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Kernkraftwerk Haripur

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Kernkraftwerk Haripur
Standort
Land Indien
Bundesstaat Westbengalen
Ort Haripur
Koordinaten 21° 44′ 3″ N, 87° 49′ 13″ O 21° 44′ 3″ N, 87° 49′ 13″ O
Reaktordaten
Eigentümer Nuclear Power Corporation of India Ltd.
Betreiber Nuclear Power Corporation of India Ltd.
Geplant 6 (7200 MW)
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Haripur (hindi हरिपुर परमाणु ऊर्जा संयंत्र) soll im indischen Bundesstaat Westbengalen entstehen, unweit der Gemeinde Haripur. Die am Golf von Bengalen projektierte Anlage soll von Russland errichtet werden, stößt aber lokal auf starken Widerstand, weshalb der Bau der Anlage an diesem Ort für fraglich erklärt wird.

Geschichte

Nachdem erstmals ein Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Indien für die zivile Zusammenarbeit in der Kernenergie unterzeichnet wurde, beauftragte die Regierung das Department of Atomic Energy fünf Küstenstandorte für Kernkraftwerke ausfindig zumachen. Ein 12 Mann starkes Team wertete die Standorte entsprechend aus und besuchte im November 2006 entsprechende potentielle Gelände, die ab August 2006 bereits erkundet wurden. Bei Anfragen der Anwohner wurden diese Bohrungen als Erkundung eines möglichen Tourismusprojekts dargestellt. Als bestmögliche Standorte wurden Gelände in den Bundesstaaten Gujarat, Andhra Pradesh, Orissa und Westbengalen gewählt, die entsprechend an die Atomenergiekommission weitergegeben wurden. Nach deren Auswertung lag das letzte Wort bei der indischen Regierung. Diese gab die Genehmigung für die Standorte, weshalb in der Folge die Nuclear Power Corporation of India Limited mit der Projektierung der Anlagen beauftragt wurde. Festgelegt wurde allerdings bereits im Voraus, dass sämtliche in diesen Bundesstaaten bestimmten Standorte für importierte Reaktormodelle reserviert werden. Für den Standort in Westbengalen nahe der Gemeinde Haripur plante man den Bau eines sechsblöckigen Kernkraftwerks mit einer Leistung pro Block von 1650 MW, die vom Lieferanten Areva kommen sollten. Bereits im November 2006 sprach sich der Chefminister von Westbengalen für den Bau eines Kernkraftwerkes aus und war sich sicher, dass der Staat eines bekommen würde. Die Regierung von Westbengalen sprach sich entsprechend positiv über diese Entscheidung für Haripur aus, weshalb sie begann rund 4,1 Quadratkilometer Land für das Kernkraftwerk zu bestimmen, das vornehmlich der Agrarwirtschaft diente, sowie der Fischverarbeitungsanlage in Junput.[1]

Bereits Anfang September 2006 gab es erste Aktivisten, die zuvor am ersten erkundeten Standort in Egra, wenige Kilometer von Haripur entfernt im Inland, die Erkundungsaktivitäten beobachteten, nachdem Informationen durchsickerten, dass Haripur der favorisierte Standort sein würde. Die Aktivisten begannen die Anwohner von Haripur in einer Initiative gegen den Bau des Werkes aufzubringen. Mehrere neu gewonnene Aktivisten aus Haripur waren später regelmäßig in Kolkata bei diversen Treffen von Anti-Atom Aktivisten anwesend. Als Konsequenz daraus entschloss sich die Bevölkerung aus Haripur sich gegen das Kernkraftwerk zu wenden. Gegen Mitte September 2006 kam das Standortwahlkomitee täglich nach Haripur zur Erkundung des Standortes. Um die Erkundung zu verhindern bildeten die Anwohner auf dem vor dem Standort liegenden Deich Barrikaden und verweigerten den Zutritt zur Küste. Am 17. November sollte der Standort von Personen des Department of Energy begangen werden, allerdings hatten mehrere tausend Anwohner diese davon abgehalten, überhaupt bis nach Haripur zu kommen. Trotz dessen wurde am 19. November 2006 seitens des Chefministers von Westbengalen erklärt, dass Haripur ein gutes Potential für den Bau eines Kernkraftwerks habe.[1]

