Herzlich willkommen in der Nucleopedia! Hierbei handelt es sich um eine freie Enzyklopädie, die sich auf den Bereich der Kernenergie spezialisiert hat. Die Inhalte sind frei verfügbar und unter Lizenz frei verwendbar. Auch Sie können zum Inhalt jederzeit beitragen, indem Sie als Benutzer den Seiteninhalt verbessern, erweitern oder neue Artikel erstellen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung an dem Projekt!

Benutzerkonto beantragen  Benutzerkonto erstellen

Kernkraftwerk Rostow

Aus Nucleopedia
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kernkraftwerk Rostow
Don River. Tsimlyansk Reservoir. Rostov Nuclear Power Plant P5140567 2200.jpg
Standort
Land Flag of Russia.svg Russische Föderation
Oblast Rostow
Ort Wolgodonsk
Koordinaten 47° 36′ 3″ N, 42° 22′ 26″ OTerra globe icon light.png 47° 36′ 3″ N, 42° 22′ 26″ O
Reaktordaten
Eigentümer JSC Rosenergoatom Konzern
Betreiber JSC Rosenergoatom Konzern
Vertragsjahr 1979
Betriebsaufnahme 2001
Im Betrieb 4 (4070 MW)
Pläne gestoppt 2 (2000 MW)
Einspeisung
Eingespeiste Energie im Jahr 2008 7745 GWh
Eingespeiste Energie seit 2001 55065 GWh
Stand der Daten 2. September 2009
Spacer.gif
Gtk-dialog-info.svg
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Rostow (russisch Ростовская АЭС anhörenBeschreibungsseite der Audiodatei mit Lizenzangaben), ehemals Kernkraftwerk Wolgodonsk (russisch Волгодонская АЭС anhörenBeschreibungsseite der Audiodatei mit Lizenzangaben, kurz ВАЭС, deutsch WAES), steht 13 Kilometer von der Stadt Wolgodonsk entfernt in der russischen Oblast Rostow. Die Entfernung zur Stadt Rostow am Don liegt bei 190 Kilometer. Das Kernkraftwerk selbst ist am Zimljansker Stausee gelegen, aus dem auch das Kühlwasser bezogen wird. Block 3 ist mit einer Leistung von 1100 MW der leistungsstärkste Reaktorblock in der Russischen Föderation.

Geschichte

Aus sieben verschiedenen Standorten für ein Kernkraftwerk hatte man sich für den Standort nahe der Stadt Wolgodonsk entschieden. Die Anlage sollte ein Teil des Stromsystems des Nordkaukasus werden. In diesem Stromnetz waren die Kapazitäten rückläufig. Am 13. Oktober 1979 hatte der Ministerrat der Russischen Förderalen Sowjetrepublik und das Ministerium für Energie und Elektrifizierung das Kernkraftwerk Rostow offiziell genehmigt. Der erste Spatenstich für die Anlage wurde am 28. Oktober 1979 getätigt, als Zeremonie für den Baubeginn.[1] Der Bau des ersten Reaktors begann nach dem Aushub der Baugrube und Gießen des Fundaments am 1. September 1981 und der zweite Block folgte am 1. Mai 1983.[2]

Als es im Jahr 1986 zur Katastrophe von Tschernobyl kam, hatte der Ministerrat der Oblast Rostow entschieden, den Bau im Jahr 1990 bis auf weiteres zu stoppen.[1] Trotzdem wurde noch am 1. Januar 1989 mit dem Bau des dritten Reaktors begonnen.[3] Im Jahr 1990 wurde der Bau sogar für unzulässig erklärt. Im Jahr 1992, nachdem die Sowjetunion zerfallen war, wurde begonnen, das Projekt neu zu prüfen. Dabei stellte sich heraus, dass das Rostow-Projekt den Sicherheitsnormen vollkommen entsprechen würde. Zu Beginn des Baustopps war der erste Block zu 95 % fertig und der zweite Block zu 47 % komplett.[1][4]

Wiederaufnahme des Baus

Die Anlage im Juni 2007

Minatom hatte sich später entschieden den Bau wieder aufzunehen. Ein Grund war der große Mangel an Elektrizität in der Region Rostow. Rechnerisch ist der Preis für die Kilowattstunde etwa dreimal so hoch, als wenn der Strom lokal erzeugt werden würde. Der Grund liegt darin, dass der Strom aus anderen Regionen Russlands importiert werden muss. Man wollte deshalb zwei der Reaktoren bis 1998 und 2000 ans Netz bringen. Dadurch wären 2000 MW mehr Elektrizität vorhanden, die lokal erzeugt würden, und daher zu einem Fallen des Strompreis führen würden. Die Kosten für die Vollendung des ersten Reaktors betrugen 300 Millionen Dollar. Minatom selbst wollte 100 Millionen übernehmen. Die restlichen 200 Millionen sollten von inländischen Banken kommen und von dem französischen Stromkonzern Electricite de France (EDF). Minatom würde sogar zusätzlich noch weitere 600 Millionen Dollar für den zweiten Reaktor zur Verfügung stellen. Ursprünglich sollten einmal vier Reaktoren gebaut werden. Zwei reichen aber in diesem Fall vollkommen aus.[4]

Für die Region Rostow prognostizierte man, dass in den nächsten Jahren bis zum Jahr 2000 etwa 1000 MW an Kapazitäten verloren gehen würden. Dadurch würde das Stromdefizit der Region auf 1500 MW steigen. Das Kernkraftwerk Rostow sollte dem entgegenwirken. Ein weiterer Grund, weshalb Minatom einen Weiterbau bevorzugte war, dass die Abrisskosten in Höhe von 8 Milliarden Dollar wesentlich höher lagen und die Kasse von Minatom zu stark belastet hätten.[4] Der Bau der Anlage wurde letztlich am 21. Juli 1998 wieder aufgenommen. Allerdings nur der Bau des ersten und des zweiten Reaktors. Das Projekt wurde nun unter dem Namen "Wolgodonsk" fortgeführt.[1] Später wurde die Anlage nach einen Beschluss von Rosatom wieder in Rostow umbenannt.

Betrieb

Der erste Reaktor nahm am 30. März 2001 den Betrieb auf. Am Ende des Jahres wurde der Reaktor am 25. Dezember 2001 dem Betreiber Rosenergoatom (heute Energoatom Konzern) übergeben.[3] Der zweite Block wurde erstmals am 21. Januar 2010 um 9:23 Uhr kritisch gefahren, was den letzten Schritt der Inbetriebnahme einleitet, vor Betriebsaufnahme.[6] Am 4. August 2010 erreichte der Block erstmals die volle Nennleistung. Am 27. Dezember 2014 um 0:27 Uhr Ortszeit wurde der dritte Block erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.

Ereignisse

Am 15. Juni 2008 verbreiteten kernenergiefeindliche Medien eine Falschmeldung. Amerikanische Satelliten hätten angeblich einen Strahlenpegel von 60 rem (0,6 Sv) in der Umgebung des Kernkraftwerks Rostow gemessen. Rosenergoatom verwies darauf, dass sich alle russischen Kernkraftwerke normal im Betrieb befinden und keine erhöhte Strahlung in die Umwelt abgeben hatten.[5]

Technische Details

Die beiden Reaktoren des Kernkraftwerks Rostow sind mit Reaktoren vom Typ WWER-1000/320I ausgestattet, wobei das I für "Improved Safety" steht, was so viel heißt wie "Verbesserte Sicherheit". Die Reaktorleistung liegt bei 3000 MWth und bei 950 MWe netto und 1000 MW brutto.[2][7]

Sonstiges

Das Kernkraftwerk stellt ein Vorzeigeobjekt der russischen Nuklearindustrie dar und ist zudem das jüngste russische Kernkraftwerk. Unter anderem wurde die Fassade des Containments, im oberen Bereich des Gebäudes, mit den Farben der russischen Nationalflagge versehen.

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Rostow hat vier Reaktorblöcke, die sich in Betrieb befinden. Von zwei weiteren Reaktoren wurden die Planungen gestoppt.

Reaktorblock[1]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

Siehe auch

Icon NuclearPowerPlant-green.svg Portal Kernkraftwerk

  1. Power Reactor Information System der IAEA: „Russian Federation“ (englisch)
  2. a b c d e f Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  3. a b c d e f International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.