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Kernkraftwerk Kaminoseki

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Kernkraftwerk Kaminoseki
Bucht des geplanten Standorts
Bucht des geplanten Standorts
Standort
Land Flag of Japan.svg Japan
Präfektur Yamaguchi
Ort Shidai
Koordinaten 33° 47′ 28″ N, 132° 1′ 59″ OTerra globe icon light.png 33° 47′ 28″ N, 132° 1′ 59″ O
Reaktordaten
Eigentümer CEPCO
Betreiber CEPCO
Geplant 2 (2470 MW)
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Kaminoseki (japanisch 上関原子力発電所, Kaminoseki genshiryoku hatsudensho) soll nahe der Gemeinde Shidai in der japanischen Präfektur Yamaguchi entstehen. Das Projekt ist eines der Umstrittensten Kernkraftwerksprojekte in Japan und wird seit beginn von Protesten beschattet. Die Entfernung des geplanten Standorts am Seto-Inlandsee zu den nächst größeren Städten beträgt nach Kaminoseki neun Kilometer, nach Hikari und Yanai jeweils 20 Kilometer und zu den Städten Nakatsu und Hiroschima rund 80 Kilometer.

Geschichte

Im Frühjahr 1981 gab die Regierung Japans einige Standorte für den möglichen Bau neuer Kernkraftwerke gefunden zu haben, die auf die geologischen und geographischen Umstände geeignet scheinen. Infolge dessen gab der Energieversorger Chugoku Electric Power (CEPCO) erstmals Interesse bekannt an einen Standort auf der Halbinsel Kaminoseki im Süden der Präfektur Yamaguchi.[1] Die offizielle Beanntgabe des Projekts erfolgte am 24. April 1982 seitens CEPCO.[2] Die zentrale Regierung diskutierte mit den örtlichen Regierungen über das Interesse, die Meinungen und die Akzeptanz des Projekts, die sehr unterschiedlich waren. Besonders seitens der örtlichen Fischer gab es Bedenken gegen das Projekt. Um deren Meinung zu ändern wurden Flüge in andere Städte arrangiert, die bereits Kernkraftwerke besitzen. Dies hat den sozialen Hintergrund um mit Menschen in Kontakt zu kommen, die mit dieser Technologie tag ein und tag aus leben.[1] Ähnliche Besuche wurden auch im Zusammenhang mit dem Bau des Kernkraftwerks Hamaoka nach Tokai durchgeführt.[3]

Im Jahr 1997 wurden einige Untersuchungen für mögliche Standorte von thermischen und Kernkraftwerken beendet und insgesamt 28 mögliche Standorte festgelegt. Die Untersuchungen begannen bereits im Jahr 1978. Enthalten in der Liste waren die Standorte in Maki (Präfektur Niigata), Namie-Odaka (Präfektur Fukushima), Ashihama (Präfektur Mie), Suzu (Präfektur Ishikawa) und Kaminoseki (Präfektur Yamaguchi), für die alle ein Kernkraftwerk infrage kommen sollte. Durch dieses Gutachten fühlte sich CEPCO und die lokalen Funktionäre bestätigt.[1] Das technische Projekt von Kaminoseki sieht den Bau von zwei fortgeschrittenen Siedewasserreaktoren vor (ABWR),[4] das nach dem Unfall von Tokaimura aufgrund einer Aufforderung des Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie von Japan (METI) im Jahr 2001 überarbeitet wurde.[1] Der Bauplan wurde seitens des Gouverneurs des Präfektur Yamaguchi bis April 2001 nicht bestätigt, obwohl die die Kommunen direkt um das Kernkraftwerk mehrheitlich für den Bau des Kernkraftwerks ausgesprochen haben.[4] Als die Gegner versuchten den Gesprächen auszuweichen, schaltete sich die Agentur für natürliche Ressourcen und Energie von Japan (ANRE) ein, eine Unterorganisation des METI und betonte die nationale Notwendigkeit von Kernkraftwerken für die japanische Energieversorgung. Entsprechende Broschüren seitens der Regierung wurden hierfür herausgegeben, die die Sicherheit und die Notwendigkeit solcher Anlagen unterstrichen. Die örtliche Regierung machte daraufhin einen Flog nach Tokio um sich mit der Regierung abzusprechen. Nebenbei bekamen sie einen Kurzlehrgang, wie es möglich ist, die lokalen Anwohner in ihrer Meinung zu überreden. Im Jahre 2005 blockierte eine Fischerkommune den bauplatz und versuchte zu verhindern, dass das Unternehmen beginnt, die Lagune mit Sand aufzuschütten. Allerdings nutzte die Präfekturverwaltung und CEPCO selbst niemals den Einsatz der Polizei oder von Sicherheitskräften.[1]

