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Kernkraftwerk Loviisa

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Kernkraftwerk Loviisa
Loviisan voimalaitos ilmasta.png
Standort
Land Flag of Finland.svg Finnland
Ort Loviisa
Koordinaten 60° 22′ 14″ N, 26° 20′ 52″ OTerra globe icon light.png 60° 22′ 14″ N, 26° 20′ 52″ O
Reaktordaten
Eigentümer Fortum Power ans Heat Oy
Betreiber Fortum Power ans Heat Oy
Vertragsjahr 1970
Betriebsaufnahme 1977
Im Betrieb 2 (1062 MW)
Stand der Daten 7. Januar 2010
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Loviisa (finnisch Loviisan ydinvoimalaitos) steht nahe der gleichnamigen Stadt auf der Hästholmen-Halbinsel am finnischen Meerbusen. Es war das erste finnische Kernkraftwerk und das erste von der Sowjetunion gebaute Kernkraftwerk im westlichen Teil der Erde. Die Anlage ist etwa 90 Kilometer von der Hauptstadt Helsinki entfernt und liegt 15 Kilometer von der Stadt Loviisa entfernt.

Geschichte

Projektiert wurde das Kernkraftwerk Loviisa in den 1960er Jahren. An der Ausschreibung für den Bau waren unter anderem General Electric und Westinghouse aus den USA, AEG aus Deutschland und Asea-Atom aus Schweden beteiligt. Bereits 1965 entschied man sich gegen General Electric und Asea-Atom. Geplant war, dass bis 1966 die Reaktoren bestellt werden und 1967 der Bau beginnen soll. Allerdings legte die kommunistische Partei von Finnland 1966 Einspruch ein und forderte auch ein Angebot von der Sowjetunion einzuholen. Aufgrund dessen wollte Schweden auch wieder an der Ausschreibung teilnehmen und auch eine britische Firma legte ihre Angebote vor. Imatran Voima Oy, der Auftraggeber und zukünftige Betreiber des Kernkraftwerks, erklärte am 4. April 1967 die Ausschreibung für hinfällig. AEG und Westinghouse wurden darauf hin ausgeschlossen. Dies lag vor allem daran, dass die kommunistische Partei Finnlands sich beschwerte, dass sie keine Kernreaktoren aus kapitalistischen Ländern wolle und Finnland viel zu wenig von Russland kaufen würde. Um beide Seiten zufrieden zu stellen wollte man einen Reaktor aus dem Westen kaufen und den Brennstoff aus dem Osten. Da allerdings die Sowjetunion darauf beharrte, ihren Brennstoff ausschließlich für sowjetische Reaktoren zu liefern, verschob die finnische Regierung ihre Auswahl für ein Unternehmen ein weiteres Mal, insgesamt schon das elfte Mal.[1]

Man hatte sich letztlich dazu entschlossen das Kernkraftwerk nicht zu errichten, sondern bis 1975 ein neues Dampfkraftwerk.[1] Im Jahr 1970 entschied man sich dann doch für die Errichtung von zwei sowjetischen Reaktoren vom Typ WWER-440, der so genannte "Typ Nowoworonesch", in Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Westinghouse, der die Anlage um sicherheitstechnische Einrichtungen, unter anderem Containments und bessere Notkühlsysteme, zur Verbesserung des Betriebs erweiterte.[2] Der Bau des ersten Blocks erfolgte am 1. Mai 1971 gefolgt vom zweiten Block am 1. August 1972.[3]

Betrieb

Blick zur Turbinenhalle der beiden Reaktoren

Der erste Block nahm am 8. Februar 1977 den Betrieb auf und wurde am 9. Mai 1977 dem Betreiber Imatran Voima Oy (heute Fortum Power and Heat Oy) übergeben.[3] Doch bereits seit etwa Anfang 1980 gab es Probleme mit dem zweiten Reaktor. Etwa 200 Techniker waren ein Jahr lang mit der Reparatur des neuen Reaktors beschäftigt. Grund war ein spezieller Korrosionsschutzmantel der innerhalb des Reaktordruckbehälters angebracht ist. Der extra von Imatran Voima Oy geforderte Schutz hatte schon nach kurzer Zeit unter Belastungen unannehmbar viele Risse bekommen. Westliche Techniker wiesen bereits darauf hin, dass die WWER-440 durch eine billige Bauweise ein großes Sicherheitsrisiko bergen. Der erste Reaktor hätte nach Meinungen von Experten in der Sowjetunion bleiben und dort repariert werden müssen. Für den zweiten Block verweigerte die Aufsichtsbehörde das Anfahren.[4]

Vor Ort in der Sowjetunion wurde keine Prüfung der beiden Druckbehälter durch finnische Behörden vorgenommen. Dadurch konnte man den Zustand und den Ursprung für die Probleme mit den Reaktordruckbehältern nicht zurückverfolgen. Hätte man allerdings die Lieferung verweigert, wäre dies aus Sicht der Sowjetunion unzumutbar gewesen und es wäre wohl zu einen politischen Konflikt gekommen. Der erste Reaktor lief bisher weitestgehend störungsfrei und liefert im Jahr bis zu 80 % seiner jährlichen Verfügbarkeit Elektrizität. Bereits Ostern 1980 hatte der Block zehn Milliarden Kilowatt Elektrizität erzeugt. Trotz der Probleme galt Loviisa letztlich als Musteranlage weshalb auch Libyen, Kuba, die Türkei und der Irak Interesse an solchen Reaktoren zeigten.[4] Der zweite Block wurde letztlich nach Ende der Reparaturen erstmals am 4. November 1980 angefahren und am 5. Januar 1981 dem Betreiber übergeben.[3] Bis 1982 hoffte man auf die Genehmigung für den Bau eines weiteren Reaktors aus der Sowjetunion mit 1000 MW Leistung,[4] der allerdings nie errichtet wurde.

Technische Details

Das Kernkraftwerk Loviisa ist ausgestattet mit zwei Reaktoren vom Typ WWER-440/213.[5] Jeder Reaktor enthält insgesamt 349 Brennelemente mit denen die nukleare Wärme erzeugt wird.[4] Diese wird über zwei Turbinen geleitet die jeweils insgesamt 526 Megawatt Brutto erzeugen. Insgesamt speist jeder Block 507 Megawatt in das Stromnetz.[3] Das Kernkraftwerk ist außerdem zusätzlich mit Sicherheitssystemen aus dem Westen ausgestattet, unter anderem auch einem Containment. Die meisten Anlagenteile wurden von Westinghouse geliefert, weshalb die Anlage scherzhaft auch als "Eastinghouse" bezeichnet wird.[5][4]

Block 3

Im Jahr 2001 legte der Betreiber Teollisuuden Voima Oy einen Antrag zum Bau eines fünften finnischen Reaktors vor. Europaweit stand dieser Schritt heftig unter Kritik. Seit der Katastrophe von Tschernobyl hat kein Land innerhalb der Europäischen Union auch nur einen Reaktorblock in Betrieb genommen. Teollisuuden Voima Oy sah die Option entweder einen weiteren Reaktor in Olkiluoto, dem zweiten finnischen Kernkraftwerk, oder in Loviisa zu bauen.[6] Man entschied sich letztlich für Olkiluoto.

Ein dritter Block in Loviisa wird allerdings trotzdem weiterhin als Option gesehen. Infrage käme ein Reaktor mit einer thermischen Leistung zwischen 2800 bis 4600 Megawatt. Davon sollen etwa 1000 Megawatt für die Fernwärme genutzt werden und der Rest für die Erzeugung von Elektrizität wobei die Leistungsklasse zwischen 800 und 1600 Megawatt liegen soll. Der Block soll bis 2020 einsatzbereit sein. Die Regierung will bis 2010 über den Bau entschieden haben.[7] Die E.ON-Tochter E.ON Suomi hatte bereits versucht dies bezüglich Grundstücke in der Umgebung von Loviisa aufzukaufen. Allerdings verweigerte die Stadt Loviisa den Verkauf des Grundstücks. Grund dafür ist die Nähe zu einem Wohngebiet und außerdem 1200 Unterschriften in einer Petition gegen das Projekt.[7]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Loviisa besteht aus zwei in Betrieb befindlichen Reaktoren.

Reaktorblock[3]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

Siehe auch

Icon NuclearPowerPlant-green.svg Portal Kernkraftwerk

  1. a b Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  2. a b International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.