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Kernkraftwerk Karun

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Kernkraftwerk Karun
Standort
Land Flag of Iran.svg Iran
Provinz Chuzestan
Ort Darkhovin
Koordinaten 30° 42′ 26″ N, 48° 22′ 46″ OTerra globe icon light.png 30° 42′ 26″ N, 48° 22′ 46″ O
Reaktordaten
Eigentümer Nuclear Power Production & Developement Co. of Iran
Betreiber Nuclear Power Production & Developement Co. of Iran
Geplant 1 (360 MW)
Pläne storniert 4 (2502 MW)
Zusatzfunktion Wasserentsalzung
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Karun (persich نیروگاه اتمی كارون, andere ehemalige Namen Darkhovin und Esteghlal) soll nahe der Stadt Darkhovin in der iranischen Provinz Chuzestan entstehen. Es soll nach dem Kernkraftwerk Buschehr das zweite Kernkraftwerk des Landes werden. Frankreich wollte bereits zur Zeit des persischen Schah ein Kernkraftwerk dorthin exportieren, musste das Projekt aufgrund der Islamischen Revolution aber vorzeitig stornieren.

Geschichte

In den frühen 1970ern suchte Persien eine langfristige Lösung, um vom eigenen Öl unabhängiger zu werden, und entschied sich für die Kernenergie. Die ersten Projekte wurden mit einer Leistung von 3300 MW geplant. Während für die ersten beiden Reaktoranlagen bei Buschehr die westdeutsche Kraftwerk Union AG ausgewählt worden war, ging man im Rahmen der iranisch-französischen Kooperation für die zweite Anlage, die in der Umgebung von Ahwaz vorgesehen war, auf Frankreich zu. Man wollte dort den Bau von zwei 900-MW-Reaktoren realisieren.[1] Im Jahre 1975 wurden die vertraglichen Konditionen zu Papier gebracht und unterzeichnet. Demnach sollte die Ausbildung des Personals nicht in Frankreich, sondern direkt im Iran erfolgen.[2] Der bei Darkhovin am Fluss Karun gelegene Standort wurde durch Électricité de France erschlossen. Eine japanische Firma begann bereits mit den Arbeiten an einer Wasserentsalzunganlage, direkt neben dem projektierten Kraftwerk. Die Kosten des gesamten Kernkraftwerks beliefen sich auf zwei Milliarden Dollar. Die Vereingten Staaten von Amerika kritisierten den Bau dieser Anlagen scharf und ermahnten beide Länder, sich aus weiteren Projekten zurückzuziehen. Die Kraftwerk Union AG erhielt trotzdem noch 1977 den Auftrag für vier weitere Kernkraftwerke im Iran.[3]

Nachdem sich alle Arbeitsschritte um zwei Jahre verschoben hatten, unterzeichnete die Iranische Atomenergieorganisation 1977 mit dem französischen Konsortium bestehend aus den Firmen Framatome, Alstom Atlantique und Spies Batignolles den Vertrag zum Erwerb der beiden Reaktoren. Innerhalb der nächsten sechs Wochen sollte der 8000 Seiten starke Bericht für den endgültigen Vertragsschluss unterzeichnet werden. Danach sollte mit den Arbeiten am Standort Darkhovin begonnen werden. Bis 1983 hätte der erste Block am Netz sein können.[4] Allerdings gab es Verspätungen bei den Kreditausgaben für die Anlage. 1977 sah man vor, einen Teil der Schulden mit Öl zu begleichen. Allerdings wurde einige Zeit später der zwei Milliarden Dollar große Kredit für die Anlagen ausgehändigt, sodass diese Vereinbarung für Frankreich nutzlos wurde.[5]

Die Islamische Revolution veränderte die Lage grundlegend. Während sich Frankreich aus Darkhovin zurückzog, stoppte auch die Kraftwerk Union in Buschehr den Bau der Reaktoren, sodass die Zukunft der Projekte fraglich erschien.[6] Die Arbeiten wurden anschließend vollständig eingestellt, und die Projektpartner zogen sich aus dem Projekt zurück.[7] Um den ausgezahlten Kredit nicht zurückzahlen zu müssen, verkaufte der Iran das Stahlwerk in Ahwaz, für das die zwei Kernkraftwerke eigentlich benötigt wurden, an Frankreich, sodass der Automobilkonzern Renault damit Karosserien herstellen konnte.[8] Die beiden bereits gefertigten vollständigen Kraftwerkssätze wurden später im Kernkraftwerk Gravelines als Block 5 und 6 errichtet.

