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Kernkraftwerk Krümmel

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Kernkraftwerk Krümmel
Krümmel NPP 2013-06-12.jpg
Standort
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Bundesland Schleswig-Holstein
Ort Geesthacht
Koordinaten 53° 24′ 37″ N, 10° 24′ 34″ OTerra globe icon light.png 53° 24′ 37″ N, 10° 24′ 34″ O
Reaktordaten
Eigentümer 50 % - Vattenfall Europa Nuclear Energy GmbH; 50 % - E.ON Kernkraft GmbH
Betreiber Kernkraftwerk Krümmel Gmbh & Co. Ohg
Vertragsjahr 1972
Betriebsaufnahme 1983
Stilllegung 2011
Stillgelegt 1 (1402 MW)
Einspeisung
Eingespeiste Energie seit 1983 201710 GWh
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Krümmel (kurz KKK) befindet sich nahe der Stadt Geesthacht im Ortsteil Krümmel. Die Anlage diente vornehmlich zur Deckung des Strombedarfs der Hansestadt Hamburg und befindet sich rund 34 Kilometer südöstlich des Stadtzentrums. Die an der Elbe gelegene Anlage weist geschichtlich eine relativ lange Bauzeit auf und war zum Paradebeispiel der Auswirkungen neuer Regelungen auf den Bau neuer Anlagen geworden. Nach der Betriebsaufnahme 1983 lieferte die Anlage über Jahre hinweg Elektrizität für den Ballungsraum Hamburg. Bekannt ist die Anlage in der Öffentlichkeit insbesondere nach zwei Störungen im Jahr 2007 und 2009 geworden, wo sie in starke Kritik geriet und zum Spielball der Politik wurde. Per Memorandum wurde die Anlage 2011 zwangsstillgelegt.

Geschichte

Bis in die 1960er Jahre etablierten sich insbesondere aufgrund der geringen Kosten Gaskraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland. Während die meisten anderen Elektrizitätserzeuger bereits große Anlagen besaßen oder errichteten, besaß die Hamburgerische Electricitäts-Werke AG (kurz HEW) allerdings bis zu diesem Zeitpunkt keine Anlage dieses Typs. Dies hing unter anderem damit zusammen, dass die Gaspreise in Norddeutschland im Schnitt höher lagen als in Mittel- oder Süddeutschland. Die HEW versuchte zwar direkte Gaslieferverträge mit einem Volumen von einer Milliarde Kubikmeter pro Jahr mit Zulieferern unter guten Konditionen auszuhandeln, allerdings konnte Roland Meister, Verantwortlicher für diese Verhandlungen und Vorstandsmitglied der HEW, kein gutes Angebot aushandeln. Andere Firmen begannen deshalb in den Niederlanden Gaskraftwerke zu errichten, die dort fast 50 % preiswerter Energie erzeugen konnten als in Deutschland. Für die HEW war dies allerdings keine Option. Roland Meister erklärte deshalb im Jahr 1966 erstmals, dass die HEW deshalb überlege keine Gaskraftwerke zu errichten und diese Phase sozusagen zu überspringen, um ein Kernkraftwerk für die Stromversorgung der Stadt Hamburg zu errichten. Die HEW initiierte eine entsprechende Machbarkeitsstudie für ein Großkernkraftwerk nahe der Hansestadt.[1] Als ersten Schritt beteiligte sich HEW 1967 mit der Nordwestdeutsche Kraftwerke AG (kurz NWK) am Kernkraftwerk Stade,[2] allerdings projektierte die HEW bereits ein zweites Kernkraftwerk, bei dem das volle Eigentumsrecht bei ihr lag. Im Jahr 1967 kündigte Roland Meister offiziell das Projekt an und erklärte, dass das nächste Großkraftwerk ein Kernkraftwerk sein werde. Die Größe des Werkes, der Standort und der Baubeginn waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgelegt gewesen.[3]

Ende Juli 1968 erwarben die HEW von der Dynamit Nobel AG ein 80 Hektar großes Gelände an der Elbe zwischen den Ortsteilen Krümmel und Tesperhude (Standort des Kernforschungszentrums Geesthacht) der Stadt Geesthacht. Zu diesem Zeitpunkt gab es erste Spekulationen, dass das erste vollständig eigene Kernkraftwerk der HEW dort entstehen könnte. Die HEW erklärte allerdings dazu, dass es sich nur um einen vorsorglichen Zukauf gehandelt habe. Mittlerweile wurde auch die Projektierung des HEW-Kernkraftwerks spezifiziert, so wurde erklärt, dass man ein gleichgroßes Kernkraftwerk plane, wie es zu diesem Zeitpunkt bereits in Stade im Bau war.[4] Allerdings änderte sich die Projektierung, sodass Geesthacht lediglich als Ausweichstandort für Brunsbüttelkoog (Standort Unterelbe) infrage kam, nicht als gewünschter Standort seitens der HEW.[5] Im Jahr 1969 verkündete die HEW, dass diese auf nun 860 MW projektierte Anlage in Brunsbüttel entstehen werde, allerdings zusammen mit der NWK.[6] Noch im Jahr 1969 kündigte die HEW an, dass man ebenfalls mit der NWK ein drittes Kernkraftwerk errichten wolle und dafür den ehemals für Brunsbüttel vorgesehenen Ausweichstandort Geesthacht verwenden wollte. Eine genaue Baugröße war noch nicht festgelegt worden, es war lediglich bereits klar, dass bis zum Ende der 1970er ein Bedarf von rund 1000 MW bestehen würde, die gedeckt werden müssten. Ob diese Lasten aber durch den Bau eines Kernkraftwerks gedeckt werden sollten, stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.[7]

Planung

Am 14. Juli 1971[8] stellten die NWK und HEW nach § 7a des Atomgesetzes den Antrag auf eine Erteilung der Standortvorbescheid durch den Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein. Beide Parteien streben eine gleich hohe Beteiligung von 50 % an der Anlage an. Der Antrag lag bis zum 20. Oktober 1971 in Geesthacht aus und wurde von einem Erörterungstermin am 4. November 1971 in Kiel gefolgt.[9] Die Reaktorsicherheitskommission (kurz RSK) gab eine positive Stellungnahme zum Standort des Werkes ab.[10] Erstmals wurde im Rahmen der Standortgenehmigung spezifiziert, dass man einen Siedewasserreaktor vorsah mit Zwangsumlauf und einer thermischen Leistung von 3690 MW, um eine elektrische Bruttoleistung von 1316 MW erzeugen zu können.[9] Man plante konsequent die AEG-Baulinie '69 nach dem letzten Stand der Entwicklung, die für das Kernkraftwerk Philippsburg für die ersten beiden Blöcke auf eine Leistung von 900 MW fortentwickelt wurde, für das als Kernkraftwerk Krümmel genannte Werk seitens der Kraftwerk Union AG auf die Baugröße von 1300 MW, analog zu den in Bau befindlichen Druckwasserreaktoren des Typs DWR-1300, zu vergrößern.[10] Eine Differenz zu den Vorgängeranlagen lag auch in den Schaltungsanlagen des Primärsystems, die von den Anlagen in Biblis und Isar übernommen wurden. Diese Anlagen hatten im Gegensatz zu den anderen Kraftwerken den US-Standard durch Anpassung bereits überwunden.[11] Mit dieser Leistung war die Anlage als größter Siedewasserreaktor in der Bundesrepublik Deutschland, in Europa und weltweit bestellt worden. Am 15. Februar 1972 übermittelte die NWK zusammen mit der HEW die Absichtserklärung für den Block der Kraftwerk Union AG. Entgegen der Meinung von Fachkundigen in der Atomwirtschaft erfolgte die Bestellung früher als erwartet. Die Kosten für die schlüsselfertige Errichtung des Werkes sollten sich auf 630 Millionen DM belaufen. Während die Kraftwerk Union AG als Hauptvertragspartner galt, wurde die Fertigung des Reaktorsystems an AEG Telefunken als einer der beiden Muttergesellschaften der Kraftwerk Union vergeben.[8] Diese Bestellung wurde später abgeändert und an die Kraftwerk Union AG vergeben.[12]

Noch 1972 gründeten die NWK und HEW zusammen die gemeinsame Betreibergesellschaft Kernkraftwerk Krümmel GmbH. Diese reichte noch 1972 beim Wirtschaftsministerium des Landes Schleswig-Holstein einen Antrag auf eine Baugenehmigung ein. Gegen diesen Antrag gab es insgesamt 6000 Einsprüche, vornehmlich begründet mit dem Umweltschutz in der Region. Am 17. Juli 1972 bestellte die Kernkraftwerk Krümmel GmbH den Reaktorblock bei der Kraftwerk Union AG. Am 17. Oktober 1972 wurde der Standortvorbescheid seitens des Wirtschaftsministeriums des Landes Schleswig-Holstein als atomrechtliche Genehmigungsbehörde offiziell erteilt. Die in Hamburg ansässige Vertretung des Weltbundes zum Schutz des Lebens wollte eine Klage beim Verwaltungsgerichtshofes erheben gegen den Standortvorbescheid.[8] Aufgrund von Anforderungen für die erste Teilerrichtunggenehmigung (von insgesamt 14 Stück) zum Schutz gegen Flugzeugabstürze und Erdbeben musste die Kraftwerk Union AG den Entwurf für das Kernkraftwerk abändern und Wandstärke des Reaktorgebäudes von 0,60 Meter auf 0,80 Meter verstärken um einem Starfighter standzuhalten. Die ursprüngliche Auslegung von 0,60 Metern entsprach der Auslegung des Kernkraftwerks Brunsbüttel, das als Referenzanlage für Krümmel diente, jedoch in seiner Projektion nicht gegen etwaige Flugzeugabstürze oder Erdbeben ausgelegt wurde, oder Maßnahmen gegen das Eindringen Dritter.[11]

Vorbereiteter Baugrund für das Kernkraftwerk Krümmel am 16. August 1973

Im Jahr 1973 beauftragte die Kernkraftwerk Krümmel GmbH die Urangesellschaft mbH mit Sitz in Frankfurt für die Lieferung von Natururan als Uranhexafluorid,[13] allerdings nur für den Erstkern sowie einen Teil der ersten Nachladung.[14] Zusätzlich wurde als zweites Unternehmen die Exxon Nuclear Company mit Sitz in Brüssel für Lieferung von Natururan als Uranhexafluorid zwischen 1978 und 1980 beauftragt, um den Uranbedarf für das Kernkraftwerk Krümmel sicherzustellen.[15][14] Aufgrund von neuen Anforderungen für die erste Teilerrichtungsgenehmigung, dass das Kernkraftwerk nicht nur Strafightern sondern nun auch schwereren und schnelleren Militärmaschinen standhalten sollte, wurde 1973 die Wandstärke des Reaktorgebäudes erneut von 0,80 Meter auf 1,50 Meter verstärkt. Später wurde anhand dieser Verstärkung eine abschließende Bewertung der Lastvorgaben anhand schwerer Erschütterungen vorgenommen um die auftretenden Beschleunigungen innerhalb des Gebäudes zu ermitteln. Die Berechnung erfolgte mit einer dreidimensionalen Finite-Elemente-Rechnung, unter Berücksichtigung des kubischen Form des Gebäudes. Allerdings gab es für diese Art von Baukonstruktion zu dieser Zeit noch kein Rechnerprogramm, was die Entwicklung eines solchen für die Ermittlungen der Konsequenzen aus einem Absturz eines Flugzeuges und den Aufprall von Wrackteilen nötig machte. Ursprünglich plante man im Rahmen der Bestellung, die Anlage innerhalb von 55 Monaten an die Kernkraftwerk Krümmel GmbH zu übergeben. Allerdings gab es bereits vor Baubeginn eine Verzögerung von 11 Monaten, verursacht aufgrund der Diskussion um das Reaktorgebäude.[11]

Der Bau des Kernkraftwerks Krümmel geschah im Einverständnis mit der damaligen SPD-geführten Bundesregierung unter Bundeskanzler Willy Brandt, der Ende 1973 aufgrund der Ölkrise den landesweiten Ausbau der Kernenergie priorisierte. Gegen diese Politik gab es zur gleichen Zeit erstmals eine Gegenbewegung, die sich gegen das Kernkraftwerk Krümmel entsprechend auswirkte.[16]

Bau

Ursprünglich sollten die eigentlichen Bauarbeiten bereits im Februar 1973 beginnen, wobei dieser Termin aufgrund von Verzögerungen und geforderten Abänderungen der Auslegung nicht gehalten werden konnte.[11] Die 1. Teilerrichtungsgenehmigung wurde am 18. Dezember 1973 ausgestellt, sodass am 2. Januar 1974 mit den ersten Vorarbeiten am Standort begonnen werden konnte.[17] Die Genehmigung umfasste hauptsächlich den Aushub der Baugrube sowie den Bau der Baustelleineinrichtungen zur Erschließung des Standortes.[18] Bis März konnten rund 100.000 Kubikmeter an Erdmaterial ausgehoben werden. Parallel dazu wurden bereits erste Rammarbeiten vorgenommen und die Firma MAN begann bereits mit der Montage des kugelförmigen Sicherheitsbehälters.[12] Neben der Standorterschließung wies der schleswig-holsteinische Verwaltungsgerichtshof die Klage gegen den Standortvorbescheid ab mit der Begründung, dass das Kernkraftwerk keine besondere Gefährdung für die Bevölkerung darstelle. Weiter wurde ausgeführt, dass die heutigen Kernkraftwerke so gesichert sind, dass nach menschlichem Ermessen selbst bei Betriebsstörungen keine Gefährdung der Umgebung eintreten könne.[18]

Der eigentliche Bau des Reaktors, damit der erste Guss des Betons, erfolgte am 5. April 1974.[19] Im März 1975 wurde der Sicherheitsbehälter aufgrund der sich im Entwurfsstadium befundenen Leitlinien der Reaktorsicherheitskommission abgeändert, und ein zweisträngiges Wasserstoffabbausystem installiert. Dieses arbeitete mit katalytischen Wasserstoffverbrennern und dient im Falle eines Kühlmittelverluststörfalles zur Beseitigung des Wasserstoffs, der dabei freigesetzt wird. Aufgrund von Verzögerungen der Ausstellung weiterer Teilerrichtungsgenehmigungen kam es zu starken Rückschlägen in der Zeitplanung des Kernkraftwerk Krümmels. Ab Mitte 1975 musste aufgrund der bereits erledigten Arbeiten und der ausstehenden zu erteilenden Genehmigungen die Zahl der Arbeiter von 1000 Personen langsam reduziert werden.[11] Noch im Juni 1975 wurde der Sicherheitsbehälter in das Reaktorgebäude geschoben, allerdings fehlte noch die 6. Teilerrichtungsgenehmigung, die ein Absetzen des Sicherheitsbehälters genehmigt. Der im Reaktorgebäude stehende Sicherheitsbehälter blockierte des Weiteren die Innenbetonierarbeiten, die aufgrund der fehlenden Absetzgenehmigung nicht fortgeführt werden konnten.[20] Die Verzögerungen bei der 6. Teilerrichtungsgenehmigung kam daher, dass nach der Störung im Kernkraftwerk Würgassen im April 1972 der Sicherheitsbehälter, der innerhalb dieser Teilerrichtungsgenehmigung entstand, nachgebessert werden musste. Die Probleme betrafen die Kondensationskammer, die immer wieder neue Nachweise im Detail nötig machte, dass diese die Lastannahmen und die Abtragung bewältigen kann, ohne Schäden davonzutragen.[11] Im Dezember 1975 konnte der Rohbau am Kernkraftwerk vollendet werden und am 12. Dezember 1975 das Richtfest gefeiert werden. Die Fertigstellung war termingerecht erfolgt. Mitte Dezember 1975 wurde des Weiteren die wasserrechtliche Erlaubnis erteilt, Kühlwasser aus der Elbe für das Kernkraftwerk zu entnehmen, sowie erwärmt rückzuleiten. Eine Auflage für Kühltürme wurde nicht gemacht, sodass die Arbeiten an den Kühlwasseranlagen bis Mai 1976 abgeschlossen werden sollten. Ende 1975 erfolgte auch der Beginn der Montage der maschinen- und elektrotechnischen Einrichtungen in der Maschinenhalle, die aufgrund neuer Auflagen für Mehrkosten verbessert werden mussten.[20]

Die 6. Teilerrichtungsgenehmigung wurde entgegen der ursprünglichen Planungen erst im November 1976 erteilt.[11] Aufgrund der späten Erteilung der Genehmigung gab es 18 Monate Verzögerung im Bauablauf, weshalb die Inbetriebnahme verschoben werden musste. Obwohl neben dieser Teilgenehmigung fünf weitere Teilgenehmigungen erteilt wurden, bestanden weiterhin Unterlagenanforderungen seitens der Aufsichtsbehörde an den Betreiber und die Kraftwerk Union AG, was maßgeblich den Fortschritt der Bauarbeiten beeinflusst. Der Innenausbau der Anlage war allerdings im Zeitplan. Die Hilfskessel des Werkes waren zu diesen Zeitpunkt bereits betriebsbereit, sodass die Arbeiten im Winter planmäßig verlaufen konnten. Die Montage des Turbosatzes verlief ebenfalls ohne Probleme nach Plan, sodass die Kondensatoren bereits 1976 in Position waren. Der bei der italienischen Firma Breda gefertigte Reaktordruckbehälter war bis 1976 bereit zum Transport nach Hamburg, sodass er frühstens im April 1977 in den Block hätte eingebaut werden können.[21] Bei der Fertigung des Generators im Werk der Kraftwerk Union in Mülheim an der Ruhr wurde ein Konstruktionsfehler festgestellt, der noch vor der Auslieferung behoben werden konnte. Da ein baugleicher Generator bereits für den Block B im Kernkraftwerk Gundremmingen ausgeliefert wurde, musste dieser nachgebessert werden.[22] Insgesamt gab die Kernkraftwerk Krümmel GmbH über das Jahr 1976 rund 228 Millionen DM für den Bau des Kernkraftwerks aus, die größte Summe davon für Nachbesserungen. Aufgrund der steigenden Kosten wurde das Stammkapital der Gesellschaft von 50 auf 100 Millionen DM erhöht.[23] Im August 1977 wurde mit erheblicher Verspätung die 7. Teilerrichtungsgenehmigung genehmigt, die den Einbau des Schnellabschaltsystems umfasste.[11] Grund hierfür war die Abänderung des Sammeltanksystems auf Basis der Empfehlung seitens der Reaktorsicherheitskommission. Die Rohbauarbeiten waren bis Ende des Jahres komplettiert worden und die Montage der Haupt- und Nebenkühlwasserkreisläufe weit fortgeschritten, sodass man damit rechnete ab 1978 mit der vorbetrieblichen Prüfung an diesen Systemen zu beginnen.[24] Die Installation der Komponenten im Reaktorgebäude verlief allerdings nur schleppend, so konnte der seit Juli 1977 auf der Baustelle lagernde Reaktordruckbehälter, der in Einzelteilen von Brede geliefert wurde, noch nicht verschweißt werden.[24]

