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Kernkraftwerk Paks

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Kernkraftwerk Paks
Die Reaktoren 1 bis 4 des Kernkraftwerks Paks
Die Reaktoren 1 bis 4 des Kernkraftwerks Paks
Standort
Land Flag of Hungary.svg Ungarn
Ort Paks
Koordinaten 46° 34′ 27″ N, 18° 51′ 7″ OTerra globe icon light.png 46° 34′ 27″ N, 18° 51′ 7″ O
Reaktordaten
Eigentümer Ungarische Energieunternehmen
Betreiber Kernkraftwerk Paks
Vertragsjahr 1966
Betriebsaufnahme 1982
Im Betrieb 4 (2000 MW)
Pläne storniert 2 (2000 MW)
Einspeisung
Eingespeiste Energie im Jahr 2008 13866 GWh
Eingespeiste Energie seit 1982 301569 GWh
Stand der Daten 9. September 2009
Zusatzfunktion Fernwärme
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Paks (ungarisch Paksi atomerőmű) steht nahe der gleichnamigen Stadt in Ungarn. Es ist das einzige Kernkraftwerk in Ungarn und liegt an der Donau.

Geschichte

Ungarn hatte bereits 1966 beschlossen, ein Kernkraftwerk im eigenen Land zu bauen. Erste Arbeiten zur Erschließung des Standortes nahe der Stadt Paks wurden 1968 begonnen. Da sich jedoch ab Beginn der 1970er-Jahre Öl als wirtschaftlichere Energiequelle erwies, wurde die Erschließung beendet. Ab Mitte der 1970er-Jahre kam es allerdings immer öfter zu Ölkrisen, weshalb die ungarische Regierung die Erschließung wieder aufnahm.[1] Am 3. Oktober 1975 wurde deshalb offiziell der Grundstein für das Kernkraftwerk gelegt, das vier Reaktoren bekommen sollte.[2] Mit dem Bau der ersten doppelten Reaktoranlage, bestehend aus Reaktor eins und zwei, wurde am 1. August 1974 begonnen. Die zweite doppelte Reaktoranlage, bestehend aus Block drei und vier, wurde ab dem 1. Oktober 1979 errichtet.[3]

Der Lieferant für den nuklearen Teil der Anlage einschließlich des Reaktors war der tschechische Maschinenbauer Škoda.[4]

Betrieb

Der erste Reaktor nahm am 28. Dezember 1982 den Betrieb auf und wurde am 10. August 1983 dem Betreiber übergeben. Der zweite Reaktor nahm am 6. September 1984 den Betrieb auf, womit er am 14. November 1984 dem Betreiber übergeben werden konnte und damit die erste doppelte Reaktoranlage komplett war. Der dritte Reaktorblock in der zweiten doppelten Reaktoranlage nahm am 28. September 1986 den Betrieb auf und wurde am 1. Dezember 1986 dem Betreiber übergeben. Der bislang letzte Reaktor vier wurde am 16. August 1987 in Betrieb gestellt und am 1. November 1987 dem Betreiber übergeben.[3]

Die Anlage in Paks deckt mit allen vier Reaktoren 39 % des Strombedarfs in Ungarn. Die Laufzeit war ursprünglich für jeden Reaktor auf 30 Jahre ausgelegt gewesen. Allerdings konnten durch Modernisierungen die Laufzeit um 20 Jahre verlängert werden. Die 20 Jahre zusätzliche Laufzeit beginnen ab dem Jahr 2012.[1]

Technische Details

Das Kernkraftwerk Paks ist ausgestattet mit vier Reaktoren vom Typ WWER-440/213. Es war die erste Anlage mit WWER-440 der Version 213. Jeder Reaktor ist gekoppelt mit zwei Turbinen, die jeweils die Hälfte der gesamten Blockleistung produzieren. Die Reaktoren haben insgesamt sechs Kühlschleifen. Die veranschlagte elektrische Leistung betrug pro Reaktor 440 MW brutto. Die Leistung sollte in zwei Etappen auf 500 MW weiter gesteigert werden. Die erste Etappe lag bei 470 MW. Das sind etwa 104 % Reaktorleistung, die zwei Monate gehalten werden soll. Anschließend wird die Leistung auf 108 % gesteigert. Das entspricht 500 MW, die aktuelle Bruttoleistung aller Reaktorblöcke.[2][3] Die Leistungssteigerung soll einerseits zur CO2-Einsparung und andererseits zur Erfüllung des Kyoto-Protokolls dienen. Die Leistungssteigerung wurde von der russischen Firma Atomstroiexport vorgenommen.[1]

