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Nuklearanlage Deir ez-Zor

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Die Nuklearanlage Deir ez-Zor (andere Schreibweise Dair Alzour, Öffentlich eher bekannt als al-Kibār) befindet sich in Syrien nördlich der Stadt Deir ez-Zor am Fluss Euphrat. Bei der Anlage solle es sich um einen Kernreaktor gehandelt haben, der zur Erzeugung von Plutonium dienen sollte. Es wird vermutet, dass Syrien gemeinsam mit dem Iran und Nordkorea an der Anlage beteiligt gewesen sein soll und eine Art Backup sein sollte, falls der Reaktor an der Nuklearanlage Arak im Iran nicht vollendet worden wäre. Der eigentliche Zweck der Anlage ist bis heute nicht offiziell verkündet worden, aber, auf Basis der Informationen des US-Geheimdienstes CIA und des israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad, de facto belegt.[1]

Geschichte

Im Jahr 2001 begannen in Syrien eigenartige Aktivitäten im nuklearen Bereich. Man vermutet, dass dies das Jahr ist, in dem mit den Bauaktivitäten am Standort Deir ez-Zor begonnen wurde.[2] In einem 2008 veröffentlichen Bericht der IAEA wird später davon sehr exakt davon gesprochen, dass die Arbeiten zwischen dem 26. April 2001 und dem 4. August 2001 begonnen wurden.[3] Die Vereinigten Staaten von Amerika begannen erste Informationen abzugreifen, wonach es mehrfach Besuche von Offiziellen des nordkoreanischen Kernforschungszentrums Nyŏngbyŏn in Syrien gab und syrische Experten nach Nordkorea reisten.[2] Ab 2002 registrierten die Geheimdienste der Vereinigten Staaten, sowie Israels, dass nordkoreanische Frachtschiffe Baumaterial nach Syrien überführten. Bereits 2003 wurden im Osten Syriens diverse Bauaktivitäten durch Satellitenaufnahmen registriert, die allerdings als nicht außergewöhnlich eingestuft wurden.[4] Erst im Jahr 2003 wurde festgestellt, dass die Beziehungen zu Nordkorea auf Basis nuklearer Aktivitäten stattfinden. Die genaue Natur dieser Beziehungen und etwaige Projekte, waren mangels Informationen nur sehr spärlich bekannt. Erst rund zwei Jahre später, im Jahr 2005, konnten die Vereinigten Staaten auf Basis von Geheimdienstinformationen herausfinden, dass sich die Aktivitäten auf ein Projekt im Osten von Syrien beziehen,[2] in der Region um die Stadt Deir ez-Zor.[4] Bereits im Jahr zuvor konnten die Vereinigten Staaten von Amerika eine erhöhte Aktivität von internationalen Telefonaten von Syrien nach Nordkorea registrieren, die von der Ortschaft Al Falū Kibār ausgingen.[1] Noch im gleichen Jahr konnte ein großes Gebäude nahe Al Falū Kibār auf Satellitenaufnahmen ausfindig gemacht werden, das in einer sehr abgelegenen Region lag am Fluss Euphrat. Im darauf folgenden Jahr konnte der Beweis erbracht werden, dass die Fracht aus Nordkorea in den Osten Syriens transportiert wurde.[2]

Ende des Jahres 2006 wollte eine israelische Delegation im Vereinigten Königreich versuchen, eine Meinung über die Anlage seitens derer Experten bekommen. Allerdings reiste zur fast gleichen Zeit auch ein Beamter der syrischen Regierung nach England, der seitens des israelischen Außengeheimdienstes Mossad überwacht wurde. Aufgrund von nachlässigkeiten war es für den Geheimdienst relativ einfach auf den Laptop des Beamten Malware aufzuspielen, mit der Daten abgegriffen werden konnten. Ein ganzer Teil dieser Daten waren Fotoaufnahmen vom Standort des Kernreaktors, als er sich noch im Bau befand. Dabei war eindeutig zu sehen, dass die eigentlichen Gebäudestrukturen unter einem Tarngebäude in Leichtbauweise versteckt wurden, um keinen Anschein zu verursachen. Unter den Bildern war auf eine Aufnahme von zwei Personen: Chon Chibu aus Nordkorea und Ibrahim Uthman aus Syrien. Bei Chon Chibu handelt es sich um einen den führenden Nuklearexperten von Nordkorea, der maßgeblich am dortigen Nuklearprogramm beteiligt ist. Aufgrund der Aktivitäten in Syrien nahm man an, dass er den Reaktor entworfen habe. Aufgrund der bedenklichen Informationen, die die Sicherheit Israels möglicherweise gefährden, informierte der Auslandsgeheimdienst den Premierminister Ehud Olmert über die Ergebnisse, der sich sehr besorgt darüber zeigte.[1]

