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Kernkraftwerk Marienberg

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Kernkraftwerk Marienberg
Standort
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Ort Marienberg bei Rosenheim
Koordinaten 47° 54′ 38″ N, 12° 7′ 53″ OTerra globe icon light.png 47° 54′ 38″ N, 12° 7′ 53″ O
Reaktordaten
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Marienberg (auch Rosenheim-Nord) war ein potentielles Projekt am Standort Marienberg, nördlich der Stadt Rosenheim am Inn. Tatsächlich wurde nie entschieden, ob man ein Kernkraftwerk errichte oder ein konventionelles Kraftwerk. Bis 1998 war der Standort im Standortsicherungsplan gelistet. Trotz der Tatsache, dass nie ein Projekt für den Standort geplant war, gab es starke Proteste gegen ein hypothetisches Kernkraftwerk.

Geschichte

Erstmals mit einem Kernkraftwerk in Zusammenhang gebracht wurde Marienberg im Jahr 1971, als erstmals politisch über die Möglichkeit diskutiert wurde, nördlich von Rosenheim ein Kernkraftwerk zu errichten.[1] Tatsächlich stand 1974 dann zur Diskussion seitens der Isar-Amperwerke, zusammen mit dem Bayernwerk, ein weiteres Kernkraftwerk in Bayern zu errichten mit einer Leistung von 1300 MW. Seitens der Isar-Amperwerke gab es zu diesem Zeitpunkt bereits ein Grundstück in Marienberg für den Bau eines einzelnen Blocks, jedoch ging die Tendenz eher dahin, diesen Reaktorblock als zweiten Block am Standort Isar bei Ohu zu errichten.[2] Dennoch wurde in der Öffentlichkeit darüber aktiv gesprochen auch in Marienberg einen Reaktorblock zu errichten, seitens der Energieversorger wurden allerdings solche Gerüchte nicht weiter kommentiert.[3] Seitens der Isar-Amperwerke wurden innerhalb des Jahres 1974 weiter Grundstücke erworben für den Bau eines Umspannwerkes. Dies führte dazu, dass sich 1974 in und um Rosenheim Auseinandersetzungen bildeten, gegen den Bau eines Kernkraftwerks. Ebenfalls in Österreich mischte man sich in die Diskussion ein, in der sich der Gemeinderat von Kufstein gegen die Anlage aussprach.[4] Anfang 1975 unterstrichen die Isar-Amperwerke daher nochmal, dass man über die Beteiligung am Kernkraftwerk Isar die folgenden Jahre keine weiteren Kernkraftwerke in Bayern plane, daher auch nicht in Marienberg.[5]

Am 4. Oktober 1977 verabschiedete die Bayerische Staatsregierung den Standortsicherungsplan für Kernkraftwerke und konventionelle Kraftwerke, in dem unter anderem Marienberg als potentieller Standort für ein konventionelles Kraftwerk oder ein Kernkraftwerk geführt wird.[6] Ein Baubeginn der Anlage wäre aber rein hypothetisch erst nach 1985 oder 1986 realistisch. Dies führte erneut zu starken Widerstand in der Bevölkerung und zu Protesten im Kreis Rosenheim, die insbesondere die Belastung des Klimas durch Kühltürme kritisierte, die Aufwärmung des Inns und die Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs durch nachrückende Industrie.[7] Im Jahr 1982 gründete sich in Salzburg die „Überparteiliche Plattform gegen das Atomkraftwerk (AKW) Marienberg Rosenheim“.[8] Ebenfalls wurde am 24. Oktober 1982 seitens des österreichischen Naturschutzbundes eine Resolution gegen das hypothetische Kernkraftwerk gefordert, um die Bundesregierung Österreichs, sowie die Landeshauptleute von Tirol, Oberösterreich und Salzburg hinter sich zu haben.[9]

Insgesamt hielten diese Proteste bis in die 1990er an,[10] obwohl in dieser Zeit kein Kernkraftwerksprojekt für Marienberg vorgesehen war. Am 25. Februar 1998 erhob sich insbesondere das österreichische Bundesland Salzburg, nachdem Deutschland für den Bau eines potentielles Reaktor des Typs EPR ein standortunabhängiges Suchverfahren eröffnete. Das Bundesland forderte neben Pleinting auch Marienberg aus dem Standortsicherungsplan zu streichen. Mit der Überarbeitung des Standortsicherhungsplan am 14. Juli 1998 wurde Marienberg vollständig als Standort gestrichen.[11]

Einzelnachweise

  1. Werner Zimmermann: Bis der Krug bricht: Atomkraft--Segen oder Fluch?, Viktoria-Verlag, 1972. Seite 131.
  2. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, Januar 1974. Seite 2.
  3. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, April 1974. Seite 197.
  4. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, November 1974. Seite 514.
  5. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 20. Handelsblatt GmbH, März 1975. Seite 150.
  6. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 22. Handelsblatt GmbH, November 1977. Seite 550.
  7. Kerntechnik, Band 20, K. Thiemig., 1978. Seite 198.
  8. Salzburger Jahrbuch für Politik, Residenz, 1989. Seite 101.
  9. ÖNB-Kurier, Folge 3/82, 1982. Seite 6. Abgerufen am 17.02.2019. (Archivierte Version bei WebCite)
  10. Stadtarchiv Rosenheim: Atomkraftwerk Marienberg. Abgerufen am 17.02.2019. (Archivierte Version bei WebCite)
  11. Land Salzburg: Keine zusätzlichen Kernkraftwerk- Standorte in Bayern, 28.07.1998. Abgerufen am 17.02.2019. (Archivierte Version bei WebCite)

Siehe auch