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Kernkraftwerk Balakowo

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Kernkraftwerk Balakowo
BalakovoNPP bv cut.jpg
Standort
Land Flag of Russia.svg Russische Föderation
Oblast Saratow
Ort Balakowo
Koordinaten 52° 5′ 35″ N, 47° 57′ 26″ OTerra globe icon light.png 52° 5′ 35″ N, 47° 57′ 26″ O
Reaktordaten
Eigentümer JSC Rosenergoatom Konzern
Betreiber JSC Rosenergoatom Konzern
Im Betrieb 4 (4000 MW)
Bau gestoppt 2 (2000 MW)
Zusatzfunktionen Fernwärme
Prozesswärme
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Balakowo (russisch Балаковская АЭС anhörenBeschreibungsseite der Audiodatei mit Lizenzangaben) steht nahe der Stadt Balakowo in der Oblast Saratow. Das an der Wolge gelegene Kernkraftwerk hat eine installierte Leistung von 4000 MW und ist der größte Energieproduzent im Föderationskreis Wolga.

Geschichte

In den 1970ern entwickelte sich die Wolga-Region sehr schnell zu einem großen Energieverbraucher, weshalb man die Notwendigkeit sah ein Kernkraftwerk zu errichten um eine Energieknappheit zu umgehen. Unter dem Projektnahmen Kernkraftwerk Priwolschsk führte das im Ural ansässige Institut Teploelektroprojekt eine Standortsuche durch, die ergab, dass sich die mittlere Wolgaregion als bester geeigneter Standort hinsichtlich der hydrologischen, seismischen und meteorologischen Faktoren eigene. Mit einem Beschluss am 13. Januar 1977 seitens des Ministerium für Energie wurde die Oblast Saratow als Region für das neue Kernkraftwerk ausgewählt. Hierfür wurde eine Zweigstelle eingerichtet, die sich mit der Projektion des Werkes befasste. Entsprechend dessen wählte der Vorstand der Zweigstelle gegen Ende Januar nach einer Standortbegehung den Ort Natalino am linken Ufer der Wolga, nahe der Stadt Balakowo als Baugrund für das Kernkraftwerk aus. Am 26. März wurde diese Entscheidung seitens des Verwaltungsrates der Oblast Saratow bestätigt und am 12. Mai 1977 seitens des Ministerium für Energie und Elektrifizierung genehmigt. Die ersten Planungen gingen von einem Werk mit einer installierten Leistung von 4000 MW aus mit einer späteren Erweiterung auf 6000 MW. Der Standort ist neben der Eignung auch strategisch gewählt worden, da in den 1970ern die Region um Balakowo das zweitgrößte Ballungszentrum in der Oblast Saratow war, und sich in den nächsten Jahren entsprechend fortentwickeln würde. Bereits vor dem Bau des Kernkraftwerkes war die Stadt Standort vieler größerer Industrien aus der Mineral- und Schwerindustrie.[1]

Ausbaustufe 1

Am ersten August 1977 beauftragte das Ministerium für Energie und Elektrifizierung der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken das Institut Teploelektroprojekt mit der Planung der Anlage. In Balakowo wurde am 26. Oktober das Baubüro für das Kernkraftwerk eingeweiht und am 15. November der Baudirektor ernannt. Am 28. Oktober wurde der Grundstein des Werkes gelegt und mit der Erschließung des Standortes begonnen. Am 19. Juni 1978 wurden die ersten vier Blöcke für das nun unter dem Projektnamen Kernkraftwerk Balakowo geplante Werk bestellt. Den Bauauftrag für das Werk erhielt Saratowgesstroj, Subunternehmer waren Gidroelektromontasch, Wolgoenergomontasch, Spetsgidroenergomontasch, Gidromontasch, Woldopromwentiljatsija und weitere aus der ganzen Sowjetunion. Den Auftrag für die Fertigung der Reaktoren erhielten die Ischora Werke in Leningrad, für die Turbinen die Charkiwer Turbinenwerke und für die Generatoren die Elektrosila in Leningrad. Am 8. Oktober 1979 war die technische Dokumentation des Kernkraftwerks seitens Teploelektroprojekt vollständig und konnte dem Ministerium für Energie und Elektrifizierung zugespielt werden. Dieses genehmigte die Pläne für die erste Ausbaustufe mit vier Reaktoren mit je 1000 MW Leistung, sowie das nötige Budget für den Bau der Anlage am 14. Juni 1979 für eine jährliche projektierte Arbeitsleistung von 24,81 Terrawattstunden.[1]

Bau

Montagearbeiten mit dem Golitah-Kran am ersten Block

Mit dem eigentlichen Bau des ersten Blocks wurde am 1. Dezember 1980 begonnen, gefolgt vom zweiten Block am ersten August 1981.[2] Aufgrund von Lieferausfällen von Baustoffen kam es allerdings zu Verzögerungen, weshalb anstatt drei Schichten nur noch eine Schicht arbeiten konnte. Der Grund für die Ausfälle lag in der Anlieferung der Teile per Schiff über die Wolga die mehrfach zu spät oder mit falschen Materialien kamen. Da der Plan erfüllt werden musste, wurden diese Teile in improvisierter Form verbaut, was dazu führte, dass mehrfach jede noch so einfache Regel im Bauwesen verletzt wurde. Durch dem Bauingenieur Nikolai P. Derkach wurde dieses Vorgehen stark kritisiert.[3] Ebenso äußerte er Kritik über die mindere Qualität der Rohre die bei Ultraschallprüfungen durchfielen, oder bereits mit dem bloßem Auge erkennbar beschädigt und unbrauchbar waren.[4] Am ersten November 1982 ging schließlich der dritte Block in Bau, am ersten April 1984 folgte Block 4.[2] Zum Heben der Großkomponenten wurde ein spezieller und einzigartiger Goliathkran eingesetzt, der bis zu 380 Tonnen heben konnte.[1] Der 76 Meter hohe Kran wurde in Charkiw entworfen und im August 1984 auf die Baustelle geliefert.[5] Bei den meisten anderen baugleichen Kernkraftwerken kam hingegen der leistungsfähigere Kroll K-10000 zum Einsatz.

Im Jahr 1986 kam die Baustelle durch die sowjetischen Medien in starke Kritik, da man weit hinter den eigentlichen Zeitplan gefallen war.[6] Grund waren Flüchtigkeitsfehler, die im Nachhinein korrigiert werden mussten. So wurden die Öffnungen für die Türen in den unteren Ebenen nur 1,60 Meter hoch gebaut, was für den Alltagsbetrieb viel zu klein war. Unter den Arbeitern wurde das Werk deshalb belustigend als Kernkraftwerk für Zwerge dargestellt. Obwohl diese Fehler bereits bei den Arbeiten in den unteren Etagen verursacht wurden, hatte man erst Jahre später vor der Inbetriebnahme mit der Ausbesserung begonnen.[7] Ebenso setzten sich die Fundamente der Blöcke aufgrund des Untergrunds weiter ab. Dies glich man durch den Einsatz von Bleiplatten auf den Dächern aus, die nach dem Setzen der Gebäude wieder entfernt wurden. Dieses Versuchssystem ist einzigartig und wurde bei Kernkraftwerken bisher nur in Balakowo angewandt. Nachdem es im April 1986 zur Katastrophe von Tschernobyl kam und in der Folge 4000 MW im zentralen Energienetz der UdSSR fehlten, wurden die aus Tschernobyl nach Kiew und Tschernigow evakuierten Bauarbeiter vorerst vornehmlich zum Kernkraftwerk Chmelnyzkyj versetzt und weitere Bauarbeiter zu anderen WWER-Werken, an denen die meisten Reaktoren vor der Fertigstellung standen versetzt. So auch nach Balakowo, um die Fertigstellung voranzutreiben und den Ersatz für die ausgefallene Leistung zur Verfügung zu stellen.[8] Allerdings gab es aufgrund finanzieller Schwierigkeiten mehrfach Verzögerungen bei der Lieferungen, so wurden die Druckbehälter für den dritten bis sechsten Block in Wolgodonsk nicht abgeholt und erst nach langer Zeit geliefert.[9]

Nachdem es 1989 und 1990 zu großen Protesten gegen die Anlage kam, wurde im November zusammen mit dem fünften und sechsten Block der Bau des vierten Blocks gestoppt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und mit der im Abschwung befindlichen Wirtschaft entschied sich der Nachfolgestaat, die Russische Föderation, im Dezember 1992 den vierten Block bis Ende 1993 fertigzustellen.[10] Für die Fertigstellung des Blocks war nur noch ein Monat nötig, sodass im Januar 1993 die Arbeitern wieder aufgenommen wurden.[11]

Betrieb

Am 28. Dezember 1985 ging der erste Block erstmals ans Netz.[2] Während des Probebetriebs des Blocks kam es zum Platzen eines Abblasventils durch das 14 Menschen ums Leben kamen, was einer der schlimmsten Unfälle in sowjetischen Kernkraftwerken darstellte.[12] Grund für den Tot der Arbeiter war der austretende Dampf der sie verbrühte. Weiter war das Personal nicht ausreichend geschult, weshalb es infolge von Nervosität und undisziplinierter Eile dazu kam, dass das Personal Fehler machte und den Raum nicht verlassen konnte.[13] Die Schuld am Unfall trug der leitende Chefingenieur Taras Grigorjewitsch Plochoij, der auf Empfehlung des Direktors des Kernkraftwerks Tschernobyl, Wiktor Bruchanow, als Chefingenieur nach Balakowo versetzt wurde. Plochoij hatte allerdings keine Erfahrung mit Anlagen vom Typ WWER und deren technologischem Aufbau, was den Unfall mit verursachte.[14] Am 23. Mai 1986 wurde der Block in den regulären Betrieb überführt.[2] Zwischen dem 4. und 14. September fand erstmals eine IAEA-Mission in Balakowo statt, die aufgrund des Unfalls im Kernkraftwerk Tschernobyl intensiviert wurden.[15] Am 8. Oktober 1987 wurde der zweite Block erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert und am 18. Januar 1988 in den regulären Betrieb überführt. Am 25. Dezember 1988 folgte die Inbetriebnahme des dritten Blocks, der ab dem 8. April 1989 regulär Elektrizität erzeugte.[2] Zwar waren die Blöcke die modernsten in der Sowjetunion, zeigten jedoch schwächen beim Betriebsmanagement und Probleme an den automatischen Kontrollsystemen, die vermehrt zu kleineren Störungen führten. Der Blockbetrieb verlief für sowjetische Verhältnisse aber überdurchschnittlich gut.[16]

Journalisten bei der Inbetriebnahme des vierten Blocks

Im Jahr 1990 gab es wie in anderen WWER-Werken vermehrt Probleme mit den Dampferzeugern, die Leckagen aufwiesen. In der Folge mussten die Dampferzeuger ausgetauscht werden.[17] Nach dem Zerfall der Sowjtunion wurden mit den westlichen Ländern Abkommen getroffen über die technische Aufrüstung der Reaktoren auf westliche Standards, die bis 1995 implementiert wurden.[18] Zwischenzeitlich ging am 11. April 1993 der vierte Block als erster Reaktor nach dem Zerfall der Sowjetunion in Russland ans Netz. Am 22. Dezember wurde der Block in den regulären Betrieb überführt.[2] Allerdings stand das Kernkraftwerk aufgrund der Wirtschaftskrise infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion finanziell sehr schlecht da, sodass 1994 der vierte Block aufgrund des fehlenden Geldes für den Brennstoff mehrere Monate lang still stand, was bisher weltweit zum ersten Mal passierte.[19] Die Sicherheit stand in diesem Zusammenhang außer Diskussion, da vornehmlich Gelder aus dem Westen in diesem Bereich investiert wurden. Balakowo war das russische Modellwerk für die Ertüchtigung der Kernkraftwerke mit WWER-1000, analog zum Kernkraftwerk Riwne in der Ukraine.[20] Die Federführung übernahm der deutsche Konzern Siemens Nuclear Power der neben der sicherheitstechnischen Aufrüstung die Reaktoren auch für den Mischoxid-Betrieb umrüstete. Allerdings wurde bis nach 1995 keine Genehmigung für die Nutzung von MOX-Brennelementen für die vier Blöcke erteilt. Eine entsprechende Anlage zur Aufbereitung des Brennstoffs sollte in der Oblast Tscheljabinsk errichtet werden im Nuklearpark Majak.[21]

Im Jahr 2010 kam das Kernkraftwerk im Zusammenhang mit dem Tod des ehemaligen KGB-Agenten und FSB-Offiziers Alexander Walterowitsch Litwinenko in die Schlagzeilen, der 2006 an einer Poloniumvergiftung starb. Nach einem Bericht der Sunday Times erhielt der russische Geheimdienst in London wenige Wochen vor dem Tod von Litwinenko eine Lieferung mit 3,4 Kilo Polonium aus dem Kernkraftwerks Balakowo. Rosatom bestritt diese Vorwürfe und wies darauf hin, dass im Jahr 2006 lediglich 0,8 Gramm Polonium pro Monat erzeugt wurden, und eine Menge von 3,4 Kilo in einem so kurzen Zeitraum nicht erzeugt werden können. Weiter würden zur Erzeugung von Polonium Druckröhrenreaktoren benötigt. Die Reaktoren in Balakowo sind jedoch Druckwasserreaktoren und für die Erzeugung von radioaktiven Isotopen nicht geeignet. Die einzige Produktionsstätte in Russland für Polonium sei das Awangardwerk in Sarow, dass seine Produktion zur Aufbereitung nach Majak weitergebe. Ein Hinweis darauf, dass die Sunday Times gefälschte Dokumente veröffentlichte gaben die Lieferscheine, da normalerweise keine Gewichtsangabe sondern eine Aktivitätsangabe in Curie erwähnt wird.[22]

Seit Dezember 2009 fährt der zweite Block des Kernkraftwerks standardmäßig mit 102 % Leistung im Rahmen eines Programms zur Leistungserhöhung einzelner Reaktoren der gleichen Baulinie. Die Erfahrungen zeigten, dass diese Anlagen zukünftig mit 107 bis 110 % Leistung fahren können. Bis 2014 soll diese Betriebsweise im vierten Block erprobt werden. Nach einem Versuchsbetrieb im April 2012 im ersten Block des Kernkraftwerks Kalinin, welcher mit 104 % Leistung betrieben wurde, wurde auch Block 2 auf diese Leistung hochgefahren. In einem weiteren Programm stehen möglichen bauliche Änderungen mit verbesserten Turbinen und Generatoren zur Diskussion.[23]

Stilllegung

Nach Ablauf der Standzeit von 30 Jahren müsste Block 1 im Jahr 2015, Block 2 2017, Block 3 2018 und Block 4 2023 vom Netz gehen. Die Lizenzen sind dementsprechend angepasst und ausgelegt. Allerdings ist zu erwarten, dass die Reaktoren nach einer Generalsanierung eine verlängerte Betriebslizenz für weitere 25 bis 30 Jahre erhalten werden.[23]

Ausbaustufe 2

Die zweite Ausbaustufe sah die Erweiterung des Werkes auf eine Leistung von 6000 MW vor, die durch den Zubau von zwei weiteren 1000 MW starken Kernreaktoren erreicht werden sollte. Die Blöcke sollten identisch mit denen des ersten Blocks sein und nahtlos an die erste Baustufe anschließen, wie die Musteranlage Saporischschja in der Ukraine.[1]

Bau

Bauruine von Block fünf

Mit dem Bau des fünften Blocks wurde am ersten April 1987 begonnen, mit dem Bau von Block 6 am ersten Mai 1988.[2] Nach dem Unfall in Tschernobyl gab es allerdings eine gewisse Desakzeptanz für die beiden neuen Blöcke, weshalb am 24. Juli 1989 zunächst 250 Menschen in Balakowo gegen die beiden zusätzlichen Reaktoren demonstrieren.[24] Diese Proteste wurden von den lokalen Grünen organisiert und geleitet. Allerdings gab es zusätzliche Unterstützung von unabhängigen „Experten“.[10] Der größte Protest ereignete sich am 2. Juli 1990 als 1500 Menschen auf die Straße gingen.[25] Im November 1990 wurde auf Druck der lokalen Verwaltung der Bau der Blöcke gestoppt.[10] Die Arbeiten an Block 6 gingen nach dem Zerfall der Sowjetunion offiziell 1993 in einen Baustopp über.[26] An Block 5 sollten die Arbeiten weiter fortgeführt werden und man rechnete den Block 1998 ans Netz zunehmen. Aufgrund der Situation verschob man 1996 die Inbetriebnahme in das Jahr 2005. Sofern es die finanzielle Lage zulässt wollte man die Arbeiten am sechsten Block ebenfalls wieder aufnehmen und 2006 ans Netz bringen.[27]

Projektänderung

Im Zusammenarbeit mit Siemens und Framatom hat Gidropress die sicherheitstechnische Weiterentwicklung der WWER-1000/320 vorgenommen. Als Ergebnis war bis 1996 eine auf Basis des AES-92 mit WWER-1000/392 entwickelte modifizierte Version WWER-1000/392B als AES-U87/92 entworfen worden, für den Einsatz im fünften und sechsten Block. Im Gegensatz zur Standardversion weisen diese Reaktoren eine längere Standzeit und passive Sicherheitssysteme auf, die den Reaktoren den technischen Stand der dritten Generation verschaffen.[28] Die andere Seite der Medaille war allerdings, dass nun der Preis für die Fertigstellung des fünften Blocks bei zwei Milliarden Dollar lag. 1998 wurde die Schätzung überarbeitet und auf 1,1 Milliarden Dollar verringert.[29] Allerdings wurden im Rahmen des föderalen Entwicklungsplanes durch den Netzbetreibers RAO UES mehrere Kraftwerke in bestimmten Regionen gestrichen,[23] weshalb der Bau des fünften Blocks des Kernkraftwerks Balakowo am 30. Juni 2007 gestoppt wurde.[30] Das Werk selbst hat daher im Ausbau der Kraftwerkskapazitäten eine eher geringe Priorität.[23]

Im Oktober 2007 kündigte der weltgrößte Aluminiumhersteller RUSAL an in der Oblast Saratow die größte Aluminiumhütte der Erde zu errichten. Da die Verhüttung von Aluminium sehr energieintensiv ist bat RUSAL Rosatom die beiden Blöcken für die Versorgung der Anlage zu vollenden. RUSAL selbst wollte hierfür die Baukosten tragen. Der Grund weshalb sich der Aluminiumhersteller für die Kernkraftwerke entschieden hatte ist der Energiebedarf der Aluminiumhütte, der bei 14 Terrawattsunden im Jahr liegt, etwas mehr als die zwei Reaktoren im Jahr erzeugen können.[31] Nachdem Rosatom diese Pläne nicht beantwortete gab es seitens RUSAL die Planungen für ein zweites Kernkraftwerk, designiert als Kernkraftwerk Balakowo II direkt neben dem bestehenden Kernkraftwerk im Hüttenkomplex, dessen Bau 2011 beginnen sollte. Das entsprechende Gelände für das Werk war bereits ausfindig gemacht worden. RUSAL unterzeichnete in der Folge ein Abkommen, dass sofern Rosatom dem Bau der Blöcke zustimmen würde, mit einem sofortigen Bauvollzug begonnen werden würde.[23]

Standortdetails

Der Standort des Kernkraftwerks Balakowo befindet sich am linken Ufer der Wolga. Das Gebiet ist eher flach und seismisch ruhig. Das Werk selbst besitzt einen geschlossenen Kühlsee und entnimmt das Wasser daher nicht direkt aus der Wolga. Über das Grundwasser ist er allerdings mit ihr verbunden.[1]

Technik Block 1 bis 4

Block 1 bis 4 sind ausgestattet mit Druckwasserreaktoren vom Typ WWER-1000/320. Jeder der Blöcke erreicht eine Leistung von 1000 MW brutto von denen 950 MW in das Elektrizitätsnetz gespeist werden.[2] Alle vier Blöcke speisen neben Elektrizität auch Prozess- und Fernwärme für die Industrien und Wohnsiedlungen der Stadt Balakowo aus. Die Wärmelast lag 1989 bei mehr als 1000 MW. Die Entfernung zum Kernkraftwerk beträgt rund zwölf Kilometer.[32]

Technik Block 5 und 6

Die beiden Blöcke der zweiten Baustufe sollten mit Reaktoren vom Typ WWER-1000/392B als AES-U87/92 ausgestattet werden. Diese Reaktoren weisen im Gegensatz zu den anderen vier Blöcken am Standort eine erhöhte Standzeit von mindestens 50 Jahren aus, die Dampferzeuger und der Reaktor sollen jeweils eine Standzeit von mindestens 60 Jahren haben. Durch den Einsatz einer Turbine vom Typ K-1000-60/1500-2M erreichen die Blöcke eine Bruttoleistung von 1100 MW und 1000 MW netto. Die größte Innovation ist der SPOT-Aufsatz auf dem üblichen AES-U87 Gebäude, der vom AES-92 mit der Version 392 adaptiert wurde.[28]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Balakowo besteht aus sechs Blöcken, von denen sich vier in Betrieb befinden. Der Bau zweier weiterer Blöcke wurde gestoppt.

Reaktorblock[2]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rosenergoatom: История Балаковской АЭС. Abgerufen am 03.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  2. a b c d e f g h i Power Reactor Information System der IAEA: „Russian Federation“ (englisch)
  3. Business week, Ausgaben 2733-2736. McGraw-Hill, 1982.
  4. Radio Liberty Committee, u.a.: Radio Liberty research, Ausgaben 27-39. Radio Free Europe/Radio Liberty, 1983. Seite 70.
  5. USSR facts & figures annual, Band 9. Academic International Press., 1985. Seite 189.
  6. Across frontiers, Bände 1-3. Ztangi Press, 1984.
  7. Joint Committee on Slavic Studies, u.a.: The current digest of the Soviet press, Band 36,Ausgaben 27-39. American Association for the Advancement of Slavic Studies, 1984. Seite 38.
  8. Joint Committee on Soviet Studies (U.S.): Soviet economy, Band 2. V.H. Winston, 1986. Seite 157.
  9. David R. Marples: The social impact of the Chernobyl disaster. Macmillan, 1988. ISBN 0333464214. Seite 106.
  10. a b c Charles K. Dodd: Industrial Decision-Making and High-Risk Technology: Siting Nuclear Power Facilities in the USSR. In: G - Reference, Information and Interdisciplinary Subjects Series. Rowman & Littlefield, 1994. ISBN 0847678474. Seite 169, 170.
  11. Institution of Chemical Engineers (Great Britain): Chemical engineer, Ausgaben 534-556. Institution of Chemical Engineers, 1993.
  12. Robert L. Teets: Profitable Management for the Subcontractor. Tata McGraw-Hill Education, 1986. ISBN 0070633878. Seite 95.
  13. The Atlantic, Band 266. Atlantic Monthly Company, 1990. Seite 50.
  14. Grigori Medwedes: Verbrannte Seelen. Carl Hansa Verlag, 1991. ISBN 3446161163. Seite 56, 57.
  15. International Atomic Energy Agency. Division of Public Information: IAEA newsbriefs, Band 1. International Atomic Energy Agency Division of Public Information, 1986. Seite 18.
  16. Russian Research Foundation: Soviet labour review, Band 7,Ausgabe 2 -Band 9,Ausgabe 2. The Russian Research Foundation, 1989.
  17. Soviet atomic energy, Band 71. In: Band 2 von Soviet research in geophysics in English translation. Consultants Bureau, 1991. Seite 819.
  18. Germany (West). Bundesregierung, u.a.: Jahresbericht der Bundesregierung. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung., 1995. Seite 667.
  19. American Association for the Advancement of Slavic Studies: The Current digest of the post-Soviet press, Band 46. American Association for the Advancement of Slavic Studies, 1994. Seite 16.
  20. Germany (West). Bundesregierung, u.a.: Jahresbericht der Bundesregierung. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung., 1995. Seite 667.
  21. New scientist, Band 145,Ausgaben 1961-1970. IPC Magazines, 1995. Seite 5.
  22. RIA Novosti: Rosatom denies Russian origin of polonium in Litvinenko's case. Abgerufen am 10.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  23. a b c d e World Nuclear Association: Nuclear Power in Russia. Abgerufen am 09.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  24. United States. Foreign Broadcast Information Service: Daily report: Soviet Union, Ausgaben 141-146. The Service, 1990. Seite 47.
  25. RFE/RL, inc: Report on the USSR., Band 2,Ausgaben 14-26. RFE/RL, Inc., 1990. Seite 26.
  26. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - BALAKOVO-6“ (englisch)
  27. Bundesinstitut für Ostwissenschaftliche und Internationale Studien (Germany): Berichte des Bundesinstituts für Östwissenschaftliche und Internationale Studien, Band 15. Bundesinstitut für Östwissenschaftliche und Internnationale Studien, 1996. Seite 6.
  28. a b KIEP: Концепция обеспечения уровня безопасности энергоблоков №3,4 планируемых к сооружению на площадке ХАЭС.
  29. Mirror der ehemaligen NTI-site
  30. a b Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - BALAKOVO-5“ (englisch)
  31. World Nuclear News: Nuclear to power world's largest aluminium smelter. Abgerufen am 09.07.2012. (Archivierte Version bei WebCite)
  32. International Atomic Energy Agency: International Atomic Energy Agency bulletin, Bände 31-32. The Agency, 1989. Seite 48.
  33. a b c d e f Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  34. a b c d e f International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.


Siehe auch

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