Einige Aufnahmen, die von den Daten stammten, sind folgende:

Im Frühjahr 2007 konnten auch die Vereinigten Staaten Informationen bekommen, wonach es sich bei der Anlage um einen versteckten Kernreaktor handle, bei dem nicht völlig klar ist, ob er für die Erzeugung Elektrizität diene. Informationen ergaben zusätzlich, dass es sich um eine verkleinerte Kopie des 5 MW-Reaktors am Kernforschungszentrum Nyŏngbyŏn handle.[2] Die Information stammte von einem General aus dem Iran, der aus dem Land geflohen war und über das Projekt in Syrien berichtete, bei dem auch der Iran beteiligt gewesen sein soll, sowie dem Mossad.[1] Auf Basis dieser Berichte entsandte Israel im August 2007 ein 12 Mann starkes Kommando in zwei Helikoptern zum Standort des Reaktors um Fotoaufnahme zu machen, sowie Bodenproben zu nehmen.[4]Für die optimalen Bedingungen dies unbemerkt zu tun war die wolkenreiche Nacht dieses Tages am besten.[1] Der Reaktor war zu diesem Zeitpunkt fast komplett, sowie im gleichen Monat des Einsatzes das Pumpenhaus als einer der letzten technischen Einrichtungen vollendet worden. Spaltbares Material befand sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht vor Ort.[4] Da die Militärs von einem Wachposten entdeckt wurden, mussten die Untersuchungen abgebrochen werden, sodass keine vollständige Analyse der Anlage stattfinden konnte.[1] Seitens der US-Regierung war nach dem Einsatz klar, aufgrund des vor einigen Jahren gesicherten Bildmaterials, dass es sich um einen Kernreaktor handelte. Man konnte Nachweise finden, dass man sich stark an dem Reaktor in Nyŏngbyŏn orientierte. Einige wenige bestritten dies und gaben eher zur Meinung, dass es eher wie ein Militärgebäude aussah für die Waffenlagerung, oder ein Lager der Hisbollah-Miliz. Allerdings konnte man den eindeutigen Zweck durch die Aufnahmen nachweisen. Auch konnte man ausschließen, dass der Reaktor zivilen Zwecken diene. Für die Erzeugung von Elektrizität ist das Gebäude zu unvorteilhaft ausgelegt worden und es Fehlen die entsprechenden Stromnetzanbindungen. Für einen Forschungsreaktor ist der Reaktor zu konventionell errichtet worden. Als einzige Schlussfolgerung blieb daraufhin, dass es sich um einen Produktionsreaktor handeln müsse, der für die Erzeugung waffenfähigem Materials diene.[4]

