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Kernkraftwerk Taishan

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Dieser Artikel behandelt das Kernkraftwerk Taishan in der Provinz Guangdong, China. Für den Standort Taishan in der Provinz Zhejiang siehe Kernkraftwerk Qinshan.
Kernkraftwerk Taishan

Standort
Land Volksrepublik China
Provinz Guangdong
Ort Yiaogu
Koordinaten 21° 54′ 41″ N, 112° 58′ 53″ O 21° 54′ 41″ N, 112° 58′ 53″ O
Reaktordaten
Eigentümer Guangdong Taishan Nuclear Power Joint Venture Company Limited
Betreiber Guangdong Taishan Nuclear Power Joint Venture Company Limited
Vertragsjahr 2007
Betriebsaufnahme 2018
Geplant 2 (2400 MW)
Im Betrieb 2 (3500 MW)
Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien Commons: Kernkraftwerk Taishan
Die Quellen für diese Angaben sind in der Zusatzinformation einsehbar.

Das Kernkraftwerk Taishan (chinesisch 台山核电站) befindet sich nahe der Stadt Taishan in der chinesischen Provinz Guangdong. Die am Südchinesischen Meer gelegene Anlage besitzt die zweitstärksten Kernreaktoren weltweit. Die Reaktoranlagen wurden vertragstechnisch ehemals für das Kernkraftwerk Yangjiang vorgesehen, jedoch aufgrund einer energetisch wichtigen Stellung nach Taishan verlegt. Seit 2018 befindet sich die Anlage in Betrieb.

Geschichte

Bereits 1992 wurde der Standort Taishan als Alternativstandort für ein möglicherweise in Yangjiang scheiterndes Kernkraftwerksprojekt gewählt.[1] Im Jahr 2004 schrieb China für die ersten Kernkraftwerke der Generation III die Standorte Yangjiang und Sanmen international aus. Bis September beworben sich die vier Kernkraftwerksbauer Areva (mit EPR), Westinghouse (mit AP1000), Atomstroyexport (mit WWER-1000/392 als AES-92, alternativ mit WWER-1500/448) und Korea Hydro & Nuclear Power Corporation (APR-1400).[2] Im Dezember 2006 erhielt Westinghouse den Zuschlag für den Bau von zwei AP1000 am Standort Yangjiang und zwei Reaktoren am Standort Sanmen.[3] Allerdings beantragte die Nuclear Regulatory Comission der Vereinigten Staaten von Amerika die Verschiebung des Standortes nach Haiyang, was später auch genehmigt wurde.[4] In der Folge wurde Areva der Bau von zwei Reaktoren in Yangjiang in Aussicht gestellt. Der Vertrag sollte im Juli 2007 hierfür unterzeichnet werden.[5] In Taishan sollte innerhalb des elften Fünfjahresplans (2006 bis 2010) mit dem Bau der ersten Blöcke begonnen werden, allerdings war kein direkter Zeitplan für das Kernkraftwerk festgelegt worden.[6] Aufgrund der energetischen Notwenigkeit wurde jedoch der Bau von sechs chinesischen Reaktormodellen in Yangjiang den Bau der Importmodelle vorgezogen, da diese schneller zu realisieren waren.[7] Als Ausweichstandort wurde das gesamte EPR-Projekt im August 2007 nach Taishan verschoben,[5] dem ehemals festgelegten Ausweichstandort von Yangjiang.[1] Grund für die Verschiebung waren die Verzögerung der Bauarbeiten am dritten Block des Kernkraftwerks Olkiluoto in Finnland, einem baugleichen Reaktor. Die chinesischen Behörden wollten verhindern, dass wichtige Kraftwerksstandorte aufgrund verzögerter Bauarbeiten womöglich nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen könnten.[8][5]

Block 1 und 2

Am 25. November 2007 wurde der Bauvertrag mit Areva unterzeichnet für den Bau der ersten beiden Blöcke. Der 8 Milliarden Euro teure Auftrag war der bisher größte Exporterfolg der französischen Atomwirtschaft.[9] Die Anlage stellt eines der größten Kernkraftwerke dar, die international in Auftrag gegeben wurden. Neben den beiden Reaktoren wurde der Bau einer Wiederaufbereitungsanlage für nuklearen Brennstoff beschlossen. Während Areva für Taishan die gesamte nukleare Ausrüstung liefert, sollen die sekundärseitigen Turbinensysteme von separaten Auftragnehmern kommen. Der französische Energiekonzern Électricité de France beteiligte sich mit 30 % Anteil an dem Werk, neben der China Guangdong Nuclear Power Company. Zusammen gründeten die beiden Konzerne das Inhaber- und Betreiberkonsortium Guangdong Taishan Nuclear Power Joint Venture Company Limited.[10] Den Auftrag für die Lieferung der Dampferzeuger erhielt im Februar 2008 der französische Hersteller Vallourec.[11] Im Mai 2008 wurde ein Kredit in Höhe von 100 Milliarden Yuan für das Kernkraftwerk zur Verfügung gestellt.[12] Im August 2008 wurde Alstom als Auftragnehmer für die Lieferung der Turbinen gewählt. Die China Guangdong Nuclear Power Company bestellte zwei Arabelle-Turbinen mit einer langsamen Laufgeschwindigkeit von 1500 Umdrehungen pro Minute und einer Kapazität von 1750 MW, die bisher international leistungsstärksten Turbosätze.[13] Die Turbinen sollten zusammen mit Dongfang hergestellt werden für insgesamt 300 Millionen Euro, von denen 100 Millionen Euro von Dongfang bereitgestellt werden. Bereits im April 2008 wurde Alstom für das Entwerfen der Turbineninsel beauftragt,[14] dessen Vertrag im Juli 2008 unterzeichnet wurde.[15]

Noch im August 2008 wurden die letzten Unstimmigkeiten für das Gemeinschaftsunternehmen von Électricité de France und der China Guangdong Nuclear Power Company zum Betrieb des Werkes geklärt. Erste Arbeiten am Standort wurden zur Erschließung des Geländes eingeleitet. Nach Plan sollte mit dem Gießen des ersten Betons im Herbst 2009 begonnen werden, sodass die beiden Blöcke 2013 und 2015 am Netz sein könnten.[16] Nach Plan sollte Areva die beiden Erstkerne sowie 17 Nachladungen zur Verfügung stellen, bis die neue Brennstofffabrik im chinesischen Baotou die Produktion für die Reaktoren aufnehmen kann.[17] Am 13. Oktober wurde der Vertrag für die Tiefbauarbeiten am ersten Block zwischen der Guangdong Taishan Nuclear Power Company als Auftraggeber und der Huangxing Engineering Company Shenzhen als Auftragnehmer unterzeichnet.[18] Bereits im März 2009 wurden die ersten Komponenten für die Reaktoren nach Taishan verschifft und anschließend vom Jiangmen Inspection and Quarantine Bureau inspiziert. Die beiden Container aus Frankreich mit einem Gesamtgewicht von zusammen 27,4 Tonnen enthielten die ersten Komponenten für das Werk und bestanden die Inspektion.[19] Am 27. Juni 2009 unterzeichnete die Taishan Nuclear Power Company mit der Daya Bay Nuclear Power Operation and Management Company einen Vertrag, wonach die Daya Bay Nuclear Power Operation and Management Company nach Aufnahme des kommerziellen Betriebs sämtliche Wartungen an der Anlagen übernehmen werde, sowie die Ausbildung des kraftwerkseigenen Wartungspersonals.[20]

