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Kernkraftwerk Sendai

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Kernkraftwerk Sendai
Sendai NPP -2.JPG
Standort
Land Flag of Japan.svg Japan
Präfektur Kagoshima
Ort Satsumasendai
Koordinaten 31° 50′ 1″ N, 130° 11′ 28″ OTerra globe icon light.png 31° 50′ 1″ N, 130° 11′ 28″ O
Reaktordaten
Eigentümer Kyūshū Electric Power Company
Betreiber Kyūshū Electric Power Company
Vertragsjahr 1977
Betriebsaufnahme 1983
Geplant 1 (1590 MW)
Im Betrieb 2 (1780 MW)
Einspeisung
Eingespeiste Energie seit 1983 333.930 GWh
Stand der Daten 2014
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Sendai (japanisch 川內核電廠) befindet sich nahe der Stadt Satsumasendai in der japanischen Präfektur Kagoshima auf einer der vier Hauptinseln, auf Kyūshū. Das Kernkraftwerk wurde in den 1970ern als Reaktion auf die Ölkriese realisiert und in den 1980ern in Betrieb genommen. Die Anlage steht insbesondere wegen der Nähe zum Vulkan Sakurajima in der Kritik. Die Anlage ist eines der ersten Kernkraftwerke in Japan, die nach den Reaktorunfällen im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi im März 2011, wieder in Betrieb genommen werden wird.

Geschichte

Nachdem 1973 die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) begann die Produktion von Öl gezielt zu reduzierten, brach international durch den steigenden Ölpreis eine Ölkrise aus. Japan hatte eine relativ schlechte Kommunikation zu den Ländern des mittleren Ostens und damit kaum Kontakt zu den fördernden Staaten, trotz der Abhängigkeit des Öls aus genau denselben mit 71 % des Gesamtimports. Dies führte zu einer Schockreaktion seitens Japans, sodass man sich um Schadensbegrenzung bemühte. Zu diesem Zeitpunkt war Energie aus Öl der am stärksten vertretene Energieträger im Energiemix des Landes. Die Folge war, dass Japan begann andere Energieträger zu nutzen und seine Energieerzeugung diversifizierte - ein Prozess der sich über die folgenden Jahrzehnte erstreckte.[1] Seitens des Energieerzeugers Kyūshū Electric Power Company gab es daher die Initiative in kurzer Zeit in der Präfektur Kagoshima ein Kernkraftwerk nahe der Stadt Sendai zu errichten. Bereits am 3. Februar 1974 gab es seitens des Unternehmens in der Stadt eine Anhörung, in der über die Sicherheit der Anlage berichtet wurde. Die Absicht war der Bau eines 840 MW starken Kernkraftwerks, das bereits ab 1975 errichtet werden sollte.[2]

Block 1 & 2

Fukuda Takeo - genehmigte den Bau des ersten Blocks

Bereits am 22. April 1974 unterzeichnete die Kyūshū Electric Power Company ein Abkommen mit der Atomic Energy Commission der Vereinigten Staaten von Amerika ein Abkommen über die Lieferung des Erstkerns bis 1979, sowie der anschließenden Nachladungen. Die Gesamtbestellung belief sich auf 687 Brennelemente.[3] 1975 waren die Planungen für die Anlage konkreter. Sicher war, dass ein Leichtwasserreaktor errichtet werden sollte. In den Planungen war außerdem der Reaktorblock Kyūshū 4 vorgesehen, dessen Planungen mit denen für das Kernkraftwerk Sendai identisch waren. Ein definitiver Standort war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht ausgewählt worden. Ursprünglich sah man vor, für Sendai 1 im Oktober 1975 mit dem Bau zu beginnen, sodass es im Oktober 1980 betriebsbereit gewesen wäre. Für Kyūshū 4 sah man den gleichen Baubeginn vor, jedoch die Inbetriebnahme erst im Januar 1982.[4] Im Jahr 1976 stellte die Kyūshū Electric Power Company den Antrag auf Baugenehmigung für Block 1 der Anlage und gab bekannt, dass man sich für einen Druckwasserreaktor von Mitsubishi entschieden habe.[5] Allerdings war man nicht völlig für das Kernkraftwerk gewesen, sodass 1978 eine Klage gegen den Bau der Anlage vorbereitet wurde,[6] nachdem am 17. Dezember 1977 Ministerpräsident Fukuda Takeo persönlich die Baugenehmigung für Sendai 1 genehmigte.[7][8] Im Jahr 1979 wurde der Umfang der Anlage erweitert durch die erfolgreiche Planung des baugleichen Blocks Kyūshū 4 alias Sendai 2,[9] der für den Bau ab Januar 1980 vorgesehen war.[10]

Am 29. Juni 1979 gab es seitens der Stadtverwaltung von Sendai eine einstimmige Resolution den Bau des Kernkraftwerks aktiv zu unterstützen. Aufgrund des Widerstands innerhalb der Stadt Sendai führte dies jedoch zu Neuwahlen im September des selben Jahres, in der jedoch die Stadtverwaltung in ihrem Amt bestätigt wurde.[11] Aufgrund einer Revision des Kernenergiegesetzes des Landes, das 1980 initiiert wurde und eine öffentliche Lesung durchlaufen musste, sowie der Folgen die durch das Erdbeben 1978 aus den Problemen am Kernkraftwerk Fukushima-Daini an den Blöcken 3 und 4 gezogen wurden, war eine Verzögerung einer Bestätigung der Baugenehmigung von Sendai 2 um mindestens ein Jahr abzusehen. Sekundär gab es ein Review aufgrund des Unfall von Three Mile Island 1979.[12]

