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Strahlenexposition

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Als Strahlenexposition wird das Faktum bezeichnet, dass ein Lebewesen oder Gerät Radioaktivität ausgesetzt ist. Im Grünjargon wird dieser Zustand Strahlenbelastung genannt, auch wenn keine objektiv feststellbare negative Wirkung vorliegt. Die Reglementierung der Strahlenexposition durch willkürliche Grenzwerte ist Aufgabe des gesetzlichen Strahlenschutzes. Beim Menschen wird die Strahlenexposition durch Berechnung der Strahlendosis bestimmt. Eine zu hohe Strahlenexposition im Leben erhöht das Strahlenrisiko. Aber auch in der Technik muss die Strahlenexposition berücksichtigt werden, um objektiv bestimmbare Grenzwerte einzuhalten. So können elektrische Bauelemente nicht einer beliebig hohen radioaktiven Strahlung ausgesetzt sein, ohne durch Strahlenschäden zu versagen.

Strahlenquellen

Bei der Betrachtung der Strahlenexposition wird häufig zwischen natürlichen und künstlichen Strahlenquellen unterschieden. Diese Unterscheidung ist dem ökoreligiösen Diskurs geschuldet: Alles "natürliche" ist gut und entschuldbar, während alles "künstliche" immer rechtfertigungsbedürftig ist. Objektiv betrachtet ist radioaktive Strahlung immer dieselbe, unabhängig davon, ob die Quelle von Menschenhand geschaffen wurde. In einer modernen Industriegesellschaft sind die Hauptquellen der Strahlenexposition:[1]

  • Etwa die Hälfte durch die moderne Medizin, hauptsächlich Röntgen. Die Strahlendosis durch nuklearmedizinische Behandlungen ist darin nicht enthalten.
  • Etwa ein Viertel durch das Einatmen von Radon. Das radioaktive Edelgas entsteht aus dem Zerfall von Uran und gast aus dem Boden aus.
  • Das andere Viertel drittelt sich auf in:
    • Bodenstrahlung, meist uran-, thorium- und radiumhaltiges Gestein auf der Erde.
    • Radionuklide in Nahrung, zB Kalium-40 in Bananen.
    • Kosmische Strahlung aus dem Weltall, meist Myonen.

In der Summe sind dies für den deutschen Durchschnittsbürger 4 mSv pro Jahr.[1] In der öffentlichen Debatte, meist angestoßen durch steuergeldfinanzierte Strahlenschützer, Forscher und Öko-Atomexperten, wird eine stetige Reduzierung der Strahlenexposition gefordert. Inzwischen ist ein ganzer Industrie- und Forschungszweig entstanden, welcher von der LNT-Hypothese lebt, und stetig steigende Kosten für Strahlenschutz und Niedrigdosisforschung verursacht. In der Regel wird auf messbare Chromosomenaberrationen durch die Strahlenexposition verwiesen, um eine gesundheitliche Schädigung zu suggerieren, auch wenn keine statistisch signifikante Korrelation von Strahlung und Krankheit feststellbar ist.[2] Noch niemand hat gesundheitliche Folgen beim Menschen nachweisen können, wenn eine Strahlendosis von weniger als 100 mSv im Laufe eines Jahres akkumuliert wird.[3] Das Strahlenrisiko ist nach nunmehr über 100 Jahren strahlenbiologischer Forschung sehr gut bekannt.[4] Die hohen Ortsdosisleistungen in Guarapari und Ramsar in der Tabelle stehen dem nicht entgegen, da die Bewohner Guaraparis nicht die meiste Zeit am Strand verbringen. Der Fall Ramsar ist allerdings differenzierter.[A]