Chinesische Kooperation

Im Jahre 1993 verhandelte der chinesische Botschafter Hua Liming über den Bau eines 300-MW-Kernkraftwerks südlich von Ahwaz bei Darkhovin.[9] Kurze Zeit darauf wurde ein Abkommen über den Bau von zwei Kernreaktoren in Darkhovin geschlossen. Ebenso wurde der Export eines 30 MW starken Forschungsreaktors in den Iran beschlossen.[10] China erhielt erste Zahlungen und führte seismische Untersuchungen am Standort durch.[11] Die beiden Blöcke des Typs CNP-300 nach Vorbild des Kernkraftwerks Qinshan sollten nach Planungen von 1996 zwischen 800 und 900 Millionen Dollar kosten. An dem Block in Qinshan gab es allerdings zu dieser Zeit technische Probleme, weshalb es Konflikte zwischen China und dem Iran gab, zumal der Reaktor aus Japan stammte und die Pumpen aus Deutschland. Weder Japan noch Deutschland würden dem Iran Pumpen für eine nukleare Anlage ohne weiteres zur Verfügung stellen.[12] Allerdings war bereits kurze Zeit darauf der Druck seitens der USA auf China so groß, dass diese das Abkommen nicht erfüllten und die bestellten Kernkraftwerke in der Folge stornierten.[13] Das Projekt wurde unter den Namen Esteghlal an einem Standort nahe der Stadt Buschehr am Persischen Golf geführt. Der Grund hierfür war, dass keine spezielle Position für diese Anlage genannt wurde, weshalb Esteghlal fälschlicherweise als Standort geführt wurde, es sich aber tatsächlich um das Projekt in Darkhovin handelte und es sich um einen Projekttitel handelte.[14] Esteghlal (persisch استقلال) bedeutet übersetzt Unabhängigkeit.

Iranisches Eigenprojekt

Im Jahr 2007 kündigte der Iran den Bau eines Kernkraftwerks an, dass aus eigener Entwicklung stammen sollte. Die Leistung des Reaktors sollte bei 360 MW liegen. Der Iran hatte bereits einen 30 MW starken Forschungsreaktor aus eigener Hand entwickelt, errichtet und in Betrieb gesetzt.[15] Am 3. Dezember 2022 begannen die ersten Voarbeiten für den Bau des Kernkraftwerks Karun unter Anwesenheit des Leiters der Atomic Energy Organisation of Iran, Mohammad Eslami. Die angesetzte Bauzeit wurde auf 8 Jahre beziffert. Der Preis sollte rund 2 Milliarden Dollar betragen.[16] Ende Februar 2023 erklärte der Leiter der Atomic Energy Organization of Iran, dass mit der Ausstattung der Werkstätten am Standort begonnen wurde und erste Schwerkomponenten für das Kernkraftwerk bestellt wurden. Man plante die Anlage nach internationalen Maßstäben und Vorgaben zu errichten.[17] Ebenfalls wurde bekanntgegeben, dass das Kernkraftwerk Karun im Endausbau eine Leistung von 2000 MW aufweisen soll.[18][17]

Block 1

Im November 2023 gab Mohammad Eslami der Atomic Energy Organization of Iran bekannt, dass man mit dem Vorarbeiten am Hauptblock der Anlage begonnen habe.[19][20]

Bau

Der Baubeginn war ursprünglich für Juni 2015 geplant.[21]

Betrieb

Nach Planungen aus dem Jahr 2008 sollte das aktuelle Kernkraftwerksprojekt bis 2016 den Betrieb aufnehmen.[22] Im Jahr 2023 ging man von einer Bauzeit von 8 Jahren aus, wonach die Inbetriebnahme um das Jahr 2031 angesetzt wurde.[20]

Standortdetails

Das Kernkraftwerk Karun soll über eine Meerwasserentsalzungsanlage verfügen mit einem elektrischen Bedarf von 24 MW sowie Dampfbedarf aus dem Kraftwerksblock.[19]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Karun aus einem in Planung befindlichen Reaktor.