Im Januar 1978 wurde die 8. Teilerrichtungsgenehmigung für den Einbau des Reaktordruckbehälters mit Verspätung ausgestellt. Mit dem Reaktordruckbehälter selbst gab es im gleichem Jahr ebenfalls Probleme, die bereits bei der Fertigung seitens der Firma Breda gemacht wurden. Obwohl das Material aus dem der Druckbehälter besteht, Stahl des Typs 22NiMoCr37, seitens des Technischen Überwachungsvereins (kurz TÜV) aus deren Akzeptanzkriterien gestrichen wurden, genehmigte derselbe den Reaktordruckbehälter des Kernkraftwerks mit der Anmerkung, dass über die Gefährdung des Druckbehälters eine Dringlichkeitsprüfung Aufschluss geben müsse. Der TÜV hielt allerdings fest, dass diverse Verunreinigungen an Blechen und Anzeigen an Schweißnähten, auf Basis systematischer Fehler, festgestellt wurden. Auch das Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein genehmigte den Reaktordruckbehälter.[25] Bis Anfang des Jahres konnten die Rohbauarbeiten vollständig durch die Bauaufsichtsbehörde abgenommen werden. Um die Baustelle besser zu schützen, auch wegen den zu installierenden heiklen, sicherheitstechnisch relevanten Komponenten, wurde ein Stahlgitterzaun um die Baustelle gezogen. Für den Turbosatz waren weitestgehend alle Komponenten angeliefert worden, bis auf den Induktor. Ein Rekord für diese Baulinie konnte beim Gießen des Innenbetons im Sicherheitsbehälter erreicht werden, indem man diesen innerhalb von 7 Monaten einbringen konnte.[24]

Im Auftrag des Deutschen Atomforums ermittelte das in Hamburg ansässige Sample Institut in der Umgebung des Kernkraftwerk Krümmels die Meinung der Bürger zum Thema Kernenergie. Ermittelt werden sollte neben der allgemeinen Einstellung zur Kernenergie, auch das Gefühl, dass diese Technologie bei den Menschen auslöst. Tatsächlich löste das Kernkraftwerk Krümmel bei 59 % der direkt am Kernkraftwerk wohnenden Menschen eine positive Einstellung zur Kernenergie aus und wünschten entsprechend die Vollendung des Kernkraftwerks. In der gesamten Region war allerdings der Befürworteranteil überwiegenden größer als der der Gegner. Im direkten Vergleich aller Regionen lag allerdings ein sehr ausgeglichenen Verhältnis vor, sodass der Anteil der Gegner nur etwa mäßig weniger war, als der Anteil der Befürworter. Trotz dieses Ergebnisses ist interessant, dass die Menschen in und um Geesthacht in ihrer politischen Einstellung mit 60 % mehrheitlich der „grünen Liste“ (einer der Vorgängerparteien der heutigen Partei „Bündnis '90/Die Grünen“) recht positiv gegenüberstanden. Seitens des Instituts wurde deshalb geschlussfolgert, dass insbesondere aufgrund der positiven Einstellung zum Kernkraftwerk den Menschen der Umweltschutz sehr wichtig erscheint.[24]

In einem Urteil vom 22. Dezember 1978 erklärte der 7. Senat des Oberverwaltungsgerichtshofs Lüneburg den Standort Krümmel für Rechtens unter Auflagen, womit der gerichtlich angefochtene Standortvorbescheid rechtsgültig war. Da jedoch die Region um Hamburg durch die Chemieindustrie geprägt wird, mussten allerdings die Gefahren bei einem Zusammenwirken von radioaktiven und chemischen Stoffen berücksichtigt werden, weshalb anders als bei anderen Kernkraftwerken, die Radioaktivitätsabgabe des Kernkraftwerks Krümmel deutlich unter den in der Strahlenschutzverordnung festgelegten Werten liegen muss. Ebenso forderte das Gericht, dass vor der Inbetriebnahme ein Nachweis erbracht wird, dass die in die Elbe abgegebenen Emissionen des Kernkraftwerks keine Gefährdung für das Trinkwasser der Stadt Hamburg darstellen und dieses nicht verunreinigen. Das Gericht distanzierte sich allerdings davon, durch das Urteil das Kernkraftwerk in ein schlechtes Licht rücken zu wollen, oder dass dessen Konzeption den Anforderungen nicht genüge. Über das Jahr 1978 erfolgte am Kernkraftwerk Krümmel neben dem Zusammenbau des Reaktordruckbehälters die vollständige Installation der Elektroschränke für die Leittechnik, sowie einige Arbeiten im Bereich des Reaktors.[26]

Wie bereits die drei vorherigen Teilerrichtungsgenehmigungen wurde auch die 9. Teilerrichtungsgenehmigung verspätet im Januar 1979 ausgestellt.[11] Diese umfasste unter anderem die leittechnischen Einrichtungen und Komponenten des Reaktorschutzes, die Störfallinstrumentierung und die betriebliche Leittechnik. Daneben umfasste die Teilerrichtungsgenehmigung auch die Brennelementlademaschinen inklusive deren Lagerstelle, sowie einige Hilfs- und Nebeneinrichtungen. Die Genehmigung umfasste außerdem das Verstärken der Wand für das Schaltanlagengebäude, das Gasflaschenlager und des Betriebsgebäudes, um den Anforderungen der neuen Vorschriften zur Anlagensicherung gegen Einwirkungen von außen (kurz EVA) gerecht zu werden. Dies umfasste auch den Einbau eines gegen Flugzeugabstürze gesicherten Schiebetors für das Kernkraftwerksgelände. Dies führte allerdings dazu, dass sich andere Arbeiten teilweise um ein halbes Jahr verschoben, weshalb die Kraftwerk Union AG die Arbeitskräfte nachhaltig reduzierte. Dies war allerdings auch aufgrund von weiter geforderten Nachrüstungen, darunter unter anderem Nasszellenkühler innerhalb des Sicherheitsbereichs für die Nachwärmeabfuhr unabhängig vom Elbewasser. Im April 1979 wurden die Montagearbeiten am Turbogenerator vollständig abgeschlossen und im Dezember 1979 die Sicherheitsbehälter-Druckprüfung, die Leckartenprüfung und die Bestimmung des freien Volumens erfolgreich beendet. Noch im gleichen Monat wurde die 10. Teilerrichtungsgenehmigung für die Anlage freigegeben, allerdings wurde der Genehmigungsumfang für diese reduziert, um weitere Verzögerungen zu verhindern. Im Wesentlichen umfasste diese die Restarbeiten am Druckentlastungssystem, sowie Restarbeiten, die in der 5. Teilerreichtungsgenehmigung ausgeklammert wurden. Weiter umfasste die Genehmigung Änderungen am Betriebsgebäude 2 und Dieselgebäude 2. Als wichtigsten Teil genehmigte die Teilerrichtungsgenehmigung die Maßnahmen für den Objektschutz, die damit umgesetzt werden konnten. Da einige Fragen durch diese Genehmigung im Bereich des Objektschutz geklärt werden konnten, wurden die gestoppten Arbeiten aus der 9. Teilerrichtungsgenehmigung am Leittechniksystem fortgesetzt.[27]

Die Aufsichtsbehörde erteile 1979 weiter die Anordnung, die bereits installierten Rohrleitungen aus der druckführenden Umschließung des inneren Sicherheitsbereichs im Sicherheitsbehälter und die Vorwärmer zu ersetzen.[27] Anstatt zwei Hochdruckvorwärmer sollten nunmehr vier Hochdruckvorwärmer eingesetzt werden. Aufgrund der Verzögerungen befanden sich bis Juni 1979 nur noch 500 Arbeiter auf der Baustelle. Durch die Klärung von Fragen zum Objektschutz und die Erteilung weiterer Teilerrichtungsgenehmigung konnte diese Mindestmarke an Arbeitern allerdings in den folgenden Monaten erhöht werden. Allerdings stand 1979 der Bau des Werkes schwer in der Diskussion ob es aufgrund der vielen neuen Auflagen überhaupt noch Sinn mache, die Anlage zu vollenden, weshalb seitens der Kraftwerk Union AG ein Generalstatus für das Projekt erlassen wurde. Dies hatte zur Folge, dass die Priorität des Projekts stark nach oben verlegt wurde. Auf Basis der Anforderungen seitens der Genehmigungsbehörde wurden im Jahr 1980 umfangreiche Arbeiten an den Armaturen und Rohrleitungen vorgenommen, die so nicht vorgesehen waren. Unter anderem gab es die Anforderungen die 1600 Rundnähte innerhalb der Rohrleitungen des Frischdampf- und Spiesewassersystems, per Hand, oder mit einer hierfür eigens entwickelten Schleifmaschine, die fernbedienbar war, von innen abzuschleifen. Die 2000 Rundnähte der nuklearen Systeme wurden zusätzlich mit Röntgenröhren zusätzlich geprüft wegen der größeren Prüfempfindlichkeit. Vorher kam zum Prüfen dieser Nähte nur die Isotopiertechnik zum Einsatz, die allerdings weniger genau war. Des weiteren gab es Qualitätsprüfungen an einem Großteil der Rohrleitungen im Werk.[11]

Am 20. Januar 1981 konnte die 12. Teilerrichtungsgenehmigung erteilt werden, die im wesentlichen sicherheitstechnische Änderungen umfasste, darunter die Errichtung einer Außenüberwachungsanlage (Kernreaktor-Fernüberwachung), Änderungen am flugzeugabsturzsicheren Reaktorgebäudes und der Bau eines zweiten Kühlwasserpumpenbauwerks mit dem dazugehörigen Einlaufbauwerk. Innerhalb des gleichen Jahres konnten die nuklearen Hilfssysteme gespült werden und dabei elementare Proben absolviert werden. In einer zweiten integralen Druckprobe am 12. Juli 1981 wurde der Reaktordruckbehälter mit den angeschlossenen Rohrleitungen erfolgreich geprüft werden. Bis zum 28. Dezember 1981 konnte das Öffentlichkeitsverfahren für die 14. Teilerrichtungsgenehmigung beendet werden, gegen die es rund 6100 Einsprüche gab. Das Jahr insgesamt war für die Kraftwerk Union AG erfolgreich, da die Arbeiten ohne etwaige Verzögerungen umgesetzt werden konnten. Am 20. Januar 1982 wurde vom Sozialminister des Landes Schleswig-Holstein die 13. Teilerrichtungsgenehmigung erteilt, die im wesentlichen die Anlagensicherung, die Notstromeinrichtungen, das Kühlwasserpumpenhaus, die Aktivitätsinstrumentierung und die Brennelementhandhabung umfasste. Anfang Mai 1982 wurde ein Transportkonvoi mit Brennelementattrappen zum Kernkraftwerk Krümmel geschickt, um die Transportroute zu evaluieren. Aus dieser Basis wurden Mitte Mai 1982 begonnen, die Brennelemente für das Kernkraftwerk Krümmel anzuliefern.[28]

In den Jahren 1981 und 1982 erreichte die Zahl der Bauarbeiter am Kernkraftwerk Krümmel die bisherige Spitze von rund 1650 im Jahr 1981 bis etwas mehr als 2200 Personen im ersten Halbjahr 1982. Ab diesem Zeitpunkt nahm die Zahl stetig rapide ab, da die wesentlichen Arbeiten am Block vollendet waren und sich die Inbetriebnahme des Kernkraftwerks anbahnte.[11]

Bilanz

Blick auf das Kernkraftwerk

Insgesamt wurde der ursprünglich für 1977 vorgesehene Übergabetermin um 80 Monate überzogen, womit der Bau des Kernkraftwerk Krümmel insgesamt 141 Monate ab Bestellung des Blocks dauerte. Die Endkosten für die Anlage betrugen 3,5 Milliarden DM. Hauptverursacher waren vornehmlichen die aufgrund der gestiegenen Anforderungen zu umsetzenden Anpassung des Designs nach dem Stand der Technik, sowie der Trend der immer öfter geforderten theoretischen Nachweise, und Formfehler in Dokumenten im Rahmen des immer stärker geforderten Formalismus. Die andere Sache ist, dass bei der Vollendung des ersten technischen Entwurfs Mitte 1972 die Anlage nach dem damaligen Stand der Technik ausgelegt wurde. Die Taktik der Teilerrichtungsgenehmigungen machte es nötig, dass jede dieser Genehmigung zum Zeitpunkt der Beantragung nach dem aktuellen Stand der Technik ausgerichtet werden musste, sowie den neuen Regeln entsprechen musste, die während der Vollendung des Designs nicht existierten. Die Regeln seitens des Kerntechnischen Ausschusses (kurz KTA) gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ebenso kaum Regelungen seitens des zuständigen Bundesinnenministeriums. Bis zur Inbetriebnahme kamen deshalb 47 Regeln des KTA hinzu, sowie 55 Verordnungen seitens des Bundesinnenministeriums, die teilweise umfangreiche Änderungen in der technischen Auslegung des Kernkraftwerks Krümmel forderten und den technischen Standard stark verschärften. Hinzu kam zusätzlich der Maßnahmenkatalog für den Objektschutz, die neu und anschließend revidierte Druckbehälterverordnung und neue Leitlinien seitens der Reaktorsicherheitskommission. Da es für einige Änderungen im Design des Kernkraftwerks Krümmel diverser Modifikationen bedurfte die eine Übergangsfrist benötigten, kam es zu weiteren Verzögerungen, auch aufgrund von Anpassungen, die nicht zugestanden wurden, sowie nötige Umsetzungen noch im Entwurfsstadium stehender Vorschriften, die bisher nicht inkraftgetreten waren.[11]

Die Kostenerhöhung von 1,8 Milliarden DM auf 3,5 Milliarden DM Schlüsseln sich wie folgt auf:[11]

  • 320 Millionen DM - Einwirkungen von Außen, Verbesserung des Reaktorgebäudes
  • 270 Millionen DM - Qualitätsverbessernde Maßnahmen für maschinentechnische Einrichtungen
  • 180 Millionen DM - Erweiterung und Änderung der elektrotechnischen Einrichtungen
  • 280 Millionen DM - Ergänzungen und Änderungen verfahrenstechnischer Systeme
  • 110 Millionen DM - Vertiefung der Nachweise und Dokumentationsaufwand
  • 640 Millionen DM - Bauzeitverlängerung

Weitere Verzögerungen waren weiter durch gerichtliche Prozesse entstanden. Von den 14. Teilerrichtungsgenehmigungen wurden 12 Stück angefochten. Bis zur Fertigstellung des Werkes hatten lediglich vier Rechtsbestand, inklusive des Standortvorbescheids, gegen den 200 Personen geklagt hatten. Da die Kraftwerk Union AG mit der Genehmigungsbehörde und Gutachtern die Sachlage ausarbeiten und schildern mussten, waren alle drei Institutionen in ihrer Bearbeitungskapazität schnell mit einer Masse von meist gleich klingenden Einsprüchen und Klagen überhäuft. In der Folge wurden weitere Gutachter beauftragt, womit 10 Organisationen mit der Begutachtung betraut waren um diese Probleme möglichst schnell zu lösen, da bei Verzögerungen die Teilerrichtungsgenehmigungen erst verspätet ausgestellt worden wären. Dies war ab 1979 der Fall; durch die verspätete Ausstellung der 9. Teilerrichtungsgenehmigung für den Reaktorschutz, weshalb die Personalstärke stark reduziert werden musste.[11]

Um etwaige weitere Verzögerungen durch folglich neu einzuführende Maßnahmen bei anderen Kernkraftwerken mit Siedewasserreaktoren zu umgehen initiierte bereits 1972 Kraftwerk Union AG die Entwicklung der KWU-Baulinie '72, die einen damals den Stand der Technik übertreffenden Entwurf darstellte. Sämtliche Erfahrungen die beim Bau des Kernkraftwerks Krümmel gemacht wurden, wurde ausgewertet und konsequent bei der Baulinie 72 berücksichtigt, sowie insbesondere für den Bau der FOAK-Anlage in Gundremmingen.[11]

Betrieb

Im Rahmen der Absichtserklärung sollte die Anlage schlüsselfertig im Juni 1977 übergeben werden.[8] Aufgrund von geforderten Nachbesserungen bei der Planung der Anlage im Jahr 1973 musste die Inbetriebnahme erstmals auf August 1978 verschoben werden.[12][11] Ende 1975 erwartete man aufgrund der Verzögerungen beim Sicherheitsbehälter weiterhin, dass die Anlage noch Ende 1978 oder Anfang 1979 in Betrieb gehen könnte.[20] Aufgrund von weiteren Verzögerungen im nuklearen Bereich im Jahr 1976 wurde die Inbetriebnahme auf den Winter 1979/80 verschoben.[21] Aufgrund ungeklärter Fragen des Objektschutzes, sowie verspätete Erteilung von Teilerrichtungsgenehmigungen wurde 1979 mit der Betriebsaufnahme nicht vor Oktober 1982 gerechnet.[27] Aufgrund kleinerer Verzögerungen wegen Einsprüche für die 14. Teilerrichtungsgenehmigung wurde die Inbetriebnahme im Dezember 1981 auf Herbst 1983 verschoben.[28]

Bereits im Frühjahr 1982 wurde mit den ersten Inbetriebnahmetätigkeiten begonnen. Im April und Mai 1982 erfolgte der Kalttest I, der ursprünglich als ein einzelner Test durchgeführt werden sollte, allerdings aufgrund von Ertüchtigungsmaßnahmen an 1500 Rohrleitungsunterstützungen in zwei Teile aufgeteilt werden musste. Im Rahmen dieses Tests wurde das Kernflutsystem, das Durchfahren der Steuerstäbe, sowie der Betrieb der Niederdruckkühl- und Rückfördersysteme erprobt. Im Rahmen dieses Inbetriebnahmeversuchs wurden die Zwangsumwälzpumpen auf volle Drehzahl gefahren, sowohl einzeln als auch parallel, sowie Versuche mit dem Schnellabschaltsystem vorgenommen. Im Dezember 1982 folgte der Kalttest II, in dem die Reaktorschutz-Füllstandsmarken des Reaktordruckbehälters und der Kondensationskammer scharf angefahren. Die Überprüfung dieses Fahrmanövers erfolgte anhand der Reaktorschutztafel, der Kernkühltafel sowie der Melde- und Prozessrechneranlage in der Schaltwarte.[29] Damit konnte die Phase A der Inbetriebsetzung der Anlage absolviert werden.[11] Mit diesen Versuchen konnte Mitte Dezember 1982 der Warmprobebetrieb des Blocks begonnen werden. Durch eine Fremddampfquelle[29], zwei 6 MW starke Elektrokessel,[11] wurde der Reaktordruckbehälter auf Betriebsdruck und Betriebstemperatur gefahren. Dadurch war es möglich das gesamte nukleare Kreislaufsystem unter realistischen Betriebsbedingungen zu erproben. Am 2. Februar 1983 wurde der Warmprobebetrieb erfolgreich beendet.[29] Mit Ende des Warmprobebetriebs wurde Phase B der Inbetriebsetzung abgeschlossen, sodass Phase C begonnen werden konnte, die das Beladen des Reaktors mit Kernbrennstoff umfasste. Das Beladen erfolgte im Mai 1983 innerhalb von zwei Wochen, womit Phase D begonnen werden konnte, die allerdings von der Erteilung der ersten Betriebsgenehmigung abhing, die zeitlich noch etwas auf sich warten lies.[11]

Am 14. September 1983 erfolgte die Erteilung der Betriebsgenehmigung,[11] sodass mit dem Erreichen der ersten Kritikalität des Blocks noch am gleichen Tag[19] der Reaktor in Phase D überführt wurde, die die nukleare Inbetriebsetzung, sowie die Nullleistungsversuche umfasste.[11] Am 28. September 1983 wurde der Block erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.[19] Damit begannen mit Phase E die Leistungsversuche des Blocks. Bis Ende November 1983 erreichte der Reaktor eine Leistung von 75 %, bei der der Block rund 990 MW erzeugte.[11] Am 21. Januar 1984 fuhr der Block erstmals mit 1316 MW unter Volllast,[30] das für eine Zeit von vier Wochen,[31] wobei bereits in dieser Zeit am 5. Februar begonnen wurde zusammen mit der Kernkraftwerk Krümmel GmbH den Block auf Vorgaben mit dem zuständigen Lastverteiler zu fahren. Mit diesen Vorgaben wurde der Block in der Lastfolge gefahren und das Verhalten der Anlage beim Lastwechsel geprüft. Am 22. März 1984 konnte der Probebetrieb des Blocks beendet werden. Am 28. März 1984 wurde nach Erteilung der Freigabe zum Leistungsbetrieb (ab diesem Zeitpunkt war die vierjährige Betriebsgenehmigung offiziell in Kraft) seitens des Sozialministeriums des Landes Schleswig-Holstein das Kernkraftwerk Krümmel offiziell dem Betreiber übergeben,[30] zur kommerziellen Nutzung.[19] Ab diesem Zeitpunkt fuhr die Anlage vornehmlich unter Volllast als Grundlasterzeuger. Allerdings erreichte der Block ab Übergabe an dem Betreiber im März 1984 bis Jahresende nur eine Arbeitsverfügbarkeit von 94,4 %, während die Zeitverfügbarkeit bei 96,8 % lag. Grund hierfür sind mehrfach auftretende Störungen im Bereich der zehn Kühlmittel-Umlaufpumpen. Aufgrund von undichten Gleitringdichtungen mussten diese gewechselt werden, womit der Block mehrfach kurzzeitig vom Netz gehen musste zum Tausch aller Gleitringdichtungen, ebenso für den Tausch von sechs Pumpenmotoren, allerdings waren die neuen Motoren modernere Versionen derer, die zuvor installiert waren. Ein weiteres Problem war ein Schaden an einem Rohr im Hochdruckvorwärmer, weshalb die Anlage ohne Notablauf der Zwischenüberhitzer fuhr. Für diese Zeit von drei Wochen wurde der Hochdruckvorwärmer und der Zwischenüberhitzer vom System isoliert und ohne diese der Betrieb fortgesetzt bei einer Leistungseinbuße von 20 MWel.[30]

Sicherheitszaun der Anlage

Im November und Dezember 1984 musste der Block abermals kurzzeitig vom Netz genommen werden um eine Leckage am Sicherheitsbehälter und an einer Entlüftungsleitung im Maschinenhaus zu reparieren.[30] Am 25. Januar 1985,[32] zirka gegen vier Uhr morgens,[33] kam es zu einem Sabotageakt auf das Kernkraftwerk, als unbekannte Täter zwei 3 Kilometer vom Kernkraftwerk entfernte Freileitungsmasten des 380/110 kV-Systems sprengten. Da damit einerseits die Ausspeisung vom Strom aus dem Kernkraftwerk unterbrochen wurde, sowie die Eigenbedarfsversorgung gekappt wurde trat der Notstromfall im Kernkraftwerk ein, weshalb sich der Block entsprechend abschaltete und die Notstromversorgung anlief.[32] In einigen Gemeinden um Hamburg kam es zu Stromausfällen über mehrere Stunden hinweg.[33] Um den Betrieb wieder aufnehmen zu können wurde eine provisorische Leitung zum Kernkraftwerk gelegt, sodass die Anlage bereits am 1. Februar 1985 wieder ans Netz ging.[32] Der Spiegel titelte erstmals von Öko-Terroristen und berichtete über ähnliche Fälle an anderen umstrittenen Einrichtungen. Die Tageszeitung (kurz taz) berichtete von „einen echten Volltreffer“ und bewertete den Anschlag damit positiv. Insgesamt trat für die HEW ein Schaden von vier Millionen DM auf,[33] ersten Schätzungen gingen damals noch von einer Millionen DM aus, sowie Schäden an drei Freileitungsmasten. Während zwei gesprengt wurden, riss es einen dritten Mast mit um. Die Sprengladungen bauten sich die Terroristen mit eigenen Mitteln zu Hause. Gegen das Kernkraftwerk selbst war es nicht die erste Attacke, denn bereits am 19. Oktober 1984 gab es eine explosive Einwirkung auf den Sicherheitszaun des Werkes, sowie am 31. Oktober 1984 einen ersten Versuch einen Hochspannungsmast am Kernkraftwerk zu sprengen. Allerdings konnte die Bombe trotz der Detonation den Mast nicht zu Fall bringen.[34] Zu den Anschlag auf dem Strommast bekannte sich letztlich eine Gruppe mit dem Namen „Hau weg den Scheiß“ mit der ökosozialistischen Begründung, dass diese Aktion „unsere Antwort auf die Bedrohung durch diesen Atomstaat“ sei.[35]

Nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986 wurde eine Sicherheitsprüfung der bundesdeutschen Kernkraftwerke initiiert. Uwe Barschel, CDU-Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, erklärte damals, dass man sogar die Inbetriebnahme des noch damals in Bau befindlichen Kernkraftwerks Brokdorf von den Sicherheitsprüfungen in Krümmel und Brunsbüttel abhängig machen wolle. Sekundär gab es eine Klage gegen das Kernkraftwerk Krümmel, aufgrund der Behauptung, dass der Reaktordruckbehälter sehr stark versprödet sei und das Notkühlsystem aufgrund eines Umbaus keine Sicherheit bei einem auslegungsüberschreitenden Unfall biete.[36] Die Reaktor-Sicherheitskommission (kurz RSK) führte die Prüfungen an den Anlagen durch, attestierte sämtlichen Anlagen allerdings, „dass das Sicherheitskonzept von Kernkraftwerken in der Bundesrepublik Deutschland durch den Unfall [in Tschernobyl] nicht in Frage gestellt wird“, da ein solcher Unfall in deutschen Leichtwasserreaktoren „ausgeschlossen“ sei. Umweltminister Klaus Töpfer gab am 11. August 1987 ein Schreiben an die Betreiber der bundesdeutschen Kernkraftwerke heraus, so auch an die Kernkraftwerk Krümmel GmbH, in denen der Betreiber aufgefordert wurde die Sicherheit der Anlage zu erhöhen. Dies richte sich auf eine Empfehlung des RSK-Berichts, bei einem eventuellen minimalen finanziellen Aufwand das sehr geringe Restrisiko eines hypothetischen Unfalls (Kernschmelze) durch weitere einfache Maßnahmen zu verringern. Diese Nachrüstungen sollten konkret eine Funktionsfähigkeit der Schaltwarte während einer Kernschmelze sichern, ohne gesundheitliche Gefahr für das Personal, den Einbau eines Druckentlastungssystem für den Sicherheitsbehälter (wie bereits durch Walter Wallmann zuvor angeregt) zur Vermeidung eines Bersten des Containments, sowie eine spezielle für Siedewasserreaktoren vorgesehene Änderung der Sicherheitsbehälter, in denen der Sauerstoffwert zukünftig unter 4 % liegen sollte und zusätzlich Stickstoff eingeblasen werden soll, um eine Wasserstoffexplosion während einer Kernschmelze zu verhindern.[37] Diese Vorgaben wurden bis 1988 im Kernkraftwerk Krümmel umgesetzt.[38]

Über die Jahre 1986 und 1987 lief das Kernkraftwerk Krümmel störungsfrei.[38] Nachdem die vierjährige Betriebsgenehmigung 1988 auslief, erteilte auf Basis der Feststellung, dass die Genehmigungsvoraussetzungen nach §7 Abs. 2 des Atomgesetzes uneingeschränkt erfüllt sind, die Sozialministerin des Landes Schleswig-Holstein, Ursula Gräfin, mit Zustimmung des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Klaus Töpfer, am 11. April 1988 die Dauerbetriebsgenehmigung für das Kernkraftwerk Krümmel.[39] Die Erteilung dieser Genehmigung erfolgte mit Sofortvollzug.[38] Im Juni 1989 kam es beim regulären Brennelementwechsel zu einem Zwischenfall, als ein Brennelement aus der Lademaschine in das Abklingbecken fiel. Aufgrund der geringen Höhe kam es aber nur zu einem geringen Schaden.[40] Der Brennelementwechsel verlängerte sich dadurch auf 62 Tage. Nach dem erneuten Anfahren kam es noch im gleichen Jahr zu einer Reaktorschnellabschaltung aufgrund einer Störung in der Abgasanlage, allerdings konnte der Block kurze Zeit darauf wieder ans Netz gehen. Am 23. Juli 1990 wurde ein Kühlwasserleck in einem Zwischenkühlkreislauf (Nach KKS VH-System), der zur Kühlung von Motoren, Pumpen und dem Ölkühlkreislauf dient, insbesondere zur Kühlung der Hauptkühlwasserpumpen, entdeckt, woraufhin der Block zur Reparatur vom Netz genommen werden musste, da ein Leistungsbetrieb des Kernkraftwerks ohne diese Pumpen nicht möglich ist. Von den 180 Kubikmeter Wasser, die sich in dem Kreislauf befanden, sind rund 150 Kubikmeter ausgelaufen, die ins Erdreich sicherten. Normalerweise gibt der Kreislauf die Wärme an ein sekundäres Kühlwassersystem isoliert ab. Der Vorfall wurde an das Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein weitergeleitet, die diesen Vorfall der Meldestufe S zuordnete. Das Wasser des Kreislaufs wurde analysiert und bis auf eine geringe Belastung mit Tritium keine weiteren radioaktiven Substanzen in diesem festgestellt.[41] Aufgrund des Vorfalls initiierte die Staatsanwaltschaft Lübeck noch im gleichen Monat eine juristische Vorprüfung, ob womöglich ein Tatbestand der schweren Umweltgefährdung bestehe oder eine strafbare Freisetzung ionisierender Strahlen.[42] Die Herkunft des Tritiums war der Generatorkühlkreislauf, der ein kleines Leck zu dem Zwischenkühlkreislauf aufwies und in der Woche rund 2 Liter an mit Tritium belastetes Wasser an das Zwischenkühlsystem verlor. Die Belastung des Generatorkühlwassers mit Tritium wird bewusst vorgenommen, da sich so kleinere Leckagen am Generator schneller entdecken lassen. Die Tritiumaktivität die in das Erdreich ausgetreten war lag bei 1300 Becquerel pro Liter und stellt damit keine gsundheitliche Gefährdung der Anwohner dar, oder für das Trinkwasser der Umgebung. Die Aktivität des Wassers liegt unter der Tritiumaktivität des natürlichen Elbwassers. Am 27. Juli konnte der Block wieder ans Netz gehen.[41]

1990er

Über das Jahr 1990 wurde das Kernkraftwerk vornehmlich in der Lastfolge gefahren.[43] Im Jahr 1991 kam es zu zwei Zwischenfällen am Werk, die zur Abschaltung führten. Am 17. Januar 1991 kam es aufgrund eines Fehlers zum fehlerhaften Ansprechens eines Lastsprungrelais. Dies führte zum Schließen von zwei Tubinenschnellschlussventilen, was zu hohen Mengenströmen in den beiden Dampfleitungen führte. Aufgrund der Mengenströme gab die Aufsichtsbehörde die Anweisung, einen Nachweis über das Ereignis- und Belastungsspektrum zu erbringen, weshalb die Anlage bis zum Erbringen dieses Nachweises nur mit einer Leistung von 96 % fahren durfte; abgeriegelt durch die beiden Schnellschlussventile, die beide halbgeöffnet für die Nachweiserbringung blieben. Eine weitere Betriebsunterbrechung erfolgte 1991 durch eine wiederkehrende Prüfung, bei der es zum Druckabfall in der Steuerluftversorgung für das Schnellabschaltsystem kam, woraufhin sich der Block schnellabschaltete.[44]

Über das Jahr 1993 fuhr der Block vornehmlich unter Volllast und sehr selten im Lastfolge- und Netzkennlinienregelbetrieb. Allerdings wurden während der jährlichen Revision im August 1993 bei einer routinemäßigen Prüfung Unregelmäßigkeiten an Schweißnähten an Rohrleitungen aus austenitischem und ferritischem Stahl festgestellt, weshalb die Revision für weitere Gutachten verlängert werden musste. Neben zerstörungsfreien Prüfungen der Nähte wurden internationale Experten in das Kernkraftwerk berufen um diese nachzubewerten. Wegen dieser Befunde wurde die Anlage bis Jahresende 1993 nicht wieder ans Netz genommen. Im Rahmen dieser Revision wurde der Kern optimiert und der Betriebszyklus von 12 Monate auf 15 Monate verlängert durch die Änderung der Kernkonfiguration. Infolge des langen Stillstandes gab es seitens der Mitarbeiter des Kernkraftwerks Krümmel im Juni 1994 entsprechende Proteste gegen die von der SPD geführte Regierung des Landes Schleswig-Holstein. Die dadurch entstandene „Mitarbeiterinitiative Kernkraftwerk Krümmel“ machte öffentlich den Unmut über die Regierung klar indem Flugblätter mit dem Titel „Die SPD vernichtet Arbeitsplätze! Wir wehren uns!“ verteilte. In diesem Schreiben wird über die Blockierung des Wiederanfahrens durch die SPD-geführten Aufsichtsbehörde des Landes Schleswig-Holstein aufgeklärt. Darin hies es, dass die Aufsichtsbehörde notwendige Reparaturen an den Kernkraftwerken verhindere und so bereits bis zu diesem Zeitpunkt Kosten aufgrund des Stillstandes in Höhe von 250 Millionen DM entstanden seien, die allerdings zusätzlich die Stillstandskosten des Kernkraftwerks Brunsbüttel enthalten, das bereits seit August 1992 aufgrund verschleppter Genehmigungen der Aufsichtsbehörde stillstand. Die Krümmel-Belegschaft warnte davor, dass diese Kosten auf den Strompreis umgelegt werden müssen und den Industrien und Privatkunden sehr viel Geld kosten und insbesondere stromintensive Unternehmen gefährden. Betroffen davon waren hauptsächlich die Räume Dithmarschen, Steinburg, Geesthacht und Lauenburg. Sie machte weiter klar, dass Sicherheit für die Belegschaft immer das oberste Gebot war, die allerdings seitens der SPD blockiert wurde, weshalb die Belegschaft die Partei aufforderte eine verantwortungsvolle Energiepolitik zu machen, und keinen Alleingang der SPD auf den Rücken der Bürger des Landes Schleswig-Holstein. Am 25. Mai 1994 reisten rund 250 Mitarbeiter des Kernkraftwerks Krümmel und Brunsbüttel nach Kiel um der Ministerpräsidenten Heide Simonis als Symbol des links-ideologischen Beamtentums den sprechenden Blechmann Calus-Gustav zu überreichen, dessen Annahme sie allerdings verweigerte. Zusammen mit dem Energieminister Claus Möller empfing sie allerdings eine Abordnung der Initiative zu einem einstündigen Gespräch. Nach Angaben der Arbeiter aus dem Kernkraftwerk Brunsbüttel, gab es zwischen der Belegschaft, dem Minister und der Ministerpräsidenten keine Annährung in der Sache. Am 28. September 1994 ging die Anlage wieder ans Netz.[45]