Im Jahre 2002 erwartete man die Inbetriebnahme der Reaktoren im Jahr 2012 und 2015.[5] Allerdings verschob sich diese auf das Jahr 2015 für den ersten Reaktor und 2017 für den zweiten. Der Baubeginn des ersten Reaktors sollte bereits 2009 erfolge.[6] Mit dem Auffüllen der Lagune mit Land wurde allerdings erst am 21. Februar 2011 begonnen, nach Genehmigung der örtlichen Behörden, unter Protest von Fischern, die an diesem Tag in der Lagune standen. Zu diesem Zeitpunkt erwartete man den Baubeginn des ersten Reaktors im Jahr 2012 mit Betriebsstart im Jahr 2018.[7] Infolge der Katastrophe von Fukushima-Daiichi im März 2011 bat der Bürgermeister von Kaminoseki und der Gouverneur der Präfektur Yamaguchi CPECO um Zurückhaltung, woraufhin der Konzern den Bau vorerst einstellte.[8]

Der Gouverneur der Präfektur Yamaguchi sprach sich folgend gegen die Errichtung der Anlage aus. Er hob hervor, dass die Aufschüttarbeiten für das benötigte Land nur mit einer Erlaubnis seitens der Präfekturialen Regierung fortgesetzt werden dürften. Die Genehmigung läuft im Jahr 2012 aus. Man wolle warten, bis die japanische Regierung das neue Energieprogramm vorstellen würde. CEPCO hingegen rechnet fest mit dem Kraftwerk und hob hervor, dass die bisher unklaren Sicherheitsmerkmale der geplanten Anlage unter der Berücksichtigung der Katastrophe von Fukushima-Daiichi verbessert werden.[9] Bei einer Aktionärsversammlung bestätigte der Vizepräsident von CEPCO, dass die Anlage errichten werden würde und es keine Pläne gebe dieses Kernkraftwerk Aufzugeben. Er begründete die Aussage damit, dass die Anlage essentiell für die stabile Versorgung des Stromnetzes sei, ebenso im Angesicht der globalen Erwärmung.[10] Im März 2012 gab CEPCO bekannt, dass es keinen festen Zeitplan für die Inbetriebnahme der beiden Blöcke sowie des dritten Blocks am Standort Shimane mehr gebe aufgrund der folgenden Unsicherheiten in der Atompolitik Japans nach dem Reaktorunfall in Fukushima-Daiichi.[11]

Am 22. August 2012 gab der neu gewählte Gouverneur der Präfektur Yamaguchi bekannt, dass die Pläne für das Werk bis zur Ausarbeitung der neuen Energiestrategie der japanischen Regierung eingefroren werden sollten. Da die Genehmigung zum Land aufschütten im Oktober sowieso ausläuft wäre CEPCO dazu gezwungen gewesen eine neue Genehmigung zu beantragen, die die Präfektur hätte Blockieren können.[12] Die Erschließungslizenz für den Standort lief am sechsten Oktober 2012 aus. Da das Werk seitens CEPCO weiterhin als neue Kapazität für das Unternehmen geplant ist fragte es am fünften Oktober offiziell bei der Regierung der Präfektur Yamaguchi um eine Verlängerung der Lizenz um drei Jahre an. CEPCO unternahm als Lehre aus der Katastrophe von Fukushima diverse Änderungen am Aufbau des Standortes, so wurde die Höhe über den Meeresspiegel von zehn auf 15 Meter erhöht um die Blöcke besser gegen einen Tsunami zu schützen. Seitens des Gouverneurs der Präfektur Yamaguchi wurde der Antrag auf die Verlängerung zurückgestellt mit der Begründung, dass die Präfektur keine Baulizenz ausstellen kann, da die japanische Regierung es so beschlossen habe. Auch der Minister für Handel, Wirtschaft und Industrie, Yukio Edano unterstrich, dass die Ausstellung einer Lizenz für den weiteren Bau des Werkes gegen den Grundsatz verstieße, keine neuen Kernreaktoren zu genehmigen. Seitens Tetsuo Yoshimoto, Leiter der Standorterschließung in Kaminoseki seitens CEPCO, betonte, dass das Kernkraftwerk Kaminoseki benötigt wird und gab bekannt, dass die Arbeiten solange kein eindeutiger Beschluss vorliegt, geschoben werden und der Status quo für das Kernkraftwerk aufrecht gehalten werden wird. CEPCO gab an, dass es bisher keine Ablehnung der Lizenz erhalten habe, weshalb die eigentlichen Erschließungsarbeiten wie das Aufschütten von Land nicht fortgefahren werden. Sollte die Regierung Japans jedoch entscheiden, dass keine neuen Kernkraftwerke errichtet werden, so wird CEPCO zwar die Arbeiten stoppen, den Standort aber nicht aufgeben.[13]

