Herzlich willkommen in der Nucleopedia! Hierbei handelt es sich um eine freie Enzyklopädie, die sich auf den Bereich der Kernenergie spezialisiert hat. Die Inhalte sind frei verfügbar und unter Lizenz frei verwendbar. Auch Sie können zum Inhalt jederzeit beitragen, indem Sie als Benutzer den Seiteninhalt verbessern, erweitern oder neue Artikel erstellen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung an dem Projekt!

Benutzerkonto beantragen  Benutzerkonto erstellen

Kernkraftwerk Kirschgartshausen

Aus Nucleopedia
(Weitergeleitet von Mannheim-Nord)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kernkraftwerk Kirschgartshausen
Standort
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Ort Kirschgartshausen
Koordinaten 49° 34′ 47″ N, 8° 25′ 49″ OTerra globe icon light.png 49° 34′ 47″ N, 8° 25′ 49″ O
Reaktordaten
Eigentümer Stadt Mannheim, Badenwerk, GKM
Spacer.gif
Gtk-dialog-info.svg
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Kirschgartshausen (auch Mannheim-Nord oder einfach Nord, kurz KWN) sollte nahe der Ortschaft Kirschgartshausen im Norden der Stadt Mannheim entstehen. Die Planungen für die Anlage wurde in den 1970ern allerdings nicht weiter fortgeführt.

Geschichte

Im August 1969 gab die Großkraftwerk Mannheim AG (kurz GKM) bekannt, dass man trotz der Planungen des RWE in Biblis ein großes Kernkraftwerk zu errichten, sowie seitens des Badenwerks und der Energierversorgung Schwaben in Oberhausen bei Bruchsal eine Anlage plane, ein viertes Kernkraftwerk im Norden von Mannheim plane. Hierzu wurde seitens der GKW und der Badenwerk eine Projektgesellschaft gegründet, an der beide Unternehmen 50 % zu gleichen Teilen hielten. Die Leistung der Anlage wurde auf 700 bis 800 MW projektiert mit Gesamtkosten um die 550 Millionen DM. Die Inbetriebnahme sollte bis 1976 erfolgen. Als Standort wurde Kirschgartshausen im Norden von Mannheim gewählt. Aufgrund der Lage wurde die Anlage als Kernkraftwerk Nord bezeichnet. Die Energie aus dem Werk sollte alleinig an die Aktionäre aufgeteilt werden, wovon das Badenwerk 50 % abgenommen hätte, die anderen 50 % an den GKM-Anteilseignern aufgeteilt worden wäre: 40,5 % an die Pfalzwerke, 40,5 % an die Stadt Mannheim und 19 % zusätzlich ans Badenwerk.[1]

Bereits Anfang 1970 forderte das Badenwerk mit der GKM Angebote für die Anlage ein, sodass bis 1971 eine Auftragsvergabe stattfinden könnte und bereits 1972 mit dem Bau für eine Inbetriebnahme 1978 beginnen kann.[2] Allerdings wurde dem Projekt ein schnelles Ende beschafft, nachdem am 17. Juli 1970 das Badenwerk erklärte, dass man die Anlage vorerst nicht baue, da die GKM sich nicht in der wirtschaftlichen Lage sah die Anlage zeitnah zu errichten, da sich die GKM mit den Investitionen in konventionelle Blöcke finanziell verhoben hatte. Um den Bedarfsanstieg dennoch zu decken plante das Badenwerk daher die Arbeiten in Philippsburg zu forcieren und den zweiten Block früher zu errichten.[3][4] Im Dezember 1973 wurde der Standort dennoch von der Landesregierung von Baden-Württemberg in den Standort-Vorsorgeplan übernommen, womit dieser bis zum Jahr 2000 für ein Kraftwerk gesichert wurde.[5]

Neuprojektierung 1974

Im Jahr 1974 gab der Oberbürgermeister von Mannheim, Ludwig Ratzel, bekannt, dass aufgrund der gegenwärtigen Ölkrise das Projekt neu belebt werden sollte. Hierzu wollte die Stadtverwaltung für den Standort Kirschgartshausen mit verschiedenen Energieversorgern Gespräche aufnehmen.[6] Tatsächlich reagierte die GKM erneut auf die Initiative und gab im Sommer 1974 bekannt, dass man eventuell mit dem Badenwerk und der Stadt Mannheim als Partner das Projekt wiederbeleben möchte. Aufgrund einiger Besonderheiten des Standortes wurde allerdings nunmehr ein Interesse an einen 1100 MW starken Hochtemperaturreaktor bekundet. Gleichzeitig verzichtete die GKM mit dieser Entscheidung sich weiterhin an einem Kernkraftwerk in Neupotz in der Südpfalz zu beteiligen.[7] In einer öffentlichen Diskussion über das Projekt wurde im Großkraftwerk bei Neckerau das Projekt vorgestellt. Anwesend waren unter anderem Ludwig Ratzel, sowie der Oberbürgermeister von Ludwigshafen und Aufsichtsratsvorsitzende der Pfalzwerke, Werner Ludwig, sowie eine Reihe von Experten aus der Kerntechnik. Der Generalbevollmächtigte von Bworn Boveri & Cie (BBC) aus Mannheim präsentierte dabei technische Details zum 1150 MW starken BBC-Hochtemperaturreaktor, der für Kirschgartshausen vorgesehen war.[8]

Im Jahr 1975 begann die GKM mit einer Vorstudie am Standort mit dem Hochtemperaturreaktor. Neben normalen Strom sollte außerdem Bahnstrom erzeugt werden, sowie Prozessdampf und Fernwärme ausgekoppelt werden. Gerade diese doppelte Nutzung war aufgrund der stadtnahen Lage des Standortes hohe Wichtigkeit zugewiesen worden, da man hierdurch effizient Umweltschutzmaßnahmen durch die Stilllegung konventioneller Dampf- und Wärmeerzeuger durchsetzen wollte. Dies war auch der Grund, warum in diesem Ballungsraum Ludwigshafen-Mannheim-Heidelberg auch der Einsatz von Kernheizwerken untersuchte. Die Inbetriebnahme für Kirschgartshausen mit dem Hochtemperaturreaktor strebte man für 1984 an.[9] Am 8. April 1975 genehmigte die Stadt Mannheim den neuen Flächennutzungsplan, in dem bereits der Standort für das Kernkraftwerk fest eingeplant wurde, sowie der Bau von dessen Infrastruktur.[10]

Nachdem 1977 die Planungen für das Kernkraftwerk BASF eingestellt wurden, hielt sich die BASF offen sich an Kirschgartshausen zu beteiligen, um Prozessdampf aus dieser Anlage zu beziehen.[11] Aufgrund des fehlenden Präzedenzfalls mit dem BASF-Werk und einem Kernkraftwerk im Ballungsgebiet wurden die Planungen für die Anlage nicht weiter erörtert.

Standortdetails

Technik

Vorgesehen war als letztes Projekt ein Hochtemperaturreaktor der Firma BBC mit einer elektrischen Leistung von 1150 MW und einer thermischen Leistung von 3000 MW. Dass man sich für einen Hochtemperaturreaktor entschied lag insbesondere an dessen inhärente Sicherheitseigenschaften und die stadtnahe Lage des Standortes.[9]

Einzelnachweise

  1. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 14. Handelsblatt GmbH, August 1969. Seite 373.
  2. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 15. Handelsblatt GmbH, April 1970. Seite 166, 167.
  3. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 15. Handelsblatt GmbH, August 1970. Seite 354.
  4. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 16. Handelsblatt GmbH, April 1971. Seite 175.
  5. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, Februar 1974. Seite 50.
  6. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, März 1974. Seite 97, 98.
  7. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, August/September 1974. Seite 373.
  8. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, Oktober 1974. Seite 454.
  9. a b Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 20. Handelsblatt GmbH, März 1975. Seite 149.
  10. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 20. Handelsblatt GmbH, Mai 1975. Seite 218.
  11. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 22. Handelsblatt GmbH, Februar 1977. Seite 50.

Siehe auch