Nach 18 Monaten konnte gegen Ende Juli 2009 die Erschließung des Standortes abgeschlossen werden. Ursprünglich war vorgesehen, dass die Erschließung aufgrund des steinigen Untergrunds ganze drei Jahre dauern würde.[21] Im September 2009 erhielt Alstom den Auftrag für die Lieferung von acht Notstromdieselgeneratoren für das Kernkraftwerk für rund 40 Millionen Euro. Beteiligt an dem Vertrag sind neben Alstom Power Turbomachines auch die chinesische Sparte Alstom Wuhan Engineering & Technology Company Limited und der deutsche Motorenhersteller MAN Diesel SAS. Jeder der Dieselgeneratoren hat eine Leistung von 9,1 MW.[22]

Bau

Ehemals sollte aufgrund des schnellen Baufortschritts bereits im August 2009 der erste Beton am ersten Block gegossen werden, allerdings musste der Guss aufgrund von schlechtem Wetter auf Mitte September verschoben werden.[23] Mit dem Bau des ersten Blocks wurde allerdings erst am 28. Oktober 2009 begonnen.[24] Zur Finanzierung wurde im November 2009 ein weiteres Kreditabkommen zwischen der China Guangdong Nuclear Power Corporation und einem Bankenkonsortium, an dem die China Development Bank und Bank of China beteiligt ist, unterzeichnet.[25] Mit dem Besuch des französischen Premierminister François Fillon in Peking zusammen mit dem chinesischen Vize-Premierminister Li Keqiang am 21. Dezember 2009 wurde die Baustelle des Kernkraftwerks und das Gemeinschaftsunternehmen offiziell bei einer feierlichen Zeremonie in Peking eröffnet.[26] Am gleichen Tag wurde die Exportkreditbürgschaft der Bank of China, China Development Bank und der Société Générale durch Unterzeichnung des zwischenstaatlichen Vertrags durch Wen Jiabao und François Fillon wirksam.[27] Am 20. März 2010 konnte der erste Ring des Sicherheitsbehälters von Block 1 platziert werden. Der Ring hatte einen Durchmesser von rund 40 Meter bei einer Höhe von rund fünf Meter und einem Gesamtgewicht von 115 Tonnen.[28]

Am 15. April 2010,[24] gegen 10:18 Uhr,[29] wurde mit dem Bau des zweiten Blocks begonnen.[24] Zum Gießen des ersten Betons wurde hierzu am gleichen Tag eine Zeremonie abgehalten.[30] Dresser Masoneilan, ein Konzern aus den Vereinigten Staaten von Amerika, wurde im Juli mit der Lieferung der Ventile für die beiden Blöcke in Taishan beauftragt. Bereits im April 2010 wurde für die sicherheitsrelevanten Ventile eine Ausschreibung vorgenommen, die der US-Konzern Flowserve für sich entscheiden konnte.[31] Am 1. September 2010 wurde mit dem Bau des konventionellen Anlagenteils begonnen.[32] Am 1. November 2010 wurde mit der Errichtung des Reaktorteils begonnen. Von der gesamten Bauzeit des Blocks von 52 Monaten dauert diese Phase alleine 22 Monate. Insgesamt müssen 3102 Räume in 155 verschiedenen Bereichen im Block aus Beton gegossen werden.[33] Am 5. Januar 2011 konnten die Transformatoren für die beiden Blöcke bei der TEVA Shenyang Transformer Group fertiggestellt werden, rund sechs Monate vor dem eigentlichen Termin, und nach Taishan geliefert werden.[34] Am 1. Februar 2011 wurde der Rundlaufkran für den ersten Block von der französischen Firma Eiffel geliefert.[35]

Am 30. August 2011 wurde der Bau des Reaktorteils im ersten Block weitestgehend vollendet.[36] Am 23. Oktober 2011 wurde die Kuppel des ersten Reaktorblocks auf das Reaktorgebäude gehoben. Diese hat einen Umfang von 147 Meter und ein Gewicht von 270 Tonnen. Die Kuppel war die bisher größte für ein Kernkraftwerk.[37][38] Am 7. und 8. April 2012 wurden die ersten beiden Dampferzeuger für den ersten Block zum Kernkraftwerk Taishan geliefert.[39] Im Juni 2012 wurde der Reaktordruckbehälter in dem Block eingebaut. Am 12. September 2012 folgte das Aufsetzen der Kuppel am zweiten Block.[40] Am 22. Januar 2013 besuchten Luc Oursel, Vorstand von Areva, sowie Henri Proglio, Vorstand von Électricité de France das Kernkraftwerk. Zu diesem Zeitpunkt waren weitestgehend alle Großkomponenten, Reaktordruckbehälter und Dampferzeuger, im ersten Block installiert. Laut Oursel sei der schnelle Baufortschritt nach 38 Monaten Bauzeit seit dem Gießen des ersten Betons auf die Erfahrungen zurückzuführen, die beim Bau der beiden Blöcken in Flamanville und Olkiluoto bereits gesammelt wurden.[41]

Im März 2013 wurde das erste Brennstoffbündel von insgesamt 241 für den ersten Block in Frankreich produziert, und sollte 2014 nach Taishan gebracht werden.[42] Im Mai 2013 konnte der erste Dampferzeuger für den zweiten Block gefertigt werden, der nicht wie die Dampferzeuger des ersten Blocks aus Frankreich kommen, sondern in der Volksrepublik China produziert wurde. Hersteller der Dampferzeuger in China ist Shanghai Electric.[43] Gegen Ende August 2013 lieferte Deongfang Electric den 1750 MW-Generator für Block 1, der laut Dongfang zu den technisch anspruchvollsten Objekten gehörte, die vom Unternehmen je gefertigt wurden, auch aufgrund der Größe und des Gewichts. Gefertigt wurde der Generator im Werk in Deyang in der Provinz Sichuan, der über die Straße zum Standort transportiert wurde.[44] Der 495 Tonnen schwere Generator wurde am 6. Oktober innerhalb von fünf Stunden in der Maschinenhalle des ersten Blocks installiert.[45]

Am 17. Oktober 2013 kam der britische Finanzminister George Osborne zu einer Informationsfahrt nach Taishan. Grund hierfür ist, dass der Mehrheitseigentümer von Taishan, die China General Nuclear Power Group, zukünftig im Vereinigten Königreich Kernkraftwerke bauen und betreiben möchte. Osborne machte im Rahmen dieses Besuchs durch eine Absichtserklärung die Beteiligung an Kernkraftwerken in Großbritannien möglich, sowie den Weg, dass chinesische Unternehmen zukünftig auch als Mehrheitseigentümer Kernkraftwerke dort errichten dürfen. Die Wahl von Taishan als Standort für die Besichtigung war nicht zufällig gewählt worden, da die China General Nuclear Power Group als Minderheitseigentümer zusammen mit EdF zwei gleiche Reaktormodelle vom Typ EPR am Kernkraftwerk Hinkley Point errichten will.[46][47]

Im Februar 2014 veröffentlichte die Volksrepublik den aktuellen Baufortschritt an den Kernreaktorblöcken des Landes. Der Bau von Block 1 war dabei um 15 Monate im Verzug und benötigt damit 67 Monate bis zur Vollendung, Block 2 war 13 Monate und benötigt damit insgesamt 65 Monate.[48] Die beiden französischen Unternehmen Areva und Électricité de France wurde viel Wert auf eine glatte Realisierung der beiden Blöcke gelegt, da es mehr oder weniger das erste Projekt in diesem Maßstab in der Volksrepublik China war, das in diesem beteiligten Umfang realisiert wurde. Insbesondere die störungsfreie Übergabe der Blöcke ohne sicherheitstechnische Probleme lag beiden Unternehmen sehr nahe, weshalb die französische Aufsichtsbehörde die Arbeiten überwachte, allerdings ist es für die Behörde schwer Informationen zu bekommen, da der Zutritt nicht so frei und einfach möglich ist, wie beispielsweise beim baugleichen Block 3 im finnischen Olkiluoto. Sowohl die chinesische Aufsichtsbehörde, als auch der Betreiber gaben auf Anfragen des öfteren keine Antworten. Im Februar 2014 machte daher der Philippe Jamet, einer von fünf Regierungsbeauftragten in der französischen Aufsichtsbehörde, das Parlament in Frankreich darauf aufmerksam und teilte sein Unbehagen im Bezug auf die sicherheitstechnisch nicht durchschaubaren Kooperation. Jamet erklärte allerdings, dass die chinesische Aufsichtsbehörde schlicht überfordert zu sein scheint, weshalb viele Fragen nicht beantwortet werden konnten.[49]

Im März 2014 schreib Jean Tandonnet, interner Sicherheitsinspektor von Électricité de France, einen Bericht über die Zustände auf der Baustelle bei seinem Besuch Mitte 2013. Demnach waren viele Komponenten wie Pumpen und die Dampferzeuger nicht korrekt konserviert am Standort gelagert worden und die Qualität weiche weit von denen an den anderen EPR-Baustellen ab. Jean Tandonnet forderte Verbesserungen ein und erwähnte, dass eine Tsunamistudie für den Standort in Ausarbeitung war. Tandonnet äußerte ebenfalls sicherheitstechnische Bedenken wie bereits Jamet im Parlament im Monat zuvor. Herve Machenaud, stellvertretender Vorstand von Électricité de France, ließ diesen Bericht aber unbeachtet und erklärte, dass man sich mit den sicherheitstechnischen Verfahren zufrieden zeige. Insbesondere hob er die reale Unabhängigkeit der chinesischen Aufsichtsbehörde hervor, ebenso wie der COO von Areva, Philippe Knoche, der die Anforderungen der Behörde als „äußerst Anspruchsvoll“ hervorhob. Im Vergleich mit der französischen Aufsichtsbehörde, die über hunderte Dokumente für den EPR Flamanville-3 für die Öffentlichkeit Online zur Verfügung stellte, gibt es diese Transparanz bei den chinesischen Behörden jedoch nicht. Ende Juni 2014 war das aktuellste Dokument zum Kernkraftwerk Taishan vom Jahr 2009, in denen der Beginn der Betonierungsarbeiten erläutert wird, sowie die dabei, wie bei den anderen EPR-Anlagen, aufgetretenen Probleme im frühen Baustadium.[49]

Am 30. Oktober 2014 konnte der Reaktordruckbehälter im zweiten Block installiert werden. Durch Optimierungen seitens der China Nuclear Industry 23 Construction Company, die den Einbau vorgenommen hatte, konnte die Zeit für den Einbau um fünf Stunden, im Vergleich zu dem Prozess in Block 1, auf acht Stunden beschleunigt werden.[50] Bezogen auf beide Blöcke lag der Gesamtfertigstellungsgrad der Anlage zu Beginn des Monats März 2015 bei 96 %.[51] Am 30. März 2015 wurde mit den Inbetriebnahmeaktivitäten im Leittechnikbereich begonnen durch das erste Booten der Schaltwarte von Taishan 1. Im Rahmen der daraufhin festgestellten Funktion wurde begonnen, die Feldbus- und Ethernetkommunikationsnetzwerke der Anlage einzurichten um systembezogene Parameter der Anlage in die Schaltwarte übertragen zu können, die durch Sensoren und Messeinrichtungen in der Anlage erfasst werden und aktuelle Werte der Anlage darstellen.[52]

Im April 2015 informierte Areva die französische Aufsichtsbehörde ASN über die Anomalien im Material des Reaktordruckbehälters und Reaktordruckbehälterdeckels von Flamanville-3, die bei Prüfungen ab Ende 2014 festgestellt wurden. Da das Problem auch auf andere EPR-Anlagen übertragbar sei, informierte die ASN auch die chinesische Aufsichtsbehörde über die Probleme.[53] Tatsächlich würde ein Fertigungsfehler ein Problem für Taishan darstellen, da im Gegensatz zu anderen Ländern in der Volksrepublik China keine Tests an den Komponenten vor dem Verbauen in der Anlage mehr vorgenommen werden. Die Aufsichtsbehörde reagierte in der Folge ziemlich schockiert über die Befunde, zumindest im Bezug auf den Reaktordruckbehälter. Der Reaktordruckbehälterdeckel wurde vor dem Einbau geprüft und entsprach den chinesischen Nuklearstandards. Die Druckbehälter und die Fehler können jedoch in dieser Form nicht im zerstörungsfreien Verfahren getestet werden. Areva und die ASN haben daher in Absprache mit dem Eigentümer von Flamanville-3, Électricité de France, eine Absprache getroffen, alternative Testreihen vorzunehmen um die Probleme zu lokalisieren. Sollten sich weitere Probleme ergeben, so könnte es ebenfalls zu Folgeuntersuchungen in Taishan kommen und damit zu Verzögerung in der Fertigstellung, obwohl die Anlage gerade in der Volksrepublik China eine Art Prestigeobjekt darstelle.[54] China hatte zugesagt, dass man keinen Brennstoff in irgendeinen der beiden Reaktoren laden werde, bevor das Thema vollständig aufgeklärt und gelöst ist.[55]

Am 30. Dezember 2015 gab die National Nuclear Security Administration die Freigabe in Block 1 den Kaltlauf des Reaktor- und Hilfssystems, in dem die Integrität der Leitungen, sowie die Systeme auf Funktion geprüft werden, zu beginnen.[56] Der Kaltversuch wurde am 27. Januar 2016 erfolgreich abgeschlossen, womit Taishan 1 der erste EPR war, der diesen Testlauf abgeschlossen hat.[57] Am 15. März 2016 gab die China General Nuclear Power Company bekannt, dass der Bau von Block 1 abgeschlossen wurde und der Block nunmehr in die Testphase für die Betriebsaufnahme sei.[58] Im Oktober 2017 unterging Taishan den Warmprobebetrieb. Allerdings wurde bei der Nachkontrolle festgestellt, dass der Speisewasserbehälter Risse aufwies. Die von Harbin Electric gefertigte Komponente sollte daher durch einen neuen Behälter ersetzt werden, der allerdings erst gefertigt werden muss. Im Dezember 2017 besprach das Unternehmen mit dem Betreiber inwieweit der Behälter ersetzt werden muss.[59] Die Schäden am Speisewasserbehälter waren bereits seit 2012 bekannt, da der Behälter in drei Einzelteilen angeliefert werden musste und einige Stellen beim Schweißen neu verschmolzen werden mussten. Hierbei musste bei der Installation in Taishan ein spezielles Schweißverfahren angewendet werden um die vorherigen Nähte einschmelzen zu können. Zusätzlich wurde für die Passgenauigkeit der Behälter mit Bolzen in die richtige Form gepresst, was langfristig zu Spannungen im Material führen kann, die beim Anlagenbetrieb mit den Jahren problematisch werden könnten. Dennoch hat die Prüfung beim vorherigen Kaltversuch ergeben, dass die Qualität der Schweißnähte gewährleistet ist. Erst nach der Belastung beim Warmversuch traten die Schäden auf. Harbin Electric selbst gibt an, dass es Probleme bei der Umsetzung der hohen europäischen Ansprüche gab und die Fertigung komplizierter sei als für konventionelle Kraftwerke oder den AP1000. Dennoch gab es bereits bei vergleichbaren Behältern von Harbin Electric in den Kernkraftwerken Dayawan und Ling'Ao vergleichbare Probleme. Der Behälter in Taishan besteht aus drei Teilen, von denen die Schweißnähte auf der linken und rechten Seite zwischen 20 und 26 mm versetzt sind. Der Behälter ist 46,6 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,76 Meter. Die Wandstärke beträgt 3 Zentimeter.[60]

Betrieb

Nach Plan sollte der erste Block 2013 und der zweite Block 2015 in Betrieb gehen.[16] Im Juli 2010 wurde jedoch berichtet, dass der erste Block erst 2014 den Betrieb aufnehmen könne.[31] Im August 2010 wurde die Inbetriebnahme des ersten Blocks wieder für das Jahr 2013 angegeben, die des zweiten Blocks für das Jahr 2014.[61] Da der Brennstoff für den ersten Block allerdings nicht vor 2014 geliefert wird, verschob sich die Inbetriebnahme erneut auf das Jahr 2014 für den ersten Block und 2015 für den zweiten.[42] Auf Basis des Baufortschritts im Februar 2014 wurde die kommerzielle Inbetriebnahme des ersten Blocks für frühstens Juni 2015 erwartet, die des zweiten Blocks für September 2015.[48] Am 29. Januar 2015 gab Électricité de France bekannt, dass der erste Block Ende 2015 vollendet werden würde, der zweite Block drei bis vier Monate später.[62] Nach Stand März 2016 wurde die kommerzielle Betriebsaufnahme für Block 1 in der ersten Jahreshälfte 2017 vorgesehen, für Block 2 in der zweiten Jahreshälfte 2017.[58] Infolge der aufgetretenen Schäden am Speisewasserbehälter in Block 1 verzögerte sich dessen Inbetriebnahme weiter in das Jahr 2018.[59]

Am Abend des 10. April 2018 erteilte die Aufsichtsbehörde in Peking die Genehmigung zum Laden des ersten Kernbrennstoffs in Block 1, woraufhin noch am gleichen Tag um 20:18 Uhr mit dem Ladevorgang begonnen wurde.[63] Am 6. Juni 2018 wurde Taishan 1 erstmals kritisch gefahren und hat damit die erste selbst erhaltende Kettenreaktion gestartet. Der Block war damit der erste Framatome EPR, der den Betrieb aufnahm.[64] Am 29. Juni 2018 um 17:59 Uhr ging der Block erstmals ans Netz.[24][65] Am 30. Oktober 2018 fuhr der Block erstmals mit seiner projektierten Nennleistung von 1750 MW, womit der Block somit der größte bisher gebaute Kraftwerksblock der Welt war. Am 13. Dezember 2018 meldete der Lastverteiler des Provinz Guangdong, dass der 168 Stunden andauernde Abnahmelauf des Blocks abgeschlossen wurde, womit dem Block der kommerzielle Betrieb erteilt wurde.[66] Zwischen erste Anbindung ans Netz kommerzieller Inbetriebnahme gab es während verschiedenen Testphasen insgesamt 9 Schnellabschaltungen des Blocks, davon waren fünf auf Fehler der Ausrüstung zurückzuführen und vier auf menschliche Fehler.[67] Zum 1. April 2019 hat die chinesische Regierung Mindestabnahmepreise für Reaktoren der dritten Generation gesetzt, darunter für das Kernkraftwerk Taishan. Demnach verkauft Taishan seine Kilowattstunde für 0,435 Yuan (0,0649 US-Dollar oder 0,058 Euro), womit der Preis unter dem Mindestpreis für die Kilowattstunde aus Kohlekraftwerken von 0,453 Yuan (0,067 US-Dollar oder 0,060 Euro) in der Provinz Guangdong liegt.[68] Seitens des EDF-Vorstands Jean-Bernard Lévy wurde im Mai 2019 erklärt, dass Taishan 1 sehr gut arbeitet.[69]

Anfang Mai 2019 wurde erstmals Kernbrennstoff in Taishan 2 geladen[69] und am 28. Mai 2019 erreichte der Block erstmals die Kritikalität.[70][71] Am 26. Juni 2019 ging der Block erstmals ans Netz.[72] Am 7. Juli 2019 kam es zu einer Schnellabschaltung von Taishan 2 nachdem bei einer Leistung von 20 % die Kondensatextraktionspumpen ausfielen. Dies führte zu einen hohen Wasserstand in den Dampferzeugern des Blocks auf der Sekundärseite.[73] Am 7. September 2019 ging Taishan 2 in den kommerziellen Betrieb.[74]

Am 17. September 2019 kam es zu einem Kurzschluss auf der Trasse der 500 kV Hochspannungsleitung Xiangguo B. Dies führte dazu, dass Taishan 1 eine sehr hohe Last am Turbogenerator verlor. Aufgrund der sich aufschwankenden Überdrahzahl reagierte der Überdrehzahlschutz der Turbine und trennte diese vom Netz, was zu einer Reaktorschnellabschaltung von Taishan 1 führte. Der Block lief zu diesem Zeitpunkt mit 1730 MW Leistung. Aufgrund des Ausfalls der großen Erzeugungseinheit reduzierte sich die Netzfrequenz von 50,003 Hertz auf 49,913 Hertz.[75][73]

Am 5. Februar 2020 kam es zu einen Bedienungsfehler in Taishan 2 während des Hochfahrens des Blocks. Während dieser stabil auf 875 MW elektrischer Leistung bei einer thermischen Reaktorleistung von 52 % vor. Für das Hochfahren wurde eine Sollleistung von 1050 MW eingestellt bei einer Reaktorleistung von 62 %. Um 12:36 Uhr erreichte der Block diese Leistung. Zur Nachregelung sollte ein Steuerstab der Leistungsbank (P-Bank) durch einen Steuerstab der schwarzen Bank (H-Bank, fährt mit der Borsäureregulierung parallel) ersetzt werden. Für den Steuerstab der schwarzen Bank, der bereits teilweise eingefahren war, wurde allerdings ein falscher Einfahrwert angegeben, sodass er mit den vorgewählten 300 Schritten seine Zielposition von 307 Schritten überfuhr und zu weit aus dem Reaktor fuhr. Dies führte dazu, dass die Borsäureeinspeisung erhöht werden musste, was die Operateure sofort manuell nachregelten. Um 13:04 Uhr konnte die Zielposition von 307 Schritten wieder erreicht werden. Auf der internationalen Skala für nukleare und radiologische Ereignisse wurde das Betriebsereignis unterhalb der Skala bewertet. Es handelte sich aber um einen Verstoß gegen die technische Spezifikation des Reaktortyps.[76]

Zum Sommerende 2020 ging Taishan 1 in die erste Revision seit Inbetriebnahme. Bis auf eine ungeplante Schnellabschaltung und zwei Betriebsereignisse unterhalb der Skala für nukleare und radiologische Ereignisse gab es keine besonderen Vorkommnisse.[77] Anfang September 2020 schloss Taishan 1 die erste Revision mit Brennstoffwechsel ab.[78] Die Revision verlief selber ohne größere Probleme. In dem Bericht dazu hielten die Inspektoren der National Nuclear Safety Administration allerdings fest, dass einige Nachbesserungen in der Druchführung vonnöten sind. Dabei wurde insbesondere festgestellt, dass es einen Fremsmaterialeintrag während der Revision, aber auch schon während des vorhergehenden Betriebs, in den Primär- und Sekundärkreislauf gegeben hat, worauf zukünftig mehr Achtsamkeit gelegt werden soll.[77] Fremdmaterialeintrag ist unter anderem ein Grund, weshalb es während des Betriebs zu Beschädigung von Brennelementen kommen kann.

Am 21. Februar 2021 kam es zum Ausfall einer Schalttafel in Taishan 1 in der Schaltwarte der Anlage, was zu einer automatischen Schnellabschaltung führte. Das Werkspersonal hat sofort nach der Schnellabschaltung den Fehler beheben können. Das Betriebsereignis wurde auf der internationalen Skala für nukleare und radiologische Ereignisse unterhalb der Skala festgelegt.[79]

Am 5. April 2021 um 11:45 Uhr kam es zu einem Zwischenfall in Taishan 1 während des Volllastbetriebs. Planmäßig wurde das Sperrwasser in der Abluftreinigung neu befüllt. Dabei wurde allerdings keine volle Dichtheit erreicht, weshalb das Sperrwasser wieder abgelassen wurde. Dabei kam es zu einen Anstieg der Emissionsdosisleistung, die über den Abluftkamin abgegeben wird, sodass eine Anregung der ersten Alarmstufe stattfand. Nach erneuten Befüllen des Sperrwassers wurde der Alarmschwellwert wieder unterschritten, sodass um 13:58:14 Uhr die erhöhte Abgabe endete. Ursache war, dass beim Neubefüllen des Systems einige radioaktive Edelgase in die Sperrwasserleitung eindrangen. Berechnungen zeigten, dass die abgegebene Dosis für Edelgase bei 0,00044 % des Jahresgrenzwertes lagen. Bei dem Event handelte es sich um einen Betriebszwischenfall, der auf der internationalen Skala für nukleare und radiologische Ereignisse unterhalb der Skala (INES 0) eingeordnet wurde.[80]

Während des Betriebs von Taishan 1 im Mai 2021 kam es zu einer Erhöhung der Konzentration von radioaktiven Edelgasen im Primärkreislauf. Aufgrund der Problematik wandte sich Framatome bereits Ende Mai 2021 an das Department of Energy der Vereinigten Staaten von Amerika um über ein potentielles Problem im Kernkraftwerk Taishan zu berichten.Am 3. Juni 2021 folgte eine Anfrage von Framatome auf Betriebsssicherheitsassistenz seitens des Department of Energy. Der Hintergrund ist, dass aufgrund der Edelgase im Primärkreis eine erhöhte Abgabe an die Umwelt stattfindet, weshalb die chinesische National Nuclear Safety Administration den Grenzwert für den Betrieb des Reaktorblocks erhöhte, um den weiteren Betrieb des Blocks zuzulassen,[81] durch Anhebung des Grenzwertes auf den doppelten Wert. Bis zum 30. Mai 2021 waren die Gasemissionen der Anlage auf etwa 90 % des Limits angestiegen.[82] Aus den Veröffentlichungen des chinesischen Umweltministeriums geht hervor, dass die Grenzwerte im Mai 2020 und im Januar 2021 auf Anfrage des Kernkraftwerks Taishan angepasst wurde.[83][84] Ursache für den Weiterbetrieb ist, dass es einen Strommangel in der Provinz Guangdong gibt, der zur Rationierung von Elektrizität in 20 Städten in der Provinz führte, sodass man auf die Kapazität von Taishan 1 nicht verzichten konnte.[85] Seitens Framatome wurde am 8. Juni 2021 gegenüber des Department of Energy die Aussage gemacht, dass eine „unmittelbare radiologische Gefährdung“ bevorstehe. Seitens der Biden-Administration wurde allerdings die unmittelbare Gefahr eines Krise nicht festgestellt und es bestehe keine reale Sicherheitsgefährdung.[82]

Am 10. Juni 2021 schloss Taishan 2 seine erste Revision erfolgreich ab und ging wieder ans Netz.[86]

Am 13. Juni 2021 veröffentlichte die Guangdong Taishan Nuclear Power Joint Venture Company Limited eine Stellungnahme in der sie meldete, dass Taishan 1 derzeit unter Volllast fahre und Taishan 2 am 10. Juni 2021 wieder angefahren wurde. Die dauerhafte Überwachung der Umwelt um das Kernkraftwerk zeigt normale Werte auf.[87] Framatome reagierte in einer Pressemitteilung am 14. Juni 2021 auf das Ereignis und erklärte, dass man die Lösung des Performanceprobleme im Kernkraftwerk Taishan unterstütze, sowie die Anlage in seinen sicheren Parametern arbeite.[88] Électricité de France bestätigte in einer Pressemitteilung am 14. Juni 2021 das Vorhandensein einer sich erhöhenden Konzentration von Edelgasen im Primärkreislauf von Taishan 1. Die Anwesenheit von Edelgasen im Primärkreislauf sind ein bekanntes Phänomen und Électricité de France würde entsprechende Expertise über die Situation mit dem Kernkraftwerk Taishan austauschen.[89]

Seitens Électricité de France wurde die Nichtabschaltung kritisiert, sodass sie eine Zusammenkunft des Verwaltungsrats der Guangdong Taishan Nuclear Power Joint Venture Company Limited einforderte. Beide Seiten seien sich einig, dass der Reaktor für das Beheben des Problems abgeschaltet werden muss um die Ursache zu klären.[85] Ob eine Abschaltung des Blocks allerdings wirklich nötig ist, muss zunächst in einer Analyse festgestellt werden.[82] Als mögliche Ursache ging der Physiker Patrick H. Regan, der am britischen National Physical Laboratory und der University of Surrey tätig ist, auf Basis der von Électricité de France getätigten Aussagen davon aus, dass an einen oder mehreren Brennstäben Leckagen entstanden sind, die zu der erhöhten Spaltgaskonzentration im Primärkreislauf führen können. Tatsächlich ist ein Weiterbetrieb eines Kernkraftwerks mit ein oder mehreren leckgeschlagenen Brennstäben nicht unüblich, jedoch im Westen seit den 1990ern unüblich um die Dosisbelastung insbesondere des Personals so klein wie möglich zu halten.[90] Bereits zuvor während der Revision von Taishan 1 im Oktober 2020 wurde an einigen Brennelementen während Leckageuntersuchungen festgestellt, dass einige Brennelemente Anzeichen dafür hatten, dass deren Dichtheit nicht gewährleistet sein könnte. Eine vollständige Analyse wurde allerdings nicht durchgeführt.[82] Seitens Électricité de France wurde allerdings argumentiert, dass es derzeit keine gesicherten Nachweise gebe, dass es Leckagen an den Brennstäben gebe.[82]

Um 4:00 Uhr Ortszeit des 15. Juni 2021 teilte das geophysikalische und meteorologische Büro in Macau mit, dass die Gammastrahlung im Bereich der Stadt Macau im Normalbereich liegt.[91] Die Behörden der Provinz Guangdong bestätigten am gleichen Tag für die Messungen um 7:07 Uhr Ortszeit ebenfalls, dass auf beiden Seiten der Meerenge, an der das Kernkraftwerk Taishan liegt, die Umweltindikatoren normal seien.[92] Das Observatorium von Hongkong erklärte ebenfalls, dass die Hintergrundstrahlung in dem Gebiet von Hongkong im Normalbereich liegt.[93] Im Laufe des des 15. Juni 2021 gab der stellvertretende Direktor und Sprecher des Außenministeriums der Volksrepublik China, Zhao Lijian, eine kurze Stellungnahme zu den Berichten ab. Er erklärte, dass die chinesischen Kernkraftwerke einen guten Wartungsrekord haben und keine Störungen die Umwelt bisher beeinflusst haben. Andere Experten kritisierten CNN über deren Berichterstattung zu dem Ereignis durch deren selektive Berichterstattung, die Bedenken über die nukleare Sicherheit in China schürte.[94] Nach genauer Inaugenscheinnahme der Problematik gab die National Nuclear Safety Administration am 16. Juni 2021 bekannt, dass anscheinend von den knapp 60.000 Brennstäbe in Taishan 1 rund 5 Brennstäbe Leckagen aufweisen, allerdings der proportionale Anteil aller im Kern nur bei 0,01 % liegt und daher unter der Designspezifikation von 0,25 % (150 Brennstäbe) liegt. Damit ist der Betrieb nach wie vor innerhalb der sicheren Betriebsparameter. Auf dieser Basis hat die National Nuclear Safety Administration bestätigt, dass die Grenzwerte angepasst wurden,[95][96] die für die Konzentration radioaktiver Edelgase im Primärkreislauf gilt. Grenzwerte für die Abluftanlage außerhalb der Anlage wurden nicht geändert. Entsprechend der Situation gab ddie National Nuclear Safety Administration an die Lage weiter zu überwachen, sowie eng in Kontakt mit der französischen Aufsichtsbehörde ASN zu bleiben über den Austausch von Informationen.[97]

Am 30. Juli 2021 wurde Taishan 1 zur Behebung des Problems vom Netz genommen in Absprache mit Fachmännern der Électricité de France und der China General Nuclear. Das Zeitfenster wird damit begründet, dass derzeit Wartungen an einer Hochspannungsleitung vorgenommen werden, sodass Taishan nicht seine gesamte Energie ins Netz speisen hätte können. Daher sah man in der Wartung das perfekte Zeitfenster diese Operation durchzuführen.[98] Am 28. November 2021 gab es seitens der französischen NGO CRIIRAD die Aussage, dass rund 70 Brennstäbe beschädigt worden wärend während des Betriebs, die aufgrund abnormaler Vibrationen im Kern resultierten.[99][100] Demnach entstehen die Vibrationen durch einen Konstruktionsfehler des Reaktordurchbehälters, was zu Vibrationen aufgrund der Hydraulik an den Abstandsgittern der Brennelemente führt, die durch ihre mechanische Einwirkung die Brennelementhüllrohre beschädigten. Ähnliche Probleme vermutete man inzwischen auch an Taishan 2. CRIIRAD weiste die französische Aufsichtsbehörde auf das Problem hin, auch auf Versuche aus dem Jahr 2007 un 2008, als bei einem Modellversuch bereits Simulationen ähnliche Probleme aufzeigten. Die ASN gab dazu kein Statement ab, da noch weitere Untersuchungen in Taishan liefen um die Ursachen genau zu lokalisieren.[101] Bei der Inbetriebnahme von Taishan 1 im Jahr 2018 wurden allerdings während des Probebetriebs diese Vibrationen bereits festgestellt.[99]

Im Mai 2022 gab die französische Aufsichtsbehörde bekannt, dass es Anzeichen während des Betriebs von Taishan 2 gab, die darauf hinweisen, dass das gleiche Problem wie in Taishan 1 dort ebenfalls auftritt.[102] Im Juni 2022 wurde auf Basis von Angaben der französischen Aufsichtsbehörde ASN bekannt, dass es sich bei den Ursachen um zwei verschiedene Probleme mit gleicher Wirkung aber ohne Verbindung zueinander handelt. Der erste Fehler betrifft die Feder in den Brennstäben, die die Brennelementtabletten in Position lagern. Da Taishan 1 in den ersten Betriebsmonaten eine relativ lange Zeit mit Teillast gefahren ist, dann allerdings die Leistung sehr plötzlich auf Volllast gefahren wurde, entstand eine Spannunsgrisskorrosion an den Federn, woraufhin diese brachen. Hierdurch ist die Lagerung verlorengegangen und damit eine Beschädigung der Hüllrohre durch die reibenden Brennstofftabletten von innen möglich. Das Problem kann durch einfache Anpassungen des Produktionsprozesses der Federn gelöst werden. Der zweite Fehler ist baulicher Ursache der Kerneinbauten, die aufgrund ihrer Form zu starken Druckschwankungen im Reaktorkern führen, was einerseits zu Abweichungen des Neutronenflusses führte, sowie zu starken Vibrationen zwischen den Brennelementen, wodurch einzelne Brennstäbe starken Belastungen ausgesetzt waren und ebenfalls Beschädigungen hierdruch aufweisen.[103]

Bis Juli 2022 war das Problem soweit identifiziert worden, sodass seitens Framatome eine Lösung für das Vibrationsproblem ausgearbeitet werden konnte.[104] Zwischen dem 26. und 29. Juli 2022 erfolgte die abschließende Kontrolle durch die National Nuclear Safety Administration, die anschließend die Freigabe für das Wiederanfahren von Taishan 1 erteilte.[105]

Stilllegung

Am 4. April 2019 wurde die Betriebsgenehmigung für beide Blöcke für zunächst 40 Jahre seitens der National Nuclear Safety Administration ausgestellt. Während für Taishan 1 die Betriebslizenz bis zum 9. April 2058 gültig ist, endet die Betriebslizenz von Taishan 2 auf den Tag genau 40 Jahre nach Laden des ersten Kernbrennstoffs.[106]

Block 3 und 4

Im Jahre 2015 hätte der Bau zwei weiterer baugleicher Reaktoren in Taishan erfolgen können.[37] Noch im Jahr 2010 wurde der Standort für die beiden Blöcke erschlossen und die Bestellung der Reaktoren war in Vorbereitung. Der Bau könnte vollständig von chinesischen Unternehmen erfolgen, da Areva die Technologie an die chinesischen Behörden übertragen hatte, allerdings liegen die vollständigen Lizenzrechte bei Areva, weshalb die Vermarktung des EPR's seitens chinesischer Unternehmen im Ausland untersagt wird. Lediglich der Bau innerhalb der Volksrepublik ist zulässig.[107] Spätestens seit 2012 gibt es entsprechende bilaterale Verhandlungen über den Bau der Blöcke seitens Areva und der China General Nuclear Power Company.[108] Bei einem Besuchs des französischen Premierministers Jean-Marc Ayrault am Standort Taishan im Dezember 2013 belobigte er die gute Zusammenarbeit beider Staaten beim Bau dieses Großprojektes und regte offen gegenüber den chinesischen Seite an, die nächste Baustufe mit weiteren zwei EPR zu errichten. Ob dies aber geschehen solle müsse die chinesische Seite entscheiden, Frankreich sei allerdings für den Ausbau des Kernkraftwerks Taishan bereit. Eine Entscheidung über den Bau der beiden Blöcke hätte allerdings bereits im Frühjahr 2014 fallen können, etwa zur gleichen Zeit wie der vorgesehene Besuchs des französischen Präsidenten François Hollande.[109] Im Rahmen der Verhandlungen soll zusätzlich eine Wiederaufbereitungsanlage angeboten werden. Dieser Kurs der Regierung, aktiv den Bau neuer Kernreaktoren in der Volksrepublik China zu fördern, während Frankreich nach Angaben von Aktivisten aussteigen wolle, kritisierten Aktivisten. Jean-Marc Ayrault machte allerdings bei diesem Besuch klar, dass nie die Rede von einem Ausstieg seitens Frankreich aus der Nutzung der Kernenergie im Raum stünde, da es sich das Land nicht leisten könne auf diese Technik zu verzichten, da die französische Industrie ohne den Bau der Kernkraftwerke in Frankreich und im Ausland nicht auf dem hohen Niveau arbeiten könne, auf dem sie sich heute befinde. Es gebe lediglich die Festlegung die Erzeugungskapazitäten auf einen Anteil von 50 % im Strommix zu reduzieren, der Neubau von Kernkraftwerken ist allerdings weiterhin vonnöten um diesen Anteil zu halten.[110]

In einem Statement seitens Hervé Machenaud, Vorstand von Électricité de France Asia-Pacific, erklärte er am 29. Januar 2015, dass beide Seiten bei Treffen immer wieder den Bau der beiden zusätzlichen Blöcke diskutieren. Ob diese jedoch errichtet werden oder nicht, gab er nicht preis. Nach Analysten wollen die chinesischen Partner vor den Kauf weiterer Blöcke zunächst mindestens einen der ersten beiden Blöcke am Netz haben.[62] Mit Stand vom April 2015 war der Bau von Taishan 3 und 4 mit Reaktoren des Typs EPR bereits genehmigt.[111] Seitens des französischen Präsidenten Emmanuel Macron gibt es Interesse daran mehr Reaktoren in China zu bauen mit Beteiligung von EDF, allerdings wolle man bis 2021 mit etwaigen Machbarkeitsstudien warten, wenn die Entscheidung gefällt wurde, ob man mit dem Bau neuer EPR fortfährt oder nicht.[69] Seitens der China General Nuclear Power Corporation wurden die Planungen bis September 2020 abgeändert und das Reaktormodell auf Hualong One umgeändert.[112]

Block 5 und 6

Bereits im Jahr 2009 gab es entsprechende Pläne einen fünften und sechsten Block zu errichten.[113] Allerdings bestehen weder etwaige Abkommen über einen etwaigen zukünftigen Bau der Blöcke, noch eine Absichtserklärung, weshalb der Bau der Anlagen fraglich sein würde.[107] Nach den aktuellen Planungen für den Standort werden die Blöcke nicht weiter erörtert.

Standortdetails

Der Standort ist dafür ausgelegt bis zu sechs Reaktorblöcke zu beherbergen.[113] Die Blöcke entnehmen das Kühlwasser aus einem Reservoir, dass sich vor dem Kernkraftwerk befindet und rund eine Millionen Kubikmeter Kühlwasser speichern kann. Der Wasserpegel im Reservoir liegt über dem Meeresspiegel, um im Falle eines Ausfallens der Pumpen das Wasser durch die Schwerkraft passiv über das nukleare Nebenkühlsystem die Reaktorblöcke zu leiten. Im Normalbetrieb wird das Kühlwasser durch vier Kühlwasserpumpen je Block durch die Kondensatoren geleitet und das erwärmte Kühlwasser anschließend über einen vier Kilometer langen Tunnel unter Wasser zurück in das Meer abgeleitet.[114]

Für die Ausbildung des Personals wurde in Taishan am 12. Juli 2010 ein auf das Projekt angepasster Simulator in Betrieb genommen.[115]

Eigentümer und Betreiber

Kernkraftwerksverwaltung

Eigentümer und Betreiber des Kernkraftwerks ist die Guangdong Taishan Nuclear Power Joint Venture Company Limited (kurz TNPC), ein Gemeinschaftsunternehmen von Électricité de France und der China General Nuclear Power Company (ehemals China Guangdong Nuclear Power Company).[24] Gegründet wurde das Unternehmen am 26. November 2007,[116] der Partnerschaftsvertrag allerdings erst am 10. August 2010 unterzeichnet.[117] Die Partnerschaft ist allerdings auf 50 Jahre beschränkt, da keine längeren Zeiträume für Gemeinschaftsunternehmen seitens des chinesischen Rechts erlaubt sind.[118] Am 11. Dezember 2009 wurde seitens des Handelsministeriums die Investitionsgenehmigung für das Unternehmen erteilt, womit die Registrierung des Gemeinschaftsunternehmen abgeschlossen wurde. Das Festkapital des Unternehmens beträgt 16,74 Milliarden Yuan, wovon Électricité de France 5,022 Milliarden beisteuert.[119]

Der Eigentümeraneil der China General Nuclear Power Company teilt sich noch einmal in zwei Teile auf. Während lediglich 10 % der Anteile unter direkter Kontrolle der China General Nuclear Power Company waren, sind die restlichen 60 % im Besitz des Mutterkonzerns, der China General Nuclear Power Holding. Für den Bau der Blöcke 3 und 4 begann die China General Nuclear Power Company von der China General Nuclear Power Holding insgesamt 41 % der Anteile zurückzukaufen, womit die China General Nuclear Power Company zum eigentlichen Mehrheitseigentümer der Anlage wird. Der Zukauf wurde Ende März 2015 abgeschossen.[120][121] Nach der Betriebsaufnahme der Anlage soll nach Plan der Anteil der China General Nuclear Power Company reduziert werden und 19 % an Taishan Investment verkauft werden.[122]

Die Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen teilen sie wie folgt auf:[24]

  • 70 % - China General Nuclear Power Company
  • 30 % - Électricité de France

Technik Block 1 und 2

Die beiden Druckwasserreaktoren sind vom Typ Areva EPR, die für China spezialisierte Version trägt die Bezeichnung Chinese EPR, kurz CEPR.[24] Als Referenz für die beiden Reaktormodelle in Taishan dient der dritte Block des Kernkraftwerks Flamanville in Frankreich.[30] Bei einer thermischen Reaktorleistung von je 4500 MW erreicht jeder der Blöcke eine elektrische Bruttoleistung von 1750 MW, von denen 1660 MW netto in das Elektrizitätsnetz gespeist werden.[24] Die Elektrizität wird durch eine ARABLLE-Turbine in Verbindung mit einem Generator vom Typ GIGATOP-4 erzeugt, der eine Scheinleistung von 2000 Megavoltampere erreicht. Im Gegensatz zu der baugleichen Turbine in Flamanville wurde die letzte Reihe der Läuferschaufeln in den Niederdruckteilen vergrößert, da die beiden CEPR in Taishan mit leicht höheren Kühlwassertemperaturen arbeiten als der Reaktor in der Normandie.[123] Nominal kann der Generator eine Leistung von 1755 MW erreichen.[124] Entsprechend der Generatorscheinleistung wird die Energie über sieben Transformatoren mit einer Scheinleistung von je 700 Megavoltampere abgeleitet. Drei Transformatoren sind während des Blockbetriebs immer in Betrieb, während ein Transformator zur Reserve bereit steht, falls einer ausfallen sollte. Die Transformatoren sind hinsichtlich ihrer Kapazität die größten weltweit. Geliefert wurden die Transformatoren für die ersten beiden Blöcke von der TBEA Shenyang Transformer Group.[125]

Lieferanten

Im Rahmen der vertraglichen Vereinbarung stimmte Areva der Transferierung der Lizenzrechte am EPR zu. Im Rahmen dessen wurde der Lieferanteil nach und nach an den Blöcken erhöht, der seitens der Volksrepublik China gestellt wird. Die Lieferanteile teilen sich wie folgt auf, im oberen Bereich die nuklearen Komponenten, im unteren die konventionellen Komponenten:

Komponente Block 1 Block 2
Reaktordruckbehälter Mitsubishi Heavy Industries Dongfang Electric
Dampferzeuger Chalon Dongfang Electric, Shanghai Electric
Druckhalter Chalon Dongfang Electric
Kerneinbauten Škoda JS Shanghai Electric
Steuerstabantriebe Jeumont Jeumont, Shanghai Electric
Primärpumpen Jeumont, Dongfang Electric Jeumont, Dongfang Electric
Schwerkomponenten Dongfang Electric Dongfang Electric
HIP-Zylinder Alstom, Dongfang Electric Dongfang Electric
LP-Zylinder 1 Alstom, Dongfang Electric Dongfang Electric
LP-Zylinder 2 Dongfang Electric (außer Schweißarbeiten) Dongfang Electric
LP-Zylinder 3 Dongfang Electric (außer Schweißarbeiten) Dongfang Electric
Generatorläufer Dongfang Electric (Außer Wicklung) Dongfang Electric
Generatorstator Dongfang Electric (Außer Wicklungsaufhängung) Dongfang Electric
Erregermaschine Dongfang Electric Dongfang Electric

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Taishan besteht aus zwei in Betrieb befindlichen Reaktorblöcken.

Reaktorblock[24]
(Zum Ausklappen Block anklicken)
Reaktortyp Leistung Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Stilllegung
Typ Baulinie Netto Brutto

Einzelnachweise

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Siehe auch