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Kernkraftwerk Juraguá

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Kernkraftwerk Juraguá
Reaktor 1
Reaktor 1
Standort
Land Flag of Cuba.svg Kuba
Ort Cienfuegos
Koordinaten 22° 4′ 1″ N, 80° 30′ 33″ WTerra globe icon light.png 22° 4′ 1″ N, 80° 30′ 33″ W
Reaktordaten
Eigentümer Ministerium für Basisindustrie
Betreiber Ministerium für Basisindustrie
Vertragsjahr 1976
Bau storniert 1992
Pläne storniert 2 (880 MW)
Bau storniert 2 (880 MW)
Stand der Daten 6. September 2009
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Juraguá (spanisch Central nuclear de Juraguá) steht auf Cuba nahe der Stadt Cienfuegos im Stadtgebiet Castillo de Juraguá an der Südküste. Die Anlage wurde im Rahmen eines Abkommens mit dem ehemaligen Bruderstaat Sowjetunion gebaut. Das Kernkraftwerk Juraguá war neben dem Kernkraftwerk Holguín das einzige Kernkraftwerksprojekt auf Kuba, das über die Planungsphase hinaus kam.

Geschichte

Die Grundlage für den Bau wurde im Jahr 1976 geschaffen. Die kubanische Regierung hatte unter Fidel Castro mit der Sowjetunion den Bau eines Kernkraftwerks an der zentralen Südküste von Kuba beschlossen. Es soll aus zwei Reaktoren bestehen die von der UdSSR geliefert werden. Grund für den Bau der Anlage ist die große Abhängigkeit vom Öl, das nach Kuba importiert werden muss. Um die Abhängigkeit zu verringern wollte man eben auf die Kernkraft setzen. Ein Reaktor hätte 15 % von Kubas Stromverbrauch decken können.[1] im März 1981 hatte das Leningrader Institut Atomenergoprojekt mit der Entwicklung des Kernkraftwerks begonnen.[2]

Der Bau des ersten Reaktors begann am 1. Oktober 1983.[3] Am 1. Februar 1985 hatte man mit dem Zweiten begonnen.[4] Die meisten Bauteile wurden von der Sowjetunion gefertigt. Als 1991 die Sowjetunion zerfiel, wurde die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem neuen russischen Staat sehr geschwächt. Da Russland den Bau auf gewinnbringende Weise fortsetzen wollte, gab es Kontroversen zwischen beiden Seiten über die Finanzierung.[1] Russland hatte sich trotzdem im April 1992 bereit erklärt den Bau fortzusetzen, wenn Kuba den Kredit, der von der Sowjetunion für den Bau ausgezahlt wurde, wieder zurück zahlen würde und eventuell anfallende Mehrkosten übernehmen würde. Kuba hatte sich aufgrund dessen auf einen Baustopp entschieden. Der Bau sollte zu späterer Zeit fortgesetzt werden.[2] Ab dem 5. September 1992 trat der Baustopp bis auf weiteres in Kraft.[3][4]

Auf lange Sicht hatte Russland weiterhin großes Interesse an dem Bau dieser Reaktoren. Wenn das Projekt erfolgreich gewesen wäre, könnte so die Konkurrenzfähigkeit dieser Reaktoren auf dem Weltmarkt erhöht werden. Außerdem hätte die Anlage in Kuba potenziellen Kunden aus Indien und dem Iran als Vorzeigeprojekt dienen können. Allerdings blieb weiterhin die Sicherheit der Reaktoranlagen aus Russland umstritten. Man nannte die Anlage immer wieder "kubanisches Tschernobyl" nachdem einige Unfallszenarien Mängel zutage brachten. Die Anlage lag 90 Meilen von der Südküste von Florida entfernt. Eine Studie belegte, dass bei einen schweren Unfall mit der Freisetzung von Kernbrennstoffen in die Atmosphäre die Vereinigten Staaten von Amerika gefährdet sein könnten.[2]

Für Russland war es sehr schwer dieses Kernkraftwerk zu bauen. Es ist das am weitesten entfernte Kernkraftwerk, das von Russland jemals gebaut worden ist. Dadurch kam es immer wieder zu Verzögerungen bei dem Projekt, das Ursprünglich für sieben Jahre gedacht war. So verschob sich der Termin für die Inbetriebnahme des ersten Reaktors immer weiter. Im Jahr 1990 wurde noch eine Analyse der vorgenommen über den Zustand der Anlage. Man stellte fest, dass die Schweißnähte des Primärkreislaufs durch schlechte Verarbeitung kleine Lufteinschlüsse hatten, wodurch die Schweißnähte sehr geschwächt sind. Später ergaben sich, dass 15 % aller Rohre der Anlage fehlerhaft sind. Zudem sind Gebäudemängel aufgedeckt worden wie auch Mängel bei der Lagerung der Reaktorkomponenten. Beispielsweise lagen Teile des Primärkreislaufs ungeschützt vor den Wetterbedingungen einfach auf der Baustelle herum.[2]

Da das Kernkraftwerk am Meer liegt, hat die Luft einen hohen Salzgehalt. Die Komponenten sind bei schlechter Lagerung dieser direkt ausgesetzt und es kann zur Korrosion kommen. Ein US-amerikanischer Professor aus Florida übte direkt Kritik an der Anlage aus, und behauptete dass sie keinerlei Sicherheit für Mensch und Umwelt biete. Russland wies diese Vorwürfe zurück und verwies nur auf das Kernkraftwerk Loviisa in Finnland, das jahrelang ohne große Unfälle betrieben wurde. Selbst kubanische Arbeiter die auf der Baustelle waren argumentieren, dass die Anlage Erdbeben und Tornados standhalten könne. Es wurde auch gesagt, dass die klimatischen Bedingungen vor Ort wie auch ein Flugzeugabsturz auf das Kernkraftwerk in den Planungen berücksichtigt wurde.[2]

Letztlich wurde bis heute der Bau nicht wieder aufgenommen. Dieser wurde mittlerweile auch storniert, ebenso die Pläne für zwei weitere Reaktoren an diesem Standort.[3][4][5][6]

Technische Details

Die Reaktoren die zum Einsatz kommen sollte sind vom Typ WWER-440/318. Die Version 318 ist ein Exportmodell des in Russland bewährten Standardtyps WWER-440/213. Der Reaktor der Version 318 sollte zudem noch in andere Länder exportiert werden. Ein großer Unterschied ist, dass Reaktoren dieser Linie ein Stahlbeton-Containment in Kuppelform haben, dass bei anderen Versionen des WWER nicht vorhanden ist. Es soll vor Austritt von radioaktiven Material in die Atmosphäre schützen und außerdem Tornados, Erdbeben und Flugzeugabstürzen standhalten. Der Bau des ersten Reaktors war beim Eintritt des Baustopps zwischen 90 und 97 % vollständig, wobei jedoch nur 37 % der Komponenten bereits Eingebaut waren. Der zweite Reaktor war zwischen 20 und 30 % bereits vollständig. Der Status der Komponenten ist nicht bekannt.[1][2]

Daten der Reaktorblöcke

Reaktorblock
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

Siehe auch

Icon NuclearPowerPlant-green.svg Portal Kernkraftwerk

  1. a b c d Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  2. a b c d International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.