Reaktorblock
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. Economist Intelligence Unit (Great Britain): Quarterly economic review: Iran, Ausgabe 3. Economist Intelligence Unit Ltd., 1974. Seite 86.
  2. Iranian Economic Mission: Iran economic news, Band 1. Iranian Economic Mission., 1975. Seite 5.
  3. United States. Bureau of Mines: Statistical appendix to Minerals yearbook, Band 3. U. S. Govt. Print. Off., 1977. Seite 488.
  4. Events, Band 3. Shore Varrone, Inc., 1977. Seite 40.
  5. Nuclear engineering international, Band 23. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1978. Seite 13.
  6. American Nuclear Society: Nuclear news, Band 22,Ausgaben 5-7. American Nuclear Society., 1979. Seite 75.
  7. Ehsan Yar-Shater: Encyclopaedia iranica, Band 3,Ausgaben 5-8. In: Encyclopaedia Iranica, Ehsan Yar-Shater. Routledge & Kegan Paul, 1988. Seite 816.
  8. Shireen Hunter: Iran and the world: continuity in a revolutionary decade. Indiana University Press, 1990. ISBN 0253328772. Seite 229.
  9. Institute of Current China Studies (Taiwan): Inside China Mainland, Band 15. Institute of Current China Studies, 1993. Seite 93.
  10. United States. Bureau of Mines: Mineral industries of the Middle East. In: Band 3 von Minerals yearbook. U.S. Dept. of the Interior, Bureau of Mines, 1994. ISBN 0160431603. Seite 28.
  11. Eldon Griffiths: Turbulent Iran: recollections, revelations and a proposal for peace. Seven Locks Press, 2006. ISBN 193164392X. Seite 207.
  12. Benjamin A. Gilman: Consequences of Chinas Military Sales to Iran: Hearing Before the Committee on International Relations, U.S. House of Representatives. DIANE Publishing, 1996. ISBN 0788170864. Seite 39.
  13. Lawrence G. Potter: The Persian Gulf in transition. In: Ausgabe 315 von Headline series, Foreign Policy Association. Foreign Policy Association, 1998. ISBN 087124179X. Seite 44.
  14. Global Secuity: Esteghlal. Abgerufen am 30.08.2011. (Archivierte Version bei WebCite)
  15. The Economist, Band 385,Ausgaben 8549-8560. Charles Reynell, 2007. Seite 101.
  16. Middle East Monitor: Iran: Construction begins on new nuclear plant, 04.12.2022. Abgerufen am 04.12.2022. (Archivierte Version bei Internet Archive)
  17. a b Teheran Times: Iran to build new nuclear plant, 25.02.2023. Abgerufen am 25.02.2023. (Archivierte Version bei Internet Archive)
  18. Press TV: Iran building 2,000 MW nuclear power plant in defiance of sanctions: Nuclear chief, 24.02.2023. Abgerufen am 25.02.2023. (Archivierte Version bei Internet Archive)
  19. a b Nuclear Engineering International: Iran begins construction of Karoun NPP and new uranium mine, 02.11.2023. Abgerufen am 07.01.2024. (Archivierte Version bei Internet Archive)
  20. a b Tehran Times: Construction of new nuclear power plant underway in Iran, 22.11.2023. Abgerufen am 07.01.2024. (Archivierte Version bei Archive.is)
  21. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - DARKHOVAIN“ (englisch)
  22. Pakistan & Gulf economist, Bände 26-27. Economist Publications, 2008. Seite 20.
  23. a b c d e Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  24. a b c d e International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.
  25. Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - ESTEHLAL 1“ (englisch)
  26. Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - ESTEHLAL 2“ (englisch)

Siehe auch