Beispiele für Strahlenexposition

STS-41-C beim Aussetzen der Long Duration Exposure Facility (LDEF)
4,26 μSv/h × 24h × 365d = 37 mSv/a
Scott J. Kelly verbrachte ein Jahr auf der Internationalen Raumstation
Röntgen der Brust[5] 0,02-0,04 mSv (kurzzeitig)
Transatlantikflug[5] 0,05-0,08 mSv
Mittlere natürliche Strahlenexposition in Deutschland[5] 2,4 mSv/a
Sportstadion von Prypjat[6] 2,5 mSv/a
Mittlere natürliche Strahlenexposition in Kerala, Indien[7] 4 mSv/a
Kausaler Zusammenhang zwischen soliden Tumoren und Strahlung nachweisbar > 5 mSv (kurzzeitig)
Grand Central Terminal, New York City[6] 5,25 mSv/a
Mittlere natürliche Strahlenexposition in Guarapari, Brasilien[8] 5,5 mSv/a
Mittlere natürliche Strahlenexposition auf dem Katzenbuckel im Odenwald[9] 5,5 mSv/a
Space-Shuttle-Mission STS-41-C mit IMAX-Kamera, dauerte 8 Tage[10] 5,59 mSv
Mittlere natürliche Strahlenexposition im Kreis Yangjiang, China[2] 6,4 mSv/a
Mittlere natürliche Strahlenexposition in Ramsar, Iran[11] 7,2 mSv/a[B]
Maximale Strahlendosis in den Straßen von Prypjat[6] 8,4 mSv/a
Computertomographie des Thorax, Abdomen und des Beckens[12] ~ 10 mSv (kurzzeitig)
Mission Apollo 14, dauerte 9 Tage[13] 11,4 mSv
Natürliche Hintergrundstrahlung im Schwarzwald (Menzenschwand)[5] 18 mSv/a
Willkürlicher Grenzwert für beruflich strahlenexponierte Personen in Deutschland 20 mSv/a
Ortsmitte Bad Gastein, Österreich[14] 20-80 mSv/a
Tschernobyl vor dem Sarkophag 37 mSv/a
Willkürlicher Grenzwert für beruflich strahlenexponierte Personen in den USA[15] 50 mSv/a
Maximale natürliche Hintergrundstrahlung in Kerala, Indien[7] 70 mSv/a
Ein Jahr auf der Internationalen Raumstation, solares Maximum[16] 160 mSv/a
Mission Skylab 4, dauerte 84 Tage[17] 178 mSv
Zusammenhang zwischen Leukämie und Strahlung nachweisbar, Grenzwert für geistige Schäden beim Fetus > 200 mSv (kurzzeitig)
Ein Jahr auf der Internationalen Raumstation, solares Minimum[16] 320 mSv/a
55 μSv/h am Sandstrand von Guarapari, Brasilien[18] 482 mSv/a
Ein Jahr an Bord der Raumstation MIR[17] 584 mSv/a
Maximale natürliche Hintergrundstrahlung in Ramsar, Iran[11] 814 mSv/a
Erhöhung des absoluten Krebsrisikos um +5% (LNT-Hypothese) bzw +4,53% (LQ-Modell) 1.000 mSv (kurzzeitig)
Gesamte Strahlenbelastung bei einer dreijährigen Marsmission[10] 1.200 mSv
Eintreten der Strahlenkrankheit (acute radiation syndrome, ARS) 1.000-2.000 mSv (kurzzeitig)
Erhöhung des absoluten Krebsrisikos um +10% (LNT-Hypothese) bzw +13,73% (LQ-Modell) 2.000 mSv (kurzzeitig)
LD-50/60 Dosis beim Menschen 2.900-3.300 mSv (kurzzeitig)
LD-100/14 Dosis beim Menschen 6.000-10.000 mSv (kurzzeitig)

