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Kernkraftwerk Hartsville

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Dieser Artikel behandelt das verworfene Kernkraftwerk Hartsville in Tennessee. Für das Kernkraftwerk nahe Hartsville, South Carolina siehe Kernkraftwerk Henry Burton Robinson.
Kernkraftwerk Hartsville

Standort
Land Vereinigte Staaten
Bundesstaat Tennessee
Ort Hartsville
Koordinaten 36° 21′ 15″ N, 86° 5′ 10″ W 36° 21′ 15″ N, 86° 5′ 10″ W
Reaktordaten
Eigentümer Tennessee Valley Authority
Betreiber Tennessee Valley Authority
Bau storniert 1984
Bau storniert 4 (5076 MW)
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Hartsville (Hartsville Nuclear Power Plant) sollte nahe der gleichnamigen Ortschaft im US-Bundesstaat Tennessee entstehen. Die Anlage, eine der größten Planungen in den Vereinigten Staaten von Amerika, wurde aufgrund von Fehleinschätzungen und finanziellen Engpässen des Auftraggebers storniert. Der Standort setzt sich aus zwei einzelnen Kernkraftwerken zusammen, Hartsville A und Hartsville B, beide jeweils bestehend aus zwei Reaktoren. Mit einer Leistung von 5076 MW sollte in Hartsville das größte Kernkraftwerk in den USA entstehen.[1]

Geschichte

Im Februar 1973 wurde seitens der Tenessee Valley Authority erstmals bekannt gegeben, dass fünf Meilen südöstlich der Ortschaft Hartsville in Tennessee möglicherweise ein Kernkraftwerk entstehen könnte. Der Aufkauf der Gelände durch die Tennessee Valley Authority erfolgte bis 1974 zusammen mit weiteren Geländen an fünf weiteren Standorten für Kernkraftwerke sowie drei weiteren Standorten für konventionelle Kraftwerke. Hartsville gehörte diesem Programm an und war eher für zusätzliche Lasten in den 1980er-Jahren vorgesehen gewesen.[2] Bis 1975 wurden erste Ausschreibungen für das Equipment, die Reaktoren selbst, veröffentlicht. Die Erstellung einer Umweltverträglichkeitsstudie allerdings streckte sich in die Länge. Bei den zeitgleich stattfindenden Hearings gab Senator Mike Gravel bekannt, dass er selbst die Anlage ablehne, jedoch der Staat Tennessee nicht gegen den Bau dieser Anlage sei.[3]

Die Kosten für die Anlage wurden 1975 auf 2,5 Milliarden Dollar veranschlagt. Im Januar 1975 wurden die ersten 500 kV-Transformatoren für Hartsville bestellt. Die Spannung ist weitaus höher als es im Kernkraftwerk Browns Ferry, der bisherigen Musteranlage der Tennessee Valley Authority, der Fall war. Den Auftrag für die vier Blöcke erhielt General Electric.[4] Für die Fertigstellung des Kernkraftwerks wurden acht Jahre veranschlagt.[5] Im Jahr 1976 begann Tennessee Valley Authority mit dem Bau von Anlegestellen in Hartsville und am Kraftwerk Gallatin, unweit von Nashville, an dem die Komponenten gelagert werden. Diese sollen über den Chumberland River zum Standort geschifft werden.[6]

Bau

Am ersten April 1976 wurde mit dem Bau der vier Reaktoren begonnen.[7][8][9][9] Der Personalbedarf war für ein solches Großprojekt ziemlich groß, wobei es zu Verkehrsproblemen in der Metropolregion um Nashville kam. Nach einer Schätzung der Tennessee Valley Authority würde in der Höchstphase des Baus zwei bis zweieinhalb Jahre lang das größte Verkehrsaufkommen registriert werden, wenn sich rund 6000 Arbeiter auf der Baustelle befinden, wovon die meisten (80 %) eher die westlich gelegenen Anschlusswege nutzen werden, die Minderheit (20 %) die östlichen Anschlusswege nach Hartsville. Bei der Bildung von Fahrgemeinschaften würden zwar stündlich 1800 Fahrzeuge zusätzlich benötigt werden, das Verkehrsaufkommen würde so jedoch drastisch sinken. Insgesamt würde zu Spitzenzeiten das Verkehrsaufkommen bei 1950 Fahrzeugen in der Stunde liegen, jedoch kann der Highway westlich des Kernkraftwerks lediglich 730 Fahrzeuge pro Stunde abfertigen. Die Tennessee Valley Authority fühlte sich jedoch für den Ausbau dieser Zufahrtsstraßen nicht zuständig.[10]

Während die beiden Reaktoren im Abschnitt A im Zeitplan lagen, gab es Verzögerungen im Abschnitt B. Ehemals sollte Block B1 im Dezember 1983 ans Netz gehen, jedoch verschob sich die Inbetriebnahme auf Juni 1989, ebenso bei Block B2, der ehemals im Dezember 1984 ans Netz gehen sollte, die Inbetriebnahme jedoch auf Juni 1990 verschoben wurde.[11] Noch 1976 musste der Rücklaufkanal für die Anlage anders positioniert werden, da Biologen darauf hinwiesen, dass an der ehemaligen Position eine seltene Spezies von Muscheln lebe. Die Tennessee Valley Authority begutachtete daraufhin die Muscheln und stimmte der Neupositionierung zu.[12] Im Jahre 1979 kam es jedoch zu Problemen, finanzieller und politischer Natur, weshalb der Bau der beiden Blöcke von Hartsville B ausgesetzt wurde, die Arbeiten bei Hartsville A aber fortgesetzt werden. Die Tennessee Valley Authority war das einzige Unternehmen in den Vereinigten Staaten von Amerika, das infolge des Unfalls von Three Mile Island keine Stornierung diverser Kernkraftwerksprojekte vornahm, sondern diese auf unbestimmte Zeit aussetzte.[13] Im Jahre 1982 entschied der Vorstand der Tennessee Valley Authority, die Bauarbeiten am Kraftwerk B nicht mehr fortzuführen, einerseits wegen Kostenkontrollen über die Nuklearprojekte, andererseits auch wegen eines Stromkonsums, der geringer als erwartet ausfiel. Ebenso wurden die Arbeiten an Hartsville A nicht weiter fortgeführt und die Fertigstellung verschoben.[14] Im Jahre 1984 waren von Kraftwerk A die Reaktoren zu 44 und 35 % vollendet.[15] Die bisherigen Investitionen beliefen sich auf 1,5 Milliarden Dollar.[16] Noch im gleichen Jahr wurde die Anlage endgültig storniert.[17]

Technische Details

Die Anlage sollte aus vier baugleichen Siedewasserreaktoren vom Typ BWR-6 bestehen.[18] Die Leistung aller vier Blöcke sollte bei 1233 MW netto und 1269 MW brutto liegen.[7][8][9][9] Die Kühlung sollte über ein geschlossenes Kühlsystem mit einem Kühlturm je Reaktor erfolgen.[19]

Daten der Reaktorblöcke

Reaktorblock
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. Marc Messing, u.a.: Centralized power: the politics of scale in electricity generation. Oelgeschlager, Gunn & Hain, 1979. ISBN 0899460011.
  2. United States. Congress. House. Committee on Appropriations: Hearings, Volume 5. 1973.
  3. United States. Congress. Senate. Committee on Public Works: Tennessee Valley Authority oversight hearings: hearings before the Committee on Public Works, United States Senate, Ninety-fourth Congress, first session, Teil 2. In: Tennessee Valley Authority Oversight Hearings: Hearings Before the Committee on Public Works, United States Senate, Ninety-fourth Congress, First Session, United States. Congress. Senate. Committee on Public Works. U.S. Govt. Print. Off., 1975.
  4. United States. Congress. House. Committee on Appropriations. Subcommittee on Public Works: Public Works for Water and Power Development and Energy Research Appropriation Bill, 1976: Corps of Engineers. Delaware River Basin Commission. Susquehanna River Basin Commission. In: Public Works for Water and Power Development and Energy Research Appropriation Bill, 1976: Corps of Engineers. Delaware River Basin Commission. Susquehanna River Basin Commission; Band 75 von Public Works for Water and Power Development and Energy Research Appropriation Bill, 1976: Hearings Before a Subcommittee of the Committee on Appropriations, House of Representatives, Ninety-fourth Congress, First Session, United States. Congress. House. Committee on Appropriations. Subcommittee on Public Works. U.S. Govt. Print. Off., 1975.
  5. Massachusetts Institute of Technology. Association of Class Secretaries, u.a.: Technology review, Band 79. Association of Alumni and Alumnae of the Massachusetts Institute of Technology, 1976.
  6. The Waterways journal, Band 90. Waterways Journal, inc., 1976.
  7. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - HARTSVILLE-A1“ (englisch)
  8. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - HARTSVILLE-A2“ (englisch)
  9. a b c d e Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - HARTSVILLE-B2“ (englisch)
  10. J. Eugene Grigsby, u.a.: A Symposium on Social Impact Assessment and Human Services Planning: symposium proceedings. In: Report (Stanford University. Dept. of Civil Engineering). Stanford University, 1978.
  11. American Nuclear Society: Nuclear news, Band 22,Teil 2. American Nuclear Society, 1979.
  12. Daniel L. Leedy, u.a.: Compatibility of fish, wildlife, and floral resources with electric power facilities and lands: an industry survey analysis : a report. Edison Electric Institute, 1980.
  13. Engineering news-record, Band 207,Ausgaben 21-26. McGraw-Hill, 1981.
  14. International Brotherhood of Electrical Workers: Journal, Band 81. International Brotherhood of Electrical Workers, 1982.
  15. American Nuclear Society: Nuclear news, Band 27,Ausgaben 7-11. American Nuclear Society, 1984.
  16. Engineering news-record, Band 213,Ausgaben 1-12. McGraw-Hill, 1984.
  17. American Bar Association. Section of Public Utility Law: Annual report. American Bar Association, 1984.
  18. Forum for applied research and public policy, Band 1. Tennessee Valley Authority, 1986.
  19. United States. Congress. House. Committee on Appropriations. Subcommittee on Public Works: Public works for water and power development and energy research appropriation bill, 1977: hearings before a subcommittee of the Committee on Appropriations, House of Representatives, Ninety-fourth Congress, second session, Bände 4-5. In: Public Works for Water and Power Development and Energy Research Appropriation Bill, 1977: Hearings Before a Subcommittee of the Committee on Appropriations, House of Representatives, Ninety-fourth Congress, Second Session, United States. Congress. House. Committee on Appropriations. Subcommittee on Public Works. U.S. Govt. Print. Off., 1976.
  20. a b c d Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  21. a b c d International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.
  22. Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - HARTSVILLE-B1“ (englisch)

Siehe auch

Portal Kernkraftwerk