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Kernkraftwerk Tatarien (Kama)

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Kernkraftwerk Tatarien (Kama)

Standort
Land Russische Föderation
Ort Kamskije Poljany
Koordinaten 55° 27′ 6″ N, 51° 17′ 31″ O 55° 27′ 6″ N, 51° 17′ 31″ O
Reaktordaten
Eigentümer JSC Konzern Rosenergoatom
Betreiber JSC Konzern Rosenergoatom
Bau storniert 1993
Pläne storniert 2 (2000 MW)
Bau storniert 2 (2000 MW)
Stand der Daten 29. August 2009
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Tatarien (russisch Татарская АЭС anhörenBeschreibungsseite der Audiodatei mit Lizenzangaben) sollte nahe der Stadt Kamskije Poljany entstehen in der russischen autonomen Republik Tatarstan. Der Bau der Anlage wurde allerdings storniert. Durch die Lage am Fluss Kama, und ihrer Nähe zur Stadt Nischnekamsk, wird die Anlage auch gelegentlich als Kernkraftwerk Kama oder Kernkraftwerk Nischnekamsk bezeichnet.

Geschichte

Aufgrund des wachsenden Energiebedarfs in den 1970er Jahren in der autonomen Republik Tatarstan, wurde 1978 ein Gipfel zum Bau des "Tatarischen Kernkraftwerks" abgehalten. Man hatte zwei mögliche Standorte für die Anlage ausgewählt. Ein Standort im Rajon Kuibyschew (heute Rajon Spassk) und ein Standort nahe der Siedlung Kamskije Poljany. Eine Planungskommission überprüfte beide Standorte auf ihre Eignung als Bauplatz für ein Kernkraftwerk. Die Ergebnisse zeigten, dass sich der Standort nahe Kamskije Poljany für die Anlage besser eignete. Zudem war die Anlage näher an den Städten Nabereschnyje Tschelny, Nischnekamsk und Tschistopol gelegen, in denen die Elektrizität aufgrund der großen Industriebetriebe dringend benötigt wurde.[1]

Die Anlage wurde vom Institut Atomteploelektroprojekt konzipiert, der Generalauftragnehmer war Kamgesenergostroi. Der damalige Minister für Energie und Elektrifizierung der UdSSR, Neporoschnego, ernannte im Jahr 1980 Michail Isaakowitsch Weiner als Leiter für den Bau des Kernkraftwerks. Weiner war in der tatarischen Republik bekannt und leitete bereits den Bau von anderen Großkraftwerken in Tatarien, unter anderem die Baustelle des Gaskraftwerks in Sainsk. Aus bereits vorher gesammelten Erfahrungen beim Bau solcher Kernkraftwerke, sollten beim Bau des Kernkraftwerks Tatarien neuartige Technologien zum Einsatz kommen, die die Bauzeit und die Kosten wesentlich verringern sollten.[1]

Die Vertragspartner zum Bau des Kernkraftwerks hatten ihren Sitz in den Städten Nischnekamsk, Nabereschnyje Tschelny und Sainsk. Täglich verkehrten rund 300 LKWs auf den Straßen in Richtung Sainsk und Nabereschnyje Tschelny, wobei es teilweise zu Überlastungen im Verkehrssystem gekommen war. Um die Anbindungen zu verbessern wurden neue Straßen von Sainsk nach Kamskije Poljany verlegt und von Nischnekamsk in Richtung Scheremetjewo, das südlich des Kernkraftwerks liegt. Die ersten Arbeiten gingen trotzdem sehr schleppend voran.[1] Noch im März 1981 rief R. M. Muskin auf dem 26. Parteitag der kommunistischen Partei dazu auf, den Bau des Kernkraftwerks zu beschleunigen.[2]

Im Jahr 1983 erhielt das tatarische Nachrichtenblatt Kasan utlari viele Briefe, die Bedenken gegen das Projekt und die Umwelteinflüsse der Anlage, vor allem in Bezug der Freisetzung radioaktiver Gase in die Atmosphäre und Verunreinigung des Abwassers, warnend äußerten. Die drei Unternehmen, die für den Bau des tatarischen Kernkraftwerks verantwortlich waren, Kamgesenergostroi, Atomenergostroi und Tatenergo, setzten sich aufgrund dieser beunruhigenden Briefe mit dem Nachrichtenblatt Kasan utlari zusammen und erklärten gegenüber dem Nachrichtenblatt, dass die Anlage keine größeren Einflüsse auf die Umwelt haben werde. Die Verschmutzung die von dieser Anlage verursacht werde sei minimal.[2] Trotz der Bedenken in der Bevölkerung wurde mit dem Bau des ersten Reaktorblocks am ersten April 1987 begonnen.[3] Der zweite Reaktor folgte am ersten Mai 1988.[4] Dem Bau des Kernkraftwerks wurde zwischen 1989 und 1990 große Beachtung geschenkt, er galt als ein Prestigeobjekt der Sowjetunion,[2] weshalb das Kernkraftwerk oftmals als Projekt des Jahrhundert bezeichnet wurde.[1]

Proteste

Seit 1988 gab es erste Proteste gegen das Projekt. Im Januar 1989 gab es Kritik gegen die Wahl des Standorts, gegen die Reaktorsicherheit und gegen die Notwendigkeit für den Bau des Kernkraftwerks, die von Studenten der Universität in der autonomen Republikhauptstadt Kasan geäußert wurden. Im April und Juli 1988 folgten aufgrund dessen zwei große Proteste in Nischnekamsk und Kamskije Poljamny. Im Juli 1989 kündigte der Parteisekretär der regionalen tatarischen kommunistischen Partei, Gumer Usamnow und der Vorsitzende des tatarischen Ministerrats, Mintimer Schajmijew, in einer Rede an, die Argumente gegen das Projekt von einer Regierungskommission untersuchen zu lassen. Als Antwort auf diese Rede und gegen das Kernkraftwerk wurde im Oktober 1989 ein dreitägiger Marsch von der Universität in Kasan bis zum Kernkraftwerk nach Kamskije Poljany unternommen. Die Anlage liegt etwa 100 Kilometer von der Republikhauptstadt Kasan entfernt. Zeitgleich wurde ein Brief in der lokalen Presse veröffentlicht, der von der Universität Kasan und von Forschern des Forschungs- und Planungsinstitut für Stadtplanung, des staatlichen wissenschaftlichen Forschungsinstitut für Geologie und nicht metallhaltigen Mineralien und der Akademie der Wissenschaften geschrieben wurde. Dort nahmen sie kollektiv Stellung zu den Vorwürfen und bestätigten, dass die vorgeschlagene installierte Gesamtleistung von 8000 MW und die dadurch enorm großen benötigten Wassermengen, in einer bereits sehr stark industrialisierten Region, sowie die Positionierung an einer Erdbeben gefährdeten Verwerfung, die Anlage ökologisch und technisch unsicher mache.[2]

Ende des Projekts

Im Jahr 1990 wurden weitere Protestkundgebungen abgehalten unter der Beteiligung der Bevölkerung und Wissenschaftlern.[2] Am ersten Dezember 1993 wurde der Bau der zwei Reaktoren eingestellt,[3][4] sowie die Planungen für zwei weitere Blöcke,[5][6] aufgrund der wirtschaftlichen Stagnation nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland.[1] Zukünftige Pläne von Minatom schließen dieses Projekt und dessen Wiederaufnahme nicht mit ein.[2]

Daten der Reaktorblöcke

Reaktorblock
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. a b c d e Город Камские Поляны: История Камских Полян (russisch)
  2. a b c d e f Charles K. Dodd: Industrial decision-making and high-risk technology: siting nuclear power facilities in the USSR. In: Rowman & Littlefield, 1994 ISBN 0847678474
  3. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - TATAR-1 (KAMA)“ (englisch)
  4. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - TATAR-2 (KAMA)“ (englisch)
  5. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - TATAR-3 (KAMA)“ (englisch)
  6. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - TATAR-4 (KAMA)“ (englisch)
  7. a b c d Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  8. a b c d International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.

Siehe auch

Portal Kernkraftwerk