Herzlich willkommen in der Nucleopedia! Hierbei handelt es sich um eine freie Enzyklopädie, die sich auf den Bereich der Kernenergie spezialisiert hat. Die Inhalte sind frei verfügbar und unter Lizenz frei verwendbar. Auch Sie können zum Inhalt jederzeit beitragen, indem Sie als Benutzer den Seiteninhalt verbessern, erweitern oder neue Artikel erstellen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung an dem Projekt!

Benutzerkonto beantragen  Benutzerkonto erstellen

Kernkraftwerk Emsland

Aus Nucleopedia
(Weitergeleitet von KKE)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kernkraftwerk Emsland
Kkw ems pano2.jpg
Standort
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Bundesland Niedersachsen
Ort Lingen
Koordinaten 52° 28′ 18″ N, 7° 19′ 11″ OTerra globe icon light.png 52° 28′ 18″ N, 7° 19′ 11″ O
Reaktordaten
Eigentümer RWE Power AG (87,5%),
E.ON Kernkraft GmbH (12,5%)
Betreiber Kernkraftwerke Lippe-Ems GmbH
Vertragsjahr 1982
Betriebsaufnahme 1988
Stilllegung 2023
Stillgelegt 1 (1406 MW)
Einspeisung
Eingespeiste Energie im Jahr 2010 10977 GWh
Eingespeiste Energie seit 1988 242542 GWh
Stand der Daten 8. März 2011
Spacer.gif
Gtk-dialog-info.svg
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Emsland (kurz KKE) steht nahe der Stadt Lingen an der Ems im Industriegebiet Darme. Die in Niedersachsen gelegene Anlage besteht aus einem Reaktor. Die Entfernung zu den nächst größeren Städten beträgt zur Stadt Lingen drei Kilometer, nach Nordhorn 15 Kilometer, nach Rheine, dem Thermalbad Bad Bentheim und zur Kreisstadt Meppen je 20 Kilometer. Die im Kraftwerkspark Lingen gelegene Anlage steht etwa zwei Kilometer südlich des stillgelegten Kernkraftwerks Lingen.

Geschichte

Nachdem die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen 1970 die Planungen für ein großes Kernkraftwerk vorerst zurückgestellt hatten, gab die Gesellschaft 1973 bekannt, entweder in Hamm nahe dem Kraftwerk Westfalen ein neues Kernkraftwerk mit 1200 MW Leistung zu errichten oder alternativ am Standort Lingen. Die Inbetriebnahme sollte bis 1980 erfolgen.[1] Im Jahr 1976 wurde für das Kernkraftwerk Hamm die erste Teilerrichtungsgenehmigung beantragt. Für das Kernkraftwerk Emsland wurde am 17. August 1978 eine Teilerrichtungsgenehmigung beantragt, da das Versorgungsgebiet um Lingen noch zu der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen AG gehörte.[2] Nach einem Abkommen aus dem Jahr 1978 zwischen der Kraftwerk Union AG und dem Bauherren gilt der 1975 ehemals für das Kernkraftwerk Hamm ausgelegte Auftrag je nach Fall zuerst für die Anlage, die als erstes eine Teilerrichtungsgenehmigung erhalten würde. Die jeweils andere Anlage soll zwei Jahre danach folgen. Da beide Kernkraftwerke baugleich sind und im Herbst 1980 alle in das Konvoi-Fertigungsprogramm mit Reaktoren der KWU-Baulinie '80 umgeplant wurden, haben beide Anlagen genau die gleiche Leistung von 1301 MW.[3] Bis 1981 waren alleine im Emsland vier Druckwasserreaktoren der 1300 MW-Klasse vorgesehen gewesen, von denen zwei in Lingen entstehen sollten, sowie ein Hochtemperaturreaktor.[4]

Am 12. Februar 1982 erteilte die niedersächsische Landesbehörde die erste Teilerrichtungsgenehmigung für das Kernkraftwerk Emsland[3] vor dem Kernkraftwerk Hamm.[2] Im gleichen Jahr wurde die Kernkraftwerk Hamm GmbH und die Kernkraftwerk Emsland GmbH zur Kernkraftwerk Lippe-Ems GmbH fusioniert.[5] Aufgrund des Anti-Atom-Kurses der SPD-geführten Nordrhein-Westfälischen Landesregierung wurde 1987 infolge der Katastrophe von Tschernobyl das Projekt in Hamm aus den Verwaltungsakten gestrichen.[6]

