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Kernkraftwerk Kudankulam

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Kernkraftwerk Kudankulam
Blick auf Block 1, dahinter verdeckt Block 2
Blick auf Block 1, dahinter verdeckt Block 2
Standort
Land Flag of India.svg Indien
Bundesstaat Tamil Nadu
Ort Kudankulam
Koordinaten 8° 10′ 11″ N, 77° 42′ 45″ OTerra globe icon light.png 8° 10′ 11″ N, 77° 42′ 45″ O
Reaktordaten
Eigentümer Nuclear Power Corporation of India Ltd.
Betreiber Nuclear Power Corporation of India Ltd.
Vertragsjahr 1988
Betriebsaufnahme 2013
Im Bau 4 (4000 MW)
Im Betrieb 2 (2000 MW)
Zusatzfunktion Wasserentsalzung
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Kudankulam (englisch Kudankulam Nuclear Power Plant, hindi कोड्डनकुलन परमाणु ऊर्जा संयंत्र, daher auch Koodankulam, kurz KKNPP) steht nahe der gleichnamigen Stadt an der Südspitze Indiens. Die im Bundesstaat Tamil Nadu gelegene Anlage befindet sich in Betrieb und besitzt bereits heute die leistungsstärksten Kraftwerksblöcke Indiens. Die Anlage wurde noch zur Sowjetzeit verkauft und vom Nachfolgestaat Russland exportiert. Die Entfernung zu den nächsten größeren Städten beträgt nach Kudankulam zwei Kilometer, elf Kilometer nach Radhapuram und 15 Kilometer nach Anjurgramam.

Geschichte

Der Neubau eines Kernkraftwerks in Kudankulam wurde erstmals 1982 konkretisiert, nachdem der Ausbau der Kernenergie weiter vorangetrieben werden sollte. Aufgrund der großen Leistung des dritten geplanten Blocks im Kernkraftwerk Kalpakkam sollte Kudankulam als weiterer Standort Druckschwerwasserreaktoren dieser Baulinie erhalten. Der Grund für die Standortwahl im Distrikt Tirunelveli lag an der Tatsache, dass dort lediglich einige Kraftwerke mit einer installierten Leistung von insgesamt 1000 MW arbeiteten und im Bundesstaat Tamil Nadu insgesamt nicht mehr als 2900 MW erzeugt werden.[1] Am 6. April 1986 kündigte der Vorstand des Nuclear Power Boards, Srinivasan, den Bau einer 500 MW-Anlage an, die bereits 1987 im Betrieb gehen könnte. Allerdings lag die Bauzeit solcher Reaktoren bei mindestens drei Jahren. Zwar gilt Kudankulam als am besten geeigneter Standort, allerdings gestaltet sich die Positionierung dieser Anlagen in Indien aufgrund der Besiedlungsdichte, besonders hinsichtlich der enormen Größe der 500 MW-Reaktoren, relativ schwierig.[2]

Block 1 & 2

Im Jahr 1988 wendete sich das ganze Projekt, nachdem ein Vertrag mit dem Generalsekretär der Sowjetunion Michail Gorbatschow über die Lieferung zweier Druckwasserreaktoren aus der Sowjetunion nach Indien geschlossen wurde. Die projektierte Leistung je Reaktor sollte 1000 MW betragen, die gesamte Projektgröße 2000 MW.[3] Als Standort wurde Kudankulam gewählt.[4] Seitens lokaler Fischer und Landwirte aus der Nähe des 50 Kilometer nordwestlich gelegenen Pechipparai dam gab es Bedenken gegen die Anlage, besonders im Zusammenhang mit möglichen nuklearen Unfällen. Hierfür wurde die örtlichen politischen Vertreter aufgefordert, eine Expertengruppe zu bilden, um die Auswirkungen auf die Fischer, Landwirte und Menschen in der Umgebung zu ermitteln.[5] Noch 1989 folgten die geophysischen Untersuchungen am Standort. Insgesamt wurden zwei Bruchstellen über Bildern von Landsat-Satelliten festgestellt, von denen einer von Nordost in Richtung Südwest verläuft, die eine Art Grenze zwischen kristallinem Gestein und Sedimenten des Meeres bildet. Die zweite Linie verläuft von Osten nach Westen. Magnetisch befinden sich keine größeren Störungen in der Umgebung. Die meisten befinden sich eher im Meer einige hundert Kilometer vor der Küste entfernt. Von einer Gefahr für das Kernkraftwerk wurde nicht ausgegangen.[6] Noch im gleichen Jahr wurden durch den Minister für Umwelt und Wälder das Land für das Kernkraftwerk und den neuen Stadtteil ausgewiesen. Obwohl das Projekt eines der größten Kernkraftwerksprojekte war, wurde die Wichtigkeit unter die des Baus zweier 500 MW-Druckschwerwasserreaktoren am Standort Tarapur gestellt, da die 500 MW-Baulinie ein Schlüsselprojekt im indischen Atomprogramm war.[7]