Zitat

„Am letzten Dienstag (05.03.2013) lief auf Arte „Die Welt nach Fukushima“ von Kenichi Watanabe. Ich habe ihn mir angesehen und er hat mir wahrlich die Augen geöffnet. Beängstigend und bedrückend sind die Bilder der Dosimeter, unter deren Joch die Bevölkerung nun lebe (Originalton). Mehrmals werden verschiedene Dosimeter gezeigt, die in den Gebieten um Fukushima aufgestellt wurden. In der unbewohnbaren Todeszone, zeigt er 0,852 µSv/h. In einer evakuierten Geisterstadt gar 1,139 µSv/h.
Schlimm ist das Schicksal derer, die am Rande der verseuchten Zone leben. In einem nicht genannten Dorf am Rand der Berge, liegt die Strahlung bei 0,338 µSv/h. Das Dorf wurde nicht evakuiert. Die besorgte Leiterin einer Kindestagesstätte berichtet, sie würden täglich diskutieren wie sie mit der Strahlung umgingen. Sie hätten sich geeinigt die Kinder eine halbe Stunde am Tag nach draußen zu lassen. Besonders hilflos wirkt die Aufstellung wassergefüllter Flaschen als Strahlenschutz. Diese Zahlen und diese Geschichten, haben mich tief bewegt. 1,139 µSv/h in der Todeszone. Gut, dass diese Gebiete evakuiert wurden. Würde man dasselbe Dosimeter in der Stadt Guarapari in Brasilien aufstellen, würde er etwa 20 µSv/h anzeigen. Guarapari hat etwas über 100’000 Einwohner. Das sind etwa so viele wie aus der Region von Fukushima evakuiert wurden. Die Stadt erhielt diese hohe radioaktive Strahlung aber nicht durch einen katastrophalen Unfall, sondern durch natürliche Quellen.
Notkrankenhäuser unter freiem Himmel in Guarapari, errichtet um der Menge verstrahlter Bewohner Herr zu werden. Hilflos wirken die Versuche sich mit Sonnenschirmen vor der Radioaktivität zu schützen.[19]
Jetzt da die hohen Strahlenwerte bekannt sind, haben wir die brasilianische Regierung sofort informiert. Bestimmt ordnete die brasilianische Regierung so bald wie möglich die Evakuierung der Stadt an. Zwar hat die 1679 gegründete Stadt im Vergleich zum Rest Brasiliens keine erhöhten Raten von Krebs, Geburtsdefekten oder anderen Erkrankungen, aber das lässt sich nur mit der bisherigen Unwissenheit über die Höhe der Strahlung erklären.
Ein Bewohner von Guarapari äußerte sich gegenüber Kerngedanken: „Ich habe gar nicht gewusst, in welcher Todesfalle ich lebe. Jetzt möchte ich nichts wie weg hier.“ Ein anderer: „Jetzt weiß ich endlich wieso mein 98-jähriger Großvater sterben musste.“ Um den zu erwartenden Strahlentoten Herr zu werden, errichtet die brasilianische Regierung jetzt Notlager auf den freien Flächen der Stadt, jedenfalls können wir die dramatischen Bilder nur so interpretieren.
Wem das Schicksal von Guarapari nah geht, sollte schnell eine Reise buchen und bei den Evakuierungsarbeiten helfen. Informationen über Flug und Unterkunft findet man hier: www.booking.com und bei Trip Advisor (Der Name Trip Advisor spielt auf den Horrortrip an, den so eine humanitäre Aktion bedeutet). Über die Notunterkunft „Hotel Atlantico Guarapari“ schreibt der schockierte JOFH_Review: „Durchschnittliches Hotel, ausgezeichnete Lage – Dieses Hotel befindet sich im Herzen zwischen Castanheiras Strand und Virtudes Strand gelegen.” Worte, die einen nachdenklich machen. Und er fügt niederschmetternd hinzu: “Seine Lage ist Supreme. Das Hotel selbst ist etwas veraltet. Die Zimmer könnten eine Renovierung vertragen.” Und über das Hotur Hotel schreibt BIA S: „Atendimento mt bom,hotel simples precisando de uma reforma, porem limpo, café da manhã bem farto e gostoso.” Und vergibt eine gnädige Gefahrenwertung von 3/5. Wer könnte es ihr verübeln? Doch über all das Elend dieser Todesfallen, dürfen wir nicht vergessen, dass es die Bewohner anderer Regionen ähnlich hart, wenn nicht noch härter trifft. In dem unbenannten Dorf aus dem Dokumentarfilm bedrohen 0,338 µSv/h das Leben der Bewohner (entspricht etwa 3 mSv/a). Eine halbe Stunde Aufenthalt im Freien für die Kinder des Dorfes, mehr darf nicht sein. Das Schicksal dieses Dorfes teilen noch andere auf der Welt. In den radioaktiv schwer belasteten Notstandsgebieten Rom und London, zeigen die Dosimeter mit jeweils etwa 0,25 µSv/h (2,2 mSv/a) nur wenig niedrigere Strahlungswerte.
Kerngedanken möchte nicht mehr tatenlos mit ansehen, wie Radioaktivität das Leben unserer Kinder zerstört. Hier darum eine Karte mit unseren Evakuierungsempfehlungen in Europa, basierend auf den leidvollen Erfahrungen in Fukushima.“
[Es folgt eine Karte, nach der ganz Europa evakuiert werden muss]
– Paul Schoeps, www.kerngedanken.de[19]