Durch die Betriebssicherheit gehört das Kernkraftwerk Paks laut der IAEA zu den besten Anlagen der Welt. Die Leitung der Anlage versucht mit Hilfe der IAEA die Betriebspraktiken zu verbessern und so den Sicherheitsstandard zu erhöhen. Dazu gehören auch Verbesserungen an der Anlage selbst. Auf dem Gelände gibt es eigens dazu ein Wartungstrainingscenter, in dem Praktiken für die Wartungen getestet werden. Der Grund ist, dass die WWER-Anlagen der frühen 1970er-Jahre nicht für die regelmäßige Wartung und Prüfung entworfen wurden. Beispielsweise sind viele Teile der aktiven Zone des Reaktors nicht erreichbar, weshalb dafür extra Maschinen entwickelt werden mussten, die diese Arbeiten erledigen können. Durch diese nun möglichen Wartungen konnte die Störanfälligkeit der Anlage gesenkt werden. Allerdings kommt es des öfteren zu Zwischenfällen, die die Verfügbarkeit der Anlage verringern.[5]

Störfälle

Eingang der Anlage und Verwaltung

In den Reaktoren eins, zwei und drei gab es Ablagerungen von Magnetit auf den Brennelementen. Dadurch kann die volle Leistung der Reaktoren nicht mehr erreicht werden. Deshalb sollen die Brennelemente nacheinander gereinigt werden. Im April 2003 wurden deshalb Reinigungstanks für die Brennelemente von einem Unternehmen außerhalb vom Kraftwerk in den Reinigungsschächten installiert. Die Reinigung wurde am zweiten Block am 10. April 2003 begonnen. Bei dem siebten Reinigungsdurchgang wurde aufgrund von anderen Arbeiten, die zur gleichen Zeit durchgeführt wurden, der Deckel nicht richtig auf den Tank zum Reinigen aufgelegt. Dadurch stieg während des Reinigungsprozesses die Temperatur des Kühlwassers, sodass Dampf entstand. Durch zunehmende Lautstärke wurde auch kurz darauf bemerkt, dass radioaktive Gase in die Reaktorhalle austraten. Da sich der Verschließmechanismus des Deckels öffnete, trat kaltes Wasser ein und es kam zu einen thermischen Schock. Dadurch wurden 3,6 Tonnen Brennmaterial beschädigt.[2]

Die radioaktiven Gase, die in die Reaktorhalle gelangten, waren recht gering, weshalb sie über den Abluftkamin abgeleitet wurden. Die Gase wurden bei einer von insgesamt acht Stationen registriert, die zur Messung der Radioaktivität in der Umgebung installiert sind. Die Hintergrundstrahlung veränderte sich aber nicht. Global 2000 wollte Aufklärung über den Störfall, weshalb die IAEA ihn untersuchte. Der Störfall wurde auf unzureichende Sicherung des Reinigungstanks, Mängel bei der Montage des Tanks und auf unzureichende Prüfung des externen Unternehmens zurückgeführt. Allerdings hatte die IAEA die Koordination und die nicht überschrittenen Grenzwerte für radioaktive Strahlungen als gut befunden. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt und die beschädigten Brennelemente wurden im Januar 2007 entfernt. Der Zwischenfall wurde auf der INES auf der Stufe 3 eingeordnet.[2]

Block 5 und 6

In den 1980er-Jahren gab es konkrete Pläne für den Ausbau des Kernkraftwerks Paks. Anfangs gab es Überlegungen, die Anlage um zwei weitere WWER-440/213 zu erweitern. Allerdings wurde das Projekt geändert, da die Sowjetunion mehr Interesse an der Produktion und dem Bau von WWER-1000 hatte. Nach 1985 wurde mit der Erschließung des Bauplatzes begonnen. Drei Milliarden Forint wurden in Erdarbeiten und Ausbau der Infrastruktur investiert. Der Bauplatz sollte nördlich von den bestehenden Blöcken liegen. Die Betonwerke und Lagerhallen vom Bau der ersten vier Blöcke waren noch vorhanden. Diese hätten für das neue Projekt genutzt werden können. Allerdings wurde das Vorhaben 1989/90 aufgrund des gesunkenen Energiebedarfs storniert[6]. Die Überlegung über den erneuten Bau sind für die Stadt Paks und Atomstroiexport weiterhin eine Option.[7]

Zwischen 1996 und 1998 wurden drei Auschreibungen zum Bau neuer Kapazitäten ausgegeben. Es wurden Machbarkeitsstudien für den Bau eines 600 bis 700 MW starken Kernreaktors am Standort Paks in Auftrag gegeben. In Frage kamen Reaktoren des Typs AP-600, WWER-640 und CANDU 6. Jedoch waren die politischen Gegebenheiten für einen Bau eines neuen Kernreaktors im Land nicht gegeben, weshalb die Ausschreibung ergebnislos endete. Am 30. März 2009 entschied das ungarische Parlament jedoch, die Erschließung für neue Reaktoren am Standort Paks zu vollenden. Die Reaktoren sollen bis 2020 den Betrieb aufnehmen.[6][7]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Paks hat vier Reaktoren die sich in Betrieb befinden. Die Pläne für zwei weitere Anlagen wurde storniert.

Reaktorblock[1]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

Siehe auch

Icon NuclearPowerPlant-green.svg Portal Kernkraftwerk

  1. Power Reactor Information System der IAEA: „Hungary“ (englisch)
  2. a b c d e f Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  3. a b c d e f International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.