Bau

Am 15. Dezember 1979 ging der erste Block offiziell in Bau.[13] Bereits über das Jahr 1980 gingen die Arbeiten überraschend zügig und problemlos voran, sodass bereits im ersten vollen Jahr rund 20,5 % des Blocks errichtet werden konnten.[14] Im März 1980 wurde mit dem Bau des Anlagekais begonnen.[15] Im Jahr 1980 wurde auf dem für das Reaktorgebäude von Block 2 bestimmten Felsgestein ein Modellreaktorgebude mit einem Durchmesser von 12 Metern und einer Höhe von 5 Meter platziert. Zwischen Oktober und Dezember 1980 wurde das Modellgebäude mittels eines Vibrationsgenerator in Schwingung versetzt. Gearbeitet wurde mit einer Resonanz von 35 Hertz sowohl in Richtung Nord-Süd, als auch West-Ost. Die Datenwerte, die daraus ermittelt wurden, dienten zur Analyse der dynamischen Interaktion zwischen de Fundament und dem Felsgestein. Es konnten dabei allerdings keine bemerkenswerte Effekte beobachtet werden. Die Verformung des Gesteins und die des Gebäudes erfolgten, wie erwartet, wie ein steifer Körper.[16] Am 12. Oktober 1981 ging auch Block 2 in Bau,[13] der einen Fertigstellungsgrad bis Jahresende von 0,5 % erreichte, während Block 1 bereits mit 50,4 % zur Hälfte fertiggestellt war.[17] Im Mai 1982 konnte der Bau der Hafenanlage mit Wellenbrechern verspätet abgeschlossen werden, da mehrere Taifune den Kai trafen und der Bau sich daher länger hinzog als erwartet. Der eigene Hafen des Kernkraftwerks sollte unter anderem während des Baus zur Anlieferung der Baumaterialien und Schwerkomponenten dienen und später im Betrieb zum Abtransport der abgebrannten Brennelemente. Die Doppelkofferdämme, die aus Stahlspundwänden Offshore montiert wurden, wurden anschließend mit Wellenbrechern vollständig im Trockenbau errichtet. Primärzweck der Wellenbrecher ist eine Einlaufstruktur für das Kühlwasserpumpenbauwerk zu schaffen und vom Rücklauf abzugrenzen, sowie bei Wellengang einen stabilen Wasserpegel zur Entnahme zu gewährleisten.[15] Über das Jahr 1982 und 1983 machte der Bau der Anlage ebenfalls gute Fortschritte, sodass Ende 1983 Block 1 einen Fertigstellungsgrad von 71 % erreichte, während Block 2 zu 18 % fertiggestellt war.[18]

Betrieb

Nach der Planung von 1977 war mit der Genehmigung vorgesehen, dass Block 1 frühstens Mitte 1984 ans Netz gehen könne.[7] Am 25. August 1983 wurde der Reaktor des ersten Blocks erstmals kritisch gefahren, sodass er am 16. September 1983 erstmals ans Netz gehen konnte.[13] Während des Anfahrens des Blocks wurde insbesondere die Kühlwasserchemie der Anlage strikt kontrolliert. Bei dem System handelte es sich um eine zu diesem Zeitpunkt unerprobte Eigenentwicklung, die sich jedoch während des Probebetriebs als tauglich bewährte.[19] Am 4. Juli 1984 ging der Block in den kommerziellen Betrieb.[13][20] Am 2. Februar 1985 wurde der Block zur ersten Revision vom Netz genommen. Da es sich um einen Reaktor handelte, der keine direkten Vorläufer hatte, wurde bei der Überprüfung der Anlage genaues Augenmerk auf das Reaktorkühlsystem, Mess- und Regelsysteme, Brennstoffanlagen, Radioaktivitätskontrolleinrichtungen, Abfallgebäude, die Installationen im Reaktorgebäude und die Notstromeinrichtungen gelegt. Unter anderem wurden Sichtprüfungen vorgenommen, Leck- und Funktionsprüfungen, sowie Prüfungen der Bauteile. Insgesamt war der Zustand sehr gut bewertet wurden aufgrund der Tatsache, dass man keinerlei Beanstandungen nach dem ersten Betriebszyklus der Anlage feststellen konnte. Am 17. April wurden die ersten Anlagenteile des Blocks wieder in Betrieb genommen und am 14. Mai 1985 der Block wieder mit dem Stromnetz synchronisiert.[21] Am 18. März 1985 konnte der Reaktor des zweiten Blocks erstmals kritisch gefahren werden.[13] Ursprünglich plante man, dass der kommerzielle Betrieb erst 1986 erfolgen könnte.[22] Allerdings konnte nach der ersten Netzanbindung des Blocks am 5. April 1985, bereits am 28. November 1985 der kommerzielle Betrieb aufgenommen werden.[13][23] Die Anlagen waren durch die Betriebsführung durch die Kyūshū Electric Power Company seit Inbetriebnahme ohne größere Störungen gefahren, sodass sie eine gute Verfügbarkeit über seit der Inbetriebnahme bis 1994 aufwiesen. Das Wissen im Bezug auf den Anlagenbetrieb machte sich der südafrikanische Betreiber ESKOM zunutze, um die Betriebsführung im Kernkraftwerk Koeberg zu verbessern. Auf Initiative von Peter Prozesky wurde ein enger Kontakt mit dem Unternehmen hergestellt.[24]

Zwischen dem 26. März 1997 und dem 13. Mai 1997 kam es zu einer Reihe von Erdbeben, deren Epizentrum sich rund 20 Kilometer entfernt vom Kernkraftwerk befand mit Magnituden zwischen 6,5 bis 6,3 und weniger. Anhand der 58 Kanäle, die durch 27 Sensoren an verschiedenen Gebäudeteilen mit Informationen versorgt werden, konnten die Auswirkungen auf das Kernkraftwerk Sendai ausgewertet werden.[25] Im Oktober 1998 wurde erstmals Kernbrennstoff aus der Anlage abgefahren zur Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho im Norden Japans. Die Brennelemente aus Sendai werden mit Brennelementen aus einigen anderen Kernkraftwerken als Versuchsbrennstoff dienen, um den Prozess der Wiederaufbereitung zu erproben.[26] Am 29. Januar 2010 kam es bei der Prüfung von elektrischen Equipment zu einem Zwischenfall als ein Kurzschluss einen Arbeiter tötete und sechs weitere verletzte.[27]

Nachdem es am 11. März 2011 Tōhoku-Erdbeben an der Ostküste von Japan kam, und in der Folge zu den Reaktorunfällen von Fukushima-Daiichi, gab es eine vorläufige Verfügung über das Wiederanfahren der Kernkraftwerke. Am 10. Mai 2011 ging Sendai 1 für die reguläre Revision vom Netz, am 1. September 2011 aus dem gleichen Grund auch Sendai 2.[28] In der Folge wurde für beide Blöcke ein Stresstest veranlasst, der am 14. Dezember 2011 der Aufsichtsbehörde und der lokalen Verwaltung öffentlich zur Verfügung gestellt wurde. In den Dokumenten wird bestätigt, dass die Reaktoren Sendai 1, Sendai 2 und Genkai 3 gegen Tsunamis der Höhe von 13 bis 15 Metern ausgelegt sind, sowie einer Erdbeschleunigung bei Erdbeben von 0,96 g bis 1,04 g standhalten können. Aufgrund der schlechten Versorgungssituation durch die abgeschalteten Kernkraftwerke, die sich mit der Abschaltung zur Revision vom Genkai 4 am 25. Dezember 2011 noch verschlimmern würde plante die Kyūshū Electric Power Company seine Kunden darum zu bitten, ab dem 26. Dezember den Energieverbrauch um rund 5 % zu senken.[29] Aufgrund der Tatsache, dass sich die Wiederinbetriebnahme von Kernkraftwerken zu einem Politikum entwickelte, war einer der ersten positiven Signale für die Wiederinbetriebnahme des Kernkraftwerks Sendai die Wiederwahl des Gouverneurs der Präfektur Kagishima, Yuichiro Ito, im Juli 2012, der sich offen für das Wiederanfahren aussprach. Die Wiederwahl Itos symbolisiert gleichzeitig den Rückhalt der Bevölkerung der Präfektur Kagoshima für den Gouverneur, und dass man der Wiederinbetriebnahme wohlgesonnen gegenübersteht.[30]

Am 8. Juli 2013 stellte die Kyūshū Electric Power Company einen Antrag auf die Erlaubnis der Wiederinbetriebnahme der beiden Blöcke, nachdem der Betreiber der neuen Aufsichtsbehörde Nuclear Regulatory Authority nachgewiesen hatte, dass die Blöcke extremen Einwirkungen von außen standhalten können, wie beispielsweise Naturkatastrophen. Mit der Kyūshū Electric Power Company stellten andere Unternehmen weitere Anträge für die Wiederinbetriebnahme von acht anderen Kernkraftweken. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich nur noch zwei Kernreaktoren in ganz Japan am Netz: die beiden Blöcke Ōi 3 und 4 der Kansai Electric Power Company, die per Ausnamheregelung bis zur folgenden Revision wieder ans Netz durften.[31][32] Die Ursache, dass man so lange gewartet hatte, war das Inkrafttreten des neuen Gesetzes zur Regelung von Nuklearen Quellmaterial, Kernbrennstoffmaterial und Reaktoren. Dieses trat zusammen mit den Anträgen am 8. Juli 2013 in Kraft.[33] Bis Mitte Juli gab die Nuclear Regulatory Authority bekannt, dass man sich zunächst lediglich der Wiederinbetriebnahme von vier Reaktoren widmen werde: für Tomari 3, Ikata 3 sowie Sendai 1 und 2. Für die anderen sechs Reaktoren, die noch Antrag auf Wiederinbetriebnahme stellten, waren fragen im Bezug auf die Sicherheit offen, die das Zusenden weiterer Informationen erforderte.[34]

Zwischen dem 11. und 12. Oktober 2013 wurde eine Katastrophenübung am Kernkraftwerk Sendai vorgenommen. Entgegen vorheriger Katastrophenschutzübungen, in denen weder die simulierte Unfallursache bekanntgegeben wurde, noch die genauen Vorgänge beleuchtet wurden, hatte man erstmals in Japan die Öffentlichkeit voll in die Übung eingeschlossen. Neben der Anwohner der Anlage nahm die Regierung Japans, die Regierung der Präfektur Kagoshima, Behörden und die Kyūshū Electric Power Company teil. Insgesamt waren 1900 Menschen von 130 Organisationen, sowie zusätzlich 9000 Anwohner. Die Übung begann um 10:00 Uhr in dem ein Erdbeben der Stärke 6 angenommen wurde, bei dem die Notabschaltung der Blöcke im Kernkraftwerk ausgelöst wird. Um 12:25 Uhr wurden weitere Nachbeben über der Stärke 5 angenommen, in dem es zu einem Verlust der externen Stromversorgung der Anlage komme mit Zerstörung der Hochspannungsleitung zum Kernkraftwerk. Innerhalb dieser Zeit wurden Evakuierungsmaßnahmen in der Zone, die 5 Kilometer um das Kernkraftwerk liegt, für Personen unternommen, die es nicht alleine ohne Hilfe schaffen, sowie die anderen in dieser Zone vorbereitet, außerdem Vorbereitung zwischen der 5 und 30 Kilometerzone unternommen. Um 17:00 Uhr des ersten Tages wurden die Proben unterbrochen und am 2. Tag um 10:00 Uhr fortgesetzt. Um 10:25 Uhr wurde das Versagen der Dieselgeneratoren und Backupsysteme angenommen mit Ausfall des Kernnotkühlsystems. In der Folge wurde die Evakuierung im Umkreis von 5 Kilometern geprobt mit Unterbringung in einer Schutzeinrichtung. Während dieses Ereignisses nahm man den Austritt hoher Dosen radioaktiver Partikel an, mit der man Begann einige freiwillige zur praktischen Erprobung aus der Zone zu evakuieren, die in einem bestimmten Bereich der 5 Kilometerzone lebten. Um 16:00 Uhr wurde die Katastrophenübung erfolgreich abgeschlossen.[35]

Aufgrund der Tatsache, dass das Review ergeben habe, dass die meisten Systeme und Auslegungen des Kernkraftwerks Sendai den Vorgaben der Nuclear Regulatory Authority entsprachen, gab die Behörde im März 2014 bekannt, dass man die Anlage priorisiere und die beiden Blöcke als erste Reaktoren in Japan wieder ans Netz nehmen wolle. Der Nuclear Regulatory Authority fehlte zu diesem Zeitpunkt lediglich der Nachweis, dass die Blöcke der maximalen Bodenbeschleunigungen bei einem Erdbeben mit eintreffendem Tsunami standhalten können. Damit begann seitens der Behörde jedoch bereits der Screening-Prozess für die Anlage, der eine genaue Analyse der Sicherheit des Kernkraftwerks geben soll. Während der Pressekonferenz der Nuclear Regulatory Authority gab es allerdings lautstarken Protest durch Kernkraftgegner, den ein Korrespondent des Japan Atomic Industrial Forum mit der Situation auf einem Viehmarkt verglichen habe.[36] Am 2. Mai 2014 kritisierte die Nuclear Regulatory Authority die Kyūshū Electric Power Company, dass man die Behörde nicht mit genug Informationen über das Kernkraftwerk Sendai versorgt habe. Dies bezog sich auf ein Dokument, das über die getätigten Sicherheitsmaßnahmen seitens des Unternehmens Aufschluss geben sollte. Das 7200 Seiten lange Dokument wurde zwei Tage zuvor, am 30. April, der Behörde übergeben. Der Kommissar der Behörde erklärte in einem Meeting, dass zwar Maßnahmen gegen Waldbrände erläutert werden, jedoch Brände bei Flugzeugabstürzen außer acht gelassen wurden. Ebenso fehlt in der Dokumentation, wie gut Komponenten gegen Hitzeeinwirkungen bei Feuer ausgelegt sind. Ob die Mängel zu einer Verzögerung im Wiederinbetriebnahmeprozess führen würden, war seitens der Behörde noch nicht abzusehen, da die Behörde selbst noch die Details des Dokuments studierte, sowie es ganz auf die Reaktion der Kyūshū Electric Power Company auf diese Mängel ankommt.[37]

Im Mai 2014 kam es zur gesamten Verzögerung des Prozesses zur Wiederinbetriebnahme, nachdem die Nuclear Regulatory Authority neue Anforderungen im Bezug auf die Vorsorge von Vulkanausbrüchen stellte. Darunter verstand man die Vorbereitung auf eine Eruption des Sakurajima mit Ascheregen über dem Kernkraftwerk. Seitens der Behörde gab es dazu aber keine klaren Vorgaben, wie man diese Vorsichtsmaßnahmen realisieren sollte, weshalb bereits im April 2014 die Kyūshū Electric Power Company verschiedene Vulkanologen zur Analyse des Problems konsultierte um weitere Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen, über die Maßnahmen hinaus, die bereits umgesetzt wurden. Aufgrund dieser Analysen war der ursprüngliche Zeitplan, dass man sechs Monate für die Prüfung der Anlage benötige, in weite Ferne gerückt, sodass es unklar ist, wann die Blöcke wieder angefahren werden könnten. Damit war klar, dass die Blöcke unmöglich für die Deckung des Sommerspitzenbedarfs im Juli und August 2014 bereitstehen würden.[38] Aufgrund des längeren Reviews der Wiederinbetriebnahme und der am 18. Dezember 2013 eingereichten Beantragung von Überholungen an bestimmten Einrichtungen von Sendai 1, der seine Standzeit von 30 Jahren erreicht, genehmigte die Nuclear Regulatory Authority auf eigenen Vorschlag der Behörde am 2. Juli 2014 das Herauszögern der Maßnahmen bis nach der Wiederinbetriebnahme von Sendai 1 und Sendai 2.[39] Am 16. Juli 2014 erhielten beide Blöcke die vorläufige Zusage der Nuclear Regulatory Genehmigung die Blöcke wieder anzufahren, womit die Blöcke in die finale Überprüfungsphase übergegangen sind. Ab diesem Zeitpunkt startete die öffentliche Kommentierungsphase, die bis zum 15. August 2014 andauern sollte, in der Bürger ihren Widerspruch oder ihren Zuspruch einlegen konnten. Zusätzlich fehlt für die Wiederinbetriebnahme noch die Zusage der Präfektur Kagoshima, sowie der Anwohner der Anlage.[40][41]

Am 10. September 2014 gab die Nuclear Regulatory Authority bekannt, dass man die Änderungen der Reaktorinstallationen von Sendai 1 und 2 genehmigt habe, womit der Block wieder etwas näher der Inbetriebnahme kam. Das Bearbeiten der Designbasis der beiden Blöcke, die in einem Dokument mit mehr als 18600 Seiten dokumentiert ist, dauerte 110 Stunden und benötigte 63 Review-Meetings. Behördenseitig fehlte zu diesem Zeitpunkt nur noch die Prüfung der Bauunterlagen des Kernkraftwerks, sowie die Betriebssicherheitsprogramme der Anlage, die auch die Notfallmaßnahmen bei Katastrophen umfasse.[42] Am 27. Oktober 2014 übermittelte die Kyūshū Electric Power Company die letzten Dokumente, womit nun die Nuclear Regulatory Authority eine endgültige Entscheidung über das Wiederanfahren fällen musste.[43] Am 27. Oktober 2014 gab es in der Stadt Satsumasendai, die Standortgemeinde des Kernkraftwerks Sendai, eine Abstimmung im Stadtrat darüber, ob das Kernkraftwerk wieder ans Netz gehen sollte. Von den 26 Stadträten stimmten 19 Personen für die Wiederinbetriebnahme, während vier dagegen stimmten und drei sich enthielten, womit das Kernkraftwerk Sendai auch lokalen Rückhalt erhielt. Damit fehlte der Kyūshū Electric Power Company von Regierungsseite nur noch die Zusage der Präfekturregierung. Seitens umliegender Nachbargemeinden von Satsumasendai wurde der Prozess kritisiert, da sie kein Mitspracherecht über die Wiederinbetriebnahme der Anlage hatten. Der Gouverneur der Präfektur Kagoshima, Yuichiro Ito, erklärte allerdings, dass es dann kein rechtlich legaler Prozess sei, da sich das Kernkraftwerk Sendai nicht auf dem Gebiet der Nachbargemeinden befindet.[44] Am 7. November 2014 stimmte auch der Gouverneur der Präfektur Kagoshima dem Wiederanfahren des Kernkraftwerks Sendai zu. Damit stand einer Wiederinbetriebnahme unter besten Bedingungen im Frühjahr 2015 nichts entgegen.[45] Die Präfekturversammlung, bestehend aus 47 Personen, stimmte kurz nach der Aussprache seitens des Gouverneurs der Präfektur mit 38 Stimmen für die Wiederinbetriebnahme ebenfalls dem Anfahren zu. Dies geschah im Beisein von Kernenergiegegnern im Versammlungssaal, in dem die Gegner mit sinnlosem Geschrei gegen die Wiederinbetriebnahme „protestierten“.[46][47]

Am 18. März 2015 genehmigte die Nuclear Regulatory Authority den Bauplan von Sendai 1.[48] Einen weiteren Schritt hin zur Wiederinbetriebnahme machte die Anlage am 22. April 2015. Ein Gericht sprach ein Urteil darüber, dass eine Petition von Kernkraftgegnern, die im Mai 2014 mit dieser Petition behaupteten, dass die Sicherheitsregeln seitens der Nuclear Regulatory Authority vom 8. Juli 2013 zu anspruchslos entworfen wurden um das Kernkraftwerk vor Erdbeben und Vulkanen auszulegen. Im Urteil erklärte Richter Ikumasa Maeda des Lokalgerichts der Präfektur Kagoshima, dass die Ansprüche denen von Stand der Wissenschaft und Technik vollkommen entsprechen und das Kernkraftwerk damit keinem spezifischen Risiko ausgesetzt sei. Das Urteil wurde in Japan sehr genau verfolgt, da bereits eine Woche zuvor das Distriktgericht der Präfektur Fukui ein Urteil zu einer ähnlichen Petition erlassen hatte, in dem es das Wiederanfahren der Blöcke 3 und 4 im Kernkraftwerk Takahama verbietet.[49] Bei einem Pressetermin bei der Nuclear Regulatory Authority wurde am 23. April 2015 der Zeitplan für die Wiederinbetriebnahme für Sendai 1 bekanntgegeben, wonach man damit rechnet, den Block in Juli wieder ans Netz zu nehmen und ab August wieder in den normalen Betrieb zu überführen.[50] Am 22. Mai 2015 wurde auch der Bauplan von Sendai 2 genehmigt, womit der Block ebenfalls dafür bereit ist wenige Monate nach Sendai 1 wieder ans Netz zu gehen.[51] Am 27. Mai 2015 wurde die Prüfung der Dokumente bei der Nuclear Regulatory Authority abgeschlossen, womit beide Blöcke die Prüfungsreihe der Behörde nach den neuen Richtlinien bestanden haben. Vor der Inbetriebnahme wird jedoch noch eine Prüfung vor Ort seitens der Behörde unternommen, die in Block 1 bereits am 30. März 2015 begann. Nach Plan wollte die Kyūshū Electric Power Company im Juni beginnen den Kernbrennstoff in Reaktor 1 zu laden, um mit der Inbetriebnahme des Blocks gegen Mitte Juli, und dem Vollastbetriebs des Blocks gegen Ende Juli fortzufahren, sodass Mitte August der normale Betriebszyklus gefahren werden kann.[52]

Aufgrund von zusätzlichen Prüfungen, wurde Anfang Juni 2015 bekannt, wird sich jedoch die Wiederinbetriebnahme des Blocks verschieben. Grund hierfür ist die Prüfung von Hilfseinrichtungen, die Sendai 1 und 2 gemeinsam nutzen, darunter die Notstromdiesel, eine Verarbeitungsanlage für schwach radioaktive Abfälle, die Tsunamiüberwachungskameras und die Belüftungsanlage, die in einem gemeinsamen Raum von beiden Blöcken genutzt wird. Die Kyūshū Electric Power Company erklärte, dass sich damit die Wiederinbetriebnahme um zwei Wochen verzögere und damit der erste Brennstoff erst im Juli geladen werden kann, sodass der Block erst gegen Mitte August wieder ans Netz gehen kann.[53] Am 3. Juli 2015 schloss die Nuclear Regulator Authority den ersten Teil der Inspektion des Blocks ab, in der das Sicherheitsequipment auf Funktionstüchtigkeit geprüft wurde. Damit war es der Kyūshū Electric Power Company möglich den Block am dem 7.&nbps,Juni mit dem ersten Kernbrenstoff zu beladen. Der gesamte Ladeprozess der 157 Brenneleente wird rund vier Tage in Anspruch nehmen.[54] Am 10. Juli wurde der Ladevorgang abgeschlossen, sodass die Kyūshū Electric Power Company begonnen hatte die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme des Blocks durchzuführen und plante, frühstens am 10. August wieder am Netz zu sein.[55]

Am 4. August 2015 wurde begonnen den Reaktor auf Temperatur und Druck zu fahren. Am 5. August gab die Kyūshū Electric Power Company bekannt, erst am 11. August wieder den Reaktor kritisch zu fahren, sofern die Einfallgeschwindigkeit der Steuerstäbe, die am 10. August 2015 gemessen werden sollte, die Rahmenwerte liefere. Drei Tage später erwarte man die energetische Inbetriebnahme und damit die Anbindung des Blocks an das Stromnetz.[56] 10 Tage später soll der Block wieder die Volllast erreichen und dann ein weiteres mal durch die Nuclear Regulatory Autority geprüft werden, sodass gegen Mitte September der Block wieder in den regulären kommerziellen Betrieb gehen kann. Am 6. August genehmigte die Nuclear Regulatory Authority offiziell den Managementplan der Kyūshū Electric Power Company und damit den Betrieb des 31 Jahre alten Blocks für weitere 30 Jahre. Der Reaktorblock ist damit der erste in Japan, der den neuen Vorschriften nach den Reaktorunfällen von Fukushima-Daiichi entspricht. Allerdings müssten innerhalb eines Jahres nach der Inbetriebnahme weitere Langzeitmaßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit umgesetzt werden, die den weiteren Betrieb über dieses Jahr hinaus ermöglichen würden. Für die Kyūshū Electric Power Company dient der Block insbesondere zur Kostenentlastung, da das Unternehmen durch den vierjährigen Stillstand jedes Jahr eine negative Bilanz verursachte. Erst seit April 2015 erwirtschaftete der Energieversorger wieder einen Gewinn. Alleine Sendai 1 reduziert die fossilen Brennstoffkosten um 60 Millionen Dollar. Wenn die Prozedur in Block 1 nach Plan verlaufe, könne Sendai 2 gegen Mitte Oktober 2015 wieder angefahren werden und insgesamt eine Kostenentlastung von 121 Millionen Dollar an Ausgaben durch fossile Energieträger eingespart werden. Hauptersatz für den vierjährigen Stillstand des Kernkraftwerks Sendai waren Ölkraftwerke und Braunkohlekraftwerke.[57]

Am 11. August 2015 wurde um 10:30 Uhr begonnen den Reaktor anzufahren, sodass er gegen 23:00 Uhr die Kritikalität erreichen würde.[58] Am 14. August 2015 ging der Block um 9:00 Uhr morgens als erster Kernreaktor Japans unter den neuen Sicherheitsbestimmungen ans Netz, womit der mehr als vier Jahre andauernde Stillstand des Blocks endete. Die Arbeiter des Kernkraftwerks versammelten sich dazu in der Schaltwarte und applaudierten dem Ereignis. Noch am gleichen Tag sollte der Block 30 % der Volllast erreichen und innerhalb von zehn Tagen wieder unter Volllast fahren.[59]

