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Kernkraftwerk Kakrapar
Kernkraftwerk Kakrapar | ||||
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Standort | ||||
Land | Indien | |||
Bundesstaat | Gujarat | |||
Ort | Mandvi | |||
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Koordinaten | 21° 14′ 13″ N, 73° 21′ 8″ O 21° 14′ 13″ N, 73° 21′ 8″ O | |||
Reaktordaten | ||||
Eigentümer | Nuclear Power Corporation of India Ltd. | |||
Betreiber | Nuclear Power Corporation of India Ltd. | |||
Betriebsaufnahme | 1992 | |||
Im Betrieb | 4 (1840 MW) | |||
Einspeisung | ||||
Eingespeiste Energie im Jahr 2009 | 780 GWh | |||
Eingespeiste Energie seit 1992 | 35142 GWh | |||
Stand der Daten | 28. November 2010 | |||
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar. |
Das Kernkraftwerk Kakrapar (englisch Kakrapar Atomic Power Station, kurz KAPS, hindi काकरापार परमाणु ऊर्जा संयंत्र) steht nahe Mandvi im indischen Bundesstaat Gujarat. Die Anlage besteht aus vier Reaktoren, die nicht unter IAEA-Sicherheitsvorschriften betrieben werden.[1]
Geschichte
In den 1980er Jahren stellte das indische Ministerium für Energie ein Programm zur Entwicklung der Kernkraftwerkswirtschaft bis zum Jahr 2000 hin auf. Zukünftig war geplant, dass das Ministerium über Subunternehmen neue Anlagen entwirft, errichtet und betreibt.[2] Im Rahmen des indischen Kernenergieprogramms wurde das Kernkraftwerk Kakrapar mit zwei Reaktoren geplant, die bis 1990 und 1991 den Betrieb aufnehmen sollten. Mit den ersten Arbeiten am Standort wurde 1981 begonnen, womit es das fünfte indische Kernkraftwerk wurde.[3] Mit dem Bau des ersten Reaktors wurde am 1. Dezember 1984 begonnen.[4] Zeitgleich bestellte man alle Komponenten für Block 1 und 2 vor.[3] Der Bau von Block 2 begann am 1. April 1985.[4] Um die Bauzeit zu verkürzen wurden Modifikationen am Reaktorbehälter, genannt Calandria, vorgenommen. Normalerweise dauert die Fertigung dieses Behälters in Indien rund sieben Jahre. Durch die Änderungen konnte die Fertigung dieser Komponenten auf rund ein Jahr reduziert werden.[3]
Betrieb
Der erste Block, Kakrapar-1, wurde am 24. November 1992 erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert und wurde am 6. Mai 1993 in den kommerziellen Betrieb übergeben. Die Betriebsaufnahme von Kakrapar-2 erfolgte am 4. März 1995, der Block ging am 1. September 1995 in den kommerziellen Betrieb über.[4] Die Inbetriebnahme war stark umstritten, da das Notkühlsystem der Reaktoren vorher nicht geprüft wurde, da es noch nicht funktionsfähig war.[5] Noch 1995 wurde in Kakrapar-1 und -2 während einer routinemäßigen Wartung in beide Reaktoren je 35 Brennstoffbündel mit Thorium plaziert, sowohl in Kanälen mit großer, als auch niedriger Leistung.[6] Damit war der erste Block in Kakrapar die erste Anlage weltweit, die, ausgestattet mit einem Schwerwasserreaktor, Thorium als Brennstoff nutzte.[7] Insgesamt befanden sich 500 Kilogramm im Reaktorkern. Um eine Leistungsabflachung im Kern zu vermeiden, wurde leicht angereichertes Uran verwendet um die Reaktivität zu steigern. So konnten im Jahr 1995 im ersten Block rund 300 Volllaststunden mit Thoriumbrennstoff gefahren werden und in Block 2 100 Volllaststunden.[8]
