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Kernkraftwerk Warta

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Kernkraftwerk Warta
Standort
Land Flag of Poland.svg Polen
Woiwodschaft Großpolen
Ort Klempicz
Koordinaten 52° 44′ 29″ N, 16° 28′ 31″ OTerra globe icon light.png 52° 44′ 29″ N, 16° 28′ 31″ O
Reaktordaten
Betreiber Kernkraftwerk Warta
Planungen storniert 1989
Pläne storniert 4 (4000 MW)
Zusatzfunktion Fernwärme
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Warta (polnisch Elektrownia Jądrowa Warta, kurz EJW) sollte das zweite polnische Kernkraftwerk werden und nahe der Ortschaft Klempicz in der Woiwodschaft Großpolen entstehen. Allerdings wurden später die Pläne verworfen. Heute gibt es erneutes Interesse, ein Kernkraftwerk am gleichen Standort zu errichten. Die Anlage wird des Öfteren als Kernkraftwerk Klempicz bezeichnet.

Geschichte

Für das zweite Kernkraftwerk in Polen nach dem Kernkraftwerk Żarnowiec wurden Mitte der 1980er-Jahre zwei Standorte an der Warthe und der Weichsel gesucht. Während man in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern den Standort Karolewo am Włocławek-Reservoir favorisierte, so stand als Alternative ein Standort an der Warthe nahe Klempicz in der Woiwodschaft Großpolen zur Verfügung. Der Grund, weshalb man den Standort am Włocławek-Reservoir bevorzugte, war die Tatsache, dass ausreichend Kühlwasser vorhanden sein würde, während man für Klempicz Kühltürme benötigen würde.[1] Allerdings gab es bereits 1984 erste Ankündigungen, dass die Anlage nahe Klempicz mit sowjetischer Hilfe entstünde und einer der größten Kernkraftwerkskomplexe in Europa werden solle.[2] Über das Jahr 1986 hinweg änderte sich der Standpunkt, sodass nunmehr Klempicz als Standort für das zweite Kernkraftwerk favorisiert wurde, was auch auf die Katastrophe von Tschernobyl zurückzuführen sein soll.[3] Der andere Standort nahe Włocławek sollte für das dritte Kernkraftwerk (Kernkraftwerk Kujawy) freigehalten werden, zumal ähnlich wie in Klempicz umfangreiche Daten über dessen Eignung bereits gesammelt wurden.[4]

Das Projekt in Klempicz wurde unter dem Arbeitsnamen „Warta“ fortgeführt. Die Anlage sollte bis 1994 den Betrieb aufnehmen.[5] Im Jahr 1987 wurde der Standort offiziell bestätigt. Aufgrund der Katastrophe von Tschernobyl wurde jedoch nicht vor 1996 mit der Betriebsaufnahme des ersten Reaktors gerechnet.[6] Im Jahre 1988 wurde für den Standort die Lizenz beantragt. Die polnische Regierung legte allerdings fest, dass im Rahmen des polnischen Qualitätssicherungsprogramms entschieden werden solle. Für nukleare Anlagen basiert diese Qualitätssicherung auf einer IAEA-Leitlinie für die Auswahl, Bewertung und Bestätigung von Kernkraftwerksstandorten. Anschließend sollte eine Bestätigung und Bewertung der Ergebnisse durch die Regierung sowie durch zuverlässige Organisationen erfolgen.[7] Falsche Informationen über die Anlage führten jedoch in Wronki zu Protesten seitens der Bevölkerung.[8]

Obwohl noch 1988 und 1989 mit ersten Vorarbeiten am Standort begonnen wurde,[9] stoppte man im Stadium der Vorarbeiten in der sich zum Ende neigenden Planungsphase im März 1989 nach einem Regierungsbeschluss die Aktivitäten am Standort.[7] Im April 1989 wurde das Projekt endgültig aufgegeben.[9]

Technische Details

Das Kernkraftwerk sollte mit vier Reaktoren vom Typ WWER-1000/320 mit jeweils einer Leistung von 1000 MW brutto und 950 MW netto ausgestattet werden.[10][11][12][13][14] Jeder Block sollte eine Dampfturbine besitzen, die ein polnisches Unternehmen selbst fertigen sollte. Die Kühlung sollte durch Kühltürme erfolgen.[10] Weiter sollte die Abwärme fortgenutzt werden, um die Stadt Posen mit Fernwärme zu versorgen.[15] Entsprechende Vorbereitungen wurden bereits getroffen.[16]

Zukunft

Polen möchte zwischen 2016 und 2020 bis 2030 seine ersten beiden Kernkraftwerke ans Netz nehmen. Als einer der möglichen Standorte kommt Klempicz in Frage, jedoch ist eine Entscheidung nicht vor 2013 zu erwarten.[17]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Warta sollte mit vier Reaktoren ausgestattet werden, deren Planungen jedoch eingestellt wurden.

Reaktorblock
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. Modern power systems, Band 6. Miller Freeman Publications, 1986.
  2. Campaign for Peace and Democracy/East and West, Campaign for Peace and Democracy: Peace & democracy news: the bulletin of the Campaign for Peace and Democracy/East and West, Bände 1-7. The Campaign, 1984.
  3. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 32. Handelsblatt GmbH, 1987.
  4. Polska Akademia Nauk. Komitet Geofizyki: Acta geophysica Polonica, Band 36. Państwowe Wydawn. Naukowe, 1988.
  5. Polish economic news, Ausgaben 1-15;Ausgaben 17-20;Ausgaben 22-24. AGPOL, Press Publishing Board, 1986.
  6. Jochen Bethkenhagen: Die Energiewirtschaft in den kleineren Mitgliedstaaten des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe: Entwicklungstendenzen in den achtziger Jahren. In: Ausgabe 113 von Beiträge zur Strukturforschung. Duncker & Humblot, 1990. ISBN 3428068696.
  7. a b First regional seminar for europe and the middle east on quality management for nuclear power project. Czechoslovak Atomic Energy Commision, Nuclear Information Centre, Prague - Zbraslav, 1991. ISBN 8070730218. (Online-Version)
  8. United States. Foreign Broadcast Information Service: Daily report: East Europe, Ausgaben 21-30. The Service, 1989.
  9. a b OECD Nuclear Energy Agency, International Atomic Energy Agency: Participation du public aux décisions nucléaires. In: Nuclear energy and information; Energie nucléaire et information; Teil 36 von Public Participation in Nuclear Decision-making, OECD Nuclear Energy Agency. International Atomic Energy Agency. ISBN 9264039759.
  10. a b L.A. Nieves, u.a.: Evaluation of Radioactive Scrap Metal Recycling. Argonne National Laboratory, 1995. (Online.Version)
  11. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - WARTA-1“ (englisch)
  12. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - WARTA-2“ (englisch)
  13. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - WARTA-3“ (englisch)
  14. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - WARTA-4“ (englisch)
  15. V.L. Lose, u.a.: Nuclear district heating in CMEA countries. IAEA BULLETIN, 3/1989. (Online-Version)
  16. Germany (East). Amt für Kernforschung und Kerntechnik: Kernenergie: Zeitschrift für Kernforschung und Kerntechnik, Band 34. Akademie-Verlag., 1991.
  17. World Nuclear Association: Emerging Nuclear Energy Countries
  18. a b c d Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  19. a b c d International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch

Icon NuclearPowerPlant-green.svg Portal Kernkraftwerk