Standardmäßig nach Vertrag sollte der erste Block bereits 1998 betriebsbereit sein.[8] Am 16. Februar 1989 unterzeichnete die Nuclear Power Corporation of India den Vertrag über den Bau der Anlage mit dem finnischen Designer Imatra Voima Oy, der die technische Assistierung vornehmen soll, die eher geringe Teilhabe am Bau markiert. Die Kosten belaufen sich auf wenige Millionen Finnische Mark. Zwar sind diese Modelle anders als die für Finnland geplanten Versionen, allerdings ist dieses Modell eine Parallelentwicklung seitens Russland in einer verbesserten Version, die nach der Katastrophe von Tschernobyl entwickelt wurde. Die Kosten für das gesamte Projekt, das durch Atomenergoexport geliefert werden sollte, belief sich auf fünf Milliarden Dollar.[9] Auf Anfrage der Nuclear Power Corporation of India wurde ab März 1990 die seismische Aktivität im einem Umkreis von 40 bis 50 Kilometer um den geplanten Standort für eine Periode von 18 Monaten überwacht. Hieraus sollten sechs Positionen für seismische Überwaschungsstationen zur dauerhafte Überwachung der Region festgelegt werden.[10] Neben dem Widerstand der Fischer und Farmer es nunmehr auch zu einer Opposition von Studenten und Umweltgruppierungen.[11]

Nachdem 1991 die Sowjetunion zerfallen war, übernahm der Nachfolgestaat Russland diese Geschäfte. Hierdurch und aufgrund finanzieller Schwierigkeiten war es fraglich, ob die Reaktoren überhaupt errichtet, geschweige denn geliefert würden.[12] Weiter versuchte Russland abzustreiten, dass das Land an die Stelle der Sowjetunion in dem Projekt rückte, da die Konditionen in einer Marktwirtschaft negativer waren als in einer Planwirtschaft.[13] Aufgrund dieser Bedingungen wurde die Stornierung seitens der Nuclear Corporation of India eingereicht.[14] Erst bis zum 30. Oktober 1996 konnten sich Indien und Russland einigen, die Reaktoren unter leicht geänderten Vertragsbedingungen doch zu errichten.[15] Am 22. Juni 1998 trat der neue Vertrag in Kraft, sodass mit den Vorplanungen für das überarbeitete Projekt begonnen werden konnte.[16] Russland wird ebenfalls einen Kredit über 2,5 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, der etwa 85 % der Projektkosten decken sollte.[17] Die Errichtung soll schlüsselfertig erfolgen. Die Lieferung des Brennstoffs soll ebenfalls aus Russland erfolgen. Der Betrieb soll unter IAEA-Sicherheitsbestimmungen befolgen, ebenso der Umgang mit dem Brennstoff.[18] Die Anlage diene als Modellprojekt, um zukünftig auch Anlagen aus Frankreich, den USA oder Großbritannien unter den IAEA-Sicherheitsbestimmungen importieren zu können, allerdings ist Russland bisher der einzige Partner, der zu den indischen Spezifikationen eine Anlage errichten würde.[19] Im Jahr 2001 wurde mit den ersten Arbeiten am Standort begonnen.[20]