Zwischen 1999 und 2000 wurden Nachrüstungen an den Anlagen vorgenommen, indem man eine neue Benutzerschnittstelle für das Kontrollsystem der Reaktoren installierte.[9] 2002 und 2003 erreichte der erste Reaktor einen Kapazitätsfaktor von 98,4% brutto, und stellte damit einen Weltrekord für Schwerwasserreaktoren auf.[10] Nach den Anschlägen in Neu-Delhi gab es erste Befürchtungen, dass auch die indischen Atomanlagen Ziel eines Terroranschlags sein könnten. Aufgrund dessen wurde die Überwachung der Kernkraftwerke verstärkt. Im August 2006 sichteten mehrere Menschen in der Umgebung des Kernkraftwerks Kakrapar zwei Männer, die mit automatischen Waffen in einer verbotenen Zone eingedrungen waren. Diese Zone gehört jedoch noch nicht zu den gefährdeten Gebieten um das Kernkraftwerk.[11]
Technische Details
Block 1 und 2 sind beide mit jeweils einem Druckschwerwasserreaktor (PHWR) ausgestattet. In beiden Blöcken liegt die Bruttoleistung bei 220 MW mit einer Nettoleistung von 202 MW.[4]
Kakrapar 3&4
Am 24. Dezember 2006 bestätigte der indische Minister für Umwelt und Wälder, dass in Kakrapar zwei weitere Reaktoren errichtet werden sollen, je mit einer Leistung von 700 MW. Die beiden Reaktoren werden die ersten mit dieser Leistung in Indien sein. Die Planungen waren bereits vor 2006 begonnen worden. Errichtet werden die Reaktoren vom Betreiber, der Nuclear Power Corporation of India Limited. Mit den ersten Arbeiten am Standort wurde 2007 begonnen. Man plante, bis 2008 den ersten Beton für die Reaktoren gießen zu können.[12] Mit den Bau der beiden Reaktoren wurde offiziell am 22. November 2010 begonnen.[4]
Betrieb
Am 10. Januar 2021 ging Kakrapar 3 erstmals ans Netz und wurde am 20. Juni 2023 in den kommerziellen Betrieb übergeben. Am 20. Februar 2024 ging Kakrapar 4 ans Netz und wurde am 31. März 2024 in den kommerziellen Betrieb übergeben.[4]
Katastrophenschutzpläne
Bei einem Unfall im Kernkraftwerk Kakrapar ist geplant, die Bevölkerung in der Umgebung zu evakuieren und in weiter entfernt gelegene Städte zu bringen. Dieser Plan wird kritisiert, da die Siedlung für die Arbeiter der Kernkraftwerke lediglich über eine Brücke erreichbar ist. Nach dem offiziellen Evakuierungsszenario müssten die Menschen erst dicht an dem Kernkraftwerk vorbei, über die Brücke ans andere Ufer, um sich dann erst von der Unfallstelle zu entfernen. Man befürchtete, dass die Brücke einen Engpass darstellen könne bei einer Evakuierung und zu einem Stopp des Konvois führen könnte. Zwar gibt es auch in der Stadt einige Schutzräume, hauptsächlich Schulen die dafür ausgelegt wurden, jedoch sind die Kapazitäten für alle Menschen zu gering. Das Ministerium für Energie versuchte, diese Diskussionen zu unterdrücken. Ein Beispiel aus dem Jahr 1985 zeigte, wie Vorgegangen wird. Max Müller Bhavan, ein Professor der Göthe-Universität in Mumbai, hatte zu einem Seminar eingeladen um einen Vergleich der Sicherheitsstandards zwischen Deutschland und Indien aufzustellen. Fünf Tage vor dem Seminar stornierte das Ministerium für externe Angelegenheiten das Seminar, im Auftrag des Ministeriums für Energie.[5]
Daten der Reaktorblöcke
Das Kernkraftwerk Kakrapar ist ausgestattet mit vier Reaktoren, von denen sich zwei im Betrieb befinden und zwei weitere sich im Bau befinden.
