierte Version bei PDF Archive)
  50. Kansai Electric Power Company: Start of Constant Rated Thermal Power Operation at Ohi Unit No. 3, 19.03.2018. Abgerufen am 21.03.2018. (Archivierte Version bei PDF Archive)
  51. International Atomic Energy Agency: Modern Instrumentation and Control for Nuclear Power Plants: A Guidebook. International Atomic Energy Agency, 1999. Seite 137.
  52. a b c d Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  53. a b c d International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch

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