Bau

Bau der Blöcke im Jahr 2008

Mit dem Bau des ersten Blocks wurde am 31. März 2002 begonnen, mit dem Bau des zweiten Blocks am 4. Juli 2002.[21] Zeitgleich wurde durch die Aufrüstung von neuen Umspannwerken, die mit Spannungen von 400 und 220 kV arbeiten, mit dem Ausbau des zentralen Elektrizitätsnetzes begonnen. Diese sollen gleich so ausgelegt werden, dass zukünftige Kapazitäten über diese geleitet werden können. So wurde das Umspannwerk für das Kernkraftwerk Kudankulam auf 4000 MW Leistung ausgelegt.[22] Mit dem Betriebsbeginn der beiden Reaktoren wurde in den Jahren 2006 und 2008 gerechnet.[23] Allerdings wurden die Arbeiten nach dem Tsunami im Dezember 2004 leicht ausgebremst. Dieser erreichte zwar die Küste, allerdings flutete er das Gelände nicht.[24] Weiter kamen finanzielle Schwierigkeiten hinzu, die das Projekt weiter zurückwarfen.[25] Im Jahre 2007 gab es weiteren Widerstand, da der Hafen Chenna Muttam nahe Cape Comorin zu einer militärischen Seebasis zum Schutz des Kernkraftwerks umgebaut worden war.[26] Als Kollateralschaden der Katastrophe von Fukushima-Daiichi protestierten rund 3000 Personen gegen eine Inbetriebnahme von Kudankulam. Einige hundert Personen traten am 12. September 2011 in einen Hungerstreik um die Nichtinbetriebnahme des Werkes, das sich zu diesem Zeitpunkt im Endstadium der Bauarbeiten befand, durchzusetzen.[27] Bei gewalttätigen Protesten außerhalb des Sicherheitsbereiches, bei denen unter anderem lokale Büros und Geschäfte in Brand gesetzt wurden, wurde ein 44-jähriger Fischer erschossen, als dieser Polizeikräfte angriff. Er ist nach dem Zwischenfall in Jaitapur der zweite tote Anti-Atom-Demonstrant in Indien.[28]

Betrieb

Der erste Reaktor sollte Ende 2011 und der zweite Block im März 2012 ans Netz gehen.[29] Am 13. Juli 2013 wurde der Reaktor des ersten Blocks um 23:05 Uhr Ortszeit erstmals kritisch gefahren.[30] Aufgrund der kurz bevorstehenden Netzschaltung des Blocks kündigte der Bundesstaat Tamil Nadu an die Stromabschaltungen für Industrien zum 30. September 2013 weitestgehend aufzuheben, außer zwischen den Lastspitzen zwischen 18:00 Uhr und 22:00 Uhr. Allerdings dürfen die Industrien anders als zuvor währenden den Lastspitzen anstatt nur 10 % Leistung insgesamt 60 % Leistung aus dem Netz beziehen. Weitere Reduzierungen der Beschränkungen könnten nach dem 30. September folgen, sofern genug Energie vorhanden ist, ansonsten spätestens mit der Inbetriebnahme von Kudankulam 2.[31] Aufgrund einer Unstimmigkeit mit dem obersten Gerichtshof über den übermittelten Standortevaluierungsbereichts, der fälschlicherweise für die Blöcke 3 bis 6 übermittelt wurde anstatt der für die ersten beiden Blöcke, erwartete am 14. August 2013 der Standortdirektor des Kernkraftwerks Kudankulam, R. S. Sundar, dass innerhalb der nächsten 10 bis 15 Tage das Atomic Energy Regulation Board die Genehmigung erteile, den Block auf eine elektrische Leistung von 300 bis 400 MW anzufahren. Mit dieser Leistung würde der Block noch im gleichen Monat mit dem Stromnetz synchronisiert werden und erstmals Elektrizität in das Netz einspeisen. Anschließend werden die Genehmigungen für das Anfahren auf 50, 75, 90 und 100 % Leistung nacheinander erteilt, sodass der Block im November 2013 erstmals unter Volllast laufen würde.[32]

