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Das Kernkraftwerk Barton (englisch offiziell Alan Raymond Barton Nuclear Power Plant) sollte im US-Bundesstaat Alabama auf der Grenze zwischen Chilton County und Elmore County am Coosa River entstehen. Original wurde die Anlage als Kernkraftwerk Central Alabama bestellt und der Standort von Selma später nördlich von Montgomery verlegt. Im Jahr 1977 wurde die Anlage storniert.
Die Alabama Power Company gab am 27. April 1972 bekannt, dass man mit Vorplanungen für den Bau eines Kernkraftwerks in Dallas County nahe der Stadt Selma begonnen hatte. Der Standort, den man für das Kernkraftwerk als am aussichtsreichsten sah, lag am Alabama River nahe der Ortschaft Orrville, 24,14 Kilometer südlich von Selma. Zu Beginn plante man den Bau von zwei Blöcken mit rund 1100 MW Leistung je Block, die 1980 und 1981 in Betrieb gehen sollten. Für die Zukunft sah man die Option vor den Standort auf vier Reaktoren auszubauen. Die Namensgebung für das Kernkraftwerk war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen, weshalb das Projekt als Kernkraftwerk Central Alabama geführt wurde. Die Alabama Power Company sah vor mit den Vorarbeiten Ende 1974 oder Anfang 1975 zu beginnen, sodass der Zeitplan gehalten werden könne. Eine Kostenschätzung sah vor, dass das Kernkraftwerk mehr als 500 Millionen Dollar kosten würde, wobei zu diesem Zeitpunkt kein spezifischer Reaktortyp gewählt wurde. Technisch festgelegt war lediglich, dass die Anlage ein Rückkühlsystem haben sollte. Southern Services Incorporated, der als Ingenieur-Architekt der Anlage auftreten sollte, führte die Vorplanungen durch. Als Beraterfirma wurde die Bechtel Corporation beauftragt.[1] Am 17. Dezember 1972 bestellte die Alabama Power Company zwei General Electric BWR/6 als Central Alabama 1 und 2 für das Kernkraftwerk, inklusive der beiden Turbinen für die Blöcke. Der Preis für den Auftrag, umfassend zwei nukleare Dampferzeugersysteme und die beiden Turbinen, belief sich auf 150 Millionen Dollar. Separat wurde der Erstkern am gleichen Tag bestellt, dessen Kosten jedoch nicht offengelegt wurden.[2][3] Auf Basis des gewählten Reaktortyp würden sich die Gesamtbaukosten für die beiden Blöcke auf 1,1 Milliarden Dollar belaufen.[4][5] Zusätzlich wurde in einer Absichtserklärung die Option für die Bestellung von zwei weiteren Reaktoren als Folgeauftrag vermerkt.[6]
Der Standort Orrville nahe Selma wurde Anfang 1973 seitens der Alabama Power Company für den Bau des Kernkraftwerks aufgegeben. Ursächlich hierfür waren geologische Untersuchungen des Untergrunds, die nicht nachweisen konnten, dass der Untergrund den strikten Anforderungen der Atomic Energy Commission für die Erdbebensicherheit entsprechen würden.[7] Dies bezog sich vornehmlich auf eine Kalkschicht, die nicht den Ansprüchen genügte.[8] Seitens der Anwohner von Selma wurde der Verzicht auf das Kernkraftwerks mit Enttäuschung aufgenommen, da man sich nicht nur Steuergelder, sondern auch neue Arbeitsplätze erhoffte. Als Gegenleistung brachte die Alabama Power Company als Ersatz den Bau eines konventionellen Kraftwerks ins Spiel. Der Energieversorger entschied die Verträge für die Reaktoranlagen mit General Electric nicht zu stornieren, sondern einen neuen Standort zu suchen. Die Entscheidung einen neuen Standort zu suchen war verbunden mit einer Verzögerung des Gesamtprojekts von zwei bis drei Jahren, sodass die gesamte Energieplanung des Unternehmens stark unter Druck geriet.[7][9][10]
Ende 1973 gab die Alabama Power Company bekannt, einen neuen Standort für das Kernkraftwerk bestimmt zu haben. Diese Bekanntgabe kam mit zusätzlichen Informationen zu neuen Planungen für das Kernkraftwerk, das nunmehr mit vier Reaktoren ab Beginn geplant werden sollte. Der Standort befindet sich auf der Grenze von Chilton County zu Elmore County. Jeweils zwei Blöcke sollten auf jeder Seite der County-Grenze entstehen mit der Inbetriebnahme ab 1982 jährlich ein Block bis 1985. Die Kühlung der Anlage war mit Rückkühlung über Kühltürme beibehalten worden.[6] Anfang 1974 ruf die Alabama Power Company daher die Option für die beiden baugleichen Blöcke 3 und 4 ab und bestellte die Reaktoren bei General Electric.[11] Die Gesamtkosten für den Bau des Kernkraftwerks erhöhten sich dadurch auf 2,9 Milliarden Dollar.[12] Für den ursprünglichen Standort nahe Orrville kündigte die Alabama Power Company am 31. Januar 1974 an, weitere Studien durchzuführen um dessen mögliche Eignung für ein Kernkraftwerk doch zu validieren, sowie eines weiteren Kernkraftwerks in Baldwin County.[13] Anfang August 1974 wurde das Kernkraftwerk Central Alabama in Alan R. Barton umbenannt, benannt nach dem Vizepräsidenten des Unternehmens, Alan Raymond Barton.[14][15][16]
Am 6. Februar 1975 hat die neu etablierte Nuclear Regulatory Commission die ersten öffentliche Anhörung für den Bau des Kernkraftwerks Barton in Montgomery durchgeführt.[17] Seitens der Alabama Electric Cooperative sowie der Municipal Electric Utility Association of Alabama wurden im Juni 1975 kartellrechtliche Einsprüche gegen die Alabama Power Company aufgrund des Kernkraftwerks Barton eingebracht. Bereit ein ähnliches kartellrechtliches Verfahren war für das Kernkraftwerk Farley zu diesem Zeitpunkt ausstehend. Die Vereinigungen begründeten ihre Einsprüche damit, dass die außerordentlich groß dimensionierte Leistung des Kernkraftwerks Barton zu einer Marktverschiebung führen würde, zugunsten eines Monopols durch die Alabama Power Company. Gemessen an den Grundlastbedarf im Süden und Zentrum von Alabama war die kombinierte Leistung des Kernkraftwerks Farley und Barton überdimensioniert. Kritisiert wurde insbesondere in diesem Zusammenhang, dass die Alabama Power Company trotz des Interesses kleinerer lokaler Energieversorger, Anfragen auf Abnahmeverträge von Strom aus dem Kernkraftwerk ablehnte. Das Licensing-Board der Nuclear Regulatory Commission hat in der Folge ein entsprechendes Verfahren eröffnet.[18] Innerhalb des Jahres 1975 wurden die Planungen für Barton 3 und 4 bis auf weiteres gestoppt, jedoch nicht storniert und für den späteren Bau vorgesehen,[19] wurden im November 1975 jedoch vollständig storniert inklusive der Bestellung bei General Electric. Ursächlich waren geringere Verbrauchsprognosen und finanzielle Schwierigkeiten des Unternehmens.[20] Aufgrund der gleichen Ursachen wurde auch der Bau von Barton 1 und 2 auf ein nicht definiertes Datum verschoben. Zeitgleich gab der Vorsitzende des Alabama Power Company, Joseph M. Farley, der Alabama Electric Cooperative aufgrund des Kartellkonflikts den Zuspruch, dass der Vereinigung Zugang zu Kapazitäten aus dem Kernkraftwerk Barton möglich gemacht werden sollen, sofern das Kernkraftwerk errichtet werden würde. Im kartellrechtlichen Verfahren konnten der Alabama Power Company keine nicht-rechtlichen Taten bezüglich des Baus des Kernkraftwerks und der Vermarktung des Stroms nicht nachgewiesen werden.[21]
Am 18. November 1977[22] hat die Alabama Power Company aufgrund der sich dauerhaft ändernden Lizenzierungsumgebung, die ständig angepassten Sicherheitsanforderungen und der Umweltanforderungen für Kernkraftwerke entscheiden, den Bau des Kernkraftwerks Barton zu stornieren und stattdessen neue konventionelle Kraftwerke zu errichten, darunter einen neuen Kohleblock am Miller Steam Plant.[23] Allerdings waren die Baukosten für nur zwei Reaktoren von zuvor geschätzten 2 Milliarden Dollar auf über 3 Milliarden Dollar gestiegen. Die bereits getätigten Kosten sollten über 5 Jahre mit jeweils 7 Millionen Dollar pro Jahr abgeschrieben werden. Das Land für das Kernkraftwerk sollte in Unternehemensbesitz bleiben für etwaige zukünftige Kraftwerke. Einen Ersatz für die benötigten 2400 MW Leistung aus dem Kernkraftwerk, die in den späten 1980ern benötigt wurden, war zum Zeitpunkt der Stornierung nicht geplant.[24]
Sofern nicht anders referenziert, gelten die angehängten Einzelnachweise[26][27].
Einzelnachweise
↑American Nuclear Society: Nuclear News, Band 15,Ausgaben 5-8, American Nuclear Society., 1972. Seite 46.
↑Atomic Industrial Forum, u.a.: Nuclear Industry, Band 19, Atomic Industrial Forum, 1972. Seite 9.
↑Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 18. Handelsblatt GmbH, Februar 1973. Seite 56.
↑Moody's Investors Service: Moody's Industrial News Reports, Band 44, Moody's Investors Service, 1972. Seite 2100.
↑Nuclear Engineering International, Band 18, Heywood-Temple Industrial Publications Limited, 1973. Seite 77.
↑ abAmerican Nuclear Society: Nuclear News, Band 17, . Seite 25.
↑ abAtomic Industrial Forum, u.a.: Nuclear Industry, Band 20, Atomic Industrial Forum, 1973. Seite 31, 34.
↑United States. Bureau of Mines, Geological Survey (U.S.): Minerals Yearbook, The Bureau, 1973. Seite 43.
↑American Nuclear Society: Nuclear News, Band 16,Ausgaben 4-7, American Nuclear Society., 1973. Seite 71.
↑Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 18. Handelsblatt GmbH, April 1973. Seite 148.
↑Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, März 1974. Seite 100.
↑United States. Federal Energy Administration: Project Independence, Band 11, U.S. Government Printing Office, 1974. Seite 555.
↑American Nuclear Society: Nuclear News, Band 17, American Nuclear Society., 1974. Seite 43.
↑Tennessee Valley Authority. Division of Environmental Planning: Widows Creek-West Jefferson 500-kV Transmission Line: Final Environmental Statement, Tennessee Valley Authority, 1974. Seite 18.
↑Atomic Industrial Forum, U.S. Council for Energy Awareness: Nuclear Industry, Band 21, Atomic Industrial Forum, 1974. Seite 48.
↑Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, Juli 1974. Seite 320.
↑U.S. Nuclear Regulatory Commission. Office of Public Affairs: News Releases, Band 88, United States Regulatory Commission, Office of Public Affairs, 1975. Seite 3.
↑U.S. Nuclear Regulatory Commission: Nuclear Regulatory Commission Issuances: Opinions and Decisions of the Nuclear Regulatory Commission with Selected Orders, Band 1; Band 88, United States Nuclear Regulatory Commission, 1975. Seite 613 bis 617.
↑Atomic Industrial Forum, U.S. Council for Energy Awareness: Nuclear Industry, Band 22, Atomic Industrial Forum, 1975. Seite 30.
↑United States. Federal Energy Office: Monthly Energy Indicators, Federal Energy Office., 1976. Seite 47.
↑U.S. Nuclear Regulatory Commission: Nuclear Regulatory Commission Issuances: Opinions and Decisions of the Nuclear Regulatory Commission with Selected Orders, Band 5,Bücher 2;Band 88,Bücher 2, United States Nuclear Regulatory Commission, 1977. Seite 822, 823, 1501.
↑Corporation Annual Reports to Shareholders, 1977. Seite 9.
↑United States. Bureau of Mines: Minerals Yearbook, Band 2, Bureau of Mines, 1977. Seite 49.
↑Atomic Industrial Forum, U.S. Council for Energy Awareness: Nuclear Industry, Band 24, Atomic Industrial Forum, 1977. Seite 22.
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