Operation Orchard

Kampfjet des Typs F-15I

Obwohl es keinen Beweis für die tatsächliche Existenz des Reaktors gab und innerhalb von Israel von keiner direkten Gefahr gesprochen wurde, informierte dennoch der israelische Premierminister Ehud Olmert den Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Stephen Hadley, dass man eine Bombardierung durchführen werde um die Anlage zu zerstören. Darauf folgend bevollmächtigte der Premierminister Olmert den Generalstab für die „Operation Orchard“ (dt. „Operation Obstgarten“). Am 5. September 2007 gegen 23:00 Uhr starteten zehn F-15I von der Luftwaffenbasis nahe Megiddo in Richtung Syrien, offiziell für eine Notfallübung. Um die Operation zu verschleiern flogen die Kampfjets zunächst nach Westen um kein Aufsehen zu erregen über dem Mittelmeer. Kurz darauf werden drei Jets zurückbeordert und die verbleibenden sieben nahmen Kurs auf Syrien. Um die syrische Seite daran zu hindern die Jets zu ordern, wurde eine Radarstation kurz hinter der Grenze bei dem Tiefüberflug zerstört.[1] Dabei handelte es sich um eine Radaranlage bei Tall al-Abuad, die nahe an der Grenze zur Türkei in Syrien liegt. Dazu wurde ein elektronische Störangriff vorgenommen und danach mit Präzisionsbomben abgeschossen.[5] Nach rund 18 Minuten erreichten die Jets in den frühen Morgenstundes des 6. Septembers den Komplex und bombardierten ihn mit übermäßig starker Bombenkraft um ihn vollständig zu zerstören. Nachdem die Nachricht „Ziel zerstört“ an den Premierminister Ehud Olmert übermittelt wurde, informierte dieser unmittelbar danach den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan über das Bombardement und erklärte ihm die Situation. Olmert erbat Erdoğan den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mitzuteilen, dass man keine neuen Nuklearanlagen dulde, man auch keine weiteren Kriegshandlungen nach der Bombardierung plane. Über die Ereignisse wurde daraufhin weiter geschwiegen.[1]

→ Als wichtige Anmerkung ist zu nennen, dass alles bisher geschriebene bis zu diesem Zeitpunkt der Weltöffentlichkeit unbekannt war und es sich um eine Geheimdienstermittlungen und Operationen handelten, die nicht frei zugänglich waren. Erst nach dem Bombardement Israels wurde zunächst in unklarer Weise bekannt, was wirklich geschah.

Am 6. September berichteten infolge der Angriffe erstmals Medien darüber, dass Israelische Kampfjets den Luftraum verletzt haben sollen. Die Kampfjets sollen von der Mittelmeerküste direkt auf das syrische Territorium eingedrungen sein nahe der Stadt Latikiya und bis zur syrischen Wüste gekommen sein, über der Munition abgeworfen wurden. Die Syrische Luftabwehr gab allerdings bekannt, dass nach Eröffnung des Feuers die Kampfjets abgewehrt werden konnten und zurück in den israelischen Luftraum flogen. Laut Aussage Syriens gab es weder Sachschaden, noch Personenschaden. Die Regierung Syriens warnte Israel zudem vor weiteren aggressiven Handlungen. Das Außenministerium Israels, sowie der Ministerpräsident Israels nahmen keine Stellung dazu.[6] Auch der Armeesprecher sagte aus, dass man solche Informationen nicht kommentiere.[7] Fünf Tage nach dem Angriff sickerte aus Washington die Nachricht heraus, dass es sich um einen gezielten Angriff gehandelt haben solle - allerdings ging man in dem Statement des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika davon aus, dass es sich um die Bombardierung einer Waffenlieferung an die Hisbollah-Miliz im Libanon handelte. Bereits in der Vergangen Jahren habe Israel ähnliche Waffenlieferungen aufgehalten. Eine andere Quelle sorgte allerdings für mehr Brisanz, da es Aussagen von der US-Regierung gab, wonach Israel geheime Nuklearanlagen in Syrien geortet habe und Nordkorea zusammen mit dem Iran an einem Programm in Syrien beteiligt sein sollen. Da es Journalisten in Israel verboten ist, heikle Informationen über Militäroperationen in der Presse zu veröffentlichen, waren keine Informationen in der Öffentlichkeit Israels über den Einsatz bekannt.[8]

Unter Verschluss der Öffentlichkeit begann Syrien bereits Mitte September den Reaktorkomplex zu beseitigen. Um dies unbemerkt zu tun wurde Nachts und unter Planen gearbeitet, sodass keine Arbeiten nach außen hin sichtbar waren.[2] Teilweise wurden auch Löcher in das Gebäude gesprengt, wahrscheinlich um noch intakte Teile des Reaktors zu bergen.[4] Bis zum 10 Oktober 2007 wurden die letzten Reste des Gebäudes am Standort zerstört und das Gelände planiert.[2] Dies geschah wahrscheinlich um etwaige Ermittlungen seitens internationaler Organisationen wie der IAEA zu behindern, sodass diese keine Hinweise auf ein Nuklearprogramm finden können.[4] In einem Statement, aufgrund aufkommender Gerüchte, erklärte am 15. Oktober 2007 die IAEA, dass ihr keine geheimen Nuklearanlagen in Syrien und etwaige militärische Operationen in diesem Bereich, nicht bekannt seien.[2]