Bau

Mit dem Bau des Reaktors wurde am 10. August 1982 begonnen.[7] Die von der Kraftwerk Union veranschlagte Errichtungsdauer belief sich wie bei den anderen Kernkraftwerken im Konvoi-Programm auf 78 Monate, womit man mit einer Inbetriebnahme im Jahre 1988 rechnete.[3] Am selben Tag wurde mit der Erschließung des Grundstückes begonnen, indem der dort vorhandene Wald abgeholzt, das Gelände planiert und eingezäunt wurde. Gegen Ende Oktober 1982 wurden diese Arbeiten abgeschlossen. Anfang November wurde von der Kraftwerk Union AG die Baustelle eingerichtet und mit dem Aushub der Baugrube begonnen, schneller als gedacht, da der Bauplan diesen Bauabschnitt erst für Januar 1983 vorsah. Die Baugrube hat eine Tiefe von 12 Metern und ein Volumen von 40000 Kubikmeter. Am 6. Dezember 1982 wurde der Antrag für die zweite Teilerrichtungsgenehmigung gestellt. Bereits bis Ende 1982 wurden alle Aufträge für die Komponenten des Kernkraftwerks vergeben.[8] Am 22. Juli 1983 wurde seitens der Kraftwerk Union AG die schlüsselfertige Inbetriebnahme mit Übergabe an den Betreiber um viereinhalb Monate auf den 1. Oktober 1988 vorverlegt, da große Zeiteinsparungen bei der Präparierung des Standorts gewonnen werden konnten. Im August 1983 wurde mit den ersten Betonierungsarbeiten am Reaktorgebäude begonnen, dessen Außenwände Ende 1983 eine Höhe von sechs Metern über Geländeniveau erreichten. Bis auf eine Höhe von zehn Metern war die Armierung bereits vorbereitet worden. Am 13. Dezember 1983 wurde das untere Polblech für den Sicherheitsbehälter eingehoben, das ein Gewicht von 73 Tonnen hat. Zeitgleich waren die Arbeiten in den Kellergeschossen des Hilfsanlagengebäudes, Maschienenhauses, Schaltanlagengebäudes und Notspeisegebäudes im vollem Gang. Ebenso wurde die Baugrube für die Kühlwasserpumpenbauwerke an der Ems ausgehoben. Ende 1983 befanden sich 940 Bauarbeiter von 40 Firmen auf der Baustelle.[9]

Am 21. Mai wurde die zweite Teilerrichtungsgenehmigung erteilt, die den Bau der leittechnischen, sicherheitstechnischen sowie der elektrotechnischen Anlagen ermöglichte, die zum Strahlenschutz und der Aktivitätsüberwachnung benötigt werden. Zugleich sieht die Genehmigung auch eine Inbetriebsetzung der Systeme vor. Ebenso mit inbegriffen war eine Ausführungsänderung im Reaktorgebäude. Hierfür wurde am 16. Juli 1984 eine förmliche Öffentlichkeitsbeteiligung mit Erörterungstermin durchgeführt. Bis Ende 1984 befanden sich alle Gebäude im Rohbauzustand und zeitlich im Rahmen. Das Reaktorgebäude hatte bisher eine Höhe von 26 Metern erreicht und war damit halb vollendet. Ebensoweit fortgeschritten war die Montage des Sicherheitsbehälters. Die Entnahmestation an der Ems war nahezu im Rohbau fertiggestellt, ebenso die dazugehörigen Aufbereitungsanlagen. Ebenso wurden die Dreieckstraversen für den Kühlturm installiert, dessen Bau im Frühjahr 1985 beginnen sollte. Der Rücklaufkanal des Kernkraftwerks, der eine Länge von 2,4 Kilometer hat, war bereits vollständig fertiggestellt worden. Rund 2000 Bauarbeiter von 90 Firmen befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der Kraftwerksbaustelle.[10]