Entgegen der ehemaligen Projektierung wurde beschlossen Haripur für bis zu acht Reaktoren aus Russland zu reservieren, während die Reaktoren mit dem französischen Modell für Jaitapur vorgesehen wurden. Die Regierung gab dazu eine entsprechende Entscheidung ab.[2] Im Jahr 2009 plante man ehemals die ersten Arbeiten am Standort bereits 2010 verrichten zu können. Am 17. Oktober 2009 kündigte das der Geschäftsführer der Nuclear Power Corporation of India Limited so an und erwartete, dass das Werk innerhalb von fünf Jahren errichtet werden könnte. Geplant wurden zunächst zwei Blöcke vom Typ WWER-1000.[3] Am 7. Dezember 2009 unterzeichnete der indische Premierminister Manmohan Singh mit dem russischen Präsidenten Dimitri Medwedew ein Abkommen für den Bau von vier weiteren Blöcken am Kernkraftwerk Kudankulam, sowie als Folgeauftrag den Bau weiterer Einheiten am Standort Haripur.[4] Am 12. Januar 2010 gab das Department of Atomic Energy bekannt, dass die Projektierungsarbeiten des Blocks fortlaufen und eine entsprechende Machbarkeitsstudie für die Anlage in Arbeit sei. Die Planungsarbeiten für Mithi Virdi und Kovvada waren allerdings bereits weiter voraus was bedeutete, dass Haripur erst nach diesen Anlagen folgen werde.[5]

Im März 2010 folgte eine weitere Vertragsunterzeichnung zwischen Manmohan Singh und dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin. Das Abkommen umfasste unter anderem die Schaffung eines Zeitplanes für die Realisierung der russischen Reaktoren in Indien, darunter der Bau des dritten und vierten Blocks in Kudankulam, analog dazu wurde der Bau des fünften und sechsten Blocks in Kudankulam, sowie des dritten und vierten Blocks in Haripur zwischen 2012 und 2017 in Aussicht gestellt.[6][7] Vorraussetzung für den Bau von Haripur war allerdings die Fertigstellung der ersten Blöcke in Kudankulam. Im Mai 2010 änderte das Department of Atomic Energy die vorgesehene Pufferzone von 1,6 Kilometer auf 1 Kilometer. Grund hierfür ist die Technologie die es erlaubt, aufgrund der geringeren radioaktiven Emissionen diese zu verkleinern. In Indien gibt es kein anderes Kernkraftwerk mit solch einer kleinen Pufferzone.[8] Aufgrund des Widerstandes der Anwohner beantragte im August 2010 der russische Vertragspartner den Standort für das Kernkraftwerk zu verlegen.[9] Als Alterantivstandort wollte man ein Gelände im Bundesstaat Orissa (Stadort Patisonapur) nutzen, allerdings fiel bis Februar 2011 noch keine eindeutige Entscheidung über die Verlegung des Projekts.[10] Im März 2011 entschied die Nuclear Power Corporation of India allerdings, dass man im Jahr 2012 mit dem Ankauf des Gelände fortfahren werde und nicht den Standort verlegen werde, trotz der lokalen Opposition gegen das Werk. Nach Schätzungen werden die sechs Blöcke rund 650 bis 700 Hektar Land benötigen.[11]

Am 17. August 2011 schloss die Regierung des Bundesstaats Westbengalen den Bau des Kernkraftwerks in Haripur aus.[12][13] Nach diesem Entscheid gab die indische Regierung am 9. September 2011 bekannt, den Bau des Werkes andernorts zu prüfen.[14] Tatsächlich wurde Russland der Bau von 18 Blöcken in Aussicht gestellt, sechs in Kudankulam, sechs in Haripur und sechs an einem dritten Standort, vornehmlich im Bundesstaat Orissa. Dass das Projekt verzögert wurde und nicht genug Unterstützung hatte führte zu einer Belastung der Beziehungen zwischen Russland und Indien, weshalb der russische Präsident Wladimir Putin einen Besuch auf Dezember 2012 verschob.[15] Im Januar 2013 gab Indien bekannt im Rahmen des Haushalts zwischen 2012 und 2017 Gelder für das zweite russische Kernkraftwerk in Indien zur Verfügung zustellen. Ein alternativer Standort zu Haripur wurde allerdings noch nicht gefunden.[16] Haripur wird allerdings nicht endgültig ausgeschlossen, da die Atomenergiekommission fest damit rechnete die Anwohner zu überzeugen, weshalb der Standort aus dem Bauschema auch nicht gestrichen wurde.[17]