Nach dem Wahlsieg der Liberaldemokratischen Partei gegen die Demokratische Partei Japans im Parlament kündigte der neue Premierminister Shinzo Abe bei einer Pressekonferenz in der Präfekur Yamaguchi im Dezember 2012 an, den Baustopp für neue Kernreaktoren zu prüfen, womit der Bau des Kernkraftwerks Kaminoseki möglicherweise fortgeführt werden wird.[14] Im Februar 2013 einigten sich die Fischer mit dem Bauherren und Betreiber CEPCO darauf, Entschädigungdzahlungen für das Kernkraftwerk anzunehmen und kündigten damit ihren Widerstand gegen das Werk auf.[15] Am 3. August 2016 genehmigte die Regierung der Präfektur Yamaguchi eine Erneuerung der Erschließungslizenz, die das Aufschütten von Land für das Kernkraftwerk genehmigte bis zum 6. Juni 2019. Grund hierfür ist, dass trotz der weiterhin gering vorhandenen lokalen Opposition, die von der Lizenzerneuerung überrascht war, das Kernkraftwerk Kaminoseki weiterhin als einer der fest geplanten Anlagen im Energieprogramm des Landes geführt wird. Der Vizepräsident der CEPCO, Akira Sakotani, gab bekannt, dass man sich die Lizenz und damit die Anfrage der Präfekturalregierung zu Herzen nehmen wolle und sie sorgfältig prüfen werde.[16]

Ab 14. November 2019 bis zum 30. Januar 2020 sollten weitere Bohrungen an der Küste des Standortes erfolgen um die Untersuchungen an die neuen Standards der NRA nach dem Reaktorunfall in Fukushima-Daiichi 2011 anzupassen. Eine entsprechende Genehmigung für die Bohrungen wurde seitens der Präfektur Yamaguchi am 31. Oktober 2019 erteilt. Hierzu sollten mehrere 60 Meter tiefe Löcher gebohrt werden um mögliche aktive Verwerfungen zu untersuchen. Das schlechte Wetter, wie auch Protest von Fischern in Fischerbooten behinderten allerdings die Vorbereitungsarbeiten, weshalb die CEPCO die Arbeiten bis auf weiteres verschoben hat.[17]

Technische Details

Die beiden Blöcke von Kaminoseki sollen beide mit Siedewasserreaktoren vom Typ ABWR ausgestattet werden. Die elektrische Bruttoleistung beider Reaktoren liegt bei 1373 MW.[18][19]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Kaminoseki soll mit zwei Reaktoren ausgestattet werden.

Reaktorblock
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. a b c d e Daniel P. Aldrich: Site Fights: Divisive Facilities and Civil Society in Japan and the West. In: G - Reference, Information and Interdisciplinary Subjects Series. Cornell University Press, 2010. ISBN 0801476224.
  2. Chūgoku Shinbunsha, Hiroshima Kokusai Bunka Zaidan: The Meaning of survival: Hiroshimaʼs 36 year commitment to peace. The Ghugoku Shinbun and the Hiroshima International Cultural Foundation, 1983.
  3. Sidney Hayden Lesbirel: NIMBY politics in Japan: energy siting and the management of environmental conflict. In: Reference, Information and Interdisciplinary Subjects Series. Cornell University Press, 1998. ISBN 0801435374.
  4. a b Wohnen in Japan. IUDICIUM Verlag. ISBN 3891293763.
  5. Organisation for Economic Co-operation and Development, International Energy Agency: World energy outlook. In:Sustainable development. Organisation for Economic Co-operation and Development, 2002.
  6. Richard C. Ragaini, Antonino Zichichi: International Seminar on Nuclear War and Planetary Emergencies, 34th session: energy, nuclear and renewable energy ... : "E. Majorana" Centre for Scientific Culture, Erice, Italy, 19 - 24 Aug. 2005. In: Science and culture series (Singapore).: Nuclear strategy and peace technology. World Scientific, 2006. ISBN 9812567399.
  7. Landfilling starts at Kaminoseki nuclear power station site. The Denki Shimbun, 25. Februar 2011. (Online-Version)
  8. Martin Fritz: Lobby unter Druck. TAZ, 21. März 2011.
  9. Most Japanese oppose nuclear reactor restarts: poll. In: Reuters, 27. Juni 2011. (Internetpräsenz)
  10. Chugoku Electric Will Build Kaminoseki Plant': Vice President. In: Nikkei.com, 29. Juni 2011. (Internetpräsenz)
  11. Osamu Tsukimori: Japan's Chugoku: no schedule for launch of new reactor, 27.03.2012. Abgerufen am 05.04.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  12. Xinhuanet: New Yamaguchi Governor to freeze plan to build nuclear plant, 22.08.2012. Abgerufen am 17.09.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  13. World Nuclear News: New reactors still in Chugoku's plans, 09.10.2012. Abgerufen am 09.10.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  14. The Asahi Shimbun: Pro-nuclear bureaucrats back in the picture under Abe, 29.12.2012. Abgerufen am 26.01.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  15. Spreadnews: Japan aktuell: Gesundheit von Fukushima-Arbeitern bleibt ein Problem, 01.03.2013. Abgerufen am 02.03.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  16. Japan Today: License renewed for new nuclear plant project in Yamaguchi Prefecture, 04.08.2016. Abgerufen am 04.08.2016. (Archivierte Version bei WebCite)
  17. The Mainichi: Undersea survey for new nuke plant deferred due to protests in western Japan, 15.11.2019. Abgerufen am 16.11.2019. (Archivierte Version bei Internet Archive)
  18. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - KAMINOSEKI 1“ (englisch)
  19. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - KAMINOSEKI 2“ (englisch)
  20. a b Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  21. a b International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch

Icon NuclearPowerPlant-green.svg Portal Kernkraftwerk