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Kernkraftwerk Pleinting

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Kernkraftwerk Pleinting
Die Grasfläche links neben den konventionellen Blöcken war für die Reaktoren vorgesehen.
Die Grasfläche links neben den konventionellen Blöcken war für die Reaktoren vorgesehen.
Standort
Land Deutschland
Bundesland Bayern
Ort Pleinting
Koordinaten 48° 40′ 13″ N, 13° 6′ 17″ O 48° 40′ 13″ N, 13° 6′ 17″ O
Reaktordaten
Eigentümer Bayernwerk AG
Betreiber Bayernwerk AG
Planungen storniert 2000
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Pleinting (kurz KKPt (Stand 1983)[1], auch KKPl (Stand 1975)[2][3]) sollte nahe der ehemaligen Gemeinde Pleinting entstehen, heute ein Ortsteil der Stadt Vilshofen. Erste Pläne gab es in den 1970er-Jahren, die erst 2000 aufgegeben wurden. Auf den selben Gelände steht bereits ein Ölkraftwerk, das 2011 endgültig stillgelegt wurde und abgerissen werden soll.

Geschichte

Im August 1974 gab das Bayernwerk bekannt bei Pleinting, neben dem bestehenden Ölkraftwerk mit zwei Blöcken, ein Kernkraftwerk mit zwei 1300 MW starken Reaktorblöcken errichten zu wollen. Am 30. August 1974 stellte der Energieversorger daher den Antrag auf die Durchführung eines Raumordnungsverfahrens.[4] Bei einem etwaigen Baubeginn 1976 rechnete man mit der Inbetriebnahme im Jahr 1981. Am 19. Dezember 1974 forderte das Bayernwerk Angebote für einen Leichtwasserreaktor mit einer Leistung von 1300 MW an. Von der Realisierungsreihenfolge her stand Pleinting nach Grafenrheinfeld auf der Liste, aber noch vor dem Bau eines zweiten Blocks am Kernkraftwerk Isar und vor einem potentiellen Kernkraftwerks im Raum Bamberg.[3] Auch die Stadt München interessierte sich für eine Beteiligung an einen der Stadtnahen Blöcke in Isar oder Pleinting, mit einer Auskopplung von 325 MW aus dem Block für die Stadt, mit einer Beteiligung von 400 Millionen DM. In einem internen Papier untersuchte die Stadt München aber gleichzeitig den Bau eines 400 MW starken Kernheizkraftwerks, 25 Kilometer nordöstlich von München, da die Fernwärmekapazitäten der Stadt nur bis 1985 gesichert waren. Eine Anbindung an das Kernkraftwerk Isar, das 75 Kilometer vom Fernwärmelastzentrum entfernt ist, wäre zu unwirtschaftlich gewesen.[5]

Anfang 1975 wurde in Vilshofen eine Anhörung zu dem Projekt abgehalten. Seitens des Vilshofener Bürgermeisters wurde ein Kernkraftwerk in Pleinting, das später in Vilshofen eingemeindet wurde, sehr befürwortet, besonders wegen den Gewerbesteuern, die die Anlage bringen würde.[6] Im Herbst 1975 lagen die Angebote für einen Reaktorblock in Pleinting seitens der Reaktorlieferanten beim Bayernwerk vor.[7] Anfang 1976 wurde das Raumordnungsverfahren noch einmal aktualisiert.[8] Am 10. Februar 1976 wurde das Raumordnungsverfahren für die Anlage abgeschlossen.[9] Die Niederbayerische Regierung hat ihre grundsätzliche Zustimmung zum Bau des Kernkraftwerks Pleinting gegeben. Ein Vorbehalt gibt es dennoch: Ein zusätzliches Gutachten wurde seitens des bayerischen Umweltministerium beim Deutschen Wetterdienst in Auftrag gegeben, das vor Baubeginn vorliegen muss.[10] Des weiteren lag seitens der Bayernwerk kein frühzeitiger Baubeginn der Anlage mehr vor, da die Anlage frühstens Mitte der 1980er benötigt werden würde und deshalb bis auf Weiteres zurückgestellt wurde.[9] Das lag unter anderem daran, dass man den Bau eines zweiten Blocks am Kernkraftwerk Isar vorgezogen habe.[11] Pleinting galt bis dahin vornehmlich als Alternativstandort für den Block, da bis 1976 das Raumordnungsverfahren für Isar 2 ins stocken geraten war.[12] Am 4. Oktober 1977 wurde Pleinting außerdem als Standort für ein konventionelles Kraftwerk oder ein Kernkraftwerk in den Standortsicherungsplan des Freistaats Bayern aufgenommen.[13]

In einer Pressekonferenz im Mai 1979 stellte Ministerpräsident Franz Josef Strauß währenddessen eindeutig klar, dass nur in Isar oder in Pleinting ein Reaktor entstehen wird. Minister Alfred Dick versprach währenddessen für beide Standorte zwei Reaktoren.[14] Im Dezember 1979 wurde das Raumordnungsverfahren für Isar 2 endgültig abgeschlossen, weshalb Pleinting nicht mehr als Alternative im Gespräch kam.[15] Die endgültige Einstellung des Projekts wurde erst am 21. März 2000 durch einen Landtagsbeschluss wirksam.[16]

Einzelnachweise

  1. W. Koelzer: Lexikon zur Kernenergie, 1. Auflage. Herausgeber: Kernforschungszentrum Karlsruhe, 1983.
  2. Bundesvorstand der jungen europäische Föderalisten: Forum Europa: Zeitschrift für transnationale Politik. Bundesvorstand der jungen europäische Föderalisten, 1975.
  3. a b Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 20. Handelsblatt GmbH, März 1975. Seite 148, 150.
  4. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, Oktober 1974. Seite 453.
  5. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 20. Handelsblatt GmbH, Dezember 1975. Seite 588.
  6. Carl Amery: Wyhlshofen ist jetzt überall. In: DIE ZEIT, 4.4.1975 Nr. 15. (Online-Version)
  7. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 21. Handelsblatt GmbH, März 1976. Seite 128.
  8. Universität Regensburg. Projektgruppe Kernenergiestandorte, u.a.: Faktoren der Standortwahl für Kernkraftwerke in ausgewählten Industriestaaten: Forschungsprojekt BM Bau RS II 6-704102-76.11 (1977). In: Band 17 von Schriftenreihe Raumordnung; Band 17 von Schriftenreihe "Raumordnung" des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. Der Bundesminister, 1978.
  9. a b Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 22. Handelsblatt GmbH, März 1977. Seite 131.
  10. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 21. Handelsblatt GmbH, April 1976. Seite 154.
  11. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 23. Handelsblatt GmbH, April 1978. Seite 177.
  12. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 33. Handelsblatt GmbH, Juni 1988. Seite 276.
  13. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 22. Handelsblatt GmbH, November 1977. Seite 550.
  14. CSU: Schlauch hinein. DER SPIEGEL 47/1979. (Online-Version)
  15. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 33. Handelsblatt GmbH, 1988.
  16. Ökologisch-Demokratische Partei: Dübel statt Übel: Vom Atomreaktor-Standort zum Hornbach-Logistikcenter. (Online-Version)

Siehe auch

Portal Kernkraftwerk