Bau

Die ersten beiden Blöcke in Haripur sind in der Baureihenfolge hinter anderen Reaktorprojekten mit Leichtwasserreaktor. Gelistet sind die Blöcke als Leichtwasserreaktor 15 und 16, hinter Kudankulam 3 und 4 (LWR-3 und 4), Jaitapur 1 und 2 (LWR-5 und 6), Kudankulam 5 bis 8 (LWR-7, 8, 9 und 10), Mithi Virdi (auch Chhayamithi, LWR-11 und 12) und Kovvada 1 und 2 (LWR-13 und 14).[18]

Standortdetails

Der Standort Haripur befindet sich direkt am Golf von Bengalen. Der höchste mögliche Tsunami für den Standort wird mit einer Höhe von 0,80 Meter angegeben bei einer Abweichungstoleranz von ±0,11 Meter. Im Vergleich zu den anderen Kernkraftwerksstandorten wird für Haripur die niedrigste Tsunamihöhe erwartet.[19]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Haripur besteht aus zwei in Planung befindlichen Reaktoren.

Reaktorblock[20] Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto
Haripur-1 DWR WWER-1200/491 1115 MW 1200 MW
Haripur-2 DWR WWER-1200/491 1115 MW 1200 MW

Einzelnachweise

  1. a b Naba Dutta, General Secretary: Haripur: Land for Nuclear Plant, 2007. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  2. World Nuclear News: Indian sites confirmed for US reactors, 30.09.2009. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  3. Российское атомное сообщество: Строительные работы на площадке АЭС «Харипур» в Западной Бенгалии начнутся в 2010 году, 20.10.2009. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  4. World Nuclear News: Stronger nuclear bonds for India and Russia, 08.12.2009. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  5. The Times of India: Haripur N-project on track, 12.01.2010. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  6. World Nuclear News: Nuclear 'roadmap' in latest Russia-India accords, 15.03.2010. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  7. Nuklearforum Schweiz: Indien legt Fahrplan für Kernkraftwerksneubau mit Russland fest, 18.03.2010. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  8. Российское атомное сообщество: Размер буферной зоны вокруг АЭС Харипур будет сокращён, 24.05.2010. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  9. Российское атомное сообщество: Местные жители не пустили индийских атомщиков на площадку для АЭС с американскими реакторами, 01.09.2010. Abgerufen am 27.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  10. Diligent Media Corporation: No decision to shift nuclear plant from Haripur: Govt, 23.02.2011. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  11. Российское атомное сообщество: Выкуп земельных участков под АЭС Харипур с российскими реакторами начнётся в 2012 году, 03.03.2011. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  12. The Hindu: West Bengal government rules out Haripur nuclear project, 17.08.2011. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  13. Российское атомное сообщество: Премьер-министр Индии подтвердил неизменность ядерной программы страны, 23.08.2011. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  14. Российское атомное сообщество: Правительство рассматривает вопрос о переносе площадки строительства АЭС в Харипуре, 12.09.2011. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  15. The Hindu: Haripur site cancellation is one more wrinkle in India-Russia ties, 23.10.2012. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  16. Российское атомное сообщество: Индия вскоре выделит площадку для новой АЭС при участии РФ, 11.01.2013. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  17. The Times of India: Haripur may still get nuclear plant, 27.08.2013. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
  18. NPCIL: BUDGET ESTIMATES & EXPENDITURE (RE 2011-12 & BE 2012-13), 2012. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  19. Ram Kumar Singh: TSUNAMI EVALUATION OF COASTAL NUCLEAR POWER PLANTS IN INDIA, 04.09.2012. Abgerufen am 28.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  20. Power Reactor Information System der IAEA: „India“ (englisch)

Siehe auch