Nach Abschluss der Testphasen von Kudankulam 1 im Nullleistungsbetrieb wurde am 15. August 2013 seitens des Atomic Energy Regulatory Board die Genehmigung erteilt den Block auf 500 MWel anzufahren. Anhand dieses Termins gab die Nuclear Power Corporation of India Limited an, dass bei 400 MW der Block mit dem Stromnetz synchronisiert werde, was etwa Ende August geschehen werde. Unmittelbar mit Erteilung der Genehmigung seitens der Aufsichtsbehörde begann das Unternehmen die Leistung des Blocks zu erhöhen.[33][34] Während des Probebetriebs gab es lediglich Probleme an zwei Ventilen am Kondensator, die sich verklemmt haben und nicht mehr betätigt werden können. Aufgrund dieses Problems konnte der Block nicht im August ans Netz gehen. Das Problem war mechanisch bedingt, da aufgrund der langen Verzögerung der Inbetriebnahme des Blocks diese nicht bewegt wurden und daher fest waren.[35]

Am 22. Oktober 2013 ging der erste Block mit einer Leistung von 160 MW, gegen 2:45 Uhr Ortszeit morgens, erstmals ans Netz.[36][37][21] Um 4:34 Uhr wurde der Block schnellabgeschaltet und dazu nach dem Inbetriebnahmeprogramm für eine Prüfung vom Netz genommen. Am 23. Oktober erwartete der Sprecher des Kernkraftwerks, dass der Block am Abend des gleichen Tages wieder am Netz sein werde und ab dem 24. Oktober mit einer Leistung von 300 bis 350 MW wieder am Netz sein werde. Der nächste Schritt der Inbetriebnahme umfasst das Anfahren des Blocks auf 500 MW Leistung.[38] Im Dezember 2013 besuchten internationale Experten das Kernkraftwerk Kudankulam. Kernkraftwerksdirektor Sundar erklärte dabei, dass der Block bereits seit der Inbetriebnahme von indischen Experten gefahren wird und die russischen Experten nur als Beisteher anwesend sind, was die internationalen Experten stark überraschte.[39] Bis zum 8. Januar 2014 konnten alle Sicherheitssysteme des Reaktorblocks erfolgreich bei halber Blockleistung erprobt werden. Das eröffnet den nächsten Schritt zur weiteren Leistungserhöhung auf 700 MW der elektrischen Blockleistung.[40]

Am 1. Mai 2014 gab das Atomic Energy Regulatory Board die Freigabe den ersten Block auf 90 % der Nennleistung zu fahren. Am Morgen des 5. Mai erreichte der Block diese Leistung und erzeugte 900 MW, stabilisierte sich anschließend auf 880 MW. Zeitgleich wurden im zweiten Block die Vorbereitungen für den Warmprobebetrieb umgesetzt, der für Juni 2014 vorgesehen ist. Sollte alles nach Plan laufen, wäre der Block im Juli oder August bereit für das Laden des ersten Brennstoffs, sodass der Reaktor im November oder Dezember 2014 kritisch gefahren werden könnte.[41] Am 14. Mai 2014 kam es zu einem Zwischenfall im ersten Block, als bei Wartungsarbeiten während der lastlosen obligatorischen Versuche vor Erhöhung der Leistung auf 1000 MW an einem Ventil im Sekundärsystem nahe der Turbine plötzlich Wasser mit einer Temperatur von 65 bis 70 °C austrat, nachdem das Ventil zum System zugeschaltet wurde. Die drei Techniker einer externen Firma, die an dem Ventil beschäftigt waren, erlitten leichte Verbrennungen und wurden anschließend in das Krankenhaus des Kernkraftwerks im KKW-Stadtteil Anu Vijay gebracht und anschließend in eine private Klinik nach Nagercoil.[42]