Block 3

Im Jahr 1992 kam erstmals die Planung auf, das Kernkraftwerk Sendai um zwei weitere 1100 MW starke Blöcke, Sendai 3 und 4, zu erweitern. Die Blöcke sollten baugleich mit den Reaktoren sein, die bereits seit 1988 am Kernkraftwerk Genkai in Bau waren, jedoch eine verbesserte Variante sein. Parallel dazu gab es noch die Option vier weitere Blöcke diesen Typs an einem neuen Standort nahe Kushima im Südosten des Versorgungsgebiets der Kyūshū Electric Power Company zu errichten, die zwischen den Jahren 2010 und 2020 ans Netz gehen sollten. Das Unternehmen sah vor zumindest für Sendai 3 in naher Zukunft einen Simulator zu errichten.[60][61] Die Pläne wurden jedoch nie in die Realität umgesetzt. Eher wurde seit 2001 darauf gesetzt neue Planungen für einen einzelnen zusätzlichen Block auszuarbeiten, zusammen mit den Vertretern der Präfektur Kagoshima.[62] Eine Umweltverträglichkeitsprüfung wurde angesetzt, die im Dezember 2008 abgeschlossen wurde. Im Januar 2009 gab die Kyūshū Electric Power Company öffentlich Pläne bekannt, einen dritten Block zu installieren mit einem 1590 MW starken Mitsubishi APWR. Nach Plan sollte 2013 der Bau erfolgen und 2019 der Betrieb aufgenommen werden. Die Kosten für den Block wurden auf 5,9 Milliarden Dollar geschätzt (540 Milliarden Yen).[63]

Im November 2010 genehmigte der Gouverneur der Präfektur Kagoshima den Bau des Blocks, sodass am 12. Januar 2011 die Kyūshū Electric Power Company bekannt gab, dass man eine Baugenehmigung für den dritten Block beim Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) beantragt habe.[62][64] Infolge der Reaktorunfälle von Fukushima-Daiichi im März 2011 bat die Kyūshū Electric Power Company, wie andere Unternehmen, die Anträge der Blöcke, sowie die Planungs- und Vorbereitungsarbeiten an den Blocken fortzuführen. Die Demokratische Partei hatte kurzerhand mit einem gemeinsamen Schreiben diese Anfragen abgelehnt, womit die Planungen für Sendai 3 in der Genehmigungsphase ohne bisherigen Fortschritt feststecken.[65]

Standortdetails

Die Population um die Anlage ist relativ groß, jedoch in den Maßstäben im japanischen Mittel. Im Umkreis von 5 Kilometern leben 3665 Menschen, im 5 bis 10 Kilometerring leben 22.046 Menschen, im 10 bis 20 Kilometerring leben 98.630 Menschen und im 20 bis 30 Kilometerring leben 107.777 Menschen, womit die Gesamtpopulation um das Kernkraftwerk in einem Radius von 30 Kilometern bei 232.118 Personen liegt.[35]

Der Meeresboden um das Kernkraftwerk Sendai wurde 1977 im Rahmen der Standortevaluierung in einem Gebiet von 8 Kilometer länge und 5 Kilometer breite per Ultraschall untersucht. Insgesamt waren 15 Durchfahrten mit einer insgesamt zurückgelegten Strecke von 109 Kilometer notwendig. Dabei wurden fünf verschiedene Schichten mit der Ultraschallmessmethode untersucht. Die ersten beiden Schichten des Meeresbodens sind aus dem Quartären Zeitalter, während die dritte Schicht fast vollständig aus Vulkangestein besteht, das aus dem Quartären Zeitalter stammt. Die beiden folgenden Schichten bestehen aus normalen Sedimentgestein. Bei der Untersuchung wurden zwei Verwerfungen gefunden, die allerdings nur in den unteren Schichten bestehen und die beiden oberen, jungen Schichten ausgeschlossen sind, worauf eine Inaktivität der Verwerfung geschlossen werden kann, sofern auf Basis von Messfehlern die Verwerfung überhaupt im Grundgestein existiert.[66]

Vulkan Sakurajima

Der Sakurajima

Rund 40 Kilometer (naheliegendste von fünf Calderen, Hauptkrater 64 Kilometer entfernt[67]) des Kernkraftwerks Sendai befindet sich der Vulkan Sakurajima, auf der anderen Seite des Küstenstreifens, jedoch ebenfalls auf der Insel Kyūshū. Im Mai 2014 forderte die Nuclear Regulatory Authority als zusätzlichen Schutz er Anlage einen Vorbereitungsplan für eine etwaige Eruption des Vulkans mit einer schweren Aschewolke, deren Ascheregen über dem Kernkraftwerk niedergeht.[38] In einem Urteil eines Distriktgerichts in der Präfektur Kagoshima vom April 2015 geht eindeutig hervor, dass die Anlage gegen Wissenschaft und Technik gegen die Einwirkungen eines Vulkansausbruchs gesichert ist.[49] Angesehene Vulkanologen bestritten dies jedoch bereits im Vorfeld und wiesen die Ansicht der Nuclear Regulator Authority zurück, dass die Anlage sicher gegen Vulkanausbrüche in den nächsten drei Jahrzehnten ist. Nach Ansicht von Toshitsugu Fujii stelle die Gefahr einer Calderaexplosion nicht nur ein Risiko für die beiden Reaktoren dar, sondern eine nationale Gefahr. Fujii gibt als Beispiel die Eruption des Vulkans Ontake an, der am 27. September 2014 überraschend ausgebrochen war. Nach seiner Ansicht ist es unmöglich über mehrere Jahrzehnte genaue Angaben darüber zu machen, ob ein Vulkan ausbricht oder nicht. Unter den besten Vorrausetzungen könne man eine Angabe über den Ausbruch erst Tage oder Stunden zuvor machen. Geologiegutachten haben zudem festgestellt, dass der Standort des Kernkraftwerks 90.000 Jahre zuvor von einem pyroklastischen Strom getroffen wurde, der vom damals 145 Kilometer entfernten Vulkan Sakurajima stammte. Heute befindet sich der Vulkan nur noch etwas mehr als 40 Kilometer vom Kernkraftwerk entfernt. Ebenfalls würde ein Ascheregen es unmöglich machen das Kernkraftwerk zu erreichen, dazu würde es bereits reichen wenn eine 10 cm dicke Ascheschicht fallen würde um ein normales Automobil aufzuhalten. Weitere Folgen wären die Unterbrechung der Stromversorgung durch kollabierende Hochspannungsmasten, die die Last nicht mehr tragen könnten, sowie der daraus resultierende Notstromfall der Anlage.[68]

