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Kernkraftwerk Schmehausen
Dieser Artikel behandelt das 1969 geplante Kernkraftwerk Schmehausen. Für andere Kraftwerke am Standort Westfalen siehe →Kraftwerksstandort Westfalen. |
Kernkraftwerk Schmehausen | ||||
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Standort | ||||
Land | Deutschland | |||
Bundesland | Nordrhein-Westfalen | |||
Ort | Hamm | |||
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Koordinaten | 51° 40′ 46″ N, 7° 58′ 19″ O 51° 40′ 46″ N, 7° 58′ 19″ O | |||
Reaktordaten | ||||
Eigentümer | Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen | |||
Betreiber | Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen | |||
Pläne storniert | 1 (734 MW) | |||
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar. |
Das Kernkraftwerk Schmehausen sollte nahe der Stadt Hamm im Ort Schmehausen entstehen. Nachdem das Projekt kurz vor der Realisierung stand wurde jedoch abrupt mit dem Bau des THTR-300 und durch niedrige Erdgaspreise die Anlage verworfen und später durch ein Nachfolgeprojekt ersetzt.
Geschichte
Im Jahr 1964 begannen die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen (kurz VEW) zusammen mit der Allgemeinen Electrizitätsgesellschaft (kurz AEG) den Bau des ersten Reaktors des Energieversorgers im Kernkraftwerk Lingen. Zu diesem Zeitpunkt begann Siemens mit dem Bau des Konkurrenzreaktors im badischen Kernkraftwerk Obrigheim.[1] Um den ansteigenden Strombedarf jedoch zu decken wurde parallel am Kraftwerk Westfalen, östlich der Stadt Hamm, Block C erreichtet. Das Kraftwerk Westfalen war nach dem Gersteinkraftwerk, westlich der Stadt Hamm, im Versorgungsgebiet der VEW der wichtigste Standort für das östliche Lastgebiet und daher mit vier 110 kV-Leitungen Richtung Osten und einer 220 kV-Leitung am Gersteinkraftwerk angeschlossen. Für den Standort war allerdings die Versorgung der Landkreise Wiesenbrück, Lippstadt und Soest von Vorrang.[2] Aufgrund der Lage sicherte die VEW 1968 den Standort Westfalen als einen von insgesamt 14 in der gesamten Bundesrepublik für ein Kernkraftwerk der 600 MW-Klasse, das bis 1975 den bis dahin entstandenen Strombedarf decken sollte. Allerdings stand der Standort bereits zu dieser Zeit ebenfalls für den Bau des Versuchsreaktors THTR-300 zur Diskussion, der neben dem SNR-300 am damaligen Standort Weisweiler im Rahmen des 3. Reaktorbauprogramm errichtet werden sollte.[3]
Noch 1969 forderte die VEW Angebote für das Kernkraftwerk Schmehausen für den Bau eines 600 MW starken Leichtwasserreaktors ein.[4] Parallel zu diesem Projekt fiel 1970 die Entscheidung seitens des Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft zusammen mit der VEW, auch den 300 MW starken THTR-300 in Schmehausen zu errichten.[5] Dieses Ereignis, womit der geplante Bauplatz des Leichtwasserreaktors besetzt war und die fallenden Gaspreise führten dazu, dass die VEW dem Leichtwasserreaktorprojekt einen starken Dämpfer verpasste und das Projekt zur Realisierung bis Ende der 1970er verschob. Als Übergangsersatz sollten mit dem THTR einige Erdgaskraftwerke in Schmehausen entstehen.[6] Für die Zukunft erörterte die VEW jedoch ab 1971 den Bau eines großen Leistungskernkraftwerks mit einer Leistung von 1200 MW, das entweder am Standort Westfalen errichtet werden sollte, oder im Emsland am Standort Lingen.[7] Die Nachfolgeprojekte der Anlage sind damit das Kernkraftwerk Hamm und das Kernkraftwerk Emsland.
Technik KWU-Angebot
Die Kraftwerk Union AG bot 1969 die Errichtung eines Druckwasserreaktors der 600 MW-Klasse an. Hierbei handelte es sich um einen Block des Bautyp Siemens, wie er auch am Kernkraftwerk Stade eingesetzt wurde. Bei einer thermischen Leistung von 2240,5 MW sollte eine elektrische Bruttoleistung von 734 MW erreicht werden, von denen 688 MW netto in das Netz gespeist werden sollten. Ursprünglich forderte die VEW lediglich einen 600 MW starken Block, der jedoch auf Empfehlung der Kraftwerk Union um 88 MW Leistung vergrößert wurde. Anforderung für die Anlage war es zudem, dass sie das ganze Jahr hindurch im Kühlturmbetrieb fahren kann. Hierfür war am ehemaligen Standort des THTR-Kühlturms ein einzelner 140 Meter hoher Naturzug-Nasskühlturm geplant gewesen mit einem Basisdurchmesser von 131 Metern. Der Block selber sollte im Lastverhalten sehr flexibel ausgelegt werden und zwischen 60 und 100 % der Anlagenleistung pro Minute mindestens um 10 % hoch oder heruntergefahren werden können, ebenso sollte sie innerhalb dieses Leistungsbereich Lastsprünge mit der gleichen Regelbarkeit abfangen können. Die KWU sah vor, den Block binnen 48 Monate zu errichten mit einer Inbetriebnahme am 1. Juli 1974.[8]
Daten des Reaktorblocks
Das Kernkraftwerk Schmehausen sollte aus einem Reaktorblock bestehen. Die Reaktordaten basieren auf dem von der Kraftwerk Union AG 1969 abgegebenen Angebots.
Reaktorblock | Reaktortyp | Leistung | Baubeginn | Netzsyn- chronisation |
Kommer- zieller Betrieb |
Stilllegung | ||
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Typ | Baulinie | Netto | Brutto | |||||
Schmehausen | DWR | KWU 4-loop | 688 MW | 734 MW | Planungen 1970 storniert |
Einzelnachweise
- ↑ Deutscher Städtetag: Der Städtetag, Band 18. W. Kohlhammer., 1965. Seite 150.
- ↑ Verband der Elektrizitätswerke Österreichs: Kraftwerke Europas: Bundesrepublik Deutschland. 2. Osterreich. A.F. Koska, 1967. Seite 243.
- ↑ Heinrich Kolbenschlag, u.a.: Zentrale Einrichtungen des Gesundheitswesens. Boldt, 1968. Seite 136, 137.
- ↑ Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 14. Handelsblatt GmbH, 1969. Seite 172.
- ↑ Germany (West). Bundesministerium der Finanzen: Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Deutscher Bundes-Verlag, 1970. Seite 988.
- ↑ Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 15. Handelsblatt GmbH, 1970. Seite 168.
- ↑ Atomwirtschaft-Atomtechnik, Band 17. Handelsblatt., 1972. Seite 176.
- ↑ Kraftwerk Union AG: 688 MWe-Kernkraftwerk mit Druckwasserreaktor für Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG, Juni 1969. Kapitel 1, Seite 1 bis 12.
Siehe auch
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