Der Hintergrund, warum der Stillstand so lange dauerte, ist in den Baujahren des Werkes zu suchen. Für die Prüfung der Schweißnähte wurde die Firma Aweco beauftragt, die mit Röntgenprüfer die Schweißnähte an den Rohrleitungen prüften. Allerdings gab es unter den Arbeitern laut Angabe eines ehemaligen Mitarbeiters diverse Verwirrungen, da Pläne über Nacht geändert wurden, aufgrund der komplizierten Rohrführung oftmals falsche Systeme geprüft wurden und diverse Änderungen der Pläne Nachprüfungen erforderten. Das andere Problem war, dass zu wenige Prüfer vorhanden waren, sodass diese nicht zu zweit arbeiten konnten, sonder alleine die Prüfungen vornahmen und Personal fehlte. So kam es, dass bereits ein 18 Jahre alter Facharbeiter, der kurz zuvor mit der Ausbildung zum Mechaniker abgeschlossen hatte, jeweils zweieinhalb Stunden täglich über vier Monate für diese Prüfungsmethode angelernt wurde. Aufgrund der Anforderungen des Technischen Überwachungsvereins war es allerdings möglich, dass geprüfte Schweißnähte falsch deklariert wurden und die eigentliche Schweißnaht, die geprüft hätte werden müssen, nicht geprüft wurde.[46]

Am 29. August 1996 strahlte das linkslastige TV-Magazin Monitor einen Bericht zum Kernkraftwerk Krümmel aus in dem es behauptete, dass es Montagemängel bei der Installation des Reaktordruckbehälters gab. Aufgrund fehlender Passgenauigkeit sollen die Einzelteile des Druckbehälters mit Hydraulikpressen in die richtige Form gebracht worden sein und unter dieser Spannung anschließend verschweißt. Mit der Betriebsgenehmigung 1988 seitens der CDU-Landesregierung wurde dieses Vorgehen akzeptiert, allerdings steht der Reaktordruckbehälter deshalb unter besonderer Prüfaufsicht. Diese Prüfungen wurden 1994 zusätzlich verschärft. Ein Urteil des Oberverwaltungsgericht bescheinigte dem Behälter allerdings die volle Funktionalität, weshalb Zweifel an der Festigkeit dessen nicht bestanden. Der Bericht führte dazu, dass Umweltaktivisten gegen die Siemens AG, sowie die Kraftwerk Union AG Strafanzeige stellte, auf Verdacht eines Verstoßes gegen das Atomgesetz und die Strahlenschutzverordnung beim Bau der Anlage.[47] Auf dieser Basis und der führenden Komponenten beträgt die Standzeit für den sicheren Betrieb der Anlage nur etwa 64 Jahre, während andere deutsche Kernkraftwerke eine höhere Standzeit aufweisen.[48]

Über das Jahr 1999 fuhr die Anlage vornehmlich unter Volllast, außer zwischen dem 16. und 17. Oktober aufgrund des Austauschs eines Antriebsmotors an einer Zwangsumlaufpumpe, sowie am dem 1. November aufgrund des eingeleiteten Streckbetriebs mit kontinuierlicher Lastabsenkung. Eine Revision fand nicht statt, da der Block erst im Dezember 1998 wieder ans Netz ging.[49] Für den Jahrhundertwechsel 1999/2000 gab es seitens der zuständigen Landesbehörde die Anordnung die Reaktorsysteme auf ihre Tauglichkeit für den Wechsel zu prüfen. Bei der Simulation der Umstellung fiel der Überwachungsrechner für den Reaktorkern aus, und der Rechner für die Überwachung der Abgaswerte lieferte falsche Angaben, woraufhin beide Rechner gegen neue ausgetauscht wurden.[50]

2000er

Am 18. März 2000 ging der Block für die jährliche Revision und den 14. Brennelementewechsel vom Netz. Innerhalb der Revision wurden neben dem Wechsel von 172 Brennelementen gegen 164 Neue und 8 Rückladeelemente unter anderem 9 Steuerstäbe ausgetauscht sowie eine Dichtheitsprüfung an den Brennelementen vorgenommen. Außerdem wurden 50 % der Schweißnähte am Reaktordruckbehälter geprüft mit einem neuartigen Robotor von Siemens, der mit einem Ultraschallprüfgerät ausgestattet ist. Am 21. April ging der Block wieder ans Netz. Aufgrund der heißen Sommertage und der hohen Wassertemperatur der Elbe musste zwischen dem 21. Juni und 22. Juni der Block leicht abgefahren werden, dass die Wassertemperatur von 30 °C beim Wiedereinleiten des Kühlwassers nicht überschritten wird.[51] Am 11. Januar 2001 kam es aufgrund eines fehlerhaften Öffnens eines Umleitstellventils zu einer Reaktorschnellabschaltung. Am 13. Januar konnte der Block erst wieder ans Netz. Am 1. März wurde mit dem Streckbetrieb mit kontinuierlicher Lastreduzierung bis auf 90 % begonnen, die am 30. März abgeschlossen wurde, da am 31. März der Block für die Revision abgeschaltet wurde.[52] Am 6. April 2001 kam es zu einem Zwischenfall als beim Entladevorgangs des Reaktorkerns. Beim Entfernen eines Brennelements aus dem Kern verhakte sich ein danebenliegendes Brennelement an dem zu entfernenden Brennelement, sodass es ebenfalls aus dem Kern gezogen wurde und zirka 80 Zentimeter über dem unteren Kerngitter wieder zurück fiel. Das Brennelement landete dabei schief, wobei keiner der Brennelementhüllrohre beschädigt wurde. Grund für das Herausziehen von zwei Brennelementen war, dass einer der Sicherheitseinrichtungen der Lademaschine, die für die Überlastgrenzwerte verantwortlich war, zu diesem Zeitpunkt nicht betriebsbereit war, sowie der Arbeiter die Maschine vor dem Ladevorgang nicht auf seine Funktion geprüft hatte.[53] Das Ereignis führte dazu dass die Revision um drei Wochen verlängert werden musste, weil das Laden der 160 frischen Brennelemente für die Ermittlungen ausgesetzt wurde. Aus dem Kern wurden alle Brennelemente entladen um eine Speisewasserleitung auszutauschen. Im Maschinenhaus hatte man abseits davon einen Schweißnahtbefund festgestellt, weshalb sich die Revision um weitere zwei Wochen verlängerte, sowie aufgrund einer fehlenden zerstörungsfreien Prüfung an einer der vier Sicherheitsbehälterdurchführungen. Weitere Maßnahmen in der Revision waren Druckprüfungen am Speidewasserbehälter, den beiden Dampfüberhitzern, den Kondensatkühlern und den Hochdruckvorwärmern. Reaktorspezifisch wurden zusätzlich 2 Kilometer Neutronenflussmessleitungen ausgetauscht und der Steuerstabfahrrechner ausgetauscht. Am 28. Juni wurde der Block wieder angefahren und am 29. Juni wieder mit dem Netz synchronisiert.[52]

Aufgrund der hohen Wassertemperaturen der Elbe im Sommer 2001 musste der Block zwischen dem 5. und 8. Juli, sowie dem 27. und 31. Juli auf 90 % der Nennleistung abgefahren werden.[52] Am 19. April 2002 kam es im Primärkreislauf zu einem Anstieg der Radioaktivitätswerte, sodass das Kernkraftwerk vom Netz gehen musste und die Ursache, defekte Hüllrohre an einem Brennelement, durch ein Tausch des betroffenen Brennelements beheben musste. Eigentlich sollte bei der nächsten Revision im August mehrere Brennelemente für eine Inspektion entladen werden, die ebenfalls Leckageerscheinungen zeigten. Aufgrund der zu stark gestiegenen Aktivitätswerte des Primärkühlwassers entschied man sich dann trotzdem dafür, den Tausch mit diesem Stillstand vorzuziehen.[54] Dieses Problem wiederholte sich am 9.nbsp;Mai, weshalb der Block abgefahren wurde und nach Prüfung der Brennelemente an zwei Elementen eine Leckage festgestellt wurde. Am 17. Mai konnte der Block wieder ans Netz.[55] Am 21. Juni 2002 musste der Block für eine kurze Zeit von 12 Stunden vom Netz aufgrund einer Dicktungsleckage an einer Entwässerungsleitung mit 25 Millimeter Durchmesser im Sicherheitsbehälter. Die Dichtung an dieser Leitung konnte nur bei drucklosem Reaktor ausgewechselt werden. Es bestand zwar keine Meldepflicht, die Behörden wurden aber dennoch informiert. Am 2. August ging die Anlage in die jährliche Revision für eine anvisierte Zeit von drei Wochen, bei der 152 Brennelemente getauscht wurden. Aufgrund der Radiolysegasreaktion im Kernkraftwerk Brunsbüttel am 14. Dezember 2001 musste der Anlagenstillstand verlängert werden, da eine Übertragbarkeitsprüfung für das Kernkraftwerk Krümmel durchgeführt werden musste, sowie eine erforderliche Schadensvorsorge aus der vorausgegangenen konzeptionellen Betrachtung von unzulässigen Radiolysegasansammlungen. Während der Revisionsverlängerungen wurden aufgrund der Erkenntnisse zusätzliche Änderungen an der Anlage vorgenommen, so unter anderem betriebliche Messdatenerfassungen installiert und eine Regelung getroffen, die bei Erkennung von Radiolysegasansammlungen umgesetzt werden sollen. Am 2. Oktober ging der Block wieder ans Netz.[55][56] Am 8. Oktober fand eine Antragskonferenz statt, in der der Einsatz von MOX-Brennelementen im Kernkraftwerk Krümmel mit den Anwohnern, Behörden und Verbänden besprochen werden sollte im Rahmen einer anstehenden Umweltverträglichkeitsprüfung für den Einsatz dieses Brennstoffs. Das Kernkraftwerk Krümmel hatte zu Beginn des Jahres 2002 einen entsprechenden Antrag auf Einsatz des MOX-Brennstoffs gestellt. Energiestaatssekretär Voigt legte besonders viel Wert auf eine Beteiligung der Öffentlichkeit der der Umweltverträglichkeitsprüfung um Transparenz zu wahren und um die Prüfung umfassend durchzuführen. Der Erörterungstermin zur Prüfung sollte Mitte 2003 stattfinden.[56]

Am 6. September 2003 ging der Block für die jährliche Revision und den 17. Brennelementwechsel vom Netz. 132 der 840 Brennelemente im Kern wurden gegen frische getauscht. Während der Revision führte man mehr wiederkehrende Prüfungen durch als üblich, sowie umfangreiche Maßnahmen um die Ansammlung von Radiolysegas zu verhindern. Als einer der großen Maßnahmen wurden Erneuerungen am Generator des Blocks vorgenommen. Zusätzlich forderte die Aufsichtsbehörde eine Inspektion der Deckeldusche am Druckbehälterdeckel an, bei der an einer Gewindesicherungsschweißnaht im Anschlussbereich des Sprühkopfes ein Riss festgestellt wurde. Der Sprühkopf musste deshalb abgetrennt und aus dem Reaktordeckel entfernt werden, dennoch genehmigte die Aufsichtsbehörde, das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz, für zwei Betriebszyklen den Betrieb des Blocks ohne die Deckeldusche, da dieses Bauteil die Sicherheit nicht beeinflusst. Nach der Prüfung dritter, das heißt von Ministerium hinzugezogener Sachprüfer, wurde das Wiederanfahren genehmigt und der Block am 3. Oktober 2003 wieder angefahren. Am 5. Oktober wurde allerdings eine Tropfleckage an der Füllstandsmessleitung des Speisewasserbehälters entdeckt, weshalb die Anlage wieder abgefahren werden musste, und der Speisewasserbehälter mit einem Volumen von 600 Kubikmeter vollständig geleert wurde. Da die Speisewasserleitung nicht mehr dem Stand der Technik entsprach, wurde die gesamte Leitung durch eine größere mit einem Nenndurchmesser von 50 Millimeter ausgetauscht, sowie zusätzliche Temperaturmessstellen installiert.[57] Erst am 15. Oktober ging der Block wieder ans Netz und fuhr am 18. Oktober wieder unter Volllast.[58]

Am 28. August 2004 ging der Block für den 18. Brennelementwechsel vom Netz. Ursprünglich sah man vor, nach 21,5 Tagen wieder am Netz zu sein, allerdings kam es zu einer ungeplanten Revisionsverlängerung, nachdem unter anderem eine Leckage an der Entwässerrungsringleitung im Sicherheitsbehälter auftrat, und an einem Notstromdiesel eine gebrochene Stößelstange entdeckt wurde, woraufhin alle Stangen am Dieselgenerator ersetzt wurden, sowie die fehlerbehafteten Stangen an den anderen Notstromdieselgeneratoren. Ebenso Grund für die Revisionsverlängerung war das Instandsetzen einer Speisewasser-Rückschlagarmatur, die nicht richtig schloss, sowie eine Änderung der Umschaltung auf die Langzeitumschaltung. Bei einem Versuchslauf kam es aufgrund der hohen Lasten für die 660 Volt-Verbraucher zu einem Ausfall des Notstromtrafos, weshalb man sich entschloss ein Wiederzuschaltprogramm für die Umschaltung einzurichten, womit nicht alle Lasten gleichzeitig auf den Transformator geschaltet werden. Nach Abschluss der Revision wurde der Block am 6. Oktober wieder angefahren.[59] Über das Jahr 2005 hinweg fuhr der Block vornehmlich unter Volllast, die nur unterbrochen wurde durch eine Reaktorschnellabschaltung am 16. März aufgrund der fehlerhaften Anregung des Signals Kondensationskammer-Füllstand tief während einer wiederkehrenden Prüfung, sowie aufgrund hoher Elbwassertemperaturen im Sommer, weshalb der Block zwischen dem 13. bis 16. Juli geringfügig abgefahren wurde. Am 6. August ging der Block für die Revision mit dem 19. Brennelementwechsel vom Netz, bei dem alle Brennelemente wegen einer Druckprobe des Reaktordruckbehälters mit einem Druck von 113 bar ausgeladen wurden. Am 16. September ging der Block in die Revisionsverlängerung, da man die Mantelbleche und Rohrstücke im Niederdruckvorwärmer aufgrund von Wanddickenschwächungen tauschte, eine Inspektion der Frischdampf-Isolationsventile durchführte, sowie Rohrstutzen und Impulsleitungen an den Frischdampfleitungen wechselte aufgrund des Anrisses eines Impulsstutzens während der Druckprobe des Reaktordruckbehälters. Am 3. Oktober ging der Block wieder ans Netz.[60] Über das Jahr 2006 fuhr der Block, wie bereits im Vorjahr, vornehmlich unter Volllast, die nur durch das Abfahren im Juli zur Einhaltung der Elbwassertemperatur auf 720 MW für einen unterschiedlichen Zeitraum von viereinhalb bis 24 Stunden, sowie durch den 20. Brennelementewechsel unterbrochen wurde. Am 5. August wurde dazu die Anlage abgefahren. Während der Revision wurde begonnen den Kern von SVEA 96-Brennelementen auf ATRIUM XP-Brennelementen umzustellen mit den ersten Einsatz von 20 ATRIUM XP-Brennelementen. Ebenso konnte die Deckeldusche im Reaktordruckbehälterdeckel wieder installiert werden, das bei der Revision 2003 ausgebaut wurde. Die größte Arbeit war jedoch im Maschinenhaus in Arbeit, in dem die drei Niederdruckläufer des Turbosatzes gegen neue getauscht wurden und damit die Leistung von 1316 MW auf 1402 MW angehoben werden konnte, womit Krümmel wieder nach Gundremmingen B und C der größte Siedewasserreaktor der Welt war. Der Wirkungsgrad betrug damit brutto 38 % und netto 36,5 %. Aufgrund von Befunden bei zerstörungsfreien Prüfungen musste die Revision um 8 Tage verlängert werden, sodass der Block erst am 7. September wieder ans Netz ging.[61] Zu Beginn des Jahres 2007 fuhr der Block vornehmlich unter Volllast. Zwischen dem 10. und 18. März ging der Block für einen Kurzstillstand vom Netz, nachdem im Dezember 2006 eine Leckage an einem Brennelement festgestellt wurde und ab Februar 2007 die Konzentration an Neptunium-239 im Speisewasser zunahm. Zwischen dem 9. und 15. Juni musste der Block zur Einhaltung der Elbwassertemperaturen abfahren.[62]

Schaltzustand der Blockanlage im Leistungszustand
Schaltzustand der Blockanlage nach Störungseintritt

Am 28. Juni 2007 um kam es zu einem Zwischenfall am Kernkraftwerk Krümmel, sowie ein ähnlicher Zwischenfall zuvor im Kernkraftwerk Brunsbüttel, der die folgenden Jahre der Anlage stark prägten und starke Kritik hervorriefen. Eine Ursache hierfür war unter anderem ein Zwischenfall im schwedischen Kernkraftwerk Forsmark im vorherigen Jahr, bei dem es aufgrund eines Blitzschlages zu einem Kurzschluss kam und für die Notstromversorgung nur zwei von vier Dieselgeneratoren anliefen aufgrund eines Fehlers mit gleicher Ursache. Um 13:10 Uhr kam es im Umspannwerk des Kernkraftwerks Brunsbüttel zu einem Kurzschluss, woraufhin sich der Block vom Netz trennte und sich abschaltete. Keine zwei Stunden später um 15:02 Uhr kam es zu einem Kurzschluss im Transformator des Kernkraftwerks Krümmel, woraufhin sich der Block vom Netz trennte und abschaltete. Die Abschaltung führte zu Stromausfällen in Hamburg, bei denen 750 Ampeln ausfielen und die U-Bahn ebenfalls kurze Zeit ohne Spannungsversorgung war.[63] Aufgrund eines zunächst unklaren Ablaufs kam es dazu, dass der Transformator Feuer fing, woraufhin um 15:09 Uhr die Werksfeuerwehr zusammen mit der Feuerwehr Geesthacht mit rund 100 Feuerwehrleuten den Brand bis 17:00 Uhr löschten.[64] Aufgrund von einzelnen Brandherden und der starken Hitzeentwicklung, konnte man am nächsten Tag noch keine Untersuchungen am Transformator vornehmen. In einer ersten Vermutung ging man davon aus, dass es einen Zusammenhang darin gebe, dass die Netztrennung von Brunsbüttel dazu geführt habe, dass es zwei Stunden später zu den Problemen in Krümmel kam.[65] Diese Annahme wurde vom Betreiber Vattenfall aufgestellt. Gutachter des Sozialministeriums bestritten jedoch etwaige Zusammenhänge.[66]

Der eigentliche Ablauf der Störung aus technischer Sicht verlief wie folgt: Der Reaktor fuhr mit einer Leistung von 3690 MWth bei einem Druck von 69,7 bar und einer erzeugten Frischdampfmenge von 1980 kg/s bei einem Kühlmitteldurchsatz von 103 %. Die Generatorleistung betrug 1380 MWel. Um 15:02:18 Uhr kam es zu einer Anregung der Differenzstromüberwachung am Maschinentransformator AT01 wodurch ein Kurzschluss registriert wurde und in der Folge der Leistungsschalter AC01 und der Generatorschalter AQ02 öffnete - der Block wird vom Netz getrennt, womit der Erregerstrom des Generatorläufers abgeschaltet wird und die Turbinenschnellabschaltung ausgelöst wird. Die Eigenbedarfsversorgung schaltete in der Folge vom Eigenbedarfstransformator BT01 für die Blockschienen 3BC und 4BD auf die Langzeitumschaltung des Eigenbedarfstrafos BT11 um. Dadurch konnte der Leistungsschalter AC02 durch Anregen des Distanzschutzes öffnen. Für eine Sekunde kam es deshalb zu einer Unterspannung auf den Blockschienen 2BB und 3BC, weshalb die Reaktorschnellabschaltung ausgelöst wurde. Seit Beginn der Störung waren bis zu diesem Zeitpunkt 1,72 Sekunden vergangen. Kurz darauf folgte die Umschaltung der Blockschienen 2BB und 3BC auf die Langzeitumschaltung, sodass die Reaktorspeisewasserpumpe 1 und 2 abgeschaltet wurden. Nach Abschluss des Umschaltvorgangs wurde die Speisewasserpumpe 2 durch das Wiederzuschaltprogramm der Blockschienen aktiviert und wurde nach vier Sekunden auf eine Förderleistung von 0 % reduziert, da ab diesem Zeitpunkt nur noch eine Speisewasserpumpe für den Betrieb nötig war. Dass die Reaktorspeisewasserpumpe 1 nicht wieder angefahren war lag daran, dass die Unterspannung in der Spannungsversorgung der Pumpe länger als 0,7 Sekunden dauerte und daher kein Signal gebildet werden konnte zum Wiederanfahren.[67] Bei dem genannten System handelt es sich um eine Eigenzusammenstellung des Kernkraftwerks Krümmel, das 2004 nach einem fehlgeschlagenen Umschaltversuch auf die Langzeitversorgung eingeführt worden war.[59] Der Reaktorfüllstand fiel langsam ab, sodass 9 Minuten und 19,02 Sekunden nach Beginn der Reaktorschnellabschaltung das Signal Füllstand RDB < 11,92 m auftrat. Nun wurden die Frischdampfventile geschlossen, womit die Hauptwärmesenke über die Umleitstation nicht mehr möglich war. Über ein anderes Ventil des Frischdampfsystems, das anschließend geöffnet wurde weil der Druck größer 74 bar war, war die Nachwärmeabfuhr gesichert. Aufgrund des niedrigen Füllstandes im Reaktor gewährleistete das Nachspeisesystem des Reaktors das Halten des Wasserpegels, wodurch der Druck sank. Bei einem Druck von 65 bar wurde daraufhin zur Druckentlastung zwei Druckablassventile für vier Minuten geöffnet, wodurch man den Druck auf 20 bar reduzieren konnte. Grund hierfür war die Anweisung des Schichtleiters die Anlage drucklos zu fahren. Die Anweisung wurde allerdings vom Reaktorfahrer falsch verstanden, da der Schichtleiter eine langsame Druckentlastung mit einem abwechselnden öffnen und schließen der Abblaseventile vorsah. Der Reaktorfahrer ließ den Druck in einem Zug ab. Da durch das Ablassen des Drucks ein Teil des Speisewassers verloren gegangen ist, sank der Wasserstand wieder auf 11,60 Meter, weshalb das Reaktorschutzsystem das autarkes Einspeisesystem initiierte, jedoch nur mit der kleinsten möglichen Förderkapazität. Die Bespeisung des Reaktors erfolgte nach Stabilisierung langfristig durch das Steuerstabspülwassersystem, sowie durch das Dichtungssperrwassersystem bei einem stabilisierten Reaktorwasserfüllstand von 13,80 Meter. Um 15:26:50,9 Uhr, also 24 Minuten und 31,78 Sekunden nach Beginn der Störung, war der Reaktor vollständig stabilisiert.[67]

Der vom Brand betroffene Maschinentrafo diente zum Transformieren der 27 kV Generatorspannung auf 380 kV Netzspannung. Die Scheinleistung des Blocktransformators liegt bei 740 Megavoltampere. Gebaut wurde der Transformator 1976, und weist ein Gewicht von 452 Tonnen auf. Zur Kühlung wurde chloridfreies Mineralöl des Typs „Shell Diala DX“ verwendet, wovon sich 70 Tonnen zum Zeitpunkt der Störung im Transformator befanden. Die Öltemperatur lag zwei Tage vor dem Kurzschluss bei 46 °C. Bereits kurz nach dem Kurzschluss lösten die Sicherheitsmechanismen des Transformators aus, so wurde die Löschanlage des Transformators durch Anregen der Brandmelder in der Trafoumhausung aktiviert. Um 15:05 Uhr wurde über Lautsprecher im Kernkraftwerk die interne Alarmierung ausgelöst und auf der Schaltwarte des Blocks die Werksfeuerwehr alarmiert, sowie über die Werksfeuer die öffentliche Feuerwehr über die Notrufnummer angefordert. Um 15:07 Uhr traf die Werksfeuerwehr ein und begann um 15:13 Uhr den Brand mit Löschschaum zu löschen. Um 15:13 Uhr kam die Feuerwehr Grünhof-Tesperhude mit Polizei und Rettungswagen am Haupttor des Kernkraftwerks an. Gegen 15:18 Uhr begann eine sehr starke Rauchentwicklung am Transformator. Um 15:23 Uhr kam die Feuerwehr Geesthacht am Standort an. Aufgrund der Rauchentwicklung wurde um 15:31 Uhr an das Lagezentrum in Kiel, sowie über die Polizei weitergegeben, dass die Einwohner von Grünhof die Fenster und Türen geschlossen halten sollten. Die Information wurde über den Rundfunk weitergeleitet. Der Leistungsschalter AC01 wurde um 15:37 Uhr geerdet, sodass man mit der Drehleiter zur Löschung des Transformator näher an die Brandnester herankam. Um 15:39 und 15:40 Uhr stießen zwei weitere Angriffstrupps mit Löschschaum zum Transformator vor. Gegen 17:00 Uhr konnte der Brand unter Kontrolle gebracht werden. Um 17:28 Uhr begann man erneut mit der Drehleiter weitere Löschvorgänge am Transformator vorzunehmen. Um 18:10 Uhr breitete sich das Feuer außerhalb des Transformators aus. Um 19:47 Uhr wurde erneut ein Löschangriff unternommen, sodass nach Eintreffen neues Schaummittel zum Löschen gegen 20:30 Uhr eingesetzt werden konnte. Um 21:20 konnten Atemschutzträger den Transformator genauer unter Augenschein nehmen. Gegen 22:00 Uhr wurden die Nachlöscharbeiten begonnen. Die Brände in der Trafoumhausung konnten gelöscht werden, jedoch war der Trafokessel selbst an mehreren Stellen aufgerissen und der Inhalt brannte weiter. Durch Injektion weiteres Löschschaumes konnte das Feuer niedergehalten werden und eine Rauchentwicklung unterbunden werden. Um 23:55 Uhr rückten die letzten Feuerwehren ab, sodass die Werksfeuerwehr übernehmen konnte. Am 29. Juli gegen 15:00 Uhr hatte der Transformator an der Oberfläche noch einen Temperatur von 800 °C, weshalb man weiterhin Schaum in den Kessel gab, wodurch sich die Temperatur auf 400 °C absank. Am 1. Juli um 8:00 Uhr wurde der Trafokessel geflutet, was um 12:30 Uhr geschah, sodass um 15:45 Uhr die Meldung gegeben werden konnte, dass das Feuer gelöscht ist und der Brandort für die Staatsanwaltschaft versiegelt werden konnte. Am 2. Juli erfolgte von 11:00 Uhr bis 13:35 Uhr die Ermittlung durch die Kriminalpolizei Ratzeburg.[68]

Vattenfall hatte ursprünglich erklärt, dass der Reaktor durch das Feuer nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, was das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz anders sah und einen Zusammenhang zwischen dem Ausfall der Pumpe und dem Feuer bestehe, sowie die Druckentlastung des Reaktordruckbehälters per Handeingriff.[69] Diese Annahme ist nicht korrekt, da die Ursache für den Ausfall, wie bereits oben dargelegt, auf die Umschaltung der Blockschienen 2BB und 3BC auf die Langzeitversorgung mit kurzem Ausfall der Spannungsversorgung von >0,7 Sekunden für insgesamt eine Sekunde zurückzuführen ist. Auswirkungen hatte das Feuer lediglich auf die Gebäudebelüftung. Zu Beginn der Störung war in ungleichen Abständen Brandgeruch wahrzunehmen, weshalb um 15:10 Uhr der Schichtleiter das Beschaffen der Atemschutzmasken für das Wartenpersonal veranlasste. Rauch drang nicht in die Schaltwarte ein.[67] Vattenfall plante den Block mit halber Leistung über den zweiten Maschinentrafo wieder anzufahren.[69] Dies verwarf der Konzern, nachdem sich ohne direkte Ursache aus der Störung ein Politikum entwickelte. Nachdem bei einer Kontrolle von 630 Dübeln an 14 Dübeln eine fehlerhafte Installation vermutet wurde, sowie zwei Dübel der gemäßen Verwendung möglicherweise nicht entsprechen, schaltete sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein und kritisierte die Vorgehensweise beim Umgang mit Sicherheitsbestimmungen seitens Vattenfall. Ebenfalls, ohne definitive Begründung, drohte die Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) mit dem Entzug der Betriebsgenehmigung. Klaus Rauscher von Vattenfall gab selbst an, dass er die Mitarbeiter nicht vorverurteilen will, behauptete allerdings, dass die Abschaltung eine Überreaktion des Betriebspersonals gewesen sei aufgrund des Verständigungsproblems zwischen dem Schichtleiter und dem Reaktorfahrer.[70] Die Abschaltung der Anlage geschah allerdings de facto durch die unumgängliche Netztrennung aufgrund des Kurzschlusses im Transformator und der darauf folgenden, durch das System selbst initiierten Ereignisse.[67] Eine Befragung der Mitarbeiter sollte zu diesem Zeitpunkt noch folgen, da Gerüchten zufolge ein Gedränge auf der Schaltwarte stattgefunden habe, dessen Ursache nicht eindeutig geklärt gewesen sei.[71] Als Endbewertung für den Zwischenfall wurde seitens der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, der Aufsichtsbehörde in Schleswig-Holstein, als auch dem Bundesumweltministerium auf der internationalen Skala für nukleare und radiologische Ereignisse (INES) auf der Stufe 0 bewertet, was Ereignis ohne oder mit geringer sicherheitstechnischer Bedeutung bedeutet. Der TÜV bestätigte ebenfalls das ordnungsgemäße Funktionieren der Sicherheitssysteme. Sowohl die Abschaltung der Speisewasserpumpe, der Ausfall des Trafos und das Öffnen der Entlastungsventile seien Fehler ohne Auswirkungen auf die Sicherheit der Anlage gewesen. Der TÜV bestätigte dort noch einmal, dass der Brand keine Auswirkungen auf das Reaktorgebäude und den Reaktor gehabt hatte. In späteren Diskussionen seitens der Politik, insbesondere des Umweltministers Sigmar Gabriel (SPD) und der Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD), wurde diese eindeutige Feststellung nicht weiter berücksichtigt, wodurch Emotionen und Öko-Ideologie voll und ganz über die Technik und die Experten gestellt wurde. Die Ursache für die Auslösung der beiden Kurzschlüsse in Krümmel und Brunsbüttel konnte nicht festgestellt werden, weshalb man von einem Zufall ausgeht.[72]

Am 12. Juli wurde seitens Vattenfall eine zwei Millimeter große Leckage an einem Entlüftungsstutzen des Wasserdampf-Kreislaufs entdeckt, was zu erneuter Kritik seitens der Politik führte.[71] Tatsächlich führten die Vorwürfe gegen den Konzern Vattenfall dazu, dass das Unternehmen versuchte die Lizenz für die beiden Blöcke an dem Miteigentümer E.ON zu übertragen.[73] Am 16. Juli begann die Befragung der Kernkraftwerksmitarbeiter zu dem Vorfall der aufdeckte, dass es ein Kommunikationsproblem zwischen den Mitarbeitern gegeben hatte und der Krisenfall zu einer strukturellen Überlastung führte. Aufgrund der Informationspolitik von Vattenfall stellte der Konzern eine Summe von fünf Millionen Euro zur Verfügung, um den Zwischenfall von einer unabhängigen Kommission aufklären zu lassen.[74] Die Informationspolitik seitens Vattenfall und die Hysterie seitens der Medien führte dazu, dass die Ereignisse auf der Schaltwarte des Kernkraftwerks Krümmel überspitzt dargestellt wurden, da es einzig und allein nur ein Kommunikationsfehler in einem Fall zwischen dem Schichtleiter und dem Reaktorfahrer gab. Die Sicherheit des Reaktors war nach Aussage von Lars Göran Josefsson, nach den Zwischenfällen Deutschlandchef von Vattenfall, nie in Frage gestanden. Nach dem Wechsel des Managements waren etwaige Überlegungen, die Lizenz auf E.ON zu übertragen, zurückgezogen worden.[75] Mit dem Abklingen der politischen Diskussion, welche die politisch-medial gewünschte Ausstiegsstimmung förderte, fand das öffentliche Interesse um Krümmel ein vorübergehendes Ende. Sowohl Sigmar Gabriel hatte über seinen Sprecher ausrichten lassen, keine weitere Fragen zu Krümmel zu beantworten und die Sozialministerin Gitta Trauernicht war der Meinung, dass die Grünen, sowie Greenpeace den Überblick verloren hätten, da die Gefahr einer Kernschmelze nie bestand. Am 13. Juli sah sie das noch anders und erwähnte, dass es Verletzte nach dem Zwischenfall gab, darunter Atemprobleme bei Angestellten, sowie Schnittverletzungen. Während die Atemprobleme tatsächlich durch den Brand ausgelöst wurden, jedoch nach Umschalten der Lüftung vorgebeugt werden konnte, war die Schnittverletzung bei einem Schlosser aufgetreten, der sich viereinhalb Stunden vor Beginn der Störung bei Bohrarbeiten einen Schnitt am Finger zuzog und deshalb den Werkssanitäter aufsuchte, um sich ein Pflaster zu besorgen. Anschließend nahm er die Arbeit wieder auf. Am gleichen Tag zog sich ebenfalls ein Monteur einen Insektenstich zu, der ebenfalls im Verbandsbuch aufgezeichnet wurde.[72] Die Schnittverletzung stellt ein exemplarisches Fallbeispiel der Aufschaukelung des Ereignisses in der öffentlichen Diskussion dar, auch wenn es in keinem Zusammenhang stand.

Plakate von Kraftwerksgegner am Kraftwerkszaun

Da die Maßnahmen zur Beseitigung des Transformatorschadens längere Zeit in Anspruch nahmen, verzichtete man auf ein Wiederanfahren vor dem geplanten Revisionsbeginn am 4. August, sodass man parallel dazu den 21. Brennelementewechsel vornahm, der am 26. August abgeschlossen wurde. Am 28. August wurde der Stillstand zur Revision offiziell abgeschlossen. Parallel dazu wurde begonnen, den beschädigten Transformator gegen den in den 1980ern hergestellten Ersatztransformators des Kernkraftwerks Brunsbüttel zu tauschen.[62] Aufgrund der „Probleme“ mit den Dübeln verlängerte sich der Ausfall, weshalb im Oktober 2007 noch nicht klar war, ob man 2007 wieder ans Netz gehen würde. Der Ausfall von Krümmel kostete das Unternehmen pro Tag 800.000 Euro, sodass allein im dritten Quartal des Jahres 2007 zusammen mit dem Ausfall von Brunsbüttel für Vattenfall ein Verlust von 87 Millionen Euro entstand. Das andere Problem war, dass aufgrund der Vertrauenskrise Kunden von Vattenfall absprangen.[76] Über das Jahr 2008 blieb die Anlage weiterhin vom Netz, um die Auffälligkeiten an den Dübeln der Typen Fischer-Zykon und Liebig-Dübeln zu beheben. Weiter gab es Auffälligkeiten an austenitischen Armaturen und Stopfbuchsabsaugeleitungen. Parallel zu diesen Arbeiten wurden die Lehren und Maßnahmen, die aus der Störung 2007 gezogen wurden, voll umgesetzt.[77] Anfang 2009 kam seitens des Sozialministeriums die Anweisung, dass die Gespräche auf der Schaltwarte, ähnlich einer Blackbox im Flugzeug, aufgezeichnet werden und für 72 Stunden zwischengespeichert werden sollten. Vattenfall sprach sich gegen die Audioüberwachung aus, da die Realisierung dem Unternehmen überlassen wurde und es sich als relativ schwierig herausstellte, dies in der 120 Quadratmeter großen Schaltwarte umzusetzen. Die Situation sei nicht vergleichbar mit anderen Einsatzgebieten einer solchen Audioüberwachung, wie auf der Brücke eines Schiffes oder in einem Cockpit eines Flugzeuges. Die andere Seite war, dass es sehr schwer nachzuvollziehen sei, aufgrund der Menge an Personal und den komplexen Vorgängen, welcher Mitarbeiter was gesagt hatte. Das Sozialministerium ordnete unterdessen an, diese Überwachung auch in den Kernkraftwerken Brunsbüttel und Brokdorf zu realisieren.[78] Am 25. März 2009 reichte Vattenfall gegen die am 25. Februar erlassene Anordnung des Sozialministeriums, das System zu installieren, Klage beim Oberverwaltungsgericht Schleswig ein. Vattenfall gab an, das System zwar in die Anlage einzubauen, jedoch nicht in Betrieb zu nehmen. Grund seien Bedenken wegen der Auswertung und des Datenschutzes.[79]

Bis Juni 2009 wurden die letzten Befunde an den Armaturen und den Stopfbuchsabsaugeleitungen behoben, sodass am 19. Juni der Block wieder angefahren werden konnte. Am 21. Juni um 6:41 Uhr wurde der Generator wieder mit dem Stromnetz synchronisiert[80] und fuhr in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni wieder unter Volllast. Am 1. Juli kam es zu einem Ausfall der Turbine aufgrund eines Fehlers im Eigenbedarfstrafo. Das Kernkraftwerk wurde daraufhin vom Netz getrennt und noch am gleichen Tag wieder langsam angefahren, sodass um 19:15 Uhr der Block wieder ans Netz gehen konnte, jedoch nur mit der halben Leistung (700 MW). Am 2. Juli wurde der Auslöser der Störung an einem Ventil des Druckkompensatortanks des Transformators gefunden, der inkorrekt gestellt war. Am Freitag, dem 3. Juli, konnte der Transformator wieder in Betrieb gehen und die Leistung erhöht werden.[81] Am 4. Juli kam es um 12:02 Uhr zu einem Kurzschluss im Maschinentransformator AT02, der parallele Transformator des 2007 abgebrannten Maschinentransformator AT01, woraufhin der Block eine Schnellabschaltung vornahm und die Anlage in durcklosen Zustand gefahren wurde.[80] Die Störung ist identisch mit der von 2007, allerdings fing der Transformator kein Feuer. Der Transformator hatte zu diesem Zeitpunkt ein Alter von 33 Jahren. Da aus den Ermittlungen zur Fehlerursache des Kurzschlusses im Jahr 2007 keine Ursache hervorgegangen war, konnte auch die Ursache für den erneuten Kurzschluss im anderen Transformator nicht sofort klargestellt werden. Die Herstellerfirma und Sachverständige hatten Vattenfall jedoch bescheinigt, dass der Transformator uneingeschränkt nutzbar sei und keine Probleme vorlägen. Aus dem Trafo sei nach der Störung Öl ausgelaufen, der durch die Auffangwanne zurückgehalten werden konnte, ein Teil sei allerdings dennoch ins Erdreich versickert. Das Erdreich in diesem Bereich wurde abgetragen. Kritik kam hinzu, nachdem bekannt wurde, dass die Audioüberwachung auf der Schaltwarte nicht eingeschaltet gewesen war und es zu einer Erhöhung der radioaktiven Belastung des Reaktorspeisewassers kam, da eines der Brennelemente eine Leckage aufwies und diese bei der Schnellabschaltung beeinflusst wurde. Ebenfalls gab es am Reaktorwasser-Reinigungssystem Probleme mit der Kühlung. Erneut gab es starke öffentliche Kritik gegen die Informationspolitik des Betreibers, da die Erstmeldung der Störung nicht durch Vattenfall dem Sozialministerium übermittelt wurde, sondern über den Wachschutz des Kernkraftwerks, der die Meldung an die Polizei weitergab, die das Ministerium informierte.[79] Die Abschaltung führte dazu, dass 1500 Ampeln in Hamburg ausfielen sowie Wasserpumpen des Trinkwassernetzes, wodurch der Druck absank. Nach der Wiederinbetriebnahme der Pumpen kam es zu starken Druckstößen und dadurch zu Rohrbrüchen im Westen der Stadt.[82]

Am 9. Juli 2009 gab Vattenfall bekannt, dass man den Block erst im April oder Mai 2010 wieder anfahren wolle, da man sich entschieden habe, gleich zwei neue Maschinentransformatoren zu kaufen, um den anderen unbeschädigten Transformator mit zu ersetzen. Die neuen Maschinentransformatoren könnten aber frühstens im Frühjahr 2010 ankommen und installiert werden. Erste Ergebnisse der Störungsermittlung zeigten unterdessen, dass eine Überwachungseinrichtung für den zweiten Transformator nicht installiert wurde, die möglicherweise den Fehler hätte vermeiden können. Als Konsequenz trat Werksdirektor Hans-Dieter Lucht zurück und wurde durch Walther Stubbe ersetzt.[81] Ebenfalls bekannt wurde, dass man Metallteilchen, genauer Metallspäne von den Arbeiten an den austentischen Armauren, im Reaktorsystem gefunden habe, die für die Brennelementschäden verantwortlich gewesen sein könnten. Normalerweise wird das Reaktorsystem durchgespült, bevor die Anlage wieder in Betrieb geht. Aus Zeitgründen wurde darauf beim Wiederanfahren des Kernkraftwerks im Juni verzichtet. E.ON zeigte sich als Miteigentümer ebenfalls über Vattenfall enttäuscht und mahnte in einem Schreiben an, dass man über den Umgang mit Sicherheitsanforderungen im Kernkraftwerk Krümmel entsetzt sei. E.ON muss als Miteigentümer jeden Monat 20 Millionen Euro für den Stillstand zuzahlen. Innerhalb der Versorgungsunternehmen in Deutschland spekulierte man sogar darüber, dass Vattenfall zukünftig die atomrechtliche Genehmigung zum Betrieb von Kernkraftwerken verlieren könnte. Dass es zu solchen Regelverletzungen kommen konnte, lag auch daran, dass das Sozialministerium zwar die Änderungen mit Vattenfall absprach, allerdings nicht nachkontrollierte, ob die Änderungen auch umgesetzt wurden.[83]

2010er

Der Maschinentransformator AT01 beim Einbau in Krümmel, April 2010

Im Laufe des Jahres 2010 wurden die beiden Maschinentransformatoren AT01 und AT02 ersetzt sowie die Eigenbedarfstransformatoren BT01 und BT02. Neben diesen großen Transformatoren wurden zusätzlich die ölgekühlten Trafos der Eigenbedarfsversorgung und der Notstromversorgung gegen neue ersetzt.[84] Noch im März 2010 warnte CDU-Fraktionsvoristzender Christian von Boetticher den Betreiber Vattenfall davor, das Kernkraftwerk Krümmel wieder in Betrieb zu nehmen, und merkte an, dass ein weiterer Zwischenfall zu ernsten Folgen für den Konzern führen könne. Er wies deshalb darauf hin, dass man die Reststrommengen der Anlage lieber auf das E.ON-Kernkraftwerk in Brokdorf übertragen sollte. Dies sagte er im Rahmen der Verhandlungen der CDU für die angestrebte Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke.[85] Anfang 2011 konzentrierten sich die Arbeiten vornehmlich auf die Wiederinbetriebnahme des Blocks, und es wurde ein gemeinsamer Optimierungsprozess mit E.ON vereinbart.[86] Dazu gehörten auch im Februar 2011 zur Beschleunigung der Wiederinbetriebnahme Verhandlungen mit E.ON über die Übertragung des Anlagenbetriebs auf den beteiligten Konzern.[87]

Am 11. März 2011 änderten sich die Bedingungen völlig für das Kernkraftwerk, nachdem ein Tsunami in den folgenden Tagen zu den Reaktorunfällen im japanischen Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi führte und sich die Frage der Kernenergienutzung neu stellte.[86] Am 14. März veranlasste die Bundesregierung einen Sicherheitscheck für die deutschen Kernkraftwerke, damit auch für Krümmel. In einem Moratorium verfügte die Bundesregierung die weitere Laufzeitverlängerung auszusetzen und die sieben ältesten Kernkraftwerke, die vor 1980 in Betrieb genommen wurden, inklusive Krümmel, das noch abgeschaltet war, vom Netz zu nehmen oder zu lassen.[88][89] Befristet war das Moratorium auf drei Monate.[90] Als vorbeugende Maßnahme wurden noch im April 2011 sämtliche Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme des Blocks unterbrochen.[86] Am 27. Mai 2011 war sicher, dass die sieben ältesten Kernkraftwerke vom Netz bleiben und damit die Stilllegung vollzogen würden. Die Frage um den Verbleib von Krümmel war zu diesem Zeitpunkt noch nicht beschlossen.[91] Binnen fünf Tagen wurde diese Frage geklärt und beschlossen, das Kernkraftwerk Krümmel ebenfalls stillzulegen,[92][93] trotz Beantwortung des Fragenkataloges, der im Auftrag der Bundesregierung durch die Reaktorsicherheitskommission erstellt wurde und trotz positiver Bewertung der Ergebnisse der Sicherheitsbewertung des Kernkraftwerks Krümmel.[86] Der Vattenfall-Vorstand Øystein Løseth forderte eine faire Entscheidung zu der veranlassten Zwangsstilllegung der Anlage und des Kernkraftwerks Brunsbüttel, weshalb Vattenfall Europe eine Klage nicht ausschloss. Nach Øystein Løseth dürfe Krümmel rechtlich: „mit Blick auf die Reststrommengen zeitlich und mengenmäßig nicht schlechter als andere neuere Kernkraftwerke gestellt werden“.[94] Am 13. Juli 2011 billigte der Bundesrat den Atomausstieg und damit auch die Stilllegung von Krümmel.[95] Am 31. Juli wurde von Bundespräsident Christian Wulff das Gesetz zur 13. Änderung des Atomgesetzes unterzeichnet, womit das Ende per Gesetz festgeschrieben wurde.[96]

Stilllegung

Am 22. April 2002 trat das novellierte Atomgesetz in Kraft, in dem die rot-grüne Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder den geordneten Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie zur Energieerzeugung beschloss. Entsprechend des Reststrommengenprinzips erhielt das Kernkraftwerk Krümmel die Genehmigung, weitere 158,22 Terawattstunden an Elektrizität zu erzeugen. Fährt die Anlage mit reduzierter Leistung oder fällt sie aus, so verschiebt sich die Stilllegung entsprechend nach hinten, da es kein fixes Datum für den Vollzug der Stilllegung gab. Um eine Vorbeugung zu weiteren Fremdkörpereintrag im Primärsystem zu schaffen, wie die Metallspäne, wurde der Einbau von Fremdkörperfiltern in rund 350 Brennelemente vorgenommen und der Einbau von Siebeinsätzen in die Siebgehäuse der Speisewasserleitungen vorgenommen.[97] im Mai 2007 beantragte Vattenfall zunächst die Reststrommengenübertragung von 15 Terawattstunden auf das Kernkraftwerk Brunsbüttel, die Bundesumweltminister Sigmar Gabriel am 5. Mai 2009 ablehnte, woraufhin Vattenfall juristisch dagegen vorgehen wollte. Ende März 2010 zog Vattenfall den Antrag zurück, nachdem keine betriebswirtschaftlichen Vorteile mehr für das Unternehmen bestanden und klar war, dass man durch die Anlagenstillstände mit Krümmel und Brundbüttel über die nächste Bundestagswahl komme und so zur erhofften Laufzeitverlängerung.[98] In einer Studie aus dem geichen Jahr ging hervor, dass Krümmel bis mindestens 2030 noch am Netz bleiben könne und damit 14 Jahre länger als ehemals unter dem Ausstiegsparagraphen im Atomgesetz vereinbart.[99]

Zufahrt mit dem für die Sanierung eingerüsteten Reaktorgebäude

Mit Inkrafttreten des 13. Atomgesetzes wurde am 6. August 2011 die Zwangsstilllegung durch Entzug der Betriebsgenehmigung des Kernkraftwerks Krümmel vollzogen.[19] Am 31. Mai 2012 hatte Vattenfall die Bildung eines Schiedsgerichts am Internationalen Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten gebeten, womit eine anschließende Prüfung erfolgte. Dass man anschließend auch eine Klage einreichen würde, hielt Vattenfall offen, da man eine außergerichtliche Einigung mit der Bundesregierung erhoffte.[100] Über das Jahr 2012 wurde das Kraftwerksgebäude und der Fortluftkamin saniert. Über den weiteren Weg des Kernkraftwerks hatte Vattenfall zu diesem Zeitpunkt noch keine Entscheidung gefällt.[101] Dies war insbesondere der Landesregierung von Schleswig-Holstein ein Dorn im Auge, weshalb man eine Änderung des Atomgesetzes anregte, nach der Kernkraftwerksbetreiber nach Betriebseinstellung den Rückbau sofort beantragen müssten. Im Falle des Kernkraftwerks Krümmel gab es bis Oktober 2012 weder einen Antrag für den Rückbau, noch einen Zeitplan. Damit würde die andere Lösung, den sicheren Einschluss zu wählen, wegfallen.[102] Im März 2014 wurde seitens der Aufsichtsbehörde des Landes Schleswig-Holstein, das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, die Genehmigung erteilt, die vier Eigenbedarfstransformatoren des stillgelegten Kernkraftwerks durch einen einzelnen zu ersetzen. Die neuen, erst 2010 neu beschafften Transformatoren der Anlage, sollten an anderen Kraftwerksstandorten eingesetzt werden.[103]

Am 15. Oktober 2014 reichte Vattenfall eine Klage beim Schiedsgericht gegen die Bundesregierung ein und forderte Schadensersatz im Wert von 4,7 Milliarden Euro für die Stilllegung von Krümmel und Brunsbüttel.[104] Grund hierfür war seitens Vattenfalls nicht den Ausstieg aus der zivilen Nutzung der Kernenergie in Deutschland anzuzweifeln, sondern finanzielle Kompensation zu erhalten. Als Beispiel nannte der Konzern das schwedische Kernkraftwerk Barsebäck, das 1997 nach Regierungsentscheidung vom Netz gegangen war und nach Anfrage des deutschen Anteilseigners eine finanzielle Kompensation ausgezahlt wurde. Da die Bundesregierung dies allerdings bei Vattenfall nicht anbot, war es für den Konzern der einzige Weg die Klage einzureichen. In der Energiecharta der Europäischen Union ist zudem festgelegt, dass Unternehmen der Unterzeichnerländer als Handelspartner frei von politischen und finanziellen Risiken handeln können. Durch die Entscheidung der Bundesregierung und der Nichtkompensation hat die Bundesrepublik Deutschland gegen diese Klausel verstoßen. Vattenfall kündigte an, dass bei einem negativen Ausgang des Schiedsgerichts keine weiteren Investitionen im Ausland getätigt werden, wenn wenn die langfristigen und großen Investitionen nicht sicher wären.[105]

Im Dezember 2015 wurde Areva beauftragt den Primärkreislauf der Anlage für den Abbau zu dekontaminieren. Noch innerhalb des Jahres 2015 sollten die Arbeiten beginnen und in der ersten Hälfte des Jahres 2016 abgeschlossen werden. Dekontaminiert werden soll mit zwei Techniken, die das progressive Einleiten von Chemikalien in den Primärkreislauf erfordern. Anschließend werden die Chemikalien mit den gebundenen radioaktiven Partikeln durch einen Aktivkohlefilter aus dem Wasser wieder gebunden, sodass kein zusätzlicher Abfall entsteht.[106]

Standortdetails

Blick über das Kraftwerksgelände

Ursprünglich sah man vor, dass durch eine längere Verweildauer des Kühlwassers in den Kondensation durch langsameres Pumpen die Abwärmetemperatur über die Wintermonate erhöht werden kann, sodass die Elbe auf 20 bis über 25 Kilometer eisfrei bleiben könnte. Eine entsprechende theoretische Betrachtung wurde in eine Studie umgesetzt, aber nicht fortgeführt. Zusammen mit anderen Kraftwerken an der Elbe hätte man diese im Winter fast vollständig von Eis befreien können. Dies hätte allerdings zu Effizienzeinbußen an den Anlagen geführt.[107] Für das Kernkraftwerk Krümmel wurde auf Basis von Untersuchungen festgelegt, dass es die Wassertemperatur der Elbe nicht über 25 °C hinweg erwärmen darf. Dieser Wert wurde als kritische natürliche Grenze festgelegt, allerdings wurden diese Werte von der Elbe in den Sommermonaten während der Evaluierung nicht erreicht.[108]

Eigentümer und Betreiber

Als Eigentümer und Betreiber des Kernkraftwerks wurde 1972 die Kernkraftwerk Krümmel GmbH gegründet, die zu 50 % der Hamburgerische Electricitäts-Werke AG und der Nordwestdeutsche Kraftwerke AG gehörte.[8] Die Kernkraftwerk Krümmel GmbH wurde seitens der Hamburgerische Electricitäts-Werke AG als Betreiber des Kernkraftwerks geführt. Im Jahr 1985 ging die Nordwestdeutsche Kraftwerke AG im Mutterkonzern Preussen Elektra auf, womit der Mutterkonzern die Rolle des 50 %igen Eigentümers annahm. Im Jahr 2000 wurde aus diesem Konzern aufgrund der Fusion mit dem Bayernwerk die E.ON Energie AG, die nunmehr als halber Eigentümer auftrat.[109] Mit der Übernahme der Hamburgerische Electricitäts-Werke AG durch den schwedischen Versorger Vattenfall wurde der HEW-Anteil von 50 % Eigentum von Vattenfall, womit das Unternehmen neben dem Kraftwerkseigentum von 50 % auch nunmehr den Betrieb der Anlage übernahm. Plan war die Bildung der Vattenfall Europe AG.[110] Mit der Übernahme war die Vattenfall Europe AG über die Vattenfall Europa Nuclear Power GmbH der alleinvertretungsberechtigte Konzern der Kernkraftwerk Krümmel GmbH. Am 30. September 2003 wurde die Kernkraftwerk Krümmel GmbH in eine offene Handelsgesellschaft, die Kernkraftwerk Krümmel GmbH & Co. oHG, umgeformt.[57]

Technik

Das Kernkraftwerk Krümmel ist ausgestattet mit einem Siedewasserreaktor des Typs KWU-Baulinie '69, der bei einer thermischen Reaktorleistung von 3690 MW eine elektrische Bruttoleistung von 1402 MW erreichte, von denen 1346 MW in das Elektrizitätsnetz gespeist wurden.[19] Obwohl Krümmel weitestgehend der 800 bis 900 MW starken AEG-Baulinie '69 entspricht, unterscheidet sich die in Krümmel eingesetzte 1300 MW starke KWU-Baulinie '69 erheblich von den anderen Anlagen. Das Hoch- und Niederdruckkühlsytem, die einsträngigen Einspeise-, Nachspeise- und Kernflutsysteme, das viersträngige Nachkühlsystem und das Entlastungssystem mit 11 Entlastungsventilen, sind allesamt in Auslegung und Funktion identisch mit den AEG-Anlagen, allerdings besitzt das Kernkraftwerk Krümmel zusätzlich ein dreisträngiges Sicherheitsbehälter-Rückfördersystem, sowie ein zweisträngiges Reaktorgebäude-Rückfördersystem, das bei einem Leck im Bereich der Kondensationskammer das ausströmende Wasser in das Containment zurückpumpen sollte, falls es zu einem Platzen oder einer Leckage an den Kondensationskammern gekommen wäre. Eine weitere Modifikation befindet sich im Schnellabschaltsystem des Reaktors. Während bei den AEG-Anlagen nur ein Stickstoff- und ein Wassertank für alle Steuerstäbe vorhanden war, sind für alle einzelnen 205 Steuerstäbe in Krümmel jeweils ein Stickstoff- und ein Wassertank vorhanden. In der ursprünglichen Variante sollten nur sechs Tanks jeweils gleichmäßig für die Steuerstäbe aufgeteilt werden, allerdings gab es eine Diskussion um ein hypothetisches Bersten einer dieser im Volumen größeren Tanks. Ein Berstschutz wäre aufgrund des mangelnden Platz nicht positionierbar gewesen, weshalb man diese Lösung mit einzelnen Systeme pro Steuerstab einführen musste.[11]

Verfügbarkeit

Im Jahr 1984 durchbrachen die Kernkraftwerke Unterweser, Krümmel und Grafenrheinfeld als erste Kernkraftwerke weltweit die Erzeugungsmarke von 10.000 Gigawattstunden. Krümmel erreichte dabei Platz 2 der produktivsten Kernkraftwerke der Welt.[30] Durch den Brennelementwechsel im Jahr 1998 wurde der Block erst an Weihnachten, dem 24. Dezember 1998, wieder ans Netz genommen. Über den Jahreswechsel wurde der Block mit 65 % Leistung gefahren und fuhr ab den 5. Januar 1999 wieder unter Volllast.[111] Aufgrund des Brennstoffzykluses war es möglich, dass die Anlage das gesamt Jahr über ohne Stillstand durchfahren konnte. Vornehmlich lief die Anlage ab dem 5. Januar unter Volllast, bis auf eine Leistungsabsenkung zwischen dem 16. und 17. Oktober wegen dem Tausch eines Motors an der Zwangsumlaufpumpe YU80, sowie gegen Jahresende, als der Block ab dem 1. November in den Streckbetrieb ging. Die Anlage erreichte bei einer Zeitverfügbarkeit von 100 % eine Arbeitsverfügbarkeit von 99,4 %. Dabei erzeugte der Block 10.955.481 Megawattstunden Elektrizität, von denen 10.517.105 Megawattstunden netto in das Elektrizitätsnetz gespeist wurden. Damit erzielte im Jahr 1999 das Kernkraftwerk Krümmel sein bisher bestes Betriebsergebnis seit der Übergabe des Blocks.[49] Am 25. Juni 2006 um 13:16 Uhr durchbrach das Kernkraftwerk Krümmel die Erzeugungsmarke von 200 Terawattstunden und konnte im gleichen Jahr sein bisher bestes Betriebsergebnis fahren mit 11.593.451 MWh an erzeugter Elektrizität.[61] Trotz der guten Kennwerte war die Anlage in der gesamten Laufzeit von 25 Jahren bis 2009 rechnerisch vier Jahre nicht am Netz. Darin ist nicht berücksichtigt ob es sich um die turnusmäßigen Revisionen mit Brennelementewechsel oder ungeplante Stillstände handelt.[112]

Zwischenlager

Ende 1999 reichte das Kernkraftwerk Krümmel aufgrund der neuen politischen Lage und des Verbots von weiteren CASTOR-Transporten durch Deutschland zu den Wiederaufbereitungsanlagen, einen Antrag für ein Standortzwischenlager ein.[113] Am 19. Dezember 2003 wurde das Standortzwischenlager genehmigt für einen Einlagerungszeitraum von 40 Jahren.[114] Am 04. Februar 2004 wurde das Endlager seitens des Landrats des Landkreises Steinburg und der unteren Bauaufsichtsbehörde genehmigt, sodass am 29. März 2004 der Bau des Zwischenlagers begann. Nach dem Abschluss der Vorarbeiten wurden am 5. April 2004 die Pfahlgründungen seitens der Kernkraftwerk Krümmel GmbH gesteckt.[115] Im Jahr 2005 kam der Bau des Zwischenlagers in die öffentliche Kritik. Nach Prüfungen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit auf der Baustelle des Zwischenlagers, auf der zu diesem Zeitpunkt die polnische Firma Dzierzbud tätig war, wurde Lohndumping festgestellt. Nach offiziellen Angaben der Firma arbeiteten die Arbeiter zwischen 35 und 38 Stunden in der Woche für 8 Euro pro Stunde, was einen Monatslohn von 1200 Euro ergibt. Nach genauer Prüfung stellte man jedoch fest, dass die Arbeiter teilweise fast 60 Stunden auf der Baustelle verbrachte, womit auf Basis des Monatslohn nur noch ein Stundenlohn von 5 Euro gezahlt werden würde, was illegal war. Die Kernkraftwerk Krümmel GmbH distanzierte sich vom Lohndumping mit der Erklärung, dass es sich um einen Subauftragnehmer handele. Bei der Kontrolle wurden 45.000 Euro seitens der Fahnder in bar beschlagnahmt, der eigentlich als Lohn für die Arbeiter gedacht war.[116] Am 20. Juni 2003 wurde dem Kernkraftwerk Krümmel für den Übergang ein Interimslager genehmigt und am 20. Juni die Baugenehmigung erteilt, sodass mit dem Bau Anfang Mai 2004 hätte begonnen werden können. Ende Juni 2004 sollten die ersten Behälter im Interimslager eingelagert werden um im Abklingbecken genug Platz für den Brennelementwechsel zu haben.[58] Im Mai 2004 wurden die Betonumhausungen aufgestellt, sodass am 5. August nach der Kalterprobung der erste CASTOR-Behälter in das Interimslager eingelagert werden konnte. Aufgrund des Platzmangels im Kernkraftwerk musste einer der beiden beladenen CASTOR-Behälter im Maschinenhaus gelagert werden, während der andere im Reaktorgebäude verblieb. Bis zum Jahresende 2004 konnte parallel an der Baustelle des Zwischenlagers die Wand gezogen werden, sowie das Dach fertiggestellt werden, sodass im Juni 2006 der Bau hätte abgeschlossen werden können.[59]

Im Jahr 2005 wurden fünf weitere CASTOR-Behälter in das Interimslager überführt. Bis Dezember 2005 waren die Bauarbeiten am Standortzwischenlager weitestgehend abgeschlossen und lediglich die Außenanlagen um das Lager planiert und umzäunt.[60] Im Jahr 2006 wurde ein weiterer CASTOR-Behälter in das Interimslager transportiert. Am 12. Juli konnte das Zwischenlager baulich fertiggestellt werden, womit es dem Standort übergeben werden konnte. Die Einlagerung wurde am 13. November seitens der Aufsichtsbehörde genehmigt, sodass anschließend mit der Auflösung des Interimslager begonnen werden konnte und die sechs Behälter in die Halle eingelagert werden konnten.[61] Im Jahr 2007 wurden im April und Mai weitere vier Behälter in das Zwischenlager eingelagert.[62] Zwischen dem 14. Januar 2006 und dem 21. Februar wurden vier CASTOR-Behälter in das Zwischenlager gebracht. Neben den nun 14 eingelagerten und beladenen Behältern befanden sich weitere vier unbeladene Behälter im Jahr 2008 im Zwischenlager.[77] Zwischen dem 19. Januar 2009 und dem 10. Februar wurden weitere drei CASTOR-Behälter in das Zwischenlager eingelagert.[80] im Februar 2010 wurden zwei CASTOR-Behäler in das Zwischenlager eingelagert.[84]

Das Lager bietet Platz für 80 Transport- und Lagerbehälter des Typs CASTOR V/52. Jeder Behälter enthält eine Gesamtaktivität von 5,0 × 1019 Becquerel und gibt eine Wärmeleistung von 3,5 MW frei.

Leukämiecluster Elbmarsch

Hinweis: Wenn im Folgenden von „statistisch signifikant“ die Rede ist, ist damit ein 95-Prozent Konfidenzintervall gemeint. Aussagen die „statistisch insignifikant“ sind, liegen außerhalb des Vertrauensbereiches

Bereits Anfang der siebziger Jahre wurde behauptet, dass nach Betriebsaufnahme des Forschungsreaktors Geesthacht-1 25% der Neugeborenen als Missgeburten zur Welt gekommen seien. Der Chefarzt des städtischen Krankenhauses, Dr. Boyksen, wies daraufhin, dass diese Aussagen jeglicher Grundlage entbehren und frei erfunden sind.[117] Um 1990 wurde dann eine weitere Angstkampagne gestartet als gemeldet wurde, dass in der Samtgemeinde Elbmarsch 5 Kinder an Leukämie erkrankt seien, davon 4 in einem Jahr, was bei 1400 Einwohnern wesenlich höher als der Bundesdurchschnitt von 4,3:100.000 war. Die Presse griff diese Meldungen dankbar auf, und führte unbekannte Kinderärzte aus dem Nirgendwo als „Experten“ an, die öffentlich vermuten durften, dass radioaktive Strahlung die Ursache sei. Der damalige Umweltminister Töpfer versuchte die Wogen zu glätten, indem er auf fehlende Belege für diese Aussagen hinwies.[118]

Jörg Michaelis, Peter Kaatsch u.a. vom Mainzer Institut für Medizinische Statistik und Dokumentation veröffentlichten dazu 1992 eine Studie, in der die Krebshäufigkeit von Kindern unter 15 Jahren zwischen 1980–1990 im Umkreis von 15 km einer kerntechnischen Anlage (18 Kernkraftwerke und 2 Forschungsreaktoren) untersucht wurde. Darin wurden die Krebshäufigkeiten um die 20 westdeutschen Anlagen mit 20 Kontrollgebieten verglichen, welche zufällig in 30 bis 100 km Entfernung von der Anlage ausgewählt wurden, und in Bevölkerungsdichte und städtischem/ländlichem Status mit der Anlagenumgebung übereinstimmten. Um die Anlagen und von der Mitte der Kontrollgebiete ausgehend wurden Radien mit 5, 10 und 15 km gezogen. Ferner wurden sechs potentielle KKW-Standorte in die Studie mit einbezogen. Die Bevölkerungsdaten wurden aus dem Zensus von 1987, und die Krebsfälle dem Kinderkrebsregister entnommen. Die Studie konnte kein statistisch signifikant höheres Krebsrisiko (SIR) für Kinder unter 15 Jahren in der Nähe (< 15 km) eines Kernreaktors entdecken. Nur bei Kindern unter 5 Jahren und unter 5 km Entfernung konnte ein statistisch signifikant höheres relatives Risiko (RR) gemessen werden (19 Fälle zu 5 Kontrollen). Die Autoren wiesen selbst darauf hin, dass die Kontrollgruppe ungewöhnlich krebsarm war. Das Standardisierte Inzidenzverhältnis (SIR), d.h. der Quotient von beobachteter zu erwarteter Erkrankungszahl war deshalb statistisch insignifikant. Ferner wurde festgestellt, dass dieses Phänomen auch dort auftrat, wo potentielle KKW-Standorte waren. Als gute Epidemiologen forderten die Autoren weitere Studien, und verwiesen dazu auf die ungewöhnlich krebsarme Kontrollgruppe, und das höhere relative Risiko für Kinder unter 5 Jahren in der 5-km-Zone.[119][120]

Peter Kaatsch, Jörg Michaelis u.a. bekamen deshalb eine zweite Studie finanziert, welche diese 1998 veröffentlichten. Die Studie war wie oben aufgebaut, und lief von 1991 bis 1995. Lediglich die Kontrollen wurden nun stets über den gesamten 15-km-Bereich genommen, statt diese nach den Entfernungsringen zu unterscheiden. Ferner wurden noch drei Kernkraftwerke der ehemaligen DDR und deutsche Gemeinden, welche in der Nähe von drei französischen bzw. schweizerischen Kernkraftwerken lagen, in die Studie aufgenommen. Die Studie konnte kein statistisch signifikant höheres Krebsrisiko (SIR) für Kinder unter 15 Jahren in der Nähe (< 15 km) der Anlagen entdecken. Nur beim KKW Krümmel war das relative Risiko (RR) statistisch signifikant höher. Bei Kindern unter 5 Jahren und unter 5 km Entfernung konnte bei allen Anlagen kein statistisch signifikant höheres relatives (RR) und absolutes (SIR) Risiko gemessen werden. Genaugenommen kam es zu einem schweren (aber statistisch insignifikanten) Fall von Hormesis, da in der Nähe der Kernkraftwerke nur 12 Kinder verkrebsten, während in den Kontrollgebieten 75 Kinder erkrankten. Da ein Unterschied zu der Vorgängerstudie vorlag, wurde diese nochmals angesehen. Tatsächlich konnte das statistisch signifikant höhere relative Risiko (RR) bei Kindern unter 5 Jahren und unter 5 km Entfernung nur gemessen werden, wenn das KKW Krümmel seine vier Fälle beitrug. Ohne Krümmel waren auch die Werte der Vorgängerstudie statistisch insignifikant. Es wurde festgestellt, dass auch bei einer Anwendung des Vergleichsschemas der Vorgängerstudie, wo die Kontrollradien einzeln und nicht zusammen betrachtet wurden, dasselbe statistisch insignifikante Ergebnis zu Folge haben würde. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass deshalb keine weiteren Untersuchungen zum Thema nötig seien.[121][120]

Der sogenannte Krebscluster Elbmarsch tauchte zuerst 1993 auf, als die (O-Ton SPIEGEL) „kompromißlose Atomkraftgegnerin“ Inge Schmitz-Feuerhake und ihre Freunde berichteten, dass seit 1990 zehn Leukämiefälle in Elbmarsch und Geesthacht von 1990 bis 2005 bei Kindern unter 5 Jahren in einer Entfernung unter 5 km zum Kernkraftwerk Krümmel aufgetreten seien, etwa fünfmal mehr als erwartet. Dies wurde auch von Kaatsch u.a (1998, s.o.) und Hoffman u.a. (2007) bestätigt, wonach das Standardisierte Inzidenzverhältnis (SIR) bei Kindern unter 5 Jahren und unter 5 km um Krümmel statistisch signifikant höher war. Dazu wurde allerdings der Auswertungszeitraum in 1990–1998 und 1999–2005 eingeteilt, damit die sechs bzw. vier Fälle statistisch signifikant waren.[120]

Die Ausführungen von Schmitz-Feuerhake waren dabei besonders medienträchtig, da es die gute Frau als ihre Lebensaufgabe betrachtet, Krümmel für Krebskinder verantwortlich zu machen. Dies geschieht meist durch ökologische Wissenschaft, die selbst dem SPIEGEL und den Öko-Instituten zu faktenarm ist. Schon 1991 hatte die postmoderne Wissenschaftlerin Chromosomen von Geschwistern der erkrankten Kinder aus der Elbmarsch untersucht. Dabei war ihr eine abnorme Häufung von Schäden aufgefallen, wie sie typisch für ionisierende Strahlen sei. Eine systematische Untersuchung endete schließlich als Flop: In den Blutproben von Kindern aus dem als Vergleichsgebiet ausgewählten Landkreis Plön fanden sich sogar mehr geschädigte Erbgutträger als bei den leukämiebedrohten Altersgenossen aus der Elbmarsch. 1992 setzte die Kieler Landesregierung eine Leukämie-Kommission ein, in der auch Schmitz-Feuerhake saß. Für sie stand dabei von Anfang an fest, was sie eigentlich erst herausfinden sollten: Für die Krankheitsfälle in der Marsch sei „keine andere Ursache denkbar als ionisierende Strahlung“. 1992 entdeckte Schmitz-Feuerhake eine Anreicherung der radioaktiven Elemente Tritium und Kohlenstoff-14 in den Jahresringen von Eichen und Fichten aus der Umgebung des KKW Krümmel. Aufwendige Kontrolluntersuchungen ergaben 1998, daß sich die Belastungen nicht wesentlich von denen in vergleichbaren Bäumen aus dem kernkraftfreien Raum Celle unterschieden. Trotzdem spielte die Öko-Bewegung den Ball mit Erfolg weiter: Bundesumweltminister Jürgen Trittin versprach umgehend eine gründliche Prüfung der Vorwürfe. Das Kieler Energieministerium beschäftigte sechs verschiedene Gutachter, um den Behauptungen im einzelnen nachzugehen. Im Dezember 1998 wertete die Universität Bremen, unter deren Namen Schmitz-Feuerhake ihr Werk veröffentlicht hatte, die Untersuchung schließlich als „wissenschaftlich nicht nachvollziehbar“. Das atomkritische Öko-Institut in Darmstadt schloß sich der Universität an. Die Physikerin ließ aber nicht locker: 1998 sammelte Schmitz-Feuerhake zwölf Staubproben im Auftrag der örtlichen Bürgerinitiative auf Dachböden in der Umgebung des KKW Krümmel. In sieben von ihnen stieß sie auf Spuren des Plutoniumfolgeprodukts Americium-241. Anschließend verkündete sie die „eindeutige Kontamination der Samtgemeinde Elbmarsch mit Reaktorplutonium“. Dabei handelte es sich allerdings um den Fingerabdruck von Kernwaffen-Fallout, was selbst dem SPIEGEL peinlich war.[122] Eine Klage von zwei Ärzten, die die Stilllegung des Kernkraftwerkes erzwingen wollten, wies das Oberverwaltungsgericht Schleswig Ende 1999 ab.[123] Bis zu diesem Zeitpunkt gab es starke Hinweise darauf, dass eine Virusinfektion die Leukämiefälle auslöste und nicht das Kernkraftwerk. Diese wissenschaftliche Spur wurde jedoch nicht nachverfolgt.[124]

Wegen der Krümmel-Fälle wurde der Arzt und Epidemiologe Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann u.a. von der Universität Greifswald beauftragt, die Häufigkeit von Leukämie und Lymphdrüsenkrebs in Norddeutschland zu untersuchen. Dazu wurden in einer Fall-Kontroll-Studie erkrankte Personen im Zeitraum von 1986 bis 1998 unter 75 Jahren und mit Wohnort in den sechs ländlichen Bezirken um Hamburg mit jeweils zwei Kontrollpersonen aus dem Melderegister verglichen, deren Alter, Geschlecht und Wohnsitz vergleichbar sein mussten. Um die Strahlendosis der Teilnehmer durch Inhalation und Ingestion abschätzen zu können, wurden Interviews geführt und die Wohngeschichte berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden 2003 bzw. 2008 vorgestellt, bei der Veröffentlichung 2008 wurde noch die medizinische Strahlendosis der Teilnehmer berücksichtigt. Es konnte kein kausaler Zusammenhang zwischen der abgegebenen Radioaktivität des Kernkraftwerkes Krümmel, und dem Erkrankungsrisiko festgestellt werden.[125][120]

2007 wurde die bekannte KiKK-Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) vorgestellt. In der Fall-Kontroll-Studie wurden Krebskinder unter 5 Jahren im Zeitraum von 1980 und 2003 einbezogen, die dem Deutschen Kinderkrebsregister gemeldet wurden, und in vorab festgelegten Regionen um 16 deutsche Kernkraftwerke wohnten. In der Regel wurden der Landkreis des KKW und die darum liegenden Kreise ausgewählt, kreisfreie Städte wurden aber nicht berücksichtigt, egal wie nahe diese am Kraftwerk lagen, sodass teilweise auch Gegenden in bis zu 81,6 km Entfernung zum Kraftwerk als „in der Nähe eines Kernkraftwerkes“ angesehen wurden. Zu jedem Fall wurden aus der gleichen Region Kontrollen mit gleichem Geschlecht und gleichem Alter im Erkrankungsjahr zufällig ausgewählt, welche in bis zu 92 km Entfernung wohnten. Nun wurde der Abstand des Wohnortes (eigentlich des Meldeortes) von Krebskindern zum KKW mit dem von vergleichbaren Kontrollkindern verglichen, die krebsfrei waren. Weil die meisten Menschen nicht in der Nähe der Anlage wohnen, wurde die Wohnentfernung gewichtet. Dazu entschieden sich die Autoren für ein logarithmisches Modell. Dabei wurde argumentiert, dass sich die Strahlendosis des Kernkraftwerkes für die Anwohner nach dem Modell verhalten würde, und dies mit der LNT-Hypothese verbunden, also ein lineares Krebsrisiko über der Strahlendosis angenommen. Interessanterweise wurde diese Wichtung nach allen Himmelsrichtungen vorgenommen. Im zweiten Teil der Studie wurden Confounder mithilfe eines Fragebogens herausgerechnet. Der Fragebogen wurde später von den Autoren Spix und Kaatsch kritisiert, da nicht darauf geachtet wurde, ob die Teilnehmer repräsentativ waren. Am Ende konnte die Studie zeigen, dass der Wohnort von Leukämiekindern statistisch signifikant näher am KKW ist als von vergleichbaren Kontrollkindern, auch ohne Krümmel. Bei anderen Krebserkrankungen konnte nur in der 5-km-Zone ein statistisch signifikant näherer Wohnort festgestellt werden.[126][120]

Die Mitautoren Kaatsch, Spix, Blettner u.a. arbeiteten daraufhin die KiKK-Daten zur Bestimmung der Standardisierten Inzidenzverhältnisse (SIR) durch. Es konnte bei allen Anlagen kein statistisch signifikant höheres absolutes Krebsrisiko für die Kinder gefunden werden, weder innerhalb, noch außerhalb der 5-km-Zone. Nur in der 5-km-Zone von Krümmel gab es zwischen 1991 und 1995 ein statistisch signifikant höheres Leukämierisiko, mit 4 beobachteten zu 0,69 erwarteten Fällen. Dieser Abschnitt sorgte dafür, das Krümmel allein im Zeitraum von 1980 bis 2003 ein höheres Risiko besaß, obwohl 1980–90 und 1996–2003 keine Auffälligkeit vorlag. Unterm Strich gab es deshalb von 1980 bis 2003 um Krümmel 8 beobachtete zu 2,55 erwarteten Leukämiefällen in der 5-km-Zone (stat. signifikant), und 25 zu 33,76 Leukämiefälle außerhalb der 5-km-Zone (stat. insignifikant).[127][120]

Da die KiKK-Studie von den durchgehend grünen Medien triumphierend zitiert wurde, sah sich die Strahlenschutzkommission (SSK) veranlaßt, einen Kommentar dazu abzugeben. 2009 wurden von der SSK auch ein paar Zahlenspielereien der University of Oxford zur KiKK-Studie abgedruckt. Wurden beispielsweise auch die Leukämiekinder in einen Bereich innerhalb und außerhalb der 5-km-Zone eingeteilt, trat der nähere Wohnort nur in der 5-km-Zone hervor. Bei über 5 km Wohnentfernung konnte wie bei den anderen Krebsen kein statistisch signifikant näherer Wohnort festgestellt werden. Im inneren Kreis war nur der Zeitraum von 1980–1990 stat. signifikant, 1991–1995 und 1996–2003 war der Abstand des Wohnortes insignifikant. Wurde allerdings 1991 bis 2003 zusammengezählt, war auch dieser Zeitraum statistisch signifikant. In der 5-km-Zone war die Krebs-Abstand-Beziehung nur in ländlichen Kreisen statistisch signifikant, in städtischen und gemischten Kreisen nicht. Diese wurde wiederum von Jungen zwischen 2–4 Jahren mit akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) verursacht. Wurde wiederum die 5-km-Zone als ganzes mit der Außenzone verglichen, konnte für alle Zeiten und Krebse in ländlichen und gemischten Kreisen ein statistisch signifikantes Abstandsrisiko festgestellt werden. Durch die Zahlenspielereien kamen die Autoren Darby und Read zu dem Schluss, dass nicht die Nähe zu einem Kernkraftwerk das Risiko der KiKK-Studie bestimmt, sondern die unterschiedliche Krebshäufigkeit zwischen städtischen und ländlichen Kreisen. Der 14. COMARE-Report (Committee on Medical Aspects of Radiation in the Environment) widmete sich auch ausführlich der KiKK-Studie und ihrer Aussagekraft.[120]

Schmiedel, Blettner, Kaatsch u.a. untersuchten 2010 insgesamt 11.946 deutschlandweite Leukämiefälle im Zeitraum von 1987 bis 2007 bei Kindern unter 15 Jahren, ob sich auf Gemeindeebene eine Häufung zeigen würde. Dabei konnte keine Clusterung von Leukämie in irgendeiner Gemeinde entdeckt werden. Auch eine Unterteilung in Subgruppen nach Alter, Bevölkerungsdichte oder Leukämieart konnte keine Häufung zeigen. Zum Beispiel wurde auch für akute lymphoblastische Leukämie (ALL) bei Kleinkindern zwischen 2 und 5 Jahren keine Clusterung festgestellt. Allerdings war die Populationsgröße der Gemeinden sehr unterschiedlich, manche besaßen nur ein Kind, andere 430.000. Die Autoren merkten an, das Krebscluster auf Sub-Gemeindeebene unberücksichtigt bleiben würden, da nur nach Gemeindeebene ausgewertet wurde.[128][120]

Abschließend läßt sich nach 20 Jahren (Kinder)Krebsforschung um Kernkraftwerke feststellen: Das relative Risiko für Kinder <5 Jahre und <5 km war 1980 bis 1990 um alle Anlagen statistisch signifikant erhöht, selbst dort wo Kernkraftwerke nur geplant wurden, im Zeitraum 1991 bis 1995 nur um Krümmel. Es existiert kein kausaler Zusammenhang zwischen der radioaktiven Abluft und den Krebsfällen. Das absolute Risiko der Kinder war nie statistisch signifikant erhöht, außer in der 5-km-Zone von Krümmel zwischen 1991 und 1995, mit 4 beobachteten zu 0,69 erwarteten Fällen. Das statistisch signifikante Abstandsrisiko in der 5-km-Zone um alle Anlagen liegt, sofern es aufgrund der schwachen KiKK-Studie überhaupt existiert daran, dass Kernkraftwerke nicht in Innenstädten stehen, und deshalb die unterschiedliche Krebshäufigkeit von Stadt- zu Landkindern eine Rolle spielt. Die geringe Fallzahl mag ebenfalls eine Rolle spielen. Es existieren in Deutschland keine Leukämiecluster, die auf Gemeindeebende oder höher erkennbar wären. Die zehn Fälle von 1990 bis 2005, welche den „Krebscluster Elbmarsch“ ausmachten, gehen auf Bundesebene bei 11.946 Leukämiefällen im Zeitraum von 1987 bis 2007 schlicht unter.

Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Ökoreligion, die Naturwissenschaft und Mathematik verachtet, nicht zwischen relativem und absolutem Risiko unterscheidet. Ein schönes Beispiel dafür bietet die KiKK-Studie und die nachträgliche Berechnung der Standardisierten Inzidenzverhältnisse um Krümmel 1980 bis 1990. Hier wurde bei <5 km ein einziges Leukämiekind mit einem einzigen Kontrollkind verglichen, und 8 Krebse zu 36 Kontrollen bei >5 km. Das relative Risiko in der 5-km-Zone war deshalb um 350 % höher als außerhalb. Das Standardisierte Inzidenzverhältnis für die innere 5-km-Zone ist hingegen 1 Krebsfall zu 0,73 erwarteten, und 9 zu 8,78 außerhalb. Damit ergibt sich innen SIR = 0,03–7,63 und außen SIR = 0,47–1,95, somit beides statistisch insignifikant, da SIR auch 1 sein kann.[120] Mit zwei Kleinkindern in der 5-km-Zone läßt sich eben keine statistisch sichere Aussage treffen. Bei seltenen Krankheiten wie Leukämie schwankt das relative Risiko auch bei kleinsten Fallzahlen immer stark; dies muss jedoch nicht zwangsläufig ein höheres absolutes Risiko bedeuten. Öko-Atomexperten wie Dr. Alfred Körblein kommunizieren hingegen nur relative Risiken, z.B. dass die Krebsrate in der Nähe von Kernkraftwerken signifikant um XYZ Prozent erhöht ist.

Wissenswertes

  • Auf dem Gelände des Kernkraftwerks Krümmel stand einst die von Alfred Nobel etablierte Dynamitfabrik Krümmel, in der er im Oktober 1866 das Dynamit entdeckte, entwickelte und später auch fertigte.
  • Mit einer Leistung von 1316 MW war das Kernkraftwerk Krümmel das größte mit einem Siedewasserreaktor ausgestattete Kernkraftwerk der Welt.[9][11] Diesen Titel nahmen 1995 die beiden 1344 MW starken Blöcke B und C des Kernkraftwerks Gundremmingen dem Kernkraftwerk Krümmel ab. Durch eine umfangreiche Modernisierung im Jahr 2007 konnte die Leistung von Krümmel auf 1402 MW erhöht werden und so den Titel zurück erlangen, bis 2010 durch eine Leistungserhöhung des dritten Blocks am Kernkraftwerk Oskarshamn auf 1450 MW diese Leistung geschlagen werden konnte.[19]
  • Seitens Gegnern des Kernkraftwerks Krümmel wird die Anlage oftmals als Krümmel-Monster bezeichnet in Anlehnung an das Krümelmonster aus der Sesamstraße, das allerdings mit nur einem „m“ geschrieben wird. Diese Bezeichnung entstand als Spott seitens der Anwohner des Kernkraftwerks.[46]

Daten des Reaktorblocks

Das Kernkraftwerk Krümmel besteht aus einen Reaktorblock, der stillgelegt wurde.

Reaktorblock[19]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. Nucleonics, Band 24,Teil 2. McGraw-Hill, 1966. Seite 46.
  2. Deutsche Gesellschaft für Mineralölwissenschaft und Kohlechemie: Erdöl und Kohle: Erdgas, Petrochemie vereinigt mit Brennstoffchemie, Band 20,Teil 2. Industrieverlag von Hernhaussen KG., 1967. Seite 695.
  3. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 12. Handelsblatt GmbH, 1967. Seite 63.
  4. Kerntechnik, isotopentechnik und- chemie, Band 10. Karl Thiemig., 1968. Seite 512.
  5. World Power Conference. Österreichisches Nationalkomitee, u.a.: ÖZE. Österreichische Zeitschrift für Elektrizitätswirtschaft, Band 22. Springer-Verlag., 1969. Seite 312.
  6. Kerntechnik, isotopentechnik und- chemie, Band 11. Karl Thiemig, 1969. Seite 187.
  7. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 16. Handelsblatt GmbH, 1971. Seite 382.
  8. a b c d e Atomwirtschaft-Atomtechnik, Band 17. Handelsblatt, 1972. Seite 214, 535.
  9. a b c Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 16, Teil 2. Handelsblatt GmbH, 1971. Seite 554.
  10. a b Kerntechnik, Band 14. Karl Thiemig, 1972. Seite 97, 99.
  11. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 29. Handelsblatt GmbH, 1984. Seite 19 bis 29.
  12. a b c Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, 1974. Seite 189, 190.
  13. Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute: Erzmetall, Band 26. Dr. Riederer-Verlag, 1973. Seite 202.
  14. a b Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 18. Handelsblatt GmbH, 1973. Seite 105, 376.
  15. American Nuclear Society: Nuclear News, Band 16,Ausgabe 2. American Nuclear Society, 1973. Seite 67.
  16. Gerhard Stoltenberg: Schleswig-Holstein - heute und morgen. H. Möller, 1978. Seite 43.
  17. Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 29. Handelsblatt GmbH, 1984. Seite 198.
  18. a b Kerntechnik, Band 16. Karl Thiemig, 1974. Seite 187, 338.
  19. a b c d e f g h Power Reactor Information System der IAEA: „Germany“ (englisch)
  20. a b c Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 21. Handelsblatt GmbH, 1976.
  21. a b Kerntechnische Gesellschaft im Deutschen Atomforum: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 22. Handelsblatt GmbH, 1977. Seite 125, 250.
  22. Energie, Band 29. Technischer Verlag Resch, 1977. Seite 22.
  23. Kerntechnik, Band 19. Karl Thiemig, 1977. Seite 99.
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Siehe auch