Die Kyūshū Electric Power Company wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass das Unternehmen imstande sei die Straßen zum Kernkraftwerk von der Asche zu beseitigen. Weiter fügte das Unternehmen hinzu, dass man Überwachungssensoren an den Calderas am Vulkan installieren wolle für eine Art Frühwarnsystem. Ebenso gab man an Pläne auszuarbeiten den hochradioaktiven abgebrannten Brennstoff an einen anderen Ort zu verfrachten falls man die Gefahr eines Ausbruchs sehe.[69] Alleine zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 8. Mai 2015 brach der Sakurajima bereits 500 mal aus ohne etwaige Wirkung auf das Kernkraftwerk.[70]

Technik Block 1 & 2

Block 1 und 2 sind beide ausgestattet mit Druckwasserreaktoren des Typs Mitsubishi 3-loop und erreichen bei einer thermischen Reaktorleistung von 2660 MW eine elektrische Bruttoleistung von 890 MW, von denen sie 846 MW in das Elektrizitätsnetz speisen.[13] Technisch stellen die beiden Blöcken die erste standardisierte und nationalisierte verbesserte Druckwasserreaktorlinie Japans dar. Der Sinn der starken Modifizierung lag darin, dass man auf Basis der bereits etablierten Kernkraftwerke mit Druckwasserreaktoren die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Anlage verbessern wollte, bei gleichzeitig verbesserten Anlagenbetrieb und Wartung der Blöcke, um die radioaktive Dosisbelastung der Arbeiter zu senken.[71] Verbessert wurden diese Ziele ein weiteres mal bei er Entwicklung der Nachfolgestandardlinie, die für Takahama-3 und 4, sowie Tsuruga-2 zum Einsatz kam und die Weiterentwicklung von Sendai-1 und 2 darstellt.[72]

In der Stresstestanalyse von 2012 wurde analysiert, dass Block 1 Beschleunigungen von 1,1 g im Schnitt und 1,86 g im Maximum bei einem Erdbeben standhalten kann, während Block 2 1,0 g im Schnitt und 1,89 g im Maximum standhalten kann. Beide Blöcke haben darüber hinaus Sicherheitsreserven, um bei einem Blackout im Werk über 499 Tage im Durchschnitt (104 Tage im Minimum) die Stromversorgung abzusichern, sowie beim Verlust der Hauptwärmesenke die Wärmeabfuhr über 521 Tage (939 Tage im Maximum) zu gewährleisten. Die Auslegung überragt damit alle anderen bauähnliche Blöcke in Japan.[73]

Technik Block 3

Block 3 soll mit einem Druckwasserreaktor des Typs Mitsubishi APWR ausgestattet werden, der bei einer thermischen Reaktorleistung von 4466 MW eine elektrische Bruttoleistung von 1590 MW erreichen, von denen 1538 MW netto in das Elektrizitätsnetz gespeist werden.[74]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Sendai soll aus drei Blöcken bestehen, von denen sich zwei in Betrieb und einer in Planung befinden.

Reaktorblock[13]
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Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

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  3. Joint Committee on Atomic Energy, u.a.: Hearings and reports on atomic energy, Band 172. U.S. G.P.O., 1975. Seite 829, 1350.
  4. Nuclear Engineering International, Band 20. Heywood-Temple Industrial Publications Limited, 1975. Seite 168.
  5. CNEN (Agency : Italy): Notiziario, Band 22. CNEN, 1976. Seite 21.
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  7. a b Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 23. Handelsblatt GmbH, 1978. Seite 147.
  8. Kerntechnik, Band 20. Karl Thiemig, 1978. Seite 151.
  9. Nuclear Engineering International, Band 24. Heywood-Temple Industrial Publications Limited, 1979. Seite 10.
  10. United Kingdom Atomic Energy Authority: Atom. . Seite 101.
  11. Nobuko Iijima: Pollution Japan: historical chronology. Asahi Evening News, 1979. ISBN 0080262422. Seite 371.
  12. Warren H. Donnelly: Impact abroad of the accident at the Three Mile Island Nuclear Power Plant: March-September 1979, Band 4. U.S. Government Printing Office, 1980. Seite 80.
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  17. American Nuclear Society: Nuclear News, Band 24,Ausgaben 9-12. American Nuclear Society, 1981. Seite 90.
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  32. Japan Nuclear Energy Safety Organization: New Regulatory Requirements and Regulatory Guides and Their Implications for Site Safety Evaluation, 26.08.2013. Abgerufen am 06.06.2015 (Archivierte Version bei WebCite)
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  75. a b c Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  76. a b c International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch