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Kernkraftwerk Kostroma
Kernkraftwerk Kostroma | ||||
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Standort | ||||
Land | Russische Föderation | |||
Ort | Tschistyje Bory | |||
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Koordinaten | 58° 22′ 26″ N, 41° 35′ 48″ O 58° 22′ 26″ N, 41° 35′ 48″ O | |||
Reaktordaten | ||||
Eigentümer | OAO Energoatom Konzern | |||
Betreiber | OAO Energoatom Konzern | |||
Vertragsjahr | 1980 | |||
Bau storniert | 1986 | |||
Pläne storniert | 2 (1000 MW) | |||
Bau storniert | 2 (3000 MW) | |||
Stand der Daten | 26. Dezember 2009 | |||
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar. |
Das Kernkraftwerk Kostroma (russisch Костромска́я АЭС anhören [kurz КАЭС, deutsch KAES], oft auch als Буйска́я АЭС bezeichnet, deutsch Kernkraftwerk Bui) sollte nahe der Stadt Tschistyje Bory entstehen im Rajon Bui, Oblast Kostroma. Die 75 Kilometer von der Stadt Kostroma entfernte Anlage wurde nach Aufgabe des Projekts als Bauruine zurückgelassen. Heute gibt es Pläne zehn Kilometer nördlich ein neues Kernkraftwerk zu errichten.
Geschichte
Im Jahr 1978 wurde erstmals eine Machbarkeitsstudie für den Bau eines Kernkraftwerks in dem östlichen Teil von Zentralrussland aufgestellt. Am 15. April 1980 wurde der Bau vom Minister für Energie der UdSSR genehmigt, sodass erste Bauarbeiten ab dem 11. Juni 1980 beginnen konnten. Ein Team bestehend aus 44 Experten hatte am 26. Juni 1980 den Standort ausgewählt, nahe der Siedlung Tschistyje Bory. Zeitgleich wurde begonnen am Standort das Direktionsgebäude zu errichten und erste Pläne für das Kernkraftwerk zu designen. Neben dem Grundaufbau bestehend aus zwei RBMK-1500 sollte das Kernkraftwerk erweiterte Einrichtungen haben, unter anderem zwei Reservekessel. Die Ausstattung sah außerdem vor das Kernkraftwerk durch einen künstlich angelegten See zu kühlen, dessen Bau noch teilweise begonnen wurde.[1]
Die Elektrizität sollte über eine offene Umspannanlage, die mit 500 kV arbeiten sollte, in das Netz gespeist werden. Anschließend sollte die Elektrizität über die Umspannwerke "Borok" (Transformation zu 220 kV, 110 kV und 10 kV), "Western" (Transformation zu 110 kV und 10 kV) und "Popowka" (Transformation zu 110 kV und 6 kV) fließen. Wichtig für die Ausstattung der Infrastruktur war es genügend Wohnraum für Arbeiter zu schaffen. Deshalb plante man die Siedlung Tschistyje Bory für weitere 7000 Menschen zu erweitern. Im Jahr 1986 kam es jedoch zur Katastrophe von Tschernobyl, weshalb man den Bau stoppte und den Plan, das Kernkraftwerk mit zwei RBMK-1500 auszustatten, endgültig aufgab. Das Projekt ein Kernkraftwerk zu errichten wurde aber bis auf weiteres fortgeführt.[1]
Die Regierung der Oblast Kostroma sprach sich am 15. Juni 1990 mit 100 zu zwei Stimmen gegen ein Kernkraftwerk aus. Kurz darauf kam der Zusammenbruch der Sowjetunion, was in Russland zu einer Wirtschaftskrise führte. Darauf hin stoppte man 1992 die weitere Finanzierung des Projekts.[1]
Neuorientierung nach Zusammenbruch der UdSSR
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte durch den Wechsel der Regierung die Oblast Kostroma 1992 wieder Interesse an dem Kernkraftwerk bekundet. Am 21. April 1993 wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.[1] Noch im gleichen Jahr wurde durch Spenden der Anwohner die Fertigstellung des Hilfskessels der mit Öl betrieben wird finanziert, um Fernwärme daraus zu beziehen. Aufgrund der schlechten Zustände auf der Baustelle ist das Gebäude jedoch auf unterstem Niveau erbaut worden, so dass schon kurz nach der Inbetriebnahme immer wieder Öllecks entstanden und Öl in die Umwelt gelangte. Man ahnte zu diesem Zeitpunkt bereits, dass der Bau des Kernkraftwerks wahrscheinlich ähnlich ablaufen würde. Trotzdem waren die Anwohner weiterhin für das Kernkraftwerk, vor allem die örtliche Regierung des Rajons Bui erhofften sich große Steuereinnahmen vom Kernkraftwerk. Minatom, das zuständige Ministerium für Kernkraftwerke, wies allerdings darauf hin, dass das Kernkraftwerk wohl die Geldprobleme der Oblast Kostroma nicht lösen werde.[2]
Am 19. Juli 1994 war bereits der Bau von vier WPBER-600 beschlossen worden, ein 600 MW-Reaktor mit erweiterter Sicherheitstechnik, basierend auf der bewährten WWER-Baulinie. Im Rahmen eines möglichen Baus sollte die Bevölkerung befragt werden, ob diese ein Kernkraftwerk akzeptieren würden. Im Rahmen dessen wurde ein Referendum unter der Aufsicht von Greenpeace durchgeführt, zeitgleich zu den lokalen Wahlen. Unter dam Motto "Keine Kernenergie in unseren schönen, ökologisch sauberen Kostroma!" haben insgesamt 58,12 % der Bürger der Oblast Kostroma daran teilgenommen von denen 10,46 % für den Bau des Kernkraftwerks waren und 87,44 % dagegen. Nach dem Referendum wurden die Planungen für das Kernkraftwerk eingestellt.[1]
Eine Gruppe von Ingenieuren aus der anliegenden Arbeitersiedlung Tschistyje Bory klagten 1999 gegen das Referendum. Es habe gegen die Verfassung verstoßen und wäre daher ungültig. Das Gericht urteilte gegen das Referendum für die Ingenieure. Darauf hin wurde am 20. Juli 2000 beschlossen den Bau auf der Grundlage von Reaktoren vom Typ WPBER-600 nicht fortzuführen sondern mit zwei bis vier WWER-1000 fortzuführen.[1][3]
Am 1. März 2007 beschloss die Duma der Oblast Kostroma, die vor einigen Jahren getroffene Entscheidung das Kernkraftwerk nicht zu bauen, zu revidieren. Daraufhin schlossen sich die Oblasten Yaroslawl, Wladimir, Iwanowo, Wolgograd, Kirow und einige andere dem Projekt an, hauptsächlich auf Grund dessen, dass in Zentralrussland sowie anderen Teilen des Landes eine Knappheit an elektrischer Energie besteht. Das Projekt wird heute unter den Namen Kernkraftwerk Zentral fortgeführt, allerdings an einem Standort zehn Kilometer nordwestlich der Stadt Bui nahe dem Dorf Tsentralnaja.[1]
Einzelnachweise
1. 2.- ↑ - NTI - Russia: Kostroma NPP (englisch)
Siehe auch
Betrieb | Zentralrussland | Kalinin • Kursk • Nowoworonesch • Nowoworonesch II • Smolensk | – Kernheizwerke – Offshore-Kernkraftwerke | |
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Nordwestrussland | Leningrad • Leningrad II • Kola | |||
Südrussland | Rostow | |||
Wolga | Balakowo | |||
Ural | Belojarsk | |||
Ferner Osten | Adkademik Lomonossow • Bilibino | |||
Bau | Zentralrussland | Kursk II | ||
Sibirien | ODEK Sewersk | |||
Ferner Osten | Nagljojnyn | |||
Stillgelegt | Zentralrussland | Obninsk | ||
Geplant | Zentralrussland | Smolensk II • Zentral | ||
Nordwestrussland | Kola II | |||
Südrussland | Süd | |||
Wolga | Baschkirien • Nischni Nowgorod | |||
Ural | Reftinsk • Süd-Ural | |||
Sibirien | Norilsk • Sewersk • Sibirien | |||
Ferner Osten | Chabarowsk • Iultin (Tschukotka) • Primorje • Ust-Kuiga (Jakutsk) | |||
Verworfen | Zentralrussland | Iwanowo • Jaroslawl • Kaliningrad • Kostroma • Twer • Woronesch | ||
Nordwestrussland | Archangelsk • Karelien | |||
Südrussland | Krasnodar • Krim • Wolgograd | |||
Wolga | Baschkirien • Gorki • Gorki • Kuibyschew • Perm • Tatarien • Tatarien (Kama) | |||
Ural | Süd-Ural | |||
Sibirien | Sewersk | |||
Ferner Osten | Chabarowsk • Fernost • Pewek • Wladiwostok |