Im Jahr 1985 wurden die Rohbauarbeiten abgeschlossen. Besonders ersichtlich war die im November 1985 erreichte Fertigstellung des Kühlturms mit einer Höhe von 152 Metern, sowie die Fertigstellung des Abluftkamins mit einer Höhe von 160 Metern. Die Betonierarbeiten am Reaktorgebäude dauerten noch weiter an und das Schließen der Kuppel wurde für Ende 1986 erwartet. Mit dem Festschweißen der oberen Polkappe des Sicherheitsbehälters im Oktober 1985 war dieser vollständig. Voll fertiggestellt waren bereits die Werkstatt- und Lagergebäude. In allen Gebäuden wurde die Installation der elektrotechnischen und leittechnischen Geräte begonnen. Aufgrund dessen wurde die Zahl der Arbeiter auf der Baustelle weiter auf 3100 Personen aufgestockt, die von 130 Firmen stammten. Da im Jahr 1985 die Montage- und Fertigungsarbeiten noch einmal beschleunigt werden konnten, wurde die Inbetriebnahme ein weiteres Mal vorverlegt, diesesmal um sechs Wochen auf Mitte August 1988. Am 28. Januar 1985 wurde die dritte Teilerrichtungsgenehmigung beantragt. Diese regelt den Umgang mit unbestrahlten Brennelementen, den Probebetrieb mit geladenem Kern sowie den allgemeinen Umgang mit Kernbrennstoffen und radioaktiven Materialien. Die vierte Teilerrichtungsgenehmigung wurde am 17. Oktober 1985 beantragt und regelt hauptsächlich die nukleare Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Emsland sowie den Dauerbetrieb der Anlage. Insgesamt verringerte sich die Errichtungsdauer von ehemals veranschlagten 78 Monaten auf 72 Monate. Der Reaktordruckbehälter wurde im Januar 1986 zur Baustelle geliefert und eingehoben. Ebenso wurde der Abwasserkanal des Kernkraftwerks in Betrieb genommen. Die Kühlwasserbauwerke an der Ems, sowie die dazugehörige Reinigungsanlage standen Anfang 1986 bereits vor der Inbetriebnahme. Hierfür wurde bis zum Erreichen der ersten Kritikalität bereits eine Wasserentnahme- sowie Wiedereinleitungsgenehmigung im November 1985 erteilt.[11]

Wie geplant wurde gegen Ende 1986 die Kuppel des Reaktorgebäudes geschlossen und die Bauarbeiten an dem Gebäude beendet. Der Arbeitsschwerpunkt verschob sich weiter auf Montagearbeiten, sowie einige Ausarbeitungen, Anstrich von Fassaden sowie Verkleidung der Fassaden. Die Untere Baubehörde nahm in diesem Jahr die ersten Gebäude vollständig ab. Die Installationsarbeiten schritten weiter gut voran, so waren 1986 die meisten Komponenten bereits installiert und der Großteil der Rohrleitungsmontagen abgeschlossen. Bisher standen noch im konventionellen Kraftwerksteil einige Montagearbeiten am Turbosatz aus. Bereits installiert wurden die Kondensatoren, die Zwischenüberhitzer und die Außengebäude der Hoch- und Niederdruckteile. Im nuklearen Kraftwerksteil wurde zwischen dem 18. und dem 30. Dezember 1986 die Druckprüfung des Sicherheitsbehälters erfolgreich absolviert. Weitere Arbeiten waren, auch über das Jahr 1987, unter anderem das Ausspülen und Ausblasen der Systeme um die Inbetriebnahme weiterer Komponenten durchzuführen.[12]

Obwohl die SPD sich auf dem Nürnberger Parteitag im August 1986 für einen kernenergiefeindlichen Kurs entschied, distanzierte sich der Spitzenkandidat Gerhardt Schröder bei der Landtagswahlen 1986 davon wenn es um das Kernkraftwerk Emsland ging, forderte jedoch selbst das Abschalten von Kernkraftwerken, insbesondere des Kernkraftwerks Stade. Dieses Verhalten wurde kritisiert, da die Stillegung eines 400 MW-Kernkraftwerks und die Inbetriebnahme eines 1300 MW-Kernkraftwerks kein Ausstiegskonzept, sondern ein Ausbau- und Modernisierungskonzept war.[13]

Am 4. Mai 1987 stellte das niedersächsische Umweltministerium die dritte Teilerrichtungsgenehmigung aus. Durch die Erteilung konnte die Anlieferung der ersten Brennelemente durchgeführt werden, der Warmprobebetrieb 2 begonnen werden und mit Neutronenquellen gearbeitet werden. Am 26. Juni folgte noch eine öffentliche Anhörung aufgrund der BImSchG-Nasskühlturm-Genehmigungsverordnung, die aufgrund der Vorfälle im Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich nachträglich noch einmal überprüft wurde. Am 26. August 1987 wurde die Genehmigung mit sofortiger Vollziehbarkeit erteilt.[14]

Betrieb

Am 8. März 1988 wurde mit dem Warmprobebetrieb 2 begonnen, der am 19. März 1988 erfolgreich beendet wurde. Am 30. März 1988 stellte das Umweltministerium des Landes Niedersachsen die vierte Teilerrichtungsgenehmigung zusammen mit der atomrechtlichen Betriebsgenehmigung für das Kernkraftwerk Emsland aus.[15] Am 14. April 1988 wurde der Reaktor erstmals kritisch gefahren und am 19. April 1988 die Anlage erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.[7] Am 22. April erreichte die Anlage erstmals 30 Prozent der Nennleistung. Ab dem 25. April bis zum 4. Mai sollte die Inbetriebsetzungsphase zwischen 30 und 80 Prozent Leistung weiter fortgesetzt werden. Jedoch kam es am 29. April zu einer unerwarteten Schnellabschaltung des Reaktors durch eine vorausgegangene Turbinenschnellabschaltung, aufgrund eines Problems an der Frischdampfumleitstation, die verblockt war. Am 6. Mai wurde die Inbetriebnahmephase auf 80 bis 100 Prozent Leistung fortgesetzt. Am gleichen Tag wurde bei einer Generatornennleistung von 1336 MW erstmals Volllast erreicht. Diese Prozedur wurde am 18. Mai abgeschlossen, womit nun das ganze Kernkraftwerk im Betrieb genommen wurde. Vom 19. Mai an bis zum 14 Juni wurde der Probebetrieb des Reaktorblocks durchgeführt. Vom 15. Juni bis zum 20. Juni wurde die Anlage für einen kurzen Stillstand abgeschaltet, um einige kleinere Änderungen durchzuführen und Inspektionen an den wichtigsten Komponenten durchzuführen.[15]

Der Probebetrieb in den drei Leistungsbereichen zwischen 0 und 30, 30 und 80, sowie 80 und 100 Prozent diente dazu, um physikalische Messungen durchzuführen sowie die Systeme zu kalibrieren. Ebenso musste der Nachweis der inhärenten Sicherheit des Kernkraftwerks und die volle Funktionsfähigkeit des Reaktorregelsystems erbracht werden. Außerdem wurde das Verhalten der Anlage durch das Fahren an Betriebsgrenzen und bei bestimmten Situationen erprobt. So unter anderem das Verhalten bei:[15]

  • einer Reaktorschnellabschaltung
  • Abschaltung einer Hauptkühlmittelpumpe
  • Turbinenschnellschluss
  • Lastabwurf auf Eigenbedarf
  • Abschaltung einer Hauptspeisewasserpumpe
  • Ausfall aller Hauptspeisewasserpumpen
  • Ausfall einer Hauptkühlmittelpumpe
  • Notstromfall
  • Simulation eines Dampferzeugerheizrohrbruchs

Das Verhalten des Kernkraftwerks Emsland im Probebetrieb entsprach den Erwartungen. Nachdem der Probebetrieb abgeschlossen war,[15] wurde noch am gleichen Tag, dem 20. Juni 1988, die Anlage in den kommerziellen Betrieb übergeben[7] und am 15. Juni in atomrechtlicher Hinsicht abgenommen.[15]

Stilllegung

Das Kernkraftwerk Emsland nahm als vorletztes Kernkraftwerk in der Bundesrepublik Deutschland den Betrieb auf und sollte nach dem Atomkonsens im Jahre 2000 im Jahr 2021 endgültig stillgelegt werden. Durch die Verlängerung der Kernkraftwerkslaufzeiten im Jahr 2010 ist mit der Abschaltung im Jahr 2036 zu rechnen.[16] Nach dem Reaktorunfall von Fukushima wurde diese Entscheidung rückgängig gemacht, das Kraftwerk wird nun zum 31. Dezember 2022 stillgelegt. Am 15. April wurde die Stilllegung vollzogen.[7]

Technische Details

Das Kernkraftwerk Emsland ist ausgestattet mit einem Druckwasserreaktor[7] der KWU-Baulinie '80.[3] Die thermische Leistung von 3850 MW wird im Reaktorkern mit 193 Brennelementen während der Kernspaltung erzeugt. Nach der Übertragung der Wärmeenergie in den sekundären Kreislauf via vier Dampferzeuger entsteht ein Dampfstrom von rund 2133 Kilogramm pro Sekunde bei einem Frischdampfdruck von 62 Bar und einer Temperatur von 279 °C. Der Dampf wird zu einer Turbine geleitet,[17] die eine elektrische Bruttoleistung von 1406 MW und eine elektrische Nettoleistung von 1335 MW erreicht.[7] Der Nettowirkungsgrad beträgt 34,5 Prozent.[17]

Speicherbecken Geeste (SBG)

Das Speicherbecken im Dezember 2008

Da das Kernkraftwerk sein Wasser aus der anliegenden Ems gewinnt, diese aber in 20 bis 30 Tagen im Jahr zu wenig Wasser führt, wurde im nördlichen Stadtgebiet von Lingen bei Geeste ein 2,3 Quadratkilometer großes Speicherbecken errichtet. Die Dämme sind 15 meter hoch. Für das Becken wurde eine Waldfläche in der Größe des Speicherbeckens abgeholzt.[2] Wenn ausreichend Wasser im Dortmund-Ems-Kanal (DEK) vorhanden ist, wird das Wasser in den Speichersee gepumpt, dessen Wasserstand nach Jahreszeit und Wetter unterschiedlich ist.[17] Bei niedrigem Wasser wird das Wasser wieder in den Dortmund-Ems-Kanal eingeleitet und hält den Wasserpegel konstant.[2] Das Becken liegt zwölf Kilometer nördlich des Kraftwerks. Im Becken selbst befinden sich 23 Millionen Kubikmeter Kühlwasser,[17] von dem rund 18 Millionen Kubikmeter nutzbar sind. Bisher bewährte sich das Konzept, so konnte alleine zwischen 1989 und 1991 eine Abschaltung der Anlage verhindert und Verluste in Höhe von 60 Millionen DM verhindert werden.[18] Neben der technischen Funktion wird das Speicherbecken auch als Naherholungsgebiet genutzt. So sind Waldflächen und ein Feuchtbiotop um das Becken angelegt worden, um eine natürliche Entwicklung des Gebiets nachhaltig zu fördern.[17]

Das Becken war dafür ausgelegt den Wasserbedarf von zwei Kernkraftwerken zu decken. Das zweite Werk sollte durch RWE nahe Meppen entstehen, das allerdings bereits beim Bau des Speichersees nicht mehr zur Diskussion stand.[19]

Klage

Seit Oktober 1982 versuchte ein Niederländer gegen das Kernkraftwerk zu klagen und somit eine Betriebsaufnahme zu verhindern. Während des Baus und der Betriebsaufnahme wurde die Person allerdings Bürgermeister seiner Heimatgemeinde, weshalb nach Ansicht der Atomwirtschaft die Klage so gut wie verloren sei. Von einem Bremer, einem Beikläger, wurden vier Instanzen durchlaufen. Anfangs ging es eher um die Menschen direkt im und um das Kernkraftwerk, später aufgrund eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichts auf die Nachbargemeinden im Ausland, die nach Ansicht des Gerichts in einem zusammenwachsenden Europa ebenfalls Anspruch auf den Schutz vor Gefahren der Kerntechnik haben. So war es möglich geworden, dass der Niederländer überhaupt am Verfahren teilnehmen konnte. Die Klage gegen die erste Teilerrichtungsgenehmigung wurde am 3. März 1992 in der Berufungsinstanz zurückgewiesen und keine Revision des Urteils zugelassen.[20]

Zwischenlager

Modell des Standortzwischenlagers

Am 22. Dezember 1998 beantragte die Kernkraftwerk Lippe-Ems GmbH als erster Kernkraftwerksbetreiber den Bau eines Standortzwischenlagers am Kernkraftwerk Emsland, aus eigenem Interesse. Am 28. März 1999 wurde beim Bauamt der Stadt Lingen ein entsprechender Antrag hierfür gestellt.[21] Seitens der Bevölkerung gab es ab Anfang 1999 einen großen Konsens für das Projekt, zumal Arbeitsplätze hierdurch in der Region erhalten werden könnten.[22] Am 27. September 2000 genehmigte die Stadt Lingen nach positiven Gutachten des Bundesamt für Strahlenschutz das Lager. Im Oktober des gleichen Jahres erfolgte der erste Spatenstich und nach 18 Monaten Errichtungsdauer Ende März 2002 die Inbetriebnahme des Anlagenteils. Die Kosten hierfür lagen bei 25 Millionen Euro. Das Gebäude hat eine Höhe von 20 Metern bei einer Länge von 110 Metern und einer Breite von 27 Metern. Die Wände haben eine Stärke von 1,2 Metern, das Dach von 1,3 Metern. Zum Einsatz kommen hierfür CASTOR V/19, die jeweils 19 Brennelemente aufnehmen können und von denen 130 Stück in das Gebäude passen. Die Restwärme wird durch eine Zwangszirkulation der Luft abgeführt.[21] Die Nutzungsdauer des Lagers wird seitens RWE mit 40 Jahren angegeben.[17]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Emsland besitzt einen Kernreaktor, der sich im Betrieb befindet.

Reaktorblock[7]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 17. Handelsblatt GmbH, 1972.
  2. a b c d Germany. Reichsamt für Landesaufnahme. Abteilung für Landeskunde, u.a.: Berichte zur deutschen Landeskunde, Band 60. Anton Hain, 1986.
  3. a b c d Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 27. Handelsblatt GmbH, 1982.
  4. Heinrich Billstein, Klaus Naumann: Für eine bessere Republik: Alternativen der demokratischen Bewegung. In: Band 210 von Kleine Bibliothek; Band 210 von Kleine Bibliothek: Politik, Wissenschaft, Zukunft. Pahl-Rugenstein, 1981. ISBN 3760905986.
  5. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 32. Handelsblatt GmbH, 1987.
  6. Jutta Ditfurth, Manfred Zieran: Träumen, Kämpfen, Verwirklichen. Kiepenheuer & Witsch, 1988. ISBN 3462019031.
  7. a b c d e f g Power Reactor Information System der IAEA: „Germany“ (englisch)
  8. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 28. Handelsblatt GmbH, 1983. ISBN 3452192466.
  9. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 29. Handelsblatt GmbH, 1984.
  10. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 30. Handelsblatt GmbH, 1985.
  11. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 31. Handelsblatt GmbH, 1986.
  12. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 32. Handelsblatt GmbH, 1987.
  13. Jutta Ditfurth, Manfred Zieran: Träumen, Kämpfen, Verwirklichen. Kiepenheuer & Witsch, 1988. ISBN 3462019031.
  14. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 33. Handelsblatt GmbH, 1988.
  15. a b c d e Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 34. Handelsblatt GmbH, 1989.
  16. World Nuclear Association: Nuclear Power in Germany. Abgerufen am 3. Februar 2011.
  17. a b c d e f RWE Power AG: Kraftwerke Lingen, ein Standort voller Energie. (Online-Version)
  18. Leonhard Müller: Handbuch der Elektrizitätswirtschaft: Technische, wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen. Springer, 2001. ISBN 3540676376.
  19. Emsländischer Heimatbund: Emsland im Werden: vom Handwerk bis zur Kernkraft. In: Emsland - Raum im Nordwesten. Emsländ. Heimatbund, 1986. Seite 139.
  20. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 37. Handelsblatt GmbH, 1992.
  21. a b RWE Power AG: Das Standort-Zwischenlager auf dem Gelände des Kernkraftwerks Emsland. (Online-Version)
  22. Germany. Reichsamt für Landesaufnahme. Abteilung für Landeskunde, Zentralausschuss für Deutsche Landeskunde, Bavaria (Germany). Amt für Landeskunde, Bundesanstalt für Landeskunde (Germany), Germany (Federal Republic, 1949- ). Bundesanstalt für Landeskunde, Institut für Landeskunde (Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung): Berichte zur deutschen Landeskunde, Band 73. Anton Hain, 1999.
  23. Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  24. International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch

Icon NuclearPowerPlant-green.svg Portal Kernkraftwerk