Am 7. Juni 2014 um 13:20 Uhr erreichte der erste Block seine projektierte Nennleistung von 1000 MW und fuhr damit erstmals unter Volllast. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um den leistungsstärksten Kernreaktor in Indien handelt, fuhr der Block mit einer Leistung, die kein anderes Kernkraftwerk im Land zuvor erreicht hatte.[43] Im Vergleich mit anderen Kraftwerkstypen ist der Block der leistungsstärkste Kraftwerksblock in Indien und löst damit den 800 MW starken Kohleblock des Kraftwerks Tata Mundra in Gujarat ab. Der Block soll nach Plan der Nuclear Power Corporation of India Limited vorerst einige Zeit unter Volllast fahren, bevor weitere Versuche in diesem Leistungsbereich vorgenommen werden.[44] Der Block lief in der Folge eine ganze Woche auf Volllast und wurde danach auf Anforderung des Atomic Energy Regulatory Board auf 900 MW abgefahren für die Versuche in diesem Leistungsbereich. Der Block selbst zeigte beim Volllastbetrieb ein stabiles Betriebsverhalten.[45] Am 16.&nbsp:Juli 2014 ging der Block für die erste 30 bis 35 Tage andauernde Revision vom Netz.[46] Am gleichen Tag wurde bekanntgegeben, dass in den nächsten 45 Tagen, das heißt 10 bis 15 Tage nach Abschluss der Revision, der Block in den kommerziellen Betrieb übergeben werden soll.[45]

Am 29. August 2016 wurde Block 2 erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert und wurde am 31. März 2017 in den kommerziellen Betrieb überführt.[21]

Block 3 & 4

Bereits im Jahre 2005 äußerte sich Atomstroyexport, der Auftragnehmer der ersten beiden Blöcke, weitere Kernkraftwerke in Indien errichten zu wollen.[47] Bereits am 25. Januar 2007 unterzeichnete Atomstroyexport einen Vertrag zum Bau weiterer vier Reaktoren in Kudamkulam. Die Blöcke 3 bis 6 sollen jeweils baugleiche Modelle zu Block 1 und 2 werden und ebenfalls eine Leistung von 1000 MW elektrisch erreichen.[24] Im Jahre 2007 wurde ein Memorandum of Understanding zwischen den beiden Staaten im Zusammenhang mit den beiden Reaktoren geschaffen.[48] Bis 2009 wurde die Zahl der weiteren Reaktoren in Kudamkulam auf sechs angehoben. Dies soll den Atomstromanteil des Landes in kurzer Zeit rapide steigern.[49] Seit einiger Zeit kommt neben dem AES-92 auch das Nachfolgemodell AES-2006 zur Diskussion.[29]

Für den dritten und vierten Block veräußerte Russland einen Exportkredit in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar. Diese Summe reicht aus um rund 85 % der Arbeiten an den Blöcken zu finanzieren, wovon die indische Regierung jedoch nur 3,06 Milliarden Dollar anfordern möchte. Ein zusätzlicher Kredit über 800 Millionen Dollar kann später für die Erstkernbeladung angefordert werden. Die Gesamtkosten für die beiden Reaktoren liegen bei 5,78 Milliarden Dollar.[50] Anfang 2014 waren die Vorarbeiten am Standort für die beiden Blöcke bereits fast abgeschlossen.[40] Die Verhandlungen mit der russischen Regierung über die Blöcke konnten im Januar 2014 abgeschlossen werden, sodass ein Vertragsabschluss in Kürze erwartet wurde.[51]

Bau

Am 29. Juni 2017 ging Block 3 in Bau, gefolgt von Block 4 am 23. Oktober 2017.[21]

Technische Details

Die beiden Blöcke des Kernkraftwerks Kudankulam sind mit zwei Kernkraftwerken vom Typ AES-92 ausgestattet, die mit einem EUR-Zertifikat ausgezeichnet sind.[52] Die Anlagen des Post-Tschernobyl-Designs sollen Tsunamis, Wirbelstürmen und Erdbeben standhalten können, ebenso dem Absturz eines Flugzeuges und Schockwellen von Explosionen. Das Reaktorgebäude ist mit 1,2 Meter dicken Wänden ausgestattet. Der Sicherheitsbehälter an sich ist aus sechs Millimeter dicken Stahlplatten gefertigt. Das sekundäre Containment hat eine Dicke von 60 Zentimetern.[24] Ausgestattet sind beide Blöcke mit Reaktoren vom Typ WWER-1000/412,[53] die standardmäßig mit einem Core-Catcher ausgestattet wurden.[24] Die elektrische Leistung liegt bei beiden Blöcken bei 1000 MW brutto und 932 MW netto.[21] Die Anlage speist Dampf direkt in eine Wasserentsalzungsanlage ein.[24]

Am 12. August 2013 wurde im ersten Block das passive schnell wirkende Borinjektionssystem (PFBIS) erprobt, das es in keinem anderen Kernkraftwerk der Welt gibt. Entwickelt wurde das System von russischen Spezialisten. Zum Einsatz kommen sollte das System lediglich ansonsten in den Kernkraftwerken Belene (Bulgarien) und Chmelnyzkyj (Ukraine).[54]

Block 5 & 6

Im Jahr 2018 unterzeichnete Indien und Russland den Rahmenvertrag, sowie die Kreditgarantie für den Bau der Blöcke 5 und 6. Am 17. November 2018 begann der Aushub der beiden Baugruben.[55]

Bau

Am 29. Juni 2021 begann der Bau von Kudankulam 5, am 21. Dezember 2021 folgte Kudankulam 6.[21]

Stromerzeugung

Wie in Indien üblich wird die Leistung von Grundlastblöcken auf die einzelnen Bundesländer verteilt, wenn diese Energie benötigen. Die Anteile für den ersten 1000 MW-Blocks des Kernkraftwerks teilen sich wie folgt auf:[56]

  • 562,5 MW - Tamil Nadu
  • 249,5 MW - Karnataka
  • 150,2 MW - Kerala
  • 037,8 MW - Puducherry

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Kudankulam besteht aus zwei Blöcken, von denen sich einer in Betrieb befindet, ein weiterer in Bau und ein weiterer in Planung.