Reaktorblock[4] (Zum Ausklappen Block anklicken) |
Reaktortyp | Leistung | Baubeginn | Netzsyn- chronisation |
Kommer- zieller Betrieb |
Stilllegung | ||
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Typ | Baulinie | Netto | Brutto |
Kakrapar-1 | PHWR | IPHWR-220 | 202 MW | 220 MW | 01.12.1984 | 24.11.1992 | 06.05.1993 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Planung ab Vertrag: 47 Monate • Bauzeit:95 Monate • Probebetrieb: 5 Monate • Kommerzieller Betrieb: 374 Monate
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Kakrapar-2 | PHWR | IPHWR-220 | 202 MW | 220 MW | 01.04.1985 | 04.03.1995 | 01.09.1995 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Planung ab Vertrag: 51 Monate • Bauzeit:119 Monate • Probebetrieb: 5 Monate • Kommerzieller Betrieb: 346 Monate
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Kakrapar-3 | PHWR | IPHWR-700 | 630 MW | 700 MW | 22.11.2010 | 10.01.2021 | 30.06.2023 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Planung ab Vertrag: 58 Monate • Bauzeit:121 Monate • Probebetrieb: 29 Monate • Kommerzieller Betrieb: 13 Monate
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Kakrapar-4 | PHWR | IPHWR-700 | 630 MW | 700 MW | 22.11.2010 | 20.02.2024 | 31.03.2024 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Planung ab Vertrag: 58 Monate • Bauzeit:158 Monate • Probebetrieb: 1 Monate • Kommerzieller Betrieb: 4 Monate
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Einzelnachweise
- ↑ Michael Salewski: Das nukleare Jahrhundert: eine Zwischenbilanz - Band 28 von Historische Mitteilungen: Beiheft. In: Franz Steiner Verlag, 1998 ISBN 3515073213
- ↑ K.P. Yadav: International Ency. Of Educat. Plan. & Dev.(4 Vol). In: Sarup & Sons, 1999 ISBN 8176250686
- ↑ a b c M. K. Khera u.a.: Energy problems and prospects: studies on Jammu and Kashmir. In: Concept Publishing Company, 1991 ISBN 8170220351
- ↑ a b c d e f g Power Reactor Information System der IAEA: „India“ (englisch)
- ↑ a b Itty Abraham: South Asian cultures of the bomb: atomic publics and the state in India and Pakistan - Indiana University Press. In: Indiana University Press, 2009 ISBN 0253220327
- ↑ C. Ganguly: Characterisation and Quality Control of Nuclear Fuels. In: Allied Publishers, 2004 ISBN 8177646087
- ↑ Broder J. Merkel: Uranium, Mining and Hydrogeology. In: Springer, 2008 ISBN 3540877452
- ↑ Singh: Science & Technology For Upsc. In: Tata McGraw-Hill, 2007 ISBN 0070655480
- ↑ Ed. K.R. Gupta: Selected Documents On Nuclear Disarmament 4 Vols. Set. In: Atlantic Publishers & Distri, 2001 ISBN 8171568858
- ↑ O. P. Gupta: Rise and fall of Vajpayee Government. In: Mittal Publications, 2004 ISBN 8170999774
- ↑ Igor Khripunov, Dmitriy Nikonov: Social and Psychological Effects of Radiological Terrorism - Band 29 von NATO science for peace and security series: Human and societal dynamics. In: IOS Press, 2007 ISBN 1586037870
- ↑ Mahendra Gaur: Indian affairs annual. In: Gyan Publishing House, 2006 ISBN 8178355299
- ↑ a b c d Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
- ↑ a b c d International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.
Siehe auch
Betrieb | Kaiga • Kakrapar • Kalpakkam • Kudankulam • Madras • Narora • Rajasthan • Tarapur | |
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Geplant | Bihimpur • Chutka • Gorakhpur • Jaitapur • Kavali • Kovvada • Kudgi • Mahi Banswara • Maarkandi • Nizampatnam • Pulivendula • Rajauli | |
Verworfen | Haripur • Mithi Virdi |