Herzlich willkommen in der Nucleopedia! Hierbei handelt es sich um eine freie Enzyklopädie, die sich auf den Bereich der Kernenergie spezialisiert hat. Die Inhalte sind frei verfügbar und unter Lizenz frei verwendbar. Auch Sie können zum Inhalt jederzeit beitragen, indem Sie als Benutzer den Seiteninhalt verbessern, erweitern oder neue Artikel erstellen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung an dem Projekt!

Benutzerkonto beantragen  Benutzerkonto erstellen

Ford Nucleon

Aus Nucleopedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Ford Nucleon war ein von der Ford Motor Company in den Vereinigten Staaten von Amerika gefertigtes Konzeptauto. Der Wagen war mit einem Kernreaktor anstatt eines Motors vorgesehen und stellte einen fortführenden Gedanken der 1950er Jahre im Bezug auf die Zukunft des Atomzeitalters dar. Der Konzeptwagen wurde aufgrund von sicherheitstechnischen Bedenken und technisch unüberwindbaren Hürden niemals als Prototyp umgesetzt.

Geschichte

Erstmals vorgestellt wurde das Konzept 1958 seitens Ford in Rahmen einer Ausstellung in Detroit für futuristische Autos. Neben Automobilen die mit Gasturbinen angetrieben werden kam auch der Ford Nucleon als Modell vor, der im Maßstab 3:8 (andere Angaben 1:2[1] und 1:3[2]) vorgestellt wurde.[3] Die Idee für das Auto kam von William Ford selbst.[4] George Walker, 1958 Chefdesigner bei Ford und Entwickler des Nucleon-Konzeptautos, erklärte bei der Vorstellung allerdings, dass dieses Design in naher Zukunft auf keinen Fall realisierbar wäre, allerdings möglicherweise früher als gedacht zur Realisierungsreife kommen könnte. Man erwartete neben dem Auto auch später weitere Konzepte wie atomar angetriebene Lastwagen und Traktoren. Aufgrund der nicht zu Verfügung stehenden Technik wurden keine technischen Experimente durchgeführt und eher das Augenmerk auf einen mit einer Gasturbine getriebenen Traktor mit der Bezeichnung „Typhoon“ gelegt.[5] Der Nucleon galt eher als Traumauto für die 1980er Jahre.[6] Dem Auto wird auch des öfteren eine Ähnlichkeit mit dem Batmobile aus dem Comic Batman attestiert.[7] Dass sich Ford an einem nuklear getriebenen Auto versuchte lag insbesondere daran, dass in den 1950er die Kernenergie als eine Art überschwängliche Erlösungsutopie aufgenommen wurden, die sie von konventionellen Rohstoffen unabhängig machen würde.[8]

Die Atomic Energy Commission untersuchte im Rahmen des Plowshare-Projekts die Machbarkeit und Sicherheit des Ford Nucleon und warnte daraufhin, dass möglicherweise bei einer Fehlfunktion des Reaktors ganze Berge weggesprengt, Eisberge zerschlagen, Löcher gesprengt und Straßen mit nuklearen Unfällen übersät werden könnten, aufgrund einer Explosion des Reaktors. Zusammen mit Wissenschaftlern erklärte die Atomic Energy Commission, dass die Realisierung eines solchem Wagens sicherheitstechnisch nicht vertretbar sei und diese Idee deshalb nur ein Traum bleibe.[9] Ein anderer Gedanke ist der Brennstoffpreis, der sich über die Jahre erhöht hatte und von Beginn an nicht für den kleinen Verbraucher erschwinglich schien.[10] Andere Angaben zufolge wäre dieses Konzept allerdings ökonomisch realisierbar gewesen.[11]

Im 21. Jahrhundert bekam der Ford Nucleon insbesondere durch das 2008 veröffentliche Computerspiel Fallout 3 Aufmerksamkeit, der dort häufig unter dem Namen „Atomic V8“ vorkommt.[2] Im August 2011 kündigte die US-Firma Laser Power Systems an, ein nukleargetriebenes Auto als Prototyp binnen zwei Jahre fertigzustellen. Das Auto sollte mit Thorium betrieben werden und ebenfalls über Dampfturbinen den Antrieb realisieren. Alleine acht Gramm Thorium sollten für rund 1609344 Kilometer reichen. Bereits 2009 stellte Cadillac mit dem World Thorium Fuel Concept (mit dem in der Fachwelt belächelten Kürzel WTF) ein ähnliches Konzept vor.[12]

Technik

Die Karosserie des Wagens besteht aus zwei Zwillingsauslegern, zwischen denen die Energieeinheit, der Reaktor, aufgehängt ist. Funktioniert hätte der Reaktor wie ein konventioneller, der zu dieser Zeit auch erstmals in Kernkraftwerken eingesetzt wurde. Die Steuerung des Reaktors sollte durch eine direkte Verbindung des Gaspedals mit den Brennelementen des Reaktors erfolgen, ähnlich wie in einem konventionellen Kernreaktor mit einem Steuerelement. Je nach Leistung des Reaktors, die mit der Konfiguration des ersetzbaren Kerns an der Tankstelle variierbar war, hätte das Auto bis zu 5000 Meilen (8000 Kilometer[13]) mit einer Brennstoffladung fahren können. Die Designer von Ford sahen vor, dass für den Tausch der Elemente die bestehenden Tankstellen durch spezielle Nachfüllstationen ausgetauscht worden wären. Das Problem lag allerdings am Gewicht des Reaktors. Das Auto war nicht für die Reaktoren der 1950er ausgelegt gewesen. Weitsichtig gedacht erhofften sich die Designer, dass eines Tages die Größe und das Gewicht der Kernreaktoren auf ein Minimum verringern ließe, sodass sie in dem Ford Nucleon installiert hätten werden können.[3][14] Der Reaktor sollte nach dem Designkonzept den Anschein eines modern scheinenden Ersatzrades zeigen.[9] Ein Problem an dem Konzept war allerdings die Abschirmung des Reaktors, für die es bis in die 1990er keine Lösung gab. Optional wären 50 Tonnen Schwerbeton nötig gewesen, um den Reaktor abzuschirmen, was unmöglich umsetzbar war.[15]

Der Reaktor selber hätte konventionellen Dampf unter hohem Druck erzeugt, womit auch Wasser zum Nachfüllen nötig gewesen wäre. Der Dampf wäre zu zwei Turbinen geleitet worden: Eine zur Erzeugung von Elektrizität, die andere zum direkten Antrieb der Achsen.[11][16][13] Andere Angaben gehen davon aus, dass der Antrieb elektrisch realisiert worden wäre.[2] Als Alternativkonzept wäre es möglich gewesen das Auto mit einem herkömmlichen V8-Motor auszustatten.[17] Die Fahrerkabine ist für zwei Personen ausgelegt gewesen und weit vorne und entfernt vom Reaktor untergebracht worden.[13]

Einzelnachweise

  1. Transport. Dorling Kindersley Ltd, 2012. ISBN 1409325636. Seite 61.
  2. a b c Thomas Pospiech: Alles über Autos: Mit einem Vorwort von Det Müller. Riva Verlag, 2010. ISBN 3864131308.
  3. a b Industrial Design, Band 5. Design Publications, 1958. Seite 20.
  4. Natural Resources Defense Council: On Earth, Bände 26-27. Natural Resources Defense Council, 2004. Seite 24.
  5. Ford Motor Company: The Ford Almanac. Golden Press, 1958. Seite 124.
  6. Hans-Peter Rosellen: Ford-Schritte: der Wiederaufstieg der Ford-Werke Köln von 1945 bis 1970. Zyklam, 1988. ISBN 3887670795. Seite 170.
  7. William A. Sherden: The fortune sellers: the big business of buying and selling predictions. John Wiley, 1998. ISBN 0471181781. Seite 170.
  8. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik: Internationale Politik, Band 61,Ausgaben 10-12. Verlag für Internationale Politik, 2006. Seite 402.
  9. a b Encyclopaedia Britannica: Yearbook of Science and the Future. Encyclopaedia Britannica, 1990. ISBN 0852295251. Seite 20.
  10. Stephen J. Spignesi: The U.S.A. book of lists: the ultimate compendium of all things American. New Page Books, 2000. ISBN 1564144844. Seite 35.
  11. a b Richard Hammond: Car Science. Dorling Kindersley Ltd, 2008. ISBN 1405343052. Seite 91.
  12. Car advice: The thorium-powered car: Eight grams, one million miles, 16.08.2011. Abgerufen am 19.10.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  13. a b c Neil Morris: Transport. Raintree, 2011. ISBN 1406219371. Seite 13, 14.
  14. Design News, Band 37,Ausgaben 17-20. Reed Business Information, 1981. Seite 106.
  15. Princeton Institute for Historic Research: Automobile Quarterly, Band 31,Ausgabe 1. Automobile Quarterly, 1992. Seite 22.
  16. Geek Monthly, Bände 17-22. CFQ Media, Incorporated, 2008. Seite 11.
  17. Mark Christensen: Acid Christ: Ken Kesey, LSD, and the Politics of Ecstasy. Schaffner Press, Inc., 2009. Seite 52.