Reaktorblock[21]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. Marine Biological Association of India: Proceedings of the Symposium on Coastal Aquaculture held at Cochin, from January 12-18, 1980, Teil 4. In: Band 6 von Symposium series. Marine Biological Association of India, 1982.
  2. Indian Institute of Public Opinion: Monthly commentary on Indian economic conditions, Band 27. Indian Institute of Public Opinion., 1985.
  3. India. Ministry of External Affairs: India perspectives, Band 1. PTI for the Ministry of External Affairs, 1988.
  4. K. Natarajan: Recent Developments in Instrumentation and Control for the Indian Nuclear Power Programme. In: Nuclear Power Plant Control and Instrumentation. International Atomic Energy Agency, 8 bis 10. Mai 1989. (Online-Version)
  5. Kisan world. Sakthi Sugars, Ltd., 1989.
  6. Association of Exploration Geophysicists. Convention: Annual Convention of the AEG and Seminar on Exploration Geophysics, Band 15,Teil 1989. Association of Exploration Geophysicists, 1989.
  7. India. Dept. of Atomic Energy: Nuclear India, Band 27. S. N. Gupta, 1990.
  8. Modern power systems, Band 9. Miller Freeman Publications, 1989.
  9. Nuclear engineering international, Band 34. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1989.
  10. Council of Scientific & Industrial Research (India): Annual report - Council of Scientific and Industrial Research. Publications & Information Directorate, 1990.
  11. Wolfgang Rüdig: Anti-nuclear movements: a world survey of opposition to nuclear energy. In: Longman International Reference Series. Longman Current Affairs, 1990. ISBN 058290269X.
  12. United States. Joint Publications Research Service, u.a.: JPRS report: Near East & South Asia, Ausgabe 92068. Foreign Broadcast Information Service, 1992.
  13. Marianne Leeuwen, u.a.: The future of the international nuclear non-proliferation regime. In: Band 10 von Nijhoff law specials. M. Nijhoff Publishers, 1995. ISBN 0792334337.
  14. Nuclear engineering international, Band 39, Ausgaben 474-485. Heywood-Temple Industrial Publications Ltd., 1994.
  15. M. Rasgotra: India's relations with Russia and China: a new phase. Gyan Pub. House on behalf of International Institute for Asia-Pacific Studies, 1997. ISBN 812120559X.
  16. Foundation for the Development of International Law in Asia: Asian yearbook of international law, Band 8. M. Nijhoff, 1998. ISBN 9004136886.
  17. Under a compromise formula, Russia will provide a credit of more than $2.5 billion, which should u.a.: Bulletin of the atomic scientists, Band 54. In: Bulletin of the Atomic Scientists, Educational Foundation for Nuclear Science (Chicago, Ill.). Atomic Scientists of Chicago, 1998.
  18. Rodney W. Jones, u.a.: Tracking nuclear proliferation: a guide in maps and charts, 1998. In: Carnegie Endowment for International Peace. Carnegie Endowment for International Peace, 1998. ISBN 0870031139.
  19. Industrial economist, Band 32. S. Viswanathan, 1999.
  20. British Association of Slavonic and East European Studies: Abstracts, Russian and East European series : ABREES., Band 30. ABREES Ltd., 2000.
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  22. India. Parliament. House of the People: Lok Sabha debates. Lok Sabha Secretariat., 2002.
  23. Sara Pendergast, u.a.: Asia & the pacific. In: Band 3 von Worldmark Encyclopedia of National Economies. Gale Group, 2002. ISBN 0787656291.
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  25. Nigel Hawkins: New Nuclear Build in the UK--The Criteria for Delivery. Economic Research Council, 2008. ISBN 0903499290.
  26. Eric Wertheim: Naval Institute Guide to Combat Fleets of the World: Their Ships, Aircraft, and Systems. In: NAVAL INSTITUTE GUIDE TO COMBAT FLEETS OF THE WORLD. Naval Institute Press, 2007. ISBN 159114955X.
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  34. The Times of India: Kundakulam: AERB gives green signal to produce 500MW of power, 15.08.2013. Abgerufen am 15.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
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  36. Hindustan Times: Kudankulam nuclear plant begins power generation, 22.10.2013. Abgerufen am 22.10.2013. (Archivierte Version bei Archive.is)
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  39. Deccan Chronicle: Chinese products not up to the mark, 22.12.2013. Abgerufen am 08.01.2014. (Archivierte Version bei Archive.is)
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  41. Th Hindu: First Kudankulam reactor reaches 90 per cent of maximum capacity, 06.05.2014. Abgerufen am 10.05.2014. (Archivierte Version bei WebCite)
  42. The Hindu: Six employees suffer minor burns in mishap at Kudankulam plant, 14.05.2014. Abgerufen am 17.05.2014. (Archivierte Version bei Archive.is)
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  44. The Indian Express: Kudankulam Unit-1 hits full capacity at 1,000 MWe, 08.06.2014. Abgerufen am 08.06.2014. (Archivierte Version bei WebCite)
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  47. African and Asian studies, Band 4. Brill Academic Publishers, 2005.
  48. Steve Kidd, u.a.: Core issues: dissecting nuclear power today. Nuclear Engineering International Special Publications, 2008. ISBN 1903077567.
  49. Indian Political Science Association: The Indian journal of political science, Band 70,Ausgaben 1-2. Indian Political Science Association, 2009.
  50. World Nuclear News: Finance for next Kudankulam units, 18.07.2012. Abgerufen am 20.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  51. Business Standard: Deal for phase 3-4 of Kudankulam nuke project almost finalised, 15.01.2014. Abgerufen am 15.01.2014. (Archivierte Version bei Archive.is)
  52. International Atomic Energy Agency: Status Of Advanced Light Water Reactor Designs 2004. International Atomic Energy Agency, 2004. ISBN 9201048041.
  53. Vladimir Sluge: Safety of VVER-440 Reactors: Barriers Against Fission Products Release. Springer, 2011. ISBN 184996419X.
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  55. The Hindu: Kudankulam’s first reactor resumes generation, 18.11.2018. Abgerufen am 24.11.2018. (Archivierte Version bei Archive.is)
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  57. a b c d e f Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  58. a b c d e f International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch