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Das Kernheizkraftwerk Xuwei (chinesisch 徐圩核能供热厂, auch bekannt unter den Namen Lianyungang [chinesisch 连云港], Xizoushan [[chinesisch 西陬] und Dongzoushan [chinesisch 东陬山]) soll in der chinesischen Stadt Lianyungang in der Provinz Jiangsu entstehen. Ursprünglich wurde die Anlage durch die China General Nuclear Mitte der 2000er Jahre geplant. Aufgrund von Anpassungen in den langfristigen Entwicklungsplanungen ist die Anlage nicht in den Bau gegannen und der Standort war ab 2016 für den Bau der an Protesten gescheiterten Wiederaufbereitungsanlage Lianyungang vorgesehen. Die Proteste gegen die Anlage waren der größte bekannte protest gegen eine nukleare Einrichtung in der Volksrepublik China. Seit 2015 ist der Standort im Besitz der China National Nuclear Corporation, die nach Ende des Wiederaufbereitungsprojekts seit 2021 wieder ein Kernkraftwerk dort plant.
Im Jahr 2006 begann die China Gunangdong Nuclear Power Group mit den Planungsarbeiten für ein Kernkraftwerk nahe dem Berg Dongzoushan. Neben dem Kernkraftwerk Tianwan, das sich rund 20 Kilometer Nord-Nordwest befindet, sollte es das zweite Kernkraftwerk in der Provinz Jiangsu werden und zusammen mit Tianwan die größte Kernkraftwerksagglomeration in Ostchina werden.[1] Den Bau des Kernkraftwerks gab die Reform- und Entwicklungskommission der Provinz Jiangsu im Jahr 2008 bekannt. Vorgesehen waren insgesamt vier Reaktoren des Typs CPR-1000, von denen in einen ersten Bauabschnitt die Blöcke Lianyungang 1 und 2 gebaut werden sollten, und in einen zweiten Bauabschnitt die Blöcke Lianyungang 3 und 4. Der Bau war ab 2012 vorgesehen.[2][3] Bis zum Jahr 2010 wurde der Standort auf seine Eignung überprüft und gefundene kulturelle archäologische Funde vom Standort in Museen überführt.[4] Parallel dazu gab es auch seitens der China National Nuclear Corporation im Jahr 2009 Vermessungen des Standortes für eine mögliche Positionierung des Bauabschnitts 2 des Kernkraftwerks Tianwan an diesem neuen Standort, der als Ausweichstandort dienen sollte.[5] Nach dem Reaktorunfall von Fukushima-Daiichi im Jahr 2011 verzögerte sich die Umsetzung der Anlage, sodass bis 2015 die Planungen seitens der China Guangdong Nuclear Power Group abgeändert wurden auf Reaktoren des Typs ACPR-1000.[6]
Wiederaufbereitungsanlage
Im Jahr 2012 vereinbarte die China National Nuclear Corporation und Areva den Bau einer Wiederaufbereitungsanlage für abgebrannten Kernbrennstoff in der Volksrepublik China.[7] Als mögliche Standorte wurden 10 Orte in verschiedenen Küstenprovinzen untersucht. Im Jahr 2015 wurde die Zahl der potentiellen Standorte auf zwei verringert. Im Rennen waren noch die Standorte Fenyong in der Provinz Guangdong nahe der Stadt Zhanjiang, sowie Dongzoushan in der Stadt Lianyungang in der Provinz Jiangsu.[8]
Aufgrund der nicht offiziellen aber öffentlich sichtbaren Aktivitäten, die bei den Untersuchungen zwischen September 2015 und Juli 2016 stattfanden, war klar, dass sich die Standortsuche für die Wiederaufbereitungsanlage in Lianyungang für einen möglichen Standort verdichteten. Mit dem Auftrag der CNNC Ruineng Technology Company eine Vermessung am Standort Dongzoushan durchzuführen für eine Wiederaufbereitungsanlage, der im April 2016 vergeben wurde, sah man dies als Beweis, dass der Standort praktisch bereits feststand. Dies führte dazu, dass Einwohner von Lianyungang sich gegen das Projekt zusammenschlossen. Die Stadtregierung von Lianyungang wies allerdings die Annahme zurück, dass bereits eine Entscheidung über den Standort gefällt worden sei. Allerdings warb die Stadtregierung mit einem Schreiben vom 30. Dezember 2015 an die Provinzregierung aktiv dafür, dass man sich für die Ansiedlung der französisch-chinesischen Kooperation für die Wiederaufbereitungsanlage in Lianyungang bemühen soll. Am 6. August 2016 brachen in der Folge Proteste in Lianyungang auf gegen den Bau der Wiederaufbereitungsanlage.[5] Die Zahl der Teilnehmer wird auf mehrere Tausend beziffert. Die lokale Polizei war aufgrund der Proteste angerückt, griff allerdings nicht in diese ein. Das Sicherheitsbüro der Stadt Lianyungang erklärte allerdings, dass der Protest nicht angemeldet war und daher verboten.[9] Die Gerüchte am nächsten Tag, dass mindestens ein Demonstrant totgeprügelt worden sei, wies die Polizei von Lianyungang zurück.[7] Die Stadtregierung warnte vor weiteren Protesten und drohte an rechtliche Maßnahmen gegen Protestierende einzuleiten, wenn diese weitere Gerüchte streuen würden und die soziale Struktur durcheinanderbringen. Die Ursachen für die Proteste in Lianyungang wurden vornehmlich in den Ängsten gesehen, die infolge des Reaktorunfalls 2011 in Japan auftraten.[10]
Am 10. August 2016 gab die Stadtregierung von Lianyungang bekannt, sämtliche Planungen für eine Wiederaufbereitungsanlage im Bereich von Lianyungang gestoppt zu haben. Dies betraf nicht nur die Planungen, sondern auch alle möglichen Vorbereitungen für solch ein Projekt. Dies eröffnet die Möglichkeit ein Projekt, ohne großes öffentliches Aufsehen nach einiger Zeit in einen stornierten Zustand zu überführen. Eine Ursache für die Unterbrechung der Planungen wurde nicht genannt, wird aber mit den Protesten in Verbindung gebracht. Nach Ansicht eines Politikwissenschaftlers aus den Vereinigten Staaten hängt dies mit der generellen Art zusammen, wie die chinesische Politik solche Probleme handhabt. Einerseits werden natürlich entsprechende Strafen angedroht, die bei solchen Protesten angewendet werden können, andererseits versucht man sich jedoch auf die Meinungen der Bürger und deren Forderungen anzupassen, um diese zu befriedigen. Dabei spielt eher weniger die Mehrheit eine Rolle, als eher die Lautstärke, mit der Protestierende etwas einfordern, worauf die chinesische Politik eher reagiert als auf kleine Bewegungen.[11] Die Folge war, dass nur noch ein möglicher Standort damit übrig war, allerdings unklar war, ob sich in Fenyong auch Proteste ereignen würden. Gerade aufgrund des Kernkraftwerks Tianwan ist Lianyungang eigentlich eine für Kernenergie sensibilisierte Stadt, weshalb erwartet wurde, dass auch andere Städte noch eher Widerstand leisten würden gegen die Durchsetzung eines solchen Projekts. In einem öffentlichen Kommentar wurde die Ursache daher bei der Geheimhaltung der gesamten Prüfung benannt, die ohne Öffentlichkeitsbeteiligung stattfand und womöglich zu dieser Reaktion führten.[8] Am 13. August 2016 gab in der Folge allerdings auch die Stadtregierung von Zhanjiang bekannt, dass man nicht als Standort für die Wiederaufbereitungsanlage zur Verfügung stehe.[12] Im Jahr 2017 erwartete Areva eine Entscheidung über den Bau der Wiederaufbereitungsanlage, die ein Replika der Wiederaufbereitungsanlage La Hague werden sollte, in naher Zukunft, da die Volksrepublik China die Inbetriebnahme der Anlage bis 2030 plante.[13]
Neuplanungen für Kernheizkraftwerk
Aufgrund des hohen Prozessdampfbedarfs der angrenzenden petrochemischen Industrien an den Standort Dongzoushan wurde ab Januar 2021 die Planung des Kernkraftwerks Xuwei seitens der China National Nuclear Corporation begonnen. Die Anlage soll als Industriekernkraftwerk ausgelegt werden mit Druckwasserreaktoren des Typs Hualong One, die zusammen mit Reaktoren des Typs HTR-PM600 rund 9000 Tonnen überhitzten Dampf pro Stunde zur Verfügung stellen sollen mit einem Druck von gleich oder weniger 55 Bar. Hierdurch soll der Einsatz von kohlebefeuerten Anlagen umgangen werden, als auch die Minderleistung der Blöcke 7 und 8 des Kernkraftwerks Tianwan, die nur 600 Tonnen Dampf pro Stunde bei einer Temperatur von 185 °C mit einem Druck von 10 Bar liefern sollen, ausgeglichen werden. Geplant ist der Bau von vier bis sechs Blöcken.[14][15] Xuwei ist neben dem Standort Xin'an der einer der ersten Standorte, der den HTR-PM600 nutzen soll.[16] Im März 2022 genehmigte die National Energy Administration das generelle Projekt für den Bau des Kernkraftwerks.[17] Die Hualong Nuclear Power Technology Company listete das Projekt mit den Blöcken 1 und 2 seit 2022 als in Planung.[18] Zwischen September und Oktober 2022 wurde eine Prüfung des Standortes für die Kühlwasserversorgung vorgenommen. Die Kühlwasserentnahme soll aus dem Gelben Meer erfolgen, 7,5 Kilometer vor der Küste und über eine 19,5 Kilometer lange Leitung an Land zum Standort geleitet werden. Die Ableitung erfolgt ebenfalls 19,5 Kilometer an Land und über einen 6,3 Kilometer langen Tunnel im Meer. Das Brauchwasser soll aus dem Fluss Shanhou entnommen werden.[19]
Bauabschnitt 1
Der Bauabschnitt 1 soll aus drei Reaktorblöcke bestehen, davon zwei Druckwasserreaktoren des Typs Hualong One und einen Hochtemperaturreaktor des Typs HTR-PM600S. Der Beginn der Vorarbeiten wurde 2022 für Juli 2023 festgelegt und der Gesamtbauabschnitt sollte bis August 2030 abgeschlossen werden mit einer Gesamtbauzeit von 86 Monaten.[19][17][20]
Bauabschnitt 2
Der Bauabschnitt 1 soll aus drei Reaktorblöcke bestehen, davon zwei Druckwasserreaktoren des Typs Hualong One und einen Hochtemperaturreaktor des Typs HTR-PM600S.[19][20]
Standortdetails
Der Standort Xuwei hat eine Gesamtgröße von 349,11 Hektar. 267,58 Hektar werden durch Bebauung dauerhaft genutzt werden.[19]
↑South China Morning Post: Authorities in Chinese cities try to reassure public over nuclear fuel reprocessing plant, 13.08.2016. Abgerufen am 23.11.2022. (Archivierte Version bei Internet Archive)
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