Offenlegung der Fakten

Satellitenaufnahme des Gebäudes vor und nach der Bombardierung

Der Physiker David Albright, Leister des Institute for Science and International Security, setzte infolge der Angriffe im Oktober 2007 eine Gruppe auf, die die Meldungen der ersten Stunde zu den Angriffen analysieren. Diese studierte vier Wochen lang Satellitenaufnahmen von der gesamten Landfläche von 25.000 Quadratkilometern, in denen ein zerstörter Gebäudekomplex in Ostsyrien gefunden werden konnte.[1] Das Institute for Science and International Security präsentierte diese Aufnahmen Ende Oktober 2007 der Öffentlichkeit und man publizierte dabei die Idee, dass es sich bei der Anlage um einen Kernreaktor handle. Der Nichtverbreitungsexperte Joseph Cirincione und der Generaldirektor der IAEA, Mohamed El-Baradei, waren skeptisch über Ausführungen des Instituts. Abseits davon zeigte das Institut Aufnahmen, dass man innerhalb kürzester Zeit das Gebäude abriss und auf dem Boden an gleicher Stelle ein ähnlich großes Gebäude aufstellte.[9] Die Central Intelligence Agency (CIA) lud im April 2008 Albright zu einem Hintergrundgespräch ein in dem der Behördenleiter Michael V. Hayden Bilder vom Laptop des 2006 in Londen ausgespähten syrischen Beatmen, die die CIA vom israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad erhalten hatte. Albright wurde um eine Meinung gebeten, worum es sich dabei gehandelt haben könnte und konnte auf Basis seines Wissens bestätigen, dass es sich dabei höchst wahrscheinlich tatsächlich um einen Kernreaktor gehandelt haben könnte. Er bestätigte auch die starke Ähnlichkeit zum Reaktor im nordkoreanischen Nyŏngbyŏn. In Israel war man über die Offenlegung der Informationen an Albright verärgert, da man Rückschlüsse auf den Mossad ziehen konnte.[1]

Am 24. April 2008 kam es zur Offenlegung von Informationen über die Nuklearanlage Deir ez-Zor, die unter der Codebezeichnung „al-Kibār“ Bekanntheit erlangte, vor dem Kongress der vereinigten Staaten von Amerika. In dem seitens der CIA gezeigten Video werden die einzelnen Bauabschnitte des Reaktors aufgezeigt und die Ähnlichkeit zur Anlage in Nyŏngbyŏn. Das Video war der US-Regierung bereits zuvor seitens Israel vorgespielt worden, um die Zustimmung für den Präventivschlag am 6. September 2007 zu bekommen. Auch der Angriff seitens Israel vom September wurde damit offengelegt und aufgeklärt. Aufgeklärt wurde aber auch, dass zum Zeitpunkt des Präventivschlags der Reaktor nicht einsatzbereit war und kein Uran vor Ort gelagert gewesen sei. David Albright hielt es daher für fraglich, ob der Schlag damit gerechtfertigt war und es sich tatsächlich um einen militärisch genutzten Reaktor handelte. Imad Moustapha, Botschafter Syriens in den vereinigten Staaten von Amerika, bestritt die Echtheit des Videos. Er begründete dies damit, dass die vereinigten Staaten bereits für den Krieg im Irak ähnlich gefälschtes Material verwendet habe, um mit dem Einmarsch zu beginnen.[10]

Einen Tag nach Veröffentlichung der Informationen gab es mit starkem Nachdruck eine offene Kritik an der Regierung der vereinigten Staaten von Amerika, da die IAEA zu diesem Zeitpunkt keine offizielle Information erhalten hatte über die Aktivitäten in Syrien für mehr als sieben Monate nach Zerstörung der Anlage. Die IAEA prangerte ebenso an, dass man nicht die Zeit gehabt habe vor der Zerstörung die Anlage zu inspizieren.[11] Der Generaldirektor Mohamed El-Baradei kritisierte dies, da Israel den eigentlichen Zweck der Nichtverbreitung von Kernwaffen umgangen habe und der Überprüfungsprozess der Anlage, die zu diesem diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr existiere, nicht mehr stattfinden konnte.[12] Tatsächlich stellte die Art, wie Israel das Problem am Ende löste, einen Bruch des Völkerrechts dar, da Israel einen Kampfangriff auf ein souveränes Land flog, sowie keine Meldung an die IAEA weitergab.[1][5] El-Baradei erwartete, dass die Inspektoren keine Hinweise mehr vor Ort finden könnten.[1]

Syrien genehmigte der IAEA, trotz deren Statement, dass es sich um eine militärische nicht nukleare Anlage handelte, eine Inspektion, die am 23. Juni 2008 stattfand.[9][2] Bei der Ankunft der Inspektoren konnte man feststellen, dass viel Erdreich von einem anliegenden Hügeln mit Raupen am Standort planiert worden war und ein neues Gebäude errichtet worden war.[9] Da vor Ort keine Hinweise mehr auf den Reaktor vorgefunden werden konnten, wurden Untersuchungen am Standort selbst vorgenommen und Bodenproben genommen.[2] Im Kernforschungszentrum Seibersdorf der IAEA in Österreich wurden die Bodenproblen analysiert und eine Isotopenanalyse vorgenommen.[1] Die Ergebnisse zeigten Auffälligkeiten, die auf eine signifikante Menge an Natururan hinwiesen, das in dieser Art nur künstlich hätte geschaffen werden können und aus einem chemischen Prozess stammen mussten.[2] Bei dem Material handelt es sich um Stoffe, die seitens Syrien nicht offiziell deklariert und damit nicht gemeldet waren.[1] Syrien wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, dass es sich bei dem Natururan um Bestandteile der israelischen Bomben handle. Die IAEA forderte daher Aufklärung seitens Israel über diese Behauptung. Tatsächlich hielt die IAEA die Wahrscheinlichkeit, dass diese Aussage stimme für wenig glaubwürdig.[2] Die Aussage wurde in einem von der IAEA veröffentlichten Folgereport im Februar 2009 bestätigt und damit die Behauptung Syriens, dass es sich um Uran und einer Bombe halte zurückgewiesen.[9] Im Jahr 2009 wurde das Zugangsrecht der IAEA zum Standort Deir ez-Zor seitens Syrien entzogen.[2]

Datei:Safeguards Syria 2014.ogv Die IAEA versuchte über das Jahr 2010 weitere Informationen zur Anlage, deren Bau und Infrastruktur von Syrien zu beschaffen.[9] Im Rahmen dessen forderte die IAEA Zugang zu Deir ez-Zor, sowie drei weiteren Anlagen, die möglicherweise über die Sicherheitsbestimmungen der IAEA hinweg betrieben werden. Seitens Syrien gab es keine Antwort auf diese Anfrage und es wurden keine weiteren Informationen an die IAEA weitergegeben über den Zweck von Deir ez-Zor. Auf Basis der Analysen der von den Geheimdiensten an die IAEA übergebenen Materialien erklärte das Board of Governors der IAEA am 24. Mai 2011, dass es sich bei der zerstörten Anlage mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Kernreaktor handelte, der der IAEA hätte gemeldet werden müssen. Basis für diese Schlussfolgerung waren die Maße des Gebäudes, der Aufbau des Gebäudes, der Aufbau des Standortes, die Pumpstation am Euphrat, sowie der Nachweis von nuklearem Material in den am Standort genommenen Bodenproben der IAEA. Auf Basis der Erkenntnisse erstattete die IAEA im Juni 2011 Meldung beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.[9] Man erwartete allerdings, dass der Erfolg beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eher gering sei, da Sanktionen wohl aufgrund von Widerstand seitens Russland und China nicht durchgesetzt werden könnten.[13] Im März 2010[2] und September 2014 erstattete der Generaldirektor der IAEA, Yukiya Amano, erneut Bericht vor dem Board of Governors darüber, dass es sich sehr wahrscheinlich um einen Kernreaktor gehandelt habe.

Im Februar 2013 nahmen im Syrischen Bürgerkrieg die Rebellen den Standort ein und konnten festhalten, dass das Gelände nun als Lager für Kurzstreckenraketen des Militärs dient.[14]

Standortdetails

Zur Tarnung der Anlage befindet sie sich in einem eher abgelegenen Gebiet. Die Infrastruktur der Anlage wurde getarnt, sodass die Anwohner nichts bemerkten. Dies geschah unter anderem durch eine versteckte Elektrizitätsversorgung für die Anlage, die unscheinbare Pumpstation am Fluss Euphrat und der Wall, der um das Hauptgebäude gebaut wurde um das Gebäude zu decken.[4]

Technische Details

Aufbau der Reaktoranlage

Zu Beginn der Bauarbeiten wurde der Reaktor nach dem Vorbild des Reaktors in Nyŏngbyŏn errichtet, mit fast identischen Gebäudestrukturen. Nachdem das Gebäude fertiggestellt war, baute man um die ganze Anlage mit dünneren Wänden ein Gebäude, dass den Reaktor fast unscheinbar erscheinen lies.[4] Seitens Ephraim Asculai vom Institute for National Security Studies in Tel-Aviv, Israel, wurde eine technische Note zu dem Reaktor verfasst: Auf Basis der gesammelten Informationen ging er davon aus, dass es sich um einen gasgekühlten Reaktor handelt, der als Moderator Graphit verwendet und eine thermische Leistung bei voller Leitung von rund 20 MW erreicht. Es wird angenommen, dass der Kernbrennstoff rund 0,5 % Aluminium enthält und in Magnesiumkanister lagert mit einem Anteil von 0,5 % Zirkonium. Der Reaktorkern soll sich in einem Stahlbehälter befinden, der von einer Betonwand umgeben ist als biologischen Schild. Das im Reaktor erhitzte Kohlenstoffdioxid, das im Reaktor als Kühlmittel dient, wird über zwei Kreise weitergeleitet. In jedem der Kreise befindet sich je ein Wärmetauscher, der die Wärme an ein sekundäres Kühlsystem abführt. Die Wärmetauscher sind jeweils seitlich zum Reaktor in eigenen Gebäuden aus monolithischen Beton untergebracht.[15]

Größenannahme nach Dr. Jeffrey Lewis:
al-Kibār (links) und Nyŏngbyŏn (rechts)

Von Dr. Jeffrey Lewis, Gründer von Arms Control Wonk, gibt es eine weitere Analyse des Reaktordesigns, in dem er die Parallelen und Unterschiede zum Reaktor in Nyŏngbyŏn aufzeigt. Darin erwähnt er, dass die Zahl der Kanäle abweicht und der Reaktor kleiner sei, als der in Nyŏngbyŏn. Basis dafür ist die Annahme, dass die Abmessungen und Abstände der Druckröhren identisch bleiben, während die Zahl der Kanäle geringer ist. Rechnerisch gesehen gibt es daher 60 % weniger Kanäle im al-Kibār-Reaktor, insgesamt 52, während es im Reaktor in Nyŏngbyŏn insgesamt 97 Kanäle gebe. Auf dieser Basis schlussfolgert Lewis, dass der Reaktor aufgrund der geringeren Größe weniger Plutonium produzieren könne als der nordkoreanische Referenzblock, der pro Jahr zwischen 5 bis 7 Kilo erzeugen könne. Nach seiner Annahme müsste al-Kibār daher nur rund 1 Kilo pro Jahr produzieren können. Lewis zog zwar den Rückschluss, dass der Reaktor wohl keine volle Kopie des Nyŏngbyŏn-Reaktors ist, bestritt dies aber auch nicht aktiv. Etwaige Änderungen am Design schloss er jedoch nicht aus. Als Beleg seiner Recherche, dass es sich um al-Kibār um einen kleineren Reaktor handelt, nennt Lewis die Tatsache, dass er keinen Kühlturm wie Nordkorea benötige. Allerdings berücksichtigte er auch, dass ein mit 5 MW starker Reaktor wie in Nyŏngbyŏn durchaus mit dem Flusswasser des Euphrat ohne Kühlturm problemlos gekühlt werden könne. Weitere Begründungen suchte er darin, dass Syrien das Uran aus Phosphaten nur als Nebenprodukt in der Düngerfabrik Homs gewinnt und der kleinere Reaktor weniger davon benötigen würde, sodass der Reaktor etwa der Produktionskapazität der Düngerfabrik entspricht. Lewis schlussfolgerte in der Folge, dass aufgrund der Zahl der Druckröhren der Reaktor unmöglich die gleiche Größe haben könne, wie der Reaktor in Nyŏngbyŏn.[16]

Wahrscheinlich könnte der Reaktor im Vergleich gleichgroß oder größer wie der Block in Nyŏngbyŏn gewesen sein. Grund hierfür liegen in den Unzulänglichkeiten des nordkoreanischen Designs, das es nicht Erlaubt Kanäle mit Instrumentierung anzufahren (siehe dazu technische Beschreibung). Auf Basis des vom Mossad entwendeten und von der CIA veröffentlichten Bildmaterials ist zu erkennen, dass im Gegensatz zu Yongbyon zum Raster versetzte Kanäle installiert wurden.[17] Diese lassen darauf schließen, dass man möglicherweise die Reaktorinstrumentierung von den Brennstoffkanälen trennen wollte. Dies hätte einerseits zur Folge, dass die Plutoniumausbeute aus dem Reaktor erhöht werden könnte durch das Laden aller Kanäle unter Volllast (weniger Abschaltungen), sowie eines leicht veränderten Verhältnisses des Brennstoffs zum Moderator, womit eine höhere Ausbeute an Neutronen für die Erhöhung des Brutfaktors erreicht werden kann. Konstruktiv beweisbar ist, dass der Abstand der Kanäle größer ist, als bei dem Reaktor in Nyŏngbyŏn der Fall.

Eigentümer und Betreiber

Die genauen Organisatoren des Reaktorkomplexes sind nicht bekannt. Es wird vermutet, dass die Dachorganisation für das Projekt die Atomic Energy Commission of Syria ist, die direkt dem Präsidenten Syriens unterstellt ist.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o Der Spiegel: Operation Obstgarten, 02.11.2009. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  2. a b c d e f g h i j k l m n Oak Ridge National Laboratory: IAEA Timeline – Part I&II. Abgerufen am 11.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  3. International Atomic Energy Agency: Implementation of the NPT Safeguards Agreement in the Syrian Arab Republic, 19.11.2008. Abgerufen am 11.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  4. a b c d e f g h i Global Security: Al Kibar / Dair Alzour Reactor. Abgerufen am 11.01.2015. (Archivierte Version bei Archive.today)
  5. a b Der Spiegel: Bomben in der Wüste, 28.04.2008. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  6. oe24: Israelische Kampfjets dringen in Syrien ein, 06.09.2007. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  7. 20 Minuten: Luftkampf zwischen Israel und Syrien, 06.09.2007. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  8. Der Spiegel: Israels angeblicher Angriff auf Syrien: Waffenlieferanten im Visier, 12.09.2007. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  9. a b c d e f Nuclear Threat Initiative: Al-Kibar, 06.12.2013. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  10. Der Spiegel: Brisante Enthüllung: Video soll Nordkoreaner beim Bau eines syrischen Atomreaktors zeigen, 24.04.2008. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  11. DailyMail: UN watchdog blasts White House for holding back evidence did North Korea 'helped build Syrian nuclear reactor, 25.04.2008. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  12. Der Spiegel: Nordkorea-Syrien-Affäre: Uno-Atomaufsicht prangert USA und Israel an, 25.04.2008. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  13. Der Spiegel: Heimlicher Reaktorbau: Atombehörde bringt Syrien vor den Sicherheitsrat, 09.06.2011. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  14. Nuclear Threat Initiative: Syria Nuclear, August 2014. Abgerufen am 11.01.2014. (Archivierte Version bei WebCite)
  15. Ephraim Asculai: Inspecting Syria's Al-Kibar Site: A Technical Note. Abgerufen am 13.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  16. Arms Control Wonk: Just How Big Was Al Kibar Again?. Abgerufen am 14.01.2015. (Archivierte Version bei WebCite)
  17. Siehe Markierungen in Datei:SyriaReactorPict34 IC.png

Siehe auch

Terra globe icon light.png 35° 42′ 28″ N, 39° 49′ 59″ OTerra globe icon light.png 35° 42′ 28″ N, 39° 49′ 59″ O