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Kernkraftwerk Kaliningrad

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Kernkraftwerk Kaliningrad
Standort
Land Flag of Russia.svg Russische Föderation
Oblast Kaliningrad
Ort Neman
Koordinaten 54° 56′ 22″ N, 22° 10′ 0″ OTerra globe icon light.png 54° 56′ 22″ N, 22° 10′ 0″ O
Reaktordaten
Eigentümer Rosenergoatom Konzern OJSC
Betreiber Rosenergoatom Konzern OJSC
Geplant 1 (1194 MW)
Bau gestoppt 1 (1194 MW)
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Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Kaliningrad (russisch Калининградская АЭС anhörenBeschreibungsseite der Audiodatei mit Lizenzangaben), auch als Baltisches Kernkraftwerk bezeichnet (russisch Балтийская АЭС anhörenBeschreibungsseite der Audiodatei mit Lizenzangaben, kurz БтАЭС) soll nahe der russischen Stadt Neman entstehen. Die nahe Tuschino gelegene Anlage ist das erste Kernkraftwerk der Oblast Kaliningrad und das zweite im baltischen Raum. Es soll zukünftig mit dem Kernkraftwerk Visaginas in Litauen konkurrieren.

Geschichte

Im Jahre 1973 gab es Überlegungen, von der damaligen Kraftwerk Union AG in der Sowjetunion ein Kernkraftwerk an der Westgrenze der Sowjetunion zu errichten, aus dem die Sowjetunion Elektrizität nach Deutschland verkaufen könnte.[1] Breschnew selbst schlug dieses Angebot bei einem Besuch in Bonn Bundeskanzler Brandt vor. Es sollte eines der größten Kernkraftwerke in der Sowjetunion werden, das jemals errichtet wurde. Seitens der deutschen Industrien gab es heftigen Widerstand gegen die Anlage, da man davon ausging, dass die Sowjetunion die deutsche Kerntechnik und das Wissen für ihre eigenen Zwecke und Entwicklungen missbrauchen könnte. Die Befürworter des Projekts wiesen auf die wirtschaftlichen Vorteile des Projekts hin und das Deutschland selbst nur zu etwa zu drei Prozent von der Anlage abhängig wäre. Das Problem an dem Projekt lag jedoch in West-Berlin.[2] Die Grundidee des Projekts lag darin, West-Berlin mit Elektrizität zu versorgen, da der westliche Stadtteil keine Verbindung zum Stromnetz der Bundesrepublik Deutschland hatte. Aufgrund dessen gab es in West-Berlin eigene Kohlekraftwerke, deren Versorgung mit Kohle allerdings problematisch war. Da die Industrie in West-Berlin einen stetig steigenden Energiebedarf hatte, wollte man durch das Kernkraftwerk in Kaliningrad diesen Bedarf decken, ohne neue Kohlekraftwerke in West-Berlin errichten zu müssen. Allerdings würde die Leitung von Kalinin nach West-Berlin durch Polen und die DDR verlaufen. Aufgrund dessen gab es mit Breschnew ein Gespräch in Ost-Berlin, bei dem beide Länder ihr Einverständnis gaben diese Leitung zu errichten. Um Manipulationen dieser Länder an der Leitung zu verhindern, sollte die Leitung alleine der Sowjetunion gehören.[3] Geplant waren Reaktoren, die baugleich mit den Anlagen in Biblis werden sollte.[4]

Erste Gespräche unter Leitung von Preussenelektra-Vorstandsvorsitzender Keltsch gab es im Moskau zwischen dem 23. und 25. Mai 1973, in denen ein Bedarf von 2400 MW bis 1980 angefordert wurde. Die Leistung zwischen dem Kernkraftwerk und Berlin sollte mit einer Gleichstromübertragung erfolgen, sodass einerseits der Strompreis in der Sowjetunion kostendeckend ist und am Übergabepunkt konkurrenzfähig mit westdeutschen Kernkraftwerken sein.[1] Die Leitung sollte zudem nach Hessen weitergeführt werden. Bis Sommer 1973 wurde der Kauf von mindestens vier Reaktorblöcken ins Auge gefasst und die Zahlung für die Anlagen sollte mit den Stromlieferungen über 15 bis 20 Jahre erfolgen. Hierzu sollten die 2400 MW Leistung zu je 800 MW zwischen den Energieversorgern RWE, Bayernwerk und Preussenelektra aufgeteilt werden.[5] Heinrich Mandel, Vorstandsvorsitzender der RWE, kritisierte allerdings, dass das Projekt nicht schwer ins Gewicht falle, da die Kapazität aus den beiden Blöcken nur ein kleiner Teil der Energie sei, die für die Versorgung des Bundesgebiets die folgenden Jahre nötig seien.[6] Im April 1974 gab die Kraftwerk Union AG erstmals ein Angebot für einen Referenzblock des Typs Biblis B an Atomenergoexport weiter. Die Kosten für die vier Reaktorblöcke wurden auf einen Finanzierungsumfang von 4,5 Milliarden DM kalkuliert. Angeboten wurde die Fertigung und Montage der elektrischen Ausrüstung und Schwerkomponenten im Reaktorgebäude, Reaktorhilfsanlagengebäude, Schaltanlagengebäude und Maschinenhaus, während die sowjetische Seite die gesamte Stromtrasse liefern sollte, sowie maschinen- und elektrotechnische Ausrüstungen außerhalb der Reaktoranlagen. Als Standort wurde die Ostseeküsten in Lettland gehandelt.[7] Im Juli 1974 wurde ebenfalls die Brown Boverie Reaktor GmbH von der Sowjetunion aufgefordert ein Angebot für die vier Blöcke abzugeben. Der Reaktorlieferant lieferte Pläne für eine baugleiche Anlage zum Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich.[8]

Im August/September 1974 erreichten die Verhandlungen das kommerzielle Level, sodass ein Bankenkonsortium unter der Führung der Deutsche Bank mit der Sowjetunion über einen Kredit für die Anlage verhandelten, sowie die Energieversorger RWE, Bayernwerk und Preussenelektra über die Kosten für die Stromabnahme aus der Anlage. Dadurch die DDR und Polen die Freigabe gab, die Leitung direkt durch Berlin zu führen und weiter bis nach Hessen, verzichtete man auf eine Gleichstromtrasse, da man so mit dem Kernkraftwerk eine Frequenzregelung in Berlin realisieren könnte.[9] Im September 1974 erfolgte die Fortführung der Verhandlung mit der Kraftwerk Union auf einem kommerziellen Level, über technische Details zur Lieferung der Blöcke.[10]

Im Oktober 1974 flog der neue Kanzler Helmut Schmidt nach Moskau, ein Hauptthema war unter anderem das Kernkraftwerk, das nunmehr für Kaliningrad vorgesehen war. Bereits im Vorfeld des Besuchs erhoffte sich der Wirtschaftsminister Friedrichs, dass das Projekt eindeutige Züge annimmt. Allerdings schlug die sowjetische Führung vor, die Elektrizität nicht direkt nach West-Berlin zu leiten. Man wollte eine Hauptleitung vom Kernkraftwerk nach Magdeburg legen und von dort aus über eine Nebenstrecke weiter nach West-Berlin. Am Ende des Gespräches gab Schmidt bekannt, dass das grundsätzliche Einverständnis für die Anlage gegeben wurde. Letztlich wurde festgelegt, dass sich die sowjetische Seite an dem deutschen Wissen in der Kerntechnik bedienen darf und im Gegenzug die Elektrizitätsversorgung von West-Berlin gesichert wird. Beide Seiten waren mit dem Abkommen einverstanden. Allerdings waren hier die Grenzen der Regierung in Bonn erreicht worden: Kernkraftwerke durften nur in Rahmen von multilateralen Abkommen verkauft werden, an denen sich die Vereinigten Staaten von Amerika und das Vereinte Königreich beteiligen, was das Projekt noch einmal erheblich in die Länge zog. So forderten die Vereinigten Staaten, dass die Sowjetunion erlauben solle, ihre Kernkraftwerke zukünftig von der IAEA inspizieren zu lassen. Das ganze Projekt stand aufgrund dieser Forderung auf dem Spiel. Allerdings konterte Schmidt mit dem Argument, dass die Anlage in Kaliningrad wohl kaum eine strategische Bedrohung für den Westen darstellen könne.[2]

Durch das multilaterale Abkommen blockierten die Vereinigten Staaten von Amerika das Projekt und versuchten amerikanische Firmen in den Verkauf einzubeziehen. Westinghouse war an dem Projekt interessiert und hatte die Kraftwerk Union AG bereits bei anderen Projekten in Jugoslawien und Spanien überboten. Bei der Kraftwerk Union erhoffte man sich, dass der Auftrag von ihnen erworben würde, um eventuell zukünftig in Bruderstaaten der Sowjetunion Kernkraftwerke errichten zu können. Das Angebot von Westinghouse war von der sowjetischen Führung abgelehnt worden, wobei sich zeigte, dass auf dem nuklearen Sektor im Nordatlantikpakt Deutschland gegenüber den Vereinigten Staaten der größte Konkurrent war. Durch diesen Erfolg kamen erste Anfragen aus Polen über den Bau eines Kernkraftwerkes, ebenso aus der DDR. Diese Projekte wurden allerdings niemals begonnen.[2] Mit dem Eklat im Herbst 1974 stockten die weiteren Verhandlungen und kamen erst im April 1975 wieder in Schwung. Problematisch war, dass die DDR nun eine andere Linienführung der Stromtrasse forderte. hierzu sollte ein neues Umspannwerk im Süden Berlins errichtet werden, allerdings auf dem Territorium der DDR und nur eine Stichleitung nach Westberlin führen. Von dem Umspannwerk sollte dann einmal die Leitung aus dem Kernkraftwerk kommend angebunden werden, sowie eine weitere Leistung aus der Bundesrepublik von Helmstedt kommend.[11] Außerdem zeigte sich im Sommer 1975, dass die Preis- und Finanzierungsfragen zu Schwierigkeiten für das Projekt führten.[12]

Nachdem die sowjetische Seite größere Nachrechnungen vorgenommen hatte wurde festgestellt, dass das Projekt sehr hohe unwirtschaftliche Kosten mit sich zog und auch die deutsche Seite nicht bereit war, für die modernste Reaktortechnik aus Deutschland alleine mehrere Milliarden deutsche Mark auszugeben. Am 30. März 1976 wurden die Gespräche für das Projekt endgültig beendet.[3] Die Wirtschaftlichkeit des Projekts war die Hauptbegründung. Seiten der Sowjetunion wurde kritisiert, dass die Energieversorger zu niedrige Preise für die Stromabnahme aushandeln wollten, die nicht Kostendeckend für den Betrieb der Reaktorblöcke gewesen wäre. Außerdem sind die Kosten des Gesamtprojekts um knapp 15 % getiegen, was seitens der Sowjetunion nicht akzeptiert wurde. Seitens der Bundesrepublik kam die Stornierung nicht überraschend, da weniger die Sowjetunion als viel mehr die DDR ein Problem mit der Leitungsführung hatte und insbesondere die Einbeziehung von Westberlin in der Trassenführung.[13]

Neuplanung des Projekts

Im Februar 2008 regte InterRAO UES den Bau eines Kernkraftwerks in der Oblast Kaliningrad an. Das Kernkraftwerk soll hauptsächlich zum Export dienen und die Möglichkeit bieten, dass sich europäische Unternehmen bis zu 49 % an dem Kernkraftwerk beteiligen können, während alle anderen Anlagen vollständig zum Rosenergoatom Konzern gehören und auch von diesem betrieben werden. Als Standort wurde ein Ort nahe Neman (ehemals deutsch Ragnit) gewählt, an der litauischen Grenze. Die Kosten für die Anlage sollen bei rund 4,6 Milliarden Euro liegen. Die Anlage soll zudem dazu dienen, zukünftig mit dem geplanten Kernkraftwerk Visaginas in Litauen zu konkurrieren. Rosatom begründet den Bau des Kernkraftwerks damit, dass die Anlage innerhalb des europäischen Teils für den geplanten Export plaziert wird. Sie soll so ausgelegt werden, das sie in das europäische Stromnetz integriert wird und rund zwei Drittel des umweltfreundlichen Stroms in Länder wie Deutschland, Polen und die baltischen Staaten exportiert. Eine Trasse nach Deutschland würde entweder durch Polen verlaufen oder über ein Seekabel geleitet werden, was eine Investition von einer weiteren Milliarde Euro erfordern würde. Eine weitere Möglichkeit Überkapazitäten abzuleiten wäre eine Hochspannungstrasse durch Litauen in die Region um Sankt Petersburg. Russland eröffnete zeitgleich Litauen eine Einstiegsmöglichkeit in das Projekt, anstatt zusammen mit den baltischen Staaten und Polen ein neues Kernkraftwerk in Visaginas zu errichten.[14] Von Litauen wurde allerdings eine Beteiligung und ein Zukauf von Elektrizität aus diesem Kernkraftwerk ausgeschlossen. Das Land beantragte bei der europäischen Union eine Resolution gegen das Projekt, die allerdings nach Einschätzungen den Bau nicht stoppen kann.[15]

Seitens der Regierung wurde das Projekt per Dekret im September 2008 genehmigt, was eine Änderung des föderalen Zielprogramms von 2007 zur Folge hatte. Der Generalauftragnehmer ist Atomenergoprojekt Sankt Petersburg in Zusammenarbeit mit Atomstroiexport. Erste Arbeiten am Standort begannen im Februar 2010, der Baubeginn des ersten Reaktors war für 2011 vorgesehen, der zweite sollte 2012 folgen. Bei einer Errichtungszeit von rund 54 Monaten wird mit dem Betrieb der Reaktoren zwischen 2016 und 2018 gerechnet. Beteiligungen an der Anlage wurden von CEZ und Iberdola bekundet, wobei im April 2010 Enel zusammen mit InterRAO UES ein Abkommen unterzeichnete, das die Möglichkeit für Enel bietet sich mit bis zu 49 % an dem Projekt zu beteiligen. Rosatom wies darauf hin, dass das Projekt nicht verzögert wird, auch wenn keine Beteiligung von privaten Firmen zustande kommt. Zudem wäre das baltische Kernkraftwerk das erste Projekt an dem sich auch Siemens beteiligen könnte, welches zusammen mit Rosatom ein Abkommen für ein Gemeinschaftsunternehmen unterzeichnet hat.[14]

Bau

Der erste Block ging am 22. Februar 2012 in Bau.[16] Im Mai 2013 kündigte Rosatom jedoch an die Planungen für das Werk neu zu überprüfen und eventuell alternative Konzepte mit kleineren Rektoren zu verfolgen. Unter anderem wurde erwogen einen WWER-640 zu errichten oder ein schwimmendes Kernkraftwerk mit zwei KLT-40S vor der Küste anzulegen. Grund für diese Überlegung war, dass die Kapazität aufgrund der immer noch fehlenden Abnehmer für die Oblast Kaliningrad alleine viel zu groß sei. Diese Planungen betrafen allerdings nicht den Bau des ersten Blocks, sondern lediglich die des zweiten. Innerhalb eines Monats sollte seitens Rosatom eine Entscheidung gefällt werden.[17] Während Rosatom dementierte, bestätigte der Auftragnehmer für das Werk, dass aufgrund dieser Evaluierung am 23. Mai 2013 die Arbeiten am Block Baltijsk-1 vorerst ausgesetzt und die Arbeiter beurlaubt wurden. Dieser Baustopp hätte bis zu zwei Jahre andauern können. Trotzdem wurde die Produktion der Komponenten für den Block fortgesetzt, so wollte Alstom-Atomenergomasch die Maschinenhalle mit Turbosatz und Ausstattung termingerecht ausliefern. Der Kernphysiker Andrej Oscharowskij erklärte, dass es ohne Probleme möglich sei einen WWER-640 in das Reaktorgebäude eines WWER-1200 zu integrieren. Um allerdings das Werk unter der neuen technischen Zusammensetzung zu genehmigen, würden erneut anderthalb Jahre benötigt werden.[18] Am 30. Mai 2013 wies Rosatom offiziell an die Baustelle des Kernkraftwerks zu konservieren. Atomenergoprojekt Nischni Nowgorod wies daraufhin an die überarbeiteten Pläne für das Werk und Finanzpläne zu übermitteln. Die noch am Kernkraftwerk beschäftigten Arbeiter sollten zu anderen Kernkraftwerksbauten verlegt werden.[19][20]

In dem Dokument zum Baustopp seitens Nischni Nowgorod Atomenergoprojekt wird zwar von einer Konservierung, also den Erhalt des Werkes in seinem jetzigen Zustand gesprochen,[20] seitens der Oblast gab es allerdings mangels Informationen von Rosatom am 6. Juni 2013 keine Zusage, ob die Baustelle wirklich erhalten bleiben würde.[21] In einer noch am gleichen Tag veröffentlichten Presseerklärung seitens Rosatom wurde zwar das gleiche Dokument angeführt, 40/484-P, allerdings war keine Rede davon, dass man das Werk erhalten wolle.[22][23] In dem Dokument von Atomenergoprojekt wird genau der Wortlaut „Im Zusammenhang mit der Konservierung des baltischen Kernkraftwerks und der Aktualisierung des Budget von NIAEP im Jahr 2013 in wird angefordert [...]“ (russ. Original: „В связи с консервацией Балтийской АЭС и для актуализации бюджета ОАО «НИАЭП» на 2013 год приказываю: [...]“) genannt,[20] während Rosatom nur „Im Zusammenhang mit der erweiterten Leistung der Reaktoreinheit des baltischen Kernkraftwerks und der Aktualisierung des Budget von NIAEP im Jahr 2013 in wird angefordert [...]“ (russ. Original: „В связи с расширением линейки мощности реакторных установок Балтийской АЭС и для актуализации бюджета ОАО «НИАЭП» на 2013 год приказываю: [...]“) schrieb.[23] Auch andere Textteile wurden abgeändert die darauf hindeuten, dass bereits eine Entscheidung gefallen war, kleinere Reaktoren zu errichten. Bis zum 17. Juni 2013 sollte nach Plan von Rosatom ein überarbeiteter Finanzierungsplan für einen kleineren Reaktor vorliegen.[22][23] Am 5. Juni bestätigten sich die Gerüchte, dass der Bau nicht wie ursprünglich geplant gestoppt wird, sondern im fliegenden Übergang das Projekt auf ein kleineres Reaktormodell abgeändert würde. Die Inbetriebnahme des erstes Blocks verschob sich damit um ein Jahr auf 2018, des zweiten um 3 Jahre auf 2020.[24]

Am 5. Juni erklärte Nischni Nowgorod Atomenergoprojekt, das man innerhalb des Monats Mai rund 105 % der geplanten Arbeiten umgesetzt habe. Im Gegensatz zu Rosatom geht das Unternehmen allerdings nach wie vor davon aus, dass der erste Block als WWER-1200 vollendet wird, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt weshalb die Konservierung nach wie vor angestrebt wird, und lediglich der zweite Block von einer Projektänderung betroffen wäre. Über die Zeit in der die technische Dokumentation des Kernkraftwerks Baltijsk überarbeitet werde, würden Arbeitskräfte zu den Baustellen anderer Kernkraftwerke verlegt, darunter zu den Blöcken Rostow 3 und 4, zum Kernkraftwerk Ostrowets, sowie zum Kernkraftwerk Kursk II. Rosatom legte dazu einen entsprechenden Plan vor, womit die Arbeitsleistung an den Werken erhöht und damit der Bau beschleunigt werden könnte, allerdings begrenzt über auf die Zeit, in der die Dokumentation überarbeitet wird.[25] Am 4. Juli 2013 erklärte Sergei Kirijenko, Leiter von Rosatom, dass das Kernkraftwerk doch nach den ursprünglichen Plänen mit zwei WWER-1200 fertiggestellt werden wird und der zweite Block nicht durch einen Reaktor oder mehreren Reaktoren mit geringerer Leistung ersetzt wird. Diese Entscheidung steht mit der in Auftrag gegebenen Studie über die Installation kleinerer Blöcke im Zusammenhang. Der Bau des Werkes wird daher folglich fortgesetzt, Kirijenko führte allerdings weiter aus, dass der Bau der Blöcke langsamer erfolgen soll als ursprünglich geplant. Da aufgrund der anderen Kernkraftwerksneubaten das Personal benötigt werden wird, sollen bei hohem Personalbedarf die Beschäftigten am Bau des Werkes in Kaliningrad abgezogen werden und der Bau einzelner Anlagenteile unterbrochen werden. Die Fertigung der Komponenten für beide Blöcke wird hingegen wie geplant nach dem ursprünglichen Zeitplan erfolgen.[26][27]

Am 12. August 2013 wurde mit dem Bau des Reaktorgebäudes an Block 1 fortgefahren und begonnen das Gebäude von der -3,85 Meter-Ebene auf die -1,25 Meter-Ebene zu betonieren. Am Sicherheitsgebäude wurde unterdessen begonnen die -3,70 Meter-Ebene zu betonieren, am Kontrollgebäude waren die Arbeiten etwas weiter beim Gießen der Wände zwischen der -3,70 und 0,40 Meter-Ebene.[28] Sergej Kirijenko erklärte im April 2014, dass man mit dem Projekt wieder weitergehe, die Arbeiten dennoch im verminderten Tempo nur sporadisch fortführe. Konkret gehe es nun darum einen entsprechenden Partner für Energieabnahme aus der Anlage zu finden. Sobald ein Partner gefunden sei, der verbindlich die erzeugte Energie abnimmt, solle mit dem Projekt nach Plan fortgefahren werden, womit man die eventuelle Vergrößerung des Projekts, zusätzlich kleinere Blöcke zu installieren, umgehen könnte.[29] Bis Anfang April wurden die Arbeitskräfte am Standort stark reduziert; statt 1600 bis 1700 Personen arbeiten heute, ein Jahr nach der Entscheidung den Bau zu verlangsamen, noch 300 Personen am Standort. Da die Lieferung der Komponenten fortfährt wurde mit der Installation von Hallen am Standort begonnen, in denen diese gelagert werden können. Weiter wird die Baustelle in einem Zustand gehalten, sodass innerhalb kürzester Zeit die Arbeiten wieder voll fortgeführt werden können. Der Direktor Witalij Alekseewitsch Trutnew, zuvor Ingenieur im Kernkraftwerk Kalinin, hoffte im Bezug auf einen Partner inständig, dass man sich mit den baltischen Staaten einigen können auf das Kernkraftwerk Visaginas zu verzichten um gemeinsam das Kernkraftwerk Kaliningrad zu errichten.[30]

Im Mai 2014 häuften sich Gerüchte, dass Teile der Anlage wieder demontiert werden und die Komponenten am Kernkraftwerk Ostrowets verbaut werden sollen. Die Direktion des Kernkraftwerks dementierte aber ähnliche Gerüchte, vermerkte jedoch, dass eine entsprechende Entscheidung darüber ausstehe aber bisher keine Entscheidung gefällt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden bereits rund 50 Milliarden Rubel am Kernkraftwerk verbaut.[31] Am 28. September 2018 wurde der Bau von Block 1 förmlich gestoppt.[16]

Betrieb

Obwohl das Werk vornehmlich zum Export von Elektrizität bestimmt ist, muss das Werk bei einer vorgezogenen Stilllegung der Blöcke 3 und 4 am Kernkraftwerk Leningrad die Lasten vorerst ersetzen, bis die Blöcke 3 und 4 am Kernkraftwerk Leningrad II als eigentlicher Ersatz für die beiden Blöcke fertiggestellt sind.[32]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Kaliningrad soll aus zwei Rektoren bestehen, von denen sich einer im Bau und einer in Planung befindet.

Reaktorblock[16]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

  1. a b Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 18. Handelsblatt GmbH, April 1973. Seite 147.
  2. a b c Angela E. Stent: From Embargo to Ostpolitik: The Political Economy of West German-Soviet Relations, 1955-1980 - Volume 34 von Cambridge Russian, Soviet and Post-Soviet Studies. In: Cambridge University Press, 2003 ISBN 0521521378
  3. a b Avril Pittman: From Ostpolitik to Reunification: West German-Soviet Political Relations Since 1974. In: Cambridge University Press, 2002 ISBN 052189333X
  4. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 18. Handelsblatt GmbH, April 1973. Seite 147.
  5. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 18. Handelsblatt GmbH, August/September 1973. Seite 368.
  6. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, März 1974. Seite 97.
  7. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, April 1974. Seite 155.
  8. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, Juli 1974. Seite 319.
  9. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, August/September 1974. Seite 377, 378.
  10. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 19. Handelsblatt GmbH, Oktober 1974. Seite 457.
  11. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 20. Handelsblatt GmbH, April 1975. Seite 156.
  12. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 20. Handelsblatt GmbH, Juli/August 1975. Seite 316.
  13. Kerntechnische Gesellschaft (Bonn, Germany), u.a.: Atomwirtschaft, Atomtechnik, Band 21. Handelsblatt GmbH, Mai 1976. Seite 219.
  14. a b World Nuclear Association - Nuclear Power in Russia (englisch)
  15. Russland Aktuell - Kaliningrad: Freitag, 30.04.2010 - Litauen klagt gegen Atommeiler in Kaliningrad
  16. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Russian Federation“ (englisch)
  17. Новый Калининград: «Росатом»: реакторы меньших мощностей на БАЭС должны дополнить основные, 24.05.2013. Abgerufen am 29.05.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  18. Naviny: Постигнет ли Островецкую АЭС судьба Балтийской?, 29.05.2013. Abgerufen am 29.05.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  19. The Lithuania Tribune: Rosatom orders conservation of Kaliningrad nuclear plant, 04.06.2013. Abgerufen am 04.06.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  20. a b c Новый Калининград: Документ: «Росатом» консервирует строящуюся Балтийскую АЭС, 04.06.2013. Abgerufen am 04.06.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  21. Новый Калининград: Рольбинов о консервации БАЭС: к нам поступает дозированная информация, 04.06.2013. Abgerufen am 04.06.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  22. a b Новый Калининград: «Росатом» отрицает консервацию строительства Балтийской АЭС, 04.06.2013. Abgerufen am 04.06.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  23. a b c Новый Калининград: В связи с расширением линейки мощности реакторных установок Балтийской АЭС выпущен приказ, 04.06.2013. Abgerufen am 04.06.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  24. ФедералПресс: Росатом: проект Балтийской АЭС будет реализован, но с коррективами, 05.06.2013. Abgerufen am 05.06.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  25. EnergyLand: Балтийская АЭС расширит линейку мощности реакторных установок, 06.06.2013. Abgerufen am 06.06.2013. (Version bei WebCite)
  26. RIA Novosti: "Росэнергоатом" намерен достроить два энергоблока Балтийской АЭС, 04.07.2013. Abgerufen am 09.07.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  27. Bellona: И снова – будем строить Балтийскую АЭС, 05.07.2013. Abgerufen am 09.07.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  28. Baltic NPP: At Baltic NPP Unit 1 reactor containment installation continues, 12.08.2013. Abgerufen am 14.08.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  29. Seogan: Росатом рассчитывает на продолжение проекта Балтийской АЭС, 10.04.2014. Abgerufen am 29.05.2014. (Archivierte Version bei WebCite)
  30. Seogan: Директор Балтийской АЭС: никто ничего не отменял, и термин «консервация» не уместен, 17.04.2014. Abgerufen am 29.05.2014. (Archivierte Version bei WebCite)
  31. Seogan: Руководство Балтийской АЭС опровергает информацию о возможном демонтаже оборудования, 09.05.2014. Abgerufen am 29.05.2014. (Archivierte Version bei WebCite)
  32. Power Engineering: Russia might decommission 7 GW of nuclear power early by 2019, 02.04.2013. Abgerufen am 02.04.2013. (Archivierte Version bei WebCite)
  33. a b Nuclear Engineering International: 2011 World Nuclear Industry Handbook, 2011.
  34. a b International Atomic Energy Agency: Operating Experience with Nuclear Power Stations in Member States. Abrufen.
  35. Power Reactor Information System der IAEA: „Nuclear Power Reactor Details - BALTIISK-2“ (englisch)

Weblinks

Siehe auch