Weblinks

Anmerkungen

A. - Zur Strahlenexposition in Ramsar wird die Studie New public dose assessment of elevated natural radiation areas of Ramsar (Iran) for epidemiological studies von 2002 als Argumentationsgrundlage genommen. Darin wurde die Strahlenexposition einer Kohorte bestimmt, gemessen 1 m über dem Boden in der Mitte der Räume von 800 Häusern. Die Exposition lag zwischen 11 μR/h (0,87 mSv/a) bis zu 3 mR/h (244 mSv/a) mit einem Mittelwert von 132,8±429 μR/h (10,8 mSv/a). An der Wand eines Hauses wurde eine Ortsdosis von 10 mR/h (814 mSv/a) gemessen. Für die externe Exposition wurden 1000 Geländepunkte vermessen, wieder jeweils 1 m über Grund. Dabei wurde eine Ortsdosisleistung von 11 μR/h (0,87 mSv/a) bis zu 10 mR/h (814 mSv/a) mit einem Mittelwert von 88,6±160,8 μR/h (7,2±13 mSv/a) errechnet. Laut der Studie sind weniger als 5 % der Einwohner einer Strahlenexposition von 20-135 mSv/a ausgesetzt, der Rest darunter. Die Studie empfiehlt, diese Einwohner einer epidemiologischen Studie zu unterziehen.[11] Allerdings dürfte bei etwa 33.000 Einwohnern Ramsars die Kohortengröße von weit unter 5 % für die über 100 mSv/a Exponierten wahrscheinlich zu gering sein, um statistisch signifikante Gesundheitsfolgen festzustellen.
B. - Im Abstract steht 6 mSv/a, im Paper 88,6±160.8 μR/h (7,2±13 mSv/a).

Einzelnachweise

  1. a b Kernfragen: Natürliche und zivilisatorische Quellen. Abgerufen am 31. Oktober 2017
  2. a b Hendry et al.: Human exposure to high natural background radiation: what can it teach us about radiation risks?. J Radiol Prot. 2009 Jun; 29(0): A29–A42.
  3. ZEIT: Irrationale Strahlenangst, Abgerufen am 3. November 2017
  4. Dr. Hermann Hinsch via EIKE: Unsere radioaktive Welt. Abgerufen am 31. Oktober 2017
  5. a b c d Steinkamp, Köhnlein, Ley-Zaporozhan, Wegscheider, Buhl: Studienendpunkte beim Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Interdisziplinäre Aspekte, Pneumologie 2011; 65(04): e49-e49 DOI: 10.1055/s-0030-1256168
  6. a b c Observations on Chernobyl After 25 Years of Radiophobia by Zbigniew Jaworowski, M.D., Ph.D., D.Sc.
  7. a b Nair et al.: Background radiation and cancer incidence in Kerala, India-Karanagappally cohort study. Health Phys. 2009 Jan;96(1):55-66.
  8. Fujinami, Koga, Morishima: External Exposure Rates from Terrestrial Radiation at Guarapari and Meaipe in Brazil, Japan Health Physics Society, Tokyo (Japan), May 2000.
  9. Hanno Krieger: Strahlenphysik, Dosimetrie und Strahlenschutz: Band 1: Grundlagen. Springer 1998. ISBN 978-3-663-11534-2
  10. a b NASA – Space Faring The Radiation Challenge
  11. a b c Sohrabi, Esmaili: New public dose assessment of elevated natural radiation areas of Ramsar (Iran) for epidemiological studies. International Congress Series Volume 1225, February 2002, Pages 15-24
  12. Shrimpton, Miller, Lewis, Dunn Doses from Computed Tomography (CT) examinations in the UK - 2003 Review
  13. NASA – Space Faring The Radiation Challenge
  14. Peter Kurzweil, Paul Scheipers: Chemie: Grundlagen, Aufbauwissen, Anwendungen und Experimente. Vieweg+Teubner Verlag, 2011. ISBN 978-3-658-08659-6
  15. NRC: Occupational Dose. Abgerufen am 1. November 2017
  16. a b NASA Facts: Lyndon B. Johnson Space Center – Understanding Space Radiation, abgerufen 31. Oktober 2017
  17. a b Gilles Clément: Fundamentals of Space Medicine, Springer Verlag 2005, ISBN 1402032463
  18. YouTube: brazil 2012: sunbathing on radioactive beaches
  19. a b Der Blogbeitrag wurde aus dem Webarchiv gerettet, da die Seite leider offline ging. Der Blogbeitrag wurde unter Creative Commons Attribution